Gute Frage, worauf ich hinaus will ...
Zum einen, dass es bei dem Thema (Prostitution und Pornos) sehr darauf ankommt, was man für Erfahrungen hat und aus welcher Perspektive man sich dem Thema nähert. Und dass ich Erfahrungen mit ... mhm ... tiefen Gefühlen/tiefer Verbundenheit mit einem Thema assoziiere.
Gut möglich, dass ich jetzt ein bisschen stark vereinfache und auch provoziere. Aber wenn ich mir die Beiträge hier durchlese und mich frage, wer sich wie mit welcher Perspektive dem Thema nähert, dann urteile ich so:
Bei den Männern ist die tiefste Verbundheit zum Thema die: Aus aktuell mangelnder besserer Alternative würde es mich bedrohen, wenn Prostitution oder Pornografie "weg" wären. Denn dann käme ich mir wie einer kurz vorm Verdursten vor. Lieber die Alternative, als gar keine ... (irgendwie lässt da schlichter sexueller wie psychischer Druck grüßen) Und ich Mann sehe das Thema aus der Perspektive eines potentiellen Nutznießers.
Bei Frauen (die sich hier geäußert haben) ist die tiefe Verbundenheit mit dem Thema vielleicht so: Jemanden an bzw. sogar IN meinen Körper ran-/reinlassen zu sollen, den ich mir gar nicht so dicht bei mir/in mir wünsche, geht mir an die Substanz. Es ekelt mich. Und ich habe Angst vor dem Aspekt der männlichen Sexualität, der (angeblich?) zeigt, dass Sex leider nicht nur mit Lust und Zuneigung zu tun hat, sondern auch mit simplem Druckabbau bzw. Demonstration von Macht ...
Ich weiß nicht, ob ihr Männer manchmal auch Angst vor den Kräften eurer eigenen Sexualität habt. Ich meine, es könnte doch auch Männern vielleicht unheimlich sein, dass Männer z. B. bei Verwaltigungen im Zusammenhang mit Krieg tatsächlich einen hochkriegen und "abschießen".
Zu meinen Erfahrungen am Set (die nur im genauen Zugeschauthaben bestehen und in intensiven Gesprächen mit den DarstellerInnen) könnte ich sehr viel schreiben, aber ich glaube, das will ich hier in der Forumsöffentlichkeit nicht. Es sei denn, es stellt jemand eine ganz konkrete Frage, die ich klar beantworten kann.
Eine meiner für mich damals (ist 12 bis 15 Jahre her) überraschenden Erkenntnisse war, dass dieses "Milieu" sogar auf mich eine gewisse Sogwirkung hatte.
Es ist wie eine Parallelwelt. Nach ein paar Stunden ist mir der Fakt des Pornodrehens an sich und das ganze Prozedere banal vorgekommen. Vergleichbar mit gemischter Sauna.
Ich war da am Set stets vollkommen bekleidet, aber nach ner Weile ist mir nicht mehr aufgefallen, dass da bildschöne nackte Männer neben mir hocken in den Drehpausen, wir alle Kaffeetassen in der Hand haben und plaudern. Fehlte nur noch die Erdbeersahnetorte.
(O.k., Kuchen gab's auch ab und zu). Ich hatte für mich das Gefühl, die Schwelle zur Darstellerin wäre nicht mehr sehr hoch ...
Schwer zu beschreiben. Ich gestehe, ich war früher in meinem Urteil oft herablassend, wenn jemand meinte: ich bin da in diese oder jene Sache einfach so reingerutscht. - Ich kann nur sagen, dass ich mir jetzt sehr gut vorstellen kann, dass man da in ein "Milieu" schnell reinrutscht, ohne es zu raffen. Und dass es nicht leicht ist, aus dieser Parallelwelt wieder rauszukommen. Mir hat sich da eine ganz merkwürdige Scheinwelt aufgetan.
Insofern ist mein Fazit: Weder Prostituierte, noch PornodarstellerIn ist ein "ganz normaler Job".
Na ja, und erotisch ging es am Set so gut wie nie zu. Aber es gab einige wenige Sequenzen, wo "gefakte Sexualität" in "echte" Sexualität hinüberglitt. Überaus gut verwertbares Filmmaterial, aber halt wohl eher selten. Ansonsten empfand ich es beim Zusehen eher als recht zermürbende Arbeit. Gerade (was oft passierte!) wenn der kleine "Kumpel" partout nicht (mehr) wollte, auch schon wund war. Die Frauen oder auch der Vereiser ran mussten ... Ich bin kein Mann, aber beim Zugucken dachte ich mir: Es muss Schöneres geben, als unter Erwartungsdruck, wund und lächelnd (innerlich mit zusammengebissenen Zähnen) mit einer "Kollegin", mit der man sooo viel nun wieder auch nicht am Hut hat, können zu müssen. Ich habe mich ertappt, dass ich in Gedanken betete: Lieber Gott, lass sie es bald packen ...
Zuschauen kann auch echte Arbeit sein!
Ach zum Schluss noch ein weiteres überraschendes Aha-Erlebnis von mir: Ganz stupide Rein-Raus-Pornos können mich - entgegen meiner Vorstellung von mir selbst - bei entsprechender Stimmung körperlich in Schwung bringen.
Soweit so gut. Sie tun es aber auch in der Trickfilm-Variante.
Deshalb wäre ich ja dafür, Pornos nur noch als Trickfilm zu produzieren. Scheint den Körper bei Bedarf auch zu animieren - und man kann die echten Menschen dafür in Ruhe lassen.