Eastside hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 17:53
Und man sollte auch bedenken, dass auch Nerd eine Schublade ist in die man sich größtenteils selbst reinsteckt, und die nicht für alle Ewigkeit festgemeißelt ist. Vielleicht stellt auch der Nerd später überrascht fest, dass es noch Dinge, Tätigkeiten und Menschen außerhalb seiner momentan so ultrawichtigen Fantasiewelt gibt. Was natürlich schwierig bis unmöglich ist wenn man es vorzieht den Weg des LCZ-Nerds zu beschreiten, da es ja "eh egal ist". Damit verfestigt man nur alles, und beraubt sich jeder Chance auf Veränderung.
Das ist natürlich Wunschdenken vieler mainstreamiger Nichtnerds, daß alle Nerds, vor allem diejenigen abseits des Mainstream, irgendwann von sich aus „zur Besinnung kommen“, ihr Nerd-Dasein vollumfänglich aufgeben und sich nahtlos komplett in den Mainstream einfügen.
Aber es ist eben Wunschdenken.
Brax hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 18:01
Aber wenn dem Nerd Höflichkeit so wichtig ist, dass er die Einladung nicht ausschlagen möchte, wieso ist er auf der Feier dann doch so unhöflich, dass er seine Gesprächspartner von oben herab behandelt und vor den Kopf stößt?
Was der Nerd tut, was ihr als „unhöflich“ erachtet, ist im Prinzip genau dasselbe, was eigentlich alle Partygäste tun: Er tut seine Meinung kund und redet mit Leidenschaft über seine Hobbys und Interessen. Ihr sagt doch immer, daß es genau das ist, was ihr toll findet – wenn jemand mit Leidenschaft über seine Hobbys und Interessen redet. Genau das tut er.
Was nun sein Handeln gefühlt „unhöflich“ macht, das ist seine Meinung – weil diese vom Mainstream abweicht. Er macht sich weder die Mühe und paßt seine Meinungen an den Mainstream an, um die anderen Partygäste nicht vor den Kopf zu stoßen, noch hält er sich mit seinen abweichenden Meinungen zurück, um die anderen Partygäste nicht vor den Kopf zu stoßen.
Es kommt nicht darauf an, wie man grundsätzlich seine Meinung vertritt. Es kommt darauf an,
was für eine Meinung man vertritt und in welcher Relation sie zur jeweils vorherrschenden Meinung steht.
Merke: Wenn deine Meinungen und deine Interessen dem Mainstream entsprechen, kannst und
sollst du sie mit Inbrunst zur Schau stellen. Wenn sie dem Mainstream widersprechen, solltest du sie eher vorsichtig durch die Blume mitteilen. Oder besser noch für dich behalten. Oder
noch besser – sie aufgeben und dich an die Masse anpassen.
Two-Tone hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 18:57
Aber primär ist es bei Nerds doch so, dass das, was sie ausmacht, sie nicht sonderlich attraktiver macht.
Richtig. Genau das versuche ich, der nun wirklich harte und weit vom Mainstream abweichende Nerd-Themen kennt, schon seit Jahren zu erklären.
Aber das scheint niemand zu begreifen. Es heißt immer wieder: „Nerds sind doch nichts Schlimmes, $TYPISCHES_NERDTHEMA ist doch voll Mainstream, was habt ihr eigentlich?“
Und das liegt daran, daß Nerds anhand immer derselben vier „Nerd-Themen“ bewertet werden:
- Mainstream-Science-Fiction (die jeweils aktuellsten Produktionen von Star Wars und Star Trek)
- AAA-Videospiele
- Modelleisenbahn (wird gleichgesetzt mit Landschaftsbau à la Miniatur-Wunderland, durch den gelegentlich ein Zug fährt)
- Briefmarkensammlung
Andere Nerdthemen gibt es für die allermeisten Menschen allem Anschein nach gar nicht.
