NBUC hat geschrieben: ↑11 Apr 2020 06:52
Nein, es ist nicht "keine Lust" sondern Unsicherheit und Befürchtungen, was diesmal schief laufen könnte. Und das sieht man vermutlich auch an.
Ja, das ist natürlich ungünstig. Kannst du versuchen dieses Gefühl in ein "es ist egal, was passiert. Wenn ich mich nicht wohl fühle gehe ich früher nach Hause?" umzuwandeln. Du setzt dich sonst unnötig unter Druck
So pünktlich ist man meiner Erfahrung nach meist nicht, oft kommen Leute auch schon in Gruppen oder Paaren. Das Hände geben reihum habe ich so auch noch nicht erlebt und es erfolgt eher eine allgemeiner unpersönlicher Gruß in den Raum, der auch nicht zwingend erwiedert wird. Wenn, erfolgt so etwas, wenn jemand ein Insider eine bisher unbekannte Person mitbringt und dann vorstellt.
Gatsgeber machen dies auch nur bei einer Kleingruppe, nicht bei einer "richtigen" Party mit mehr als einer Handvoll Leuten.
Wie sind denn diese Hauspartys, an die du gehst? Wie viele Leute kommen da?
Bei mir sind die immer ganz ungezwungen und gemütlich und das Ziel ist es einen angenehmen Abend mit netten Gesprächen zu haben. Ich sitze/stehe auch selten den ganzen Abend mit den gleichen Leuten rum. Musik läuft, wenn dann, nur leise im Hintergrund. Tanzen tut niemand.
Schade, dass dies bei euch so nicht gehandhabt wird mit der Begrüssung. In diesem Fall würde ich an deiner Stelle früh erscheinen. Wenn die Party um 19 Uhr losgeht, dann sei um 19 Uhr dort. Oder noch besser: Frag den Gastgeber, ob du ihm bei den Vorbereitungen helfen kannst. Je früher du nämlich dort bist desto gezwungenermassen müssen die neuen Gäste dir Hallo sagen.
OK, das habe ich so (dann falsch) verstanden. Und einbeschäftigter Gastgeber stellt eben nicht reihum vor.
Bei mir stellt der Gastgeber auch niemanden vor. Das tun die Leute schon selbst. Aber man kann sich an den Gastgeber hängen, weil man ihn ja kennt, und hoffen, dass man so automatisch ohne Zutun in ein Gespräch mit anderen Gästen verwickelt wird.
Als Griller bist du meiner Erfahrung nach eher außen vor. Ok, als Helfer würdest du einen dankbaren Grillmeister finden, aber der Rest nimmt es eher als gesichtslosen Service.
Ja, als Griller bist du vielleicht ein wenig aussen vor. Aber: Ich meinte ja eher, dass du dem Griller helfen gehst und so die perfekte Chance hast mit dem Griller zu quatschen. Eisbrecher: Das Zeug auf dem Grill. Startest eine Konversation darüber. Kannst dann dazu übergehen ihn zu fragen, woher er den Gastgeber kennt etc.
An meinen Festen hat es in der Regel überall Gesprächsgruppen: Beim Grill, in der Küche, im Gang, im Wohnzimmer, draussen. Und diese mischen sich immer wieder neu.
Wenn man mit jemandem schon mal zwei, drei Worte über das Grillzeugs gewechselt hat ist es auch leichter später mit ihnen zu quatschen.
Ich war bisher eigentlich nur an Festen mit netten offenen Leuten, die auch von sich aus ansprechen etc. Und ich sage mir immer: Aus irgendeinem Grund ist der Gastgeber ja mit mir und der anderen Person befreundet. Irgendeine Gemeinsamkeit muss es ja geben! Und sei es nur der Humor oder so.
Das ist keine Frage des Interesses / Scheiße finden, sondern des Könnens/Verstehens.
Strell dir vor, du kommst mal umgekehrt als einzige zu einem Nerdtreffen, wo alle anderen "fließend" über Computersicherheit reden.
Für die ist das dann deren Alltag - bzw. der berichtenswert erscheinende Anteil davon. Die reden dann von neuester Hardware, der aktuellen Sicherheitslücken, ggf. wird über Vorzüge- oder ANchteile der einen oder anderen Technik gesprochen.
Wenn du als Deutscher ohne Französischkenntnisse (und umgekehrt) in eine französische Disko kommts, must du Französisch nicht Scheiße finden, um nichts zu verstehen.
Niemand hat ja nur 1 Interesse zu 1 Thema. Dann gilt es irgendwie Gemeinsamkeiten zu finden.
Wenn natürlich diese Nerds auf dem Nerdtreffen und ich ein komplett anders Kommunikationsverhalten haben und wir beide keinen einzigen Schritt auf den anderen zugehen, dann kann das nicht funktionieren, ja.
Die Sprache finde ich ein sehr schlechtes Beispiel: Durch meine vielen Reisen weiss ich, dass man sich auch mit Handzeichen gut genug verständigen kann...
