NBUC hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 12:41
Das riecht nach Flucht
und dass es nicht einfach wird, wußte man ja auch vorher.
Je älter man wird, desto mehr Verpflichtungen hat man und desto weniger lange dauern in der Regel die Hauspartys. Ich kenne viele, die, wenn die Party um 19 Uhr startet, gegen 22 Uhr wieder verschwinden. Grund: Anstrengende Woche hinter sich oder gehen noch woanders hin oder weiss ich was.
Das waren dann schon größere Events. Ein kleinerer Kreis wäre dann ja auch eher homogen und damit üblicherweise nur Nerds, enstprechend ohne die Kommunikationsprobleme.
Wie darf ich mir denn diese Events vorstellen? Kannst du die näher beschreiben? Weil na ja, Kommunikation ist auch Situationsabhängig. Weil ich habe langsam das Gefühl, dass wir von unterschiedlichen Sachen reden und dann passen meine Tipps halt vielleicht wirklich nicht 100%ig. Für Hauspartys bis zu 20-30 Personen sollten meine Tipps hingegen anwendbar sein. Schliesslich mache ich es immer so und es klappt. Wenn du hingegen mit Events bspw Konzerte meinst... ja dann, ist das schon was ganz anderes und längst nicht ganz so einfach...
Wobei die Nerd-Problematik ja nicht nur Privatparties betrifft. Ähnliches ergibt sich dann ja auch bei semiöffentlichen Veranstaltungen wie z.B. über spontacts. Da gibt es dann wiederum den Fall, dass die Leute sich weitgehend schon länger kennen und teils gar nicht so froh über Neue sind oder wenn das eine relativ neue Mischung ist man zwar erst einmal in Kontakt kommt, aber es dann nicht passt.
Bei Spontacts hat man zumindest den Vorteil, dass man schon mal weiss, dass man eine Gemeinsamkeit hat. Nämlich die Aktivtät, für die man sich trifft. Also kann man über die Aktivität reden. Das macht den Einstieg viel leichter. Aber klar kann es vorkommen, dass es dann doch nicht weiter passt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zwar für mich für die Akivität / für diesen Tag ausreicht, aber ich kein weitergehendes Interesse habe. Kann vorkommen.
Wie sich das dann neu bildet ist mir ein Rätsel. Aber ich kann halt typischerweise auch nicht aus der Entfernung mithören.
Also, stell dir mal vor, mich hat jemand zu einer Garten- und Grillparty von etwa 25 Leuten eingeladen. Eine 3er Gruppe ist in der Küche am Plaudern, 2 sind beim Grill, der Rest verteilt sich auf die Holzbänke. Ich bin also in der Küche am Helfen und Plaudern, kriege Hunger, gehe raus zum Grill, quatsche dort kurz mit den 2 Leuten bis mein Essen fertig ist, schnappe mir Salat vom Büffet, wo ich mit 1 Person über die grosse Auswahl an Salaten quatsche, setze mich dann an den Tisch. Zack war ich bei verschiedenen Gruppen. Mal geht jemand aufs Klo, bleibt auf dem Weg zurück in der Küche hängen und quatscht mit den beiden dort. Als er zurückkommt ist sein Sitzplatz besetzt und er setzt sich auf die andere Seite des Tisches. Zack, auch wieder verschiedene Gesprächspartner.
Wie gesagt, so funktionierte das immer an den Hauspartys, an denen ich war.
Nein, wie schon erwähnt - Nerds mit einem Standbein im Mainstream sind da auch kaum problematisch. Das Problem hat die Teilgruppe, welche mit ihren ggf., durchaus variablen Interessen eben keine Verbindung zum Mainstream haben.
Okay, das sehe ich auch so. Nun ist die Frage: Hast du persönlich denn keinerlei Verbindung zum Mainstream? Würdest du dich als einer dieser Nerds bezeichnen, der kein Standbein im Mainstream hat? Weil ich habe ehrlich gesagt keine Lust über einen rein hypothetischen Supernerd zu sprechen, wenn das Problem bei dir gar nicht vorliegt.
Das sind 2 unterschiedliche Situationen mit unterschiedlichen Zielen, aber mir ist eben diese Parallele aufgefallen.
Aber letztlich scheint die Problematik dahinter schon ähnlich: Ich habe jemanden zu der Zeit Fremdes, welcher aber für die Kontaktaufnahme schon wie etwas besonderes gehalten/behandelt werden will, wozu es zu dem Zeitpunkt noch gar keinen Anlass gibt.
In beiden Fällen wäre das oft genug aber einfach nur eine neue Person im Sichtbereich, wo die Umstände eine Ansprechbarkeit haben vermuten lassen z.B. weil man selbst oder die Person neu in dem entsprechenden Kreis war.