Two-Tone hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 18:57
Du schließt von der Langweiligkeit einer Person auf die vermeintliche Langweiligkeit der Interessen der Person.
Was soll sonst passieren? LaraMarie hört gespannt zu, wenn ein Eisenbahnenthusiast alle Weichenstellungen rauf- und runterratten kann, wie wenn er mit Signalanlagen schläft? Eher weniger, da kann der Nerd es noch so höflich rüberbringen. Er wird ihr langweilen. Falls das nicht der Fall sein soll, dann will ich LaraMarie in einem vertiefen Gespräch sehen, wo sie gebannt einem Harcorenerd zuhört. Dann ist es ein Beweis, der mich überzeugen kann.
Wenn es denn je passieren würde.
Vielleicht wird sie sagen, kein Problem, das kann so schlimm nicht werden – bis sie tatsächlich mit einem Hardcore-Nerd weit jenseits des Mainstreams konfrontiert wird.
Two-Tone hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 18:57
Zusammenfassung: Wenn jemand Ablehnung erfährt, dann in seltensten Fällen wegen der erwähnten Thematik. Meist liegt es an den Verhaltensweisen je nach Milieu wohl auch Ansichten.
Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die die seltensten Fälle ausmachen, Nerds sind. Und dann?
Eben. Man nehme die Menschen mit ablehnenswerten Thematiken und rechne politische und/oder religiöse Extremisten sowie sexuell Pervertierte heraus. In dem Rest findet man die ganzen Nerds jenseits des Mainstreams.
Two-Tone hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 19:21
Aber würdest du dich weiterhin regelmäßig mit einem Nerd abgeben wollen, von dem du weißt, er ist zwar nett aber die einzige Konversation, die mit ihm halbwegs möglich ist, ist über Dinge, die dir langweilig erscheinen?
Langweilig geht ja noch. Es geht noch schlimmer als langweilig: abstoßend.
Xiangni hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 19:46
NBUC hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 18:08
Wobei noch ein Zwischenszenario denkbar ist: Der Gastgeber hat NICHT geteilt und nun eine Runde Nerds undn eine Runde Normaolos sind dabei und die Berührung eines gemeinsamen Themas hat die nun explosiv zusammen geführt. Und bei teils seit Schulzeiten gepflegten gegenseitigen Resentiments (nicht unbedingt mit derselben Crew) haben beide Seiten genügend Gelegenheit sich daneben zu benehmen.
Warum sollte der Gastgeber ein Fest veranstalten und zwei Gruppen einladen, von denen er genau weiss, dass sich diese nicht mögen??
Weil er das gar nicht weiß. Weil er sich dieser Zwistigkeit nie bewußt war.
Oder weil er diese Zwistigkeit ignoriert, weil er z. B. seine ehemaligen Schulkameraden
alle auf
einem Fest wieder zusammenhaben will. Weil er sich nicht den Aufwand machen will, ein Ehemaligentreffen für die Nerds zu veranstalten und noch ein separates Ehemaligentreffen für die Nichtnerds.
Oder weil er dachte, wenn er alle auf einem Fest zusammenholt, kann man die alten Zwistigkeiten begraben. Es sähe ja auch doof aus, wenn man ein Ehemaligentreffen veranstaltet, und die Hälfte der Ehemaligen darf nicht kommen. Auch dann, wenn man dann noch eins veranstaltet für diese Hälfte – zu dem die andere Hälfte nicht kommen darf.
Xiangni hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 19:46
- Weiss ich zuvor, dass ich sowieso keine Lust habe Smalltalk zu machen und neue Leute kennen zu lernen, so sage ich dem Gastgeber ab.
Und du begründest das dem Gastgeber
wie? Und der nimmt das dann
wie auf?