Ich kenne die Person noch nicht. Da wäre es geheuchelt von persönlichem Interesse zu sprechen. Das persönliche Interesse kommt oder auch nicht mit demVerlauf des Gesrepächs und den Eindruücken darin. So wie sich das jetzt aber anhört, wird das zum Einstieg erwartet.
Das rinnert mich an die Datesymptomatik, wo manche Frauen schon beim ersten Angesprochen werden das Gefühl bekommen wollen etwas ganz Besonderes für ihn sein zu wollen.
Ja, das würde ich sofort unterschreiben, dass Frauen beim ersten Ansprechen das Gefühl haben wollen, für ihn etwas Besonderes zu sein. Aus welchem Grund solltest du sie denn sonst angesprochen haben? Weil sie gerade da war? Irgendwas muss dich doch dazu verleitet haben, GENAU sie anzusprechen. Sei es, weil sie für so gut aussieht, ein tolles Lächeln hat, dir ihre Ausstrahlung aufgefallen ist, dir ihr Auto gefällt - kein Ahnung was halt. Aber irgendwas muss ja da sein.
An einer Party kann das ein bisschen anders sein. Da geht es ums Plaudern an sich und nicht ums Frauen auf der Strasse zwecks ONS/Handynummer anquatschen!
Das sind somit zwei verschiedene Situationen.
Entsprechend habe diejenigen am meisten Erfolg, welche schon voll über Oberflächlichkeiten abfahrenm oder eben das passende vorspielen können.
Buchhandlung wäre jetzt also etwas, wo mir mehr zu einfallen würde, Musik- oder Parfümhandlung entsprechend nicht . Ich würde dann halt zur nächsten Position auf der mentalen Liste springen, um zu sehen ob es da besser wird, also von Beruf zu Hobby zu Urlaub. Das wird dann aber als Verhör empfunden, selbst kommt aber spätestens nach dem ersten Störelement auch nichts (mehr)
Damit das Abfragen nicht als Verhör empfunden wird, lohnt es sich Rückfragen zu stellen.
Wobei die Frage ist, wie dann nach einem Fehlschuss die (auch meine) asustrahlungstechnische Reaktion/Gesichtsausdruck ausfallen würde. Umgekehrt habe ich schon erlebt, wie dann Minen einfrieren und der Kontakt dann abgewürgt ist, wenn eine Antwort nicht "angemessen" ausfällt, z.B. ein Baruf oder ein Hobby nicht wie gewünscht bedient wird (womit wir dann auch wieder beim Nerd, ein Nogo wären).
Ja, der Ausdruck, die Mimik und Ausstrahlung ist halt schon sehr wichtig. Also mit einem positiven Gesicht rumzulaufen.
Die Monologe kommen ja, wenn der zumindest empfundene Niveauunterschied entsprechend groß ist und der Redende versucht - ggf. didaktisch ungeschickt - dieses Niveau anzugleichen. Wenn du also keine Hobbygärterin bist, aber ein entsprechendes Thema scheinbar interessant/angefragt ist - der Nerd erkennt ggf. nicht den Unterschied zwischen einer taktischen Höflichkeitsfrage, die in seiner Natiur nicht vorkommt, und echtem Interesse - wird er loslegen, gerade auch als Zeichen seines Interesses dir das zu vermitteln.
Ja, wenn das so ist (und das kann ich mir seeehr gut vorstellen aufgrund der letzten Seiten hier im Thread), dann wäre es für den Nerd hilfreich, wenn er versuchen würde diese Unterschiede zu lernen, sofern er denn in Zukunft vermehrt mit Normalos Kontakt haben wird und auch will. Wenn er jeden Monat bspw zu ner Hausparty eingeladen wird und jedes Mal denselben Monolog-Fehler macht, dann könnte er diesen leicht vermeiden, in dem er seine Erklärungen eben nur Häppchenweise vorlegt, damit der andere die Möglichkeit hat Rückfragen zu stellen.
Wenn du das nicht spezifisch nachfragst liegen für den Nerd die Emotionen in den Details. Und um das zu transportieren wird er dir genau diese Details im Details vorführen/erklären wollen. Wir haben es hier also mit einem grundlegenden Unterschied in Vorstellungs- udn Kommunikationsstrukturen zu tun. Er macht genau das, was du da anfragst - aber eben auf seine Art und Weise.
Ja, das sind sich sehr entgegen gesetzte Kommunikationsstrukturen. Wenn sich nicht zumindest eine Seite der anderen versucht anzunähern kann es schon sein, dass es dann nicht passt. Aber das wäre ja auch nicht so tragisch.
Umgekehrt werden interessierte Rückfragen eines Nerds dann zu anderen Themen oft als Kritik (oder auch Arbeit) verstanden, wenn der jetzt Fakten nachfragt, warum jetzt dies und das besprochene nun toll sein soll, ggf. auch noch im Vergleich zu einer Alternative.
Stell dir vor, du bekommst dann die Frage, warum bist du Buchhändlerin geworden abgesichts des Einzelhandelssterben und der Onlinekonkurrenz und ob Buchläden ncoh eine Zukunft haben.