Der Unterschied zwischen den beiden Situationen ist der folgende:
- an einer Party rechne ich damit, dass ich für ein Gespräch angesprochen werde. Wenn ich angesprochen werde, denke ich nicht: Shit, der will was von mir, sondern, dass er einfach ein nettes Gespräch sucht.
- auf der Strasse rechne ich nicht damit angesprochen zu werden. Sollte das tatsächlich dann doch mal passieren, dann erwarte ich, dass derjenige einen besseren Grund als "Du warst gerade da und weiblich" hat.
Rückfragen sollten doch so schon rein technisch von der ursprünglich gefragten Person kommen, oder?
So ist es eine Seite - hier halt der Kontakt suchende Nerd -, welche versucht das Gespräch zu führen und die andere macht dann ohne Eigenanteil Daumen hoch oder runter. Wird gefragt ist es ein Verhör, wird geredet ist es ein Monolog.
Dann halt Nachfragen oder Detailfragen. Einfach Fragen, die das Gespräch am Laufen halten und vermeiden, dass man eine Liste an Fragen wie bei einem Verhör abrackert. Also eben wenn jemand fragt: Kennst du Film XY? Nicht nur sagen: Nein, kenne ich nicht, sondern eben auch noch: Worum geht's denn da?
Theoretisch richtig, aber es wurmt wieder, dass dies so einseitig ist. Wird ein Minuspunkt beim Nerd getroffen, ist er schuld sich das anmerken zu lassen und hat kein Interesse/ keinen guten Willen sich "einzulassen", zeigt er selber einen, ist es halt sein Minuspunkt, auf den nur reagiert wird und den er halt hätte abstellen müssen.
Hm... wie meinst du das genau mit dem Minuspunkt? Wenn ich dich richtig verstehe, dann nervt es dich, dass der Nerd den Schritt auf den Normalo zumachen soll, während der Normalo so weitermacht wie bisher? Das ist aber auch unter Normalos so. Derjenige, der alleine ist und Anschluss sucht, muss sich leider etwas bemühen. Und ein Metzger unter lauter Veganern wird wohl auch nicht unbedingt das Thema Fleisch anschneiden... Also sprich: Situationsbezogen und Menschenbezogen handeln. Wenn du schon denkst, dass dein Interessengebiet bei der Mehrheit der anwesenden Personen eher schlecht ankommt, dann würde ich häppchenweise indirekt versuchen herauszufinden,ob denn das Gegenüber offen dafür ist.
Ja, das wäre sicher ein Punkt, wo man theoretisch lernen kann, wie man die Informationsübertragung besser dosiert. Praktisch kommt es ja aber auch da her, weil so eine Einladung deutlich seltener erfolgt als monatlich und dass dann doch jemand Interesse zu zeigen schient ist dann ein Jahrzehntereignis. Dass er ohne solchen Ermutigung besser die Klappe hält lernt der Nerd hingegen anhand der deutlich häufigeren Reaktion darauf dann doch recht schnell, ärgert sich dann aber über die Klugscheißer, welche erzählen "Alles geht, du musst nur deine Begeisterung zeigen..." .
Okay, nachvollziehbar. Der Nerd weiss es nicht besser, weil er es nie erlebt hat. Da er es nun aber weiss (weil wir darüber diskutieren), könnte er nächstes Mal das Info-Häppchen-System testen und schauen, ob es besser ankommt. Gerne kombiniert mit für den Laien-verständliche Sprache.
Xiangni hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 09:23
Dinge, die emotional behaftet sind (mir gefällt XY), lassen sich für mich nicht sachlich erklären. Ich kann bspw nicht sachlich erklären, warum ich die Musik XY so mag. Es kommt von meiner Seite dann eher eine Antwort wie: die Musik ist so geil, seine Stimme der Hammer und wenn ich Song XY höre, dann fühle ich mich einfach glücklich.
Vllt würde es schon helfen wenn der Nerd sagen würde:
Mir persönlich gefällt Linux viel besser als Windows, weil es
mir XY ermöglicht. (Ich habe keine Ahnung von Linux, haha) statt zu sagen "Linux ist besser als Windows, weil XY". Wenn der Gesprächspartner zuvor gerade gesagt hat, dass er Windows nutzt.
Das tut er ja. Das bildet oft genug genau den entsprechenden Monolog, weil die Liebe halt im Detail steckt.
Jein. Wenn Linux nun bspw (da ich keine Ahnung habe) besseres Programmieren erlaubt, so reicht es wenn der Nerd sagt "Ich persönlich nutze Linux viel lieber als Windows, weil ich damit besser programmieren kann." Wenn der andere keine Ahnung vom Programmieren hat, muss der Nerd nicht schon alle Details der Programmiersprachen von Windows und Linux und deren Vorteil und Unterschiede aufzählen. Die Kernaussage ist immer noch, dass du damit besser programmieren kannst. Alles Weitere kann dein Gesprächspartner bspw mit "Wie meinst du das genau? Was programmierst du denn?" Näher erfragen.