Hanuta hat geschrieben: ↑10 Apr 2020 19:56
Der "Nerd" wird hier immer so als Typ dargestellt, der sich für nichts außer sich selbst und seine Sonderinteressen interessiert. D.h., dass er weder etwas zu allgemeinen Thematiken, die zur Allgemeinbildung gehören beitragen kann noch von irgendwelchen anderen Mainstreamthemen je gehört hat.
Genau das ist häufig aber der Fall.
Worüber auch immer „die Leute“ normalerweise reden, daran haben viele Nerds tatsächlich kaum Interesse. Oder wenn sie daran nicht gänzlich uninteressiert sind, so teilen sie trotzdem die Meinungen der breiten Masse nicht.
In ersterem Fall können sie also überhaupt nicht mitreden und wollen es auch gar nicht. Wie gesagt, es interessiert sie kein Stück. Es braucht sie auch nicht zu interessieren – sie haben sonst schon genug Interessen, denen sie nachgehen.
In letzterem Fall können sie mitreden, ecken dann aber sofort hart an.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Ja, das ist natürlich ungünstig. Kannst du versuchen dieses Gefühl in ein "es ist egal, was passiert. Wenn ich mich nicht wohl fühle gehe ich früher nach Hause?" umzuwandeln. Du setzt dich sonst unnötig unter Druck
Und der Gastgeber, der einen eingeladen hat, fängt an, sich Gedanken darüber zu machen, warum man wortlos die Party weit vorzeitig verlassen hat.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Schade, dass dies bei euch so nicht gehandhabt wird mit der Begrüssung. In diesem Fall würde ich an deiner Stelle früh erscheinen. Wenn die Party um 19 Uhr losgeht, dann sei um 19 Uhr dort. Oder noch besser: Frag den Gastgeber, ob du ihm bei den Vorbereitungen helfen kannst. Je früher du nämlich dort bist desto gezwungenermassen müssen die neuen Gäste dir Hallo sagen.
Das ist wahrscheinlich auch ein Süd-Nord-Gefälle.
In weiten Teilen Schleswig-Holsteins ist – zumindest gegenüber Leuten, mit denen man nicht dick befreundet ist – ein kurzes, lapidares „Moin“ ohne Aufeinanderzugehen, geschweige denn Händeschütteln (Kopf zum Zubegrüßenden drehen. „Moin.“ „Moin.“ Kopf zurückdrehen.) Standard. Im bis zur gefühlten Misanthropie unterkühlten Hamburg ist sogar das schon unnötiges „Gesabbel“. Man ist einfach da, und das wird zur Kenntnis genommen oder auch nicht.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Das ist keine Frage des Interesses / Scheiße finden, sondern des Könnens/Verstehens.
Strell dir vor, du kommst mal umgekehrt als einzige zu einem Nerdtreffen, wo alle anderen "fließend" über Computersicherheit reden.
Für die ist das dann deren Alltag - bzw. der berichtenswert erscheinende Anteil davon. Die reden dann von neuester Hardware, der aktuellen Sicherheitslücken, ggf. wird über Vorzüge- oder ANchteile der einen oder anderen Technik gesprochen.
Wenn du als Deutscher ohne Französischkenntnisse (und umgekehrt) in eine französische Disko kommts, must du Französisch nicht Scheiße finden, um nichts zu verstehen.
Niemand hat ja nur 1 Interesse zu 1 Thema. Dann gilt es irgendwie Gemeinsamkeiten zu finden.
Ich habe viele Interessen. Du hast wahrscheinlich auch viele Interessen. Und ich wage zu behaupten, daß wir trotzdem keine konstruktiv nutzbaren Gemeinsamkeiten finden werden.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Wenn natürlich diese Nerds auf dem Nerdtreffen und ich ein komplett anders Kommunikationsverhalten haben und wir beide keinen einzigen Schritt auf den anderen zugehen, dann kann das nicht funktionieren, ja.