Es kommt auch immer darauf an, wie man etwas sagt/fragt. Mich würde die Frage nach der Zukunft der Buchläden nicht stören. Sie ist berechtigt. Ich arbeite in einer Branche, die von dem gleichen Problem betroffen ist. Ich fände eine Diskussion zu dem Thema ganz interessant. Aber es kommt auch auf den Ton drauf an. Wenn deine Frage schon negativ behaftet wäre, würde ich wohl anders reagieren als wenn du einfach offen, neugierig nachfragst.
Dinge, die emotional behaftet sind (mir gefällt XY), lassen sich für mich nicht sachlich erklären. Ich kann bspw nicht sachlich erklären, warum ich die Musik XY so mag. Es kommt von meiner Seite dann eher eine Antwort wie: die Musik ist so geil, seine Stimme der Hammer und wenn ich Song XY höre, dann fühle ich mich einfach glücklich.
Vllt würde es schon helfen wenn der Nerd sagen würde:
Mir persönlich gefällt Linux viel besser als Windows, weil es
mir XY ermöglicht. (Ich habe keine Ahnung von Linux, haha) statt zu sagen "Linux ist besser als Windows, weil XY". Wenn der Gesprächspartner zuvor gerade gesagt hat, dass er Windows nutzt.
Das für dich banale ist für ihn eben Fremdland. Und natürlich interessiert ihn das oft auch nicht. Ich behaupte aber mal, das ist zumindest im smalltalkbereich auch unter Normalos üblich, aber die beherrschen eben das Klavier untereinander sozial akzeptabel durchzutickern bis etwas passendes aufkommt. Und das Passende muss man dann eben auch wieder inhaltlich bedienen können
Na ja, aber es gibt Banales, dazu kann wirklich jeder was sagen, wenn er denn will: jeder hat ein Haus/Wohnung, jeder hat einen Haushalt zu erledigen (oder gibt die arbeiten ab), jeder muss essen/trinken, jeder sieht das Wetter, jeder nutzt Transportmittel (zu Fuss, Velo, Zug, Auto etc)
Dazu hat nun wirklich jeder was zu erzählen, wenn er denn will. Klar kann das kein spannendes Thema sein, aber es sind welche, zu denen auch JEDER Nerd was sagen könnte.
Aber ja, ich gehe mit dir einig, dass die Normalos das Smalltalk-Klavier wohl besser beherrschen.
"Kennst du die neue Version von Visual Stiudio, ich finde ja die Neuanordnung der Menues geht gar nicht und der Zugang zur Versionskontrolle ist so etwas von zickig, das geht gar nicht. Wie findest du das? "
Kann man so fragen, sofern sich denn das Gespräch schon um dieses Visual Studio oder Ähnliches dreht. Wenn nicht, dann ist es nicht so passend.
Ich versuche gerade ein Beispiel zu finden... bspw. "Gestern hab ich einen Spaziergang in die Stadt gemacht und da bin ich an Eisdiele XY vorbeigekommen. Die hat scheinbar erst vor Kurzem eröffnet. Das Schokoladeneis war voll lecker. Warst du auch schon da?"
Das mit dem "mein Gesprächpartner eingehen kann" erfordert aber eben auch ein Verständnis der Lebenswelt des Anderen oder das Abholen inkleinen Schritten. Wenn der Nerd zum Film sagen muss "Keine Ahnung, kenn ich nicht" hat dein Versuch genauso wenig funktioniert wie mein Gegenbeispiel oben. Das soll hier kein Vorwurf sein, denn das ist halt einfach das anstehende Problem.
Der Nerd könnte das Gespräch nicht enden lassen, indem er sagt: "Nein, den Film kenne ich nicht. Worum geht es denn da?" - Sein Gesprächspartner erklärt ihm, dass es um XY geht. (Zwei, drei Sätze reichen längst.) Dazu kann der Nerd dann bspw antworten: "Zombies sind leider nicht so mein Ding. Aber ich mag XY ganz gerne. Du auch?"
Mein Vorwurf ist anzunehmen, dass " angesagte Versionen von Urlaub, Ausgehen, Massenmedien" ja gefälligst zu erwarten sind und Defizite da dann auf Unwillen bis charakterliche Mängel des Gegenübers zurückgehen und umgekehrt der von den Normalos überhaupt nicht mal in Betracht gezogene Versuch des Nerds sein Gegenüber thematisch abzuholen quasi als Belästigung aufgefast wird.
Aber der Nerd hat ja nicht genug Interesse an seinem Gegenüber .
Das Problem ist einfach, wenn das Gegenüber nicht dort thematisch abgeholt werden will. Also keinen Schwall an Infos haben will. Sondern eben nur Häppchen. Auch wenn der Schwall ihm hilft das Thema in all seinen Formen begreifen zu können, so war der Nerd nicht empathisch genug auf sein Gegenüber einzugehen. Dann war es eben wieder das Verhalten und nicht das Thema selbst.
Wenn man sich sowieso nur unter Nerds bewegt und mit Normalos nichts zu tun haben will, ist dies ja kein Problem. Wenn man hingegen sogar vielleicht eine Freundin unter den Normalos suchen will und immer mal wieder an solche Feste eingeladen wird, dann muss man sich halt bewusst sein, dass es vielleicht nicht passen kann...