Sorry, falls das Beispiel inhaltlich keinen Sinn macht.
Das ist dann aber auf dem Niveau auch typischerweise nicht das, worüber man sich lang und breit auf einer Partie etc. unterhält.
OK, Corona sei dank wird ja zumindest Einkaufen inzwischen zum Abenteuer, aber das sind dann zufällige akute Aufhänger. Mit "Hallo zusammen, ich bin der Martin und habe heute vormittag die Treppe gewischt" wird man so ohne weiteres keinen Einstieg in eine Gruppe finden.
Zum Thema Einstieg in eine Gruppe habe ich dir ja in den vorherigen Posts schon einige Beispiele genannt. Corona wäre derzeit aber wirklich ein praktischer Aufhänger.
Klar, irgendwann wechselt man von Smalltalk zu anderen Themen, aber er kann zumindest am Anfang helfen. Manchmal kann man auch so mehr über den anderen erfahren.
Aber das Problem gälte für den Nerd ja umgekehrt auch. So wie du nach einem Film fragst und die Kenntnis als gegeben annimmst, würde das in entsprechen Nerdkreisen umgekehrt gelten. Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus will. Stell dir vor, dich hätte es auf eine Nerdparty verschlagen und dann ist das Thema dort die neue VS-Version bzw. dir wird gesagt dein Film ist hier kein akzeptables Thema, streng dich mal ein bisschen an - ungefähr da passt ja auch der LSCs Beispiel wieder, nur mit umgedrehten Vorzeichen und sogar etwas mehr als nur ein schnelles Abwinken, da er zumindest noch eine Erklärung nachschiebt, wo deine Defizite liegen, statt das auf die nicht zu erklärende Gefühlsebene zu schieben und Ausflüchte zu erfinden.
Schokoladeneis geht natürlich nahezu immer- vielleicht nicht auf einem Weightwatcher-Treff.
Ich wurde schon oft gefragt, ob ich Film XY kenne und von 100 Filmen kannte ich vielleicht 5. Es gibt ja auch einfach zu viele davon, unser Leben ist begrenzt und da ist es nur logisch, dass man nicht alle kennen kann.
Ich bin nicht sicher, ob ich verstanden habe, worauf du hinauswillst. Ich würde mein Kommunikationsverhalten auf einer Nerdparty anpassen. Mir wäre klar, dass ich wohl nicht darum herum käme über das dortige Nerdthema zu sprechen.
Die Grundrichtung ist ja typischerweise schon eine ganz andere. Der Nerd muss ansprechen/fragen, denn er ist es, welcher meist (wenn)das hier zum Problem führende Kontaktdefizit hat und ändern will. Er bekommt kein Angebot, sondern muss selber anfragen. Und da kommt dann halt typischerweise schon das Abblocken seiner Themenund von den anderen hat er keine Ahnung.
Hm... vielleicht besteht das Problem darin, dass es wie ein ungeschriebenes Kommunikationsgesetz in einer Gruppe gibt. Auf einer Nerdparty zum Thema XY könnte ich wohl ohne Probleme auf irgendjemanden zugehen und als eine der ersten Fragen fragen: Und wie findest du XY? Es ist ja schon klar, dass er das toll findet, sonst wäre er gar nicht auf dieser Party. Auf einer Geburtstagsfeier können so viele verschiedene Personen mit unterschiedlichen Interessen zusamme kommen, dass eine solch spezifische Frage gleich zu Beginn schon zu weit hergeholt wäre.
Wie laufen denn in der Regel deine Gespräche mit Unbekannten auf diesen Events ab? Was sagst du, was fragst du?
wäre jetzt um das passend zu spiegeln deine Rolle gewesen interessiert zu fragen: "Was ist den Visual Studio" und die Antwort zu "ertragen" und verarbeiten zu können.
Im Gegensatz zu einem Beispiel würde der Gesprächspartner oft eben nicht den Film erklären - doppelt, wenn erkennbar wird, dass der Nerd das gesamte Genre nicht kennt, also auf absehbare Zeit nicht der gewünschte und damit "angenehme" Gesprächspartner werden wird- , sondern dieses Unwissen dann als Disqualifikationsgrund setzen. Nerds in ihren Zirkeln umgekehrt natürlich auch oft.