Ich will es einmal so formulieren: Niemand geht auf den Chaos Communication Congress oder den Easterhegg, um zu „menscheln“ bzw. grundlegendes Socializing ohne sachthematischen Hintergrund zu betreiben. Niemand. Und niemand rechnet damit, daß irgendjemand anderes das tut.
Wenn du mit genau diesem Ziel zu so einer Veranstaltung gehst, dann wird das nicht funktionieren.
Ein kleines bißchen mehr Glück kannst du auf Fan-Conventions haben. Aber auch da läuft das Socializing über das gemeinsame Fan-Thema, über das auch ausgiebig geredet wird – und zwar sachlich und nicht als Small Talk, als Vehikel zum „Menscheln“. Wenn du da in der Thematik nicht drin bist und auch kein wirkliches sachlich-inhaltliches Interesse an der Thematik aufbringen kannst, bist du chancenlos.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Die Sprache finde ich ein sehr schlechtes Beispiel: Durch meine vielen Reisen weiss ich, dass man sich auch mit Handzeichen gut genug verständigen kann...
Du redest von einer Fremdsprache. Eine Fremdsprache ist etwas völlig anderes als
eine Fachsprache oder, noch schlimmer, Fachjargon.
Ich wage zu behaupten, daß du im laotischen Dschungel die Leute besser verstehst als auf einem Stammtisch schweizerischer Eisenbahnenthusiasten.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Das für dich banale ist für ihn eben Fremdland. Und natürlich interessiert ihn das oft auch nicht. Ich behaupte aber mal, das ist zumindest im smalltalkbereich auch unter Normalos üblich, aber die beherrschen eben das Klavier untereinander sozial akzeptabel durchzutickern bis etwas passendes aufkommt. Und das Passende muss man dann eben auch wieder inhaltlich bedienen können
Na ja, aber es gibt Banales, dazu kann wirklich jeder was sagen, wenn er denn will: jeder hat ein Haus/Wohnung, jeder hat einen Haushalt zu erledigen (oder gibt die arbeiten ab), jeder muss essen/trinken, jeder sieht das Wetter, jeder nutzt Transportmittel (zu Fuss, Velo, Zug, Auto etc)
Dazu hat nun wirklich jeder was zu erzählen, wenn er denn will. Klar kann das kein spannendes Thema sein, aber es sind welche, zu denen auch JEDER Nerd was sagen könnte.
Allerdings nicht unbedingt das, was die normaleren Anwesenden „hören wollen“, denn auch da haben Nerds oft weit vom Mainstream Abweichendes zu sagen, mit dem er die anderen im besten Falle verwundert, häufig aber sogar vor den Kopf stößt.
Beispiel: Essen als Thema wird mit Nerds in den allermeisten Fällen nicht funktionieren. Alle reden von schön frisch Gekochtem, es outen sich Hobbyköche und Gourmets und schwärmen von ebendiesen Interessengebieten und wunderbar aufwendig zubereiteten Gerichten.
Und dann sitzt da der Nerd, der sich nur von Fast Food, Lieferdiensten, Tiefgekühltem und Salzgebäck ernährt, weil das für ihn nur einen minimalen Stellenwert hat. (Vielleicht kennt hier jemand die Klischees vom Nerd-Kellerzimmer mit leeren Pizzakartons, leeren Doritos-Tüten und leeren Mountain-Dew-Dosen.) Er kann überhaupt nicht kochen und vermißt diese Fähigkeit auch gar nicht. Für ihn wäre Kochen aus frischen Zutaten reinste Zeitverschwendung. Folglich kann er bei dem Thema überhaupt nicht mitreden. Und wenn ihn jemand darauf anspricht, was er gern ißt oder gar kocht, dann hat er ein riesengroßes Problem damit, nicht die versammelte Runde vor den Kopf zu stoßen.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Das mit dem "mein Gesprächpartner eingehen kann" erfordert aber eben auch ein Verständnis der Lebenswelt des Anderen oder das Abholen inkleinen Schritten. Wenn der Nerd zum Film sagen muss "Keine Ahnung, kenn ich nicht" hat dein Versuch genauso wenig funktioniert wie mein Gegenbeispiel oben. Das soll hier kein Vorwurf sein, denn das ist halt einfach das anstehende Problem.