Echt? Also wenn ich bisher bei mir unbekannten Sachen gefragt habe, worum es denn geht, haben mir dies die Gesprächspartner immer kurz erklärt. Wenn ich keine Ahnung von Zombies habe, kann mir trotzdem jemand die Handlung des Zombiefilms erklären. Sozusagen wie ein Trailer... der Gesprächspartner könnte sagen: Die Welt wurde von Zombies überfallen und die Hauptpersonen versuchen sich zu retten und die Zombies aufzuhalten. Dazu brauch ich das Genre nicht zu kennen.
Und eben, ich kannte bisher nicht die Hälfte der Filme, nach denen mich andere gefragt haben. Ich kann dann antworten mit: Klingt interessant, muss ich mir mal ansehen. (Bspw) oder Oh, Zombies sind leider nicht so mein Ding, dafür mag ich XY.
Aber es ist eben in der Regel nicht der Unwillen/Desinteresse der Anfragenden (die würden sonst erst gar nicht anfragen) , sondern der jeweiligen lokal etablierten Gruppe sich auf einen externen Noob einzulassen. Der Nerd, der gar kein Bock auf den Mainstreamkontakt hat, wird sich auch nicht über den ausfallenden Kontakt beschweren - ggf. wenn er nicht so schnell wegkommt über das mangelnde Niveau. Das gibt es aber auch wieder umgekehrt.
Mangelndes Niveau empfinde ich ehrlich gesagt eine recht schlechte Einstellung. Also dass du denkst, dass ein mangelndes Niveau vorliegt, nur weil dein Gesprächspartner Mainstream-Themen bespricht. Schau, wenn der Nerd sowieso kein Interesse an Mainstream-Kontakten hat, dann merkt dies der Normalo in der Regel auch und hat keine Lust den Kontakt weiterzuführen.
Unter Interesse am Gesprächspartner zeigen gehört eben auch, dass man nach seiner Meinung/Ansichten fragt.
Das mag ja sein, deshalb hält der Nerd üblicherweise ja auch die Klappe was seine eigenen Themen angeht. Aber wenn er sich dort hinbegibt, kommen halt im Kontakt zu Normalos Fragen zu Hobbies, Beruf, Urlaub etc, welche ehrlich beantwortet Hinweise auf Nerdtum, bieten. Da greifen dann entsprechende unfreundliche, im Mainstream verbreitete Klischeebilder, Vorurteile oder halt auch nur dieses Desinteresse und damit sind wir genau beim Diskussionsstart: So etwas wirkt wie ein Nogo. Was aber eben außer in seltenen Einzelfällen und erst recht nicht gegenüber einer ganzen fremden Gruppe nicht funktioniert ist: "Mit der richtigen Verpackung wegerklären" weil es ja nicht am Nerdthema und der Mainstreamposition dazu läge, sondern nur an der Unfähigkeit des Nerds das "richtig", "mit Begeisterung" etc darzustellen.
Klar, gewisse Themen werden bei gewissen Leuten keinen Anklang finden. Leute, die sehr gegensätzlich denken (Weltanschauung/Überzeugung/Meinung/Ansichten), werden sich wohl selten einig. Aber was Hobbys und Beruf angeht: Da habe ich noch nie erlebt, dass dies eine grosse Rolle spielte. Eher dann, was das Hobby/Beruf bedeutet/für Konsequenzen hat: also ein Typ, der eine hohe Position mit vielen Geschäftsreisen hat -> er wäre sehr oft weg und hätte wohl nicht so viel Zeit für eine Beziehung. Da kann ich mich dann fragen, ob mir dies zusagt.
Oder ein typischer Gamer, der das ganze Wochenende zu Hause vor dem Computer verbringt und gamet -> Könnte etwas problematisch werden, wenn die Frau gerne gemeinsam aktiv sein möchte.
Ansonsten doch: Ich bin eine starke Verfechterin der Ausstrahlung. Ich empfinde dies als sehr wichtig. Ein Ex-OdB von mir war Gamer. Finde ich jetzt für sich genommen (für mich!) nicht so attraktiv, aber bei ihm war mir das so was von sch*ssegal, weil er so ne tolle Ausstrahlung hatte und ich mich ständig auf unsere Gespräche freute.
Von daher bleibe ich dabei: mit der richtigen Verpackung kann man grössere Chancen haben! Nicht automstisch sowieso punkten, aber besser punkten.
Wer also in den Mainstream will, hält besser die Klappe, steht aber dann falls ohne Vorkenntnisse immer noch "nackt" da und kann für diesen seinen Mangel auch kein Verständnis erwarten. Und da bildet sich unter den Nerds halt oft genug auch keine all zu gute Meinung über den Mainstream aus.
@ohne Vorkenntnisse: Man kann immer nachfragen. Interesse an den Ansichten seines Gegenübers zum Thema zeigen. Dafür muss man nichts wissen.