Der Nerd könnte das Gespräch nicht enden lassen, indem er sagt: "Nein, den Film kenne ich nicht. Worum geht es denn da?" - Sein Gesprächspartner erklärt ihm, dass es um XY geht. (Zwei, drei Sätze reichen längst.) Dazu kann der Nerd dann bspw antworten: "Zombies sind leider nicht so mein Ding. Aber ich mag XY ganz gerne. Du auch?"
Kann funktionieren, wenn der Nerd Glück und einen einigermaßen massenkompatiblen Filmgeschmack hat.
Geht gründlich schief, wenn der Nerd einen sowohl von der breiten Masse als auch vom typischen Arthouse-Publikum abweichenden Filmgeschmack hat.
Geht noch schiefer, wenn der Nerd nach Genres, Darstellern oder gar Drehbuchautoren/Regisseuren/Produzenten fragt, aber sein Gegenüber schon Probleme damit hat, sich an Filmtitel zu erinnern.
(Zum Vergleich: Man lasse mindestens drei Nerds zusammenkommen, und einer stößt das Thema Zombiefilme an. Binnen kürzester Zeit entspinnt sich eine wunderbar fruchtbare Diskussion über die beste Vorgehensweise in einer Zombie-Apokalypse – und darüber, was für Zombies aus welchem Film/welcher Serie/welchem Spiel man als Grundlage nimmt, was die können oder eben nicht, was die aushalten oder eben nicht, und somit auch, womit man sie ggf. bekämpfen kann.)
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Das Problem ist einfach, wenn das Gegenüber nicht dort thematisch abgeholt werden will. Also keinen Schwall an Infos haben will. Sondern eben nur Häppchen. Auch wenn der Schwall ihm hilft das Thema in all seinen Formen begreifen zu können, so war der Nerd nicht empathisch genug auf sein Gegenüber einzugehen. Dann war es eben wieder das Verhalten und nicht das Thema selbst.
Wenn man sich sowieso nur unter Nerds bewegt und mit Normalos nichts zu tun haben will, ist dies ja kein Problem. Wenn man hingegen sogar vielleicht eine Freundin unter den Normalos suchen will und immer mal wieder an solche Feste eingeladen wird, dann muss man sich halt bewusst sein, dass es vielleicht nicht passen kann...
Nun haben wir das Problem, daß der Nerd einerseits so rücksichtsvoll sein muß, den Gegenüber thematisch abzuholen, damit der Gegenüber ihm folgen und das, was der Nerd sagt, auch inhaltlich-sachlich verstehen kann. Andererseits darf er genau das aber wieder nicht – auch wieder aus Rücksicht, weil er damit den Gegenüber überfordert.
Die Diskrepanz dürfte auch daher kommen, daß ein nichtnerdiger Gegenüber wie du das Gespräch nur als Vehikel zum „Menscheln“ nutzen und eigentlich gar nicht wissen will, worüber der Nerd inhaltlich spricht. Das aber weiß der Nerd nicht, glaubt, der nichtnerdige Gegenüber sei tatsächlich an sachlichen Inhalten interessiert, und versucht, diese verständlich zu vermitteln.
Xiangni hat geschrieben: ↑12 Apr 2020 21:42
Hm... vielleicht besteht das Problem darin, dass es wie ein ungeschriebenes Kommunikationsgesetz in einer Gruppe gibt. Auf einer Nerdparty zum Thema XY könnte ich wohl ohne Probleme auf irgendjemanden zugehen und als eine der ersten Fragen fragen: Und wie findest du XY? Es ist ja schon klar, dass er das toll findet, sonst wäre er gar nicht auf dieser Party.
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Wenn du einen Nerd auf einer spezifischen Veranstaltung zum Thema XY fragst, und ich zitiere wörtlich: „Und wie findest du XY?”, dann fragst du etwas zu Offensichtliches. Du gibst mit der Frage zu erkennen, daß es dir überhaupt nicht um das Thema XY geht. Und der Nerd erkennt, daß du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Thema XY eigentlich überhaupt keine Ahnung hast (wenn du „XY“ auch noch aus Unkenntnis falsch aussprichst, sogar definitiv), es also zum einen sinnlos ist, dir etwas darüber zu erzählen, weil du es mit deinem Wissensstand sowieso nicht verstehen wirst, und zum anderen der Aufwand doppelt sinnlos ist, weil du sowieso nicht an sachlichen Inhalten interessiert bist, sondern an Menschen und Emotionen.
Und dann hast du sogar noch Glück gehabt.
Wenn du Pech hast, erkennt der Nerd dir gegenüber nicht deine Intention und deine Unkenntnis. Oder er erkennt zwar beides, will dich aber aufgrund deiner offensichtlich spektakulär deplazierten Frage aufs Glatteis führen. Und er erklärt tatsächlich groß und breit, wie er XY findet. Du verstehst nur Bahnhof – und was du eigentlich bekommen wolltest, bekommst du obendrein auch nicht, sondern statt dessen einen Vortrag. Oder er erkennt zwar nicht deine Intention, aber deine Unkenntnis, und hält dir einen dafür um so umfangreicheren Vortrag, weil er dich ja offensichtlich erst „abholen“ muß.
Xiangni hat geschrieben: ↑12 Apr 2020 21:42
Wie laufen denn in der Regel deine Gespräche mit Unbekannten auf diesen Events ab? Was sagst du, was fragst du?
Mich hast du das zwar nicht gefragt, aber für mich ergeben sich solche Gespräche aus der Situation. Man spricht nicht einfach irgendjemanden, den man gar nicht kennt, mal eben so an, nur weil man einen Gesprächspartner braucht.
Eine Ausgangssituation kann z. B. auf einer Fan-Convention ein interessantes Cosplay sein, das derjenige (oder man selbst) trägt. Es kann etwas anderes Mitgebrachtes sein, was vielleicht interessant ist. Es kann etwas sein, das derjenige (oder man selbst) gerade tut, z. B. etwas Kreatives. Es kann sein, daß der Gegenüber (oder man selbst) einen Info- und/oder Verkaufsstand betreibt. Oder derjenige (oder man selbst) ist für irgendetwas von vornherein hinreichend bekannt.
Xiangni hat geschrieben: ↑12 Apr 2020 21:42
Klar, gewisse Themen werden bei gewissen Leuten keinen Anklang finden. Leute, die sehr gegensätzlich denken (Weltanschauung/Überzeugung/Meinung/Ansichten), werden sich wohl selten einig. Aber was Hobbys und Beruf angeht: Da habe ich noch nie erlebt, dass dies eine grosse Rolle spielte.
Daß du es persönlich noch nicht erlebt hast, heißt nicht, daß es nicht existiert. Denn es existiert.
Person A glaubt, daß diejenigen, die Hobby X ausüben oder Fans von Y sind, allesamt Kindsköpfe sind – oder gar derart sexuell pervertiert, daß sie alle durch die Bank weggesperrt gehören. Person B übt Hobby X aus oder ist ein Fan von Y.
Person A ist Banker oder Manager. Person B ist überzeugter Marxist und antikapitalistischer Aktivist.
Person A arbeitet bei Microsoft oder Apple im Marketing. Person B ist Richard M. Stallman.
Ganz zu schweigen von Rivalitäten zwischen Fandoms (
Star Wars vs.
Star Trek, westliche Cartoons vs. Anime, Glorious PC Master Race vs. Konsolengamers usw. usf. etc. pp.).
Xiangni hat geschrieben: ↑12 Apr 2020 21:42
Oder ein typischer Gamer, der das ganze Wochenende zu Hause vor dem Computer verbringt und gamet -> Könnte etwas problematisch werden, wenn die Frau gerne gemeinsam aktiv sein möchte.
Ansonsten doch: Ich bin eine starke Verfechterin der Ausstrahlung. Ich empfinde dies als sehr wichtig. Ein Ex-OdB von mir war Gamer. Finde ich jetzt für sich genommen (für mich!) nicht so attraktiv, aber bei ihm war mir das so was von sch*ssegal, weil er so ne tolle Ausstrahlung hatte und ich mich ständig auf unsere Gespräche freute.
Zur Ehrenrettung der Gamers sei gesagt, es gibt unzählige Paare, die sich über ein Game kennengelernt haben. Besonders gut funktioniert das immer wieder bei MMOGs aller Couleur. Ich wage zu behaupten, das klappt sogar bei Battle Royales (Prinzip „was sich fraggt, das liebt sich“).
(HC-AB-Triggerwarnung) Es gibt sogar Heiratsanträge in MMOGs – vielleicht sogar häufiger als auf Conventions, und da sind sie schon nicht selten.
Xiangni hat geschrieben: ↑12 Apr 2020 21:42
Wer also in den Mainstream will, hält besser die Klappe, steht aber dann falls ohne Vorkenntnisse immer noch "nackt" da und kann für diesen seinen Mangel auch kein Verständnis erwarten. Und da bildet sich unter den Nerds halt oft genug auch keine all zu gute Meinung über den Mainstream aus.
@ohne Vorkenntnisse: Man kann immer nachfragen. Interesse an den Ansichten seines Gegenübers zum Thema zeigen. Dafür muss man nichts wissen.
Doch. Über das Thema.
Gerade Nerds sind da sehr sachlich orientiert. Mit einer Meinung über ein Thema, von dem sie nichts wissen, können sie nichts anfangen. Deshalb müssen sie tatsächlich erst „abgeholt“ werden.
Informatiker hat geschrieben: ↑13 Apr 2020 11:02
Fehlende Kontakte zum anderen Geschecht und soziale Defizite sind die Kernprobleme der meisten ABs im Forum.
Der Großteil Frauen lehnt niemand von vornherein ab nur weil er Nerd ist.
Nein, aber das, weswegen man ein Nerd ist – oder ein oder mehrere Teilaspekte davon oder auch nur ein Vorurteil darüber –, ist häufig ein Ablehnungsgrund.
Die Frau lehnt den Otaku nicht ab, weil er ein Nerd ist. Sie lehnt ihn ab, weil er in seinem Bett mit einem 1,20 m langen Kissen mit einem japanischen Zeichentrickmädchen darauf kuschelt. (Doch, so etwas gibt es. Nennt sich „
Dakimakura“.) Und weil sein Schlafzimmer entsprechend dekoriert ist, und weil er Unsummen in grauimportierte Zeichentrick-DVDs investiert, die er als Deutscher auf Japanisch mit englischen Untertiteln sieht, und in „Comics“, die er von rechts nach links liest, und so weiter.
Informatiker hat geschrieben: ↑13 Apr 2020 13:19
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑13 Apr 2020 13:02Nicht jeder ITler oder Gamer ist ein Nerd. Welche Eigenschaften haben den deine ITler und Gamer, die du kennst? Spielen die Hardcore-Games und übertakten ihre Rechner, wissen über jede Hardware Bescheid oder sind es welche, die alle paar Wochen mal was aufm Handy spielen oder die Playstation für eine Runde FIFA starten?
Warum nicht? Den meisten Frauen interessiert es nicht groß was du genau am PC machst. Du musst dich auch nicht mit jedem Detail ihrer Freizeitbeschäftigungen auskennen.
Erzähle das der Frau, die einen Mann kennenlernt, nur um dann zu erfahren, daß es bei ihm zu Hause
so aussieht.
Oder in dieser Art. Oder daß er
soviel Geld in einen High-End-Rechner gesteckt hat.
Informatiker hat geschrieben: ↑13 Apr 2020 13:19
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑13 Apr 2020 13:02Zu lesen, wenn die Tatsache, dass die Gesellschaft bestimmte Gruppen diskriminiert, pauschal geleugnet wird, macht mich traurig und wütend zugleich
Es werden Menschen wegen ihrer Hobbys und Nerdtum benachteiligt, so wie andere wegen ihrer Hautfarbe, Religion, Namen ("Kevinismus") usw. benachteiligt werden. Das darf nicht geleugnet und sollte auch in Betracht gezogen werden. Wenn die Schuld immer nur einzelnen gegeben wird, macht es sich die Gesellschaft zu Unrecht zu einfach.
Welche Diskriminierung?
Alle Furries sind sexuell pervertiert. Das Furry Fandom ist kein Fandom, sondern ein sexueller Fetisch von krankhaft Zoophilen, für die ihre Fursuits so etwas wie Reizwäsche sind.
Vor allem US-Medien reiten seit der
CSI-Episode „Fur and Loathing“, die ein Furry-Meetup als reine Sexparty dargestellt hat, immer wieder darauf herum, aber auch hier gibt es den Irrglauben. Es gibt dafür sogar einen Begriff:
Fursecution. Das ist also nichts, was ich erfunden habe.
Diejenigen, die glauben, so etwas gibt es im deutschsprachigen Raum nicht, sollten sich
diesen Thread auf Animexx durchlesen, zum Beispiel für diejenigen, die nicht scrollen wollen,
diesen,
diesen (spricht wörtlich von „Fetischen“) oder
diesen (noch jemand, der wörtlich von „FETISH“
(sic!) redet) Post. Und da schreiben Otaku, denen auch nachgesagt wird, entweder pädophil zu sein (vor allem wegen der häufig doch etwas sehr „jugendlich“ wirkenden Manga-/Anime-Figuren) oder auf Tentakelporno zu stehen.
Es gibt solche Individuen im
Furry Fandom, aber die sind das, was man als Vocal Minority bezeichnet: Sie sind deutlich in der Minderheit, aber so laut und auffällig, daß sie die einzigen sind, von denen Unbeteiligte etwas mitbekommen. Und so glauben die Leute außerhalb des Furry Fandom,
alle Furries seien pervers.
Was das mit Diskriminierung zu tun hat? Ein Beispiel: In Oklahoma gab es von 2003 bis 2014 jedes Jahr eine Furry-Convention namens
OklaCon. Nachdem es einen Vorfall mit drei (!) der oben genannten Individuen gab,
hat der Bundesstaat Oklahoma in allen Parks des gesamten Staates diese Convention verboten. Wohlgemerkt, es gab damals durchaus noch wildere, zweifelhaftere Veranstaltungen in den Parks von Oklahoma, aber dagegen griff man nicht so rigoros durch.
Eastside hat geschrieben: ↑14 Apr 2020 08:44
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑13 Apr 2020 22:37
Habe auch fast ein Jahrzehnt dafür gebraucht. Ich habe dort Frauen angesprochen und angetanzt. Alkohol trank ich wenn überhaupt nur wenig. Da aus meinen Nerd-Umfeld keiner mitgehen wollte, war ich immer alleine da.
Warum bitteschön sollte man sich
sowas 500x (!) antun, besonders mit deiner ganzen Geschichte? Das klingt doch nach purem Masochismus. Was Gutes getan hast du dir damit auf jedem Fall nicht.
Nun, es gibt hier im Forum Leute, die sagen, man soll es ungeachtet aller Mißerfolge immer und immer wieder versuchen, egal, wie oft.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs