Aus meiner eigenen Erfahrung, kann ich nur sagen, dass die helfenden Impulse nicht unbedingt aus dem Forum kommen können. Es ist eine Sache sich darüber auszutauschen, wo ich im Vergleich zu anderen AB ich meine Hürden habe. Mein Hauptproblem war in Kontakt zu gehen und explizit zu werden. Dabei ging es weniger um Sprache sondern vor allem um kleine Gesten und darum Körperkontakt aufzunehmen.
Ich weiß noch damals als junger Mensch, als wir Besuch hatten. Für unsere Besucher war es kein Problem, bei einem Spaziergang einfach mal jemandem den Arm um die Hüfte zu legen und eine Weile nah zusammen spazieren zu gehen. Ich konnte das nicht. Einen (fremden) Menschen zu umarmen ging nicht, selbst nach einem sehr persönlichen Austausch mit ihm und meinem Wunsch nach körperlicher Nähe. Ich musste für mich erst lernen, dass ein solcher Kontakt okay ist und für mich Wege finden, wie ich ihn zulassen und ihn auch selbst initiieren kann.
Bei jedem sind die Blockaden, welche den Weg in eine Beziehung erschweren anders gestaltet. Nicht immer ist es nötig die Blockaden zu überwinden. Die Blockaden manifestieren sich in Form von Wahrscheinlichkeiten. Deshalb gibt es für jeden AB auch viele Menschen mit ähnlichen Blockaden, welche trotzdem in einer Beziehung gelandet sind. Das Menschen in Beziehungen oft meinen, dass ein AB "zu wenig" getan habe, um in eine Beiziehung zu kommen, ist aus meiner Sicht eine ähnliche Fehlinterpretation, wie ein Millionär, welcher meint sein Vermögen selbst erwirtschaftet zu haben und dabei vergisst, was andere Menschen und seine Lebensumstände dazu beigetragen haben, um ihm seinen Erfolg zu ermöglichen.
Für mich war ein wichtiger Schlüssel mich zu reflektieren, mich zu verstehen und mir ehrlich meine Wünsche und Intentionen anzusehen. Für jeden ist Komfortzone etwas anderes. Bei mir bedeutete die Komfortzone zu verlassen, mich meinen Gefühlen zu stellen und mein Herz zu öffnen. Über meine Wünsche und Gefühle zu sprechen, mich zu öffnen und mit Menschen in Kontakt zu gehen, war für mich mit größeren Ängsten verbunden, als in 10.000 Metern Höhe aus einem Flugzeug zu springen. Heute fällt es mir leichter, mich und meine Gefühle zu zeigen. Ich muss mir meine Männlichkeit nicht mehr beweisen und kann am Boden bleiben. Es ist weiterhin eine Überwindung, je nach Situation und Gesprächspartner, bestimmte Facetten aus meinem Inneren zu zeigen. Je länger ich es nicht gemacht habe, um so schwieriger wird es wieder aus der Komfortzone rauszugehen. Ich muss mir dann erst wieder in Erinnerung rufen, welche schönen Momente ich erlebt habe, nachdem ich entschieden habe mich zu zeigen. Risikobereitschaft und Mut wird belohnt, nicht immer und doch oft genug, so dass ich auch bereit bin hier über mich zu schreiben. Egal ob daraus ein Kontakt entsteht oder nicht.
Etwas, was ich auf meinem Weg mir selbst erst klar gemacht habe. Es ist nicht an mir darüber zu entscheiden, ob jemand anderes Kontakt mit mir möchte, sondern es ist Aufgabe meines Gesprächspartners zu kommunizieren, wenn er keinen Kontakt möchte. Es wäre natürlich schön, wenn ich öfter erlebt hätte, dass jemand Kontakt mit mir wünscht. Inzwischen habe ich gelernt, dass viele Menschen ihren Wunsch nach Kontakt, Verbindung und Nähe kaum in der Lage sind zu kommunizieren und noch weniger direkt auszusprechen vermögen. Wenn beide Seiten den Wunsch nach Nähe nicht äußern können, wird es schwer in Verbindung zu kommen.
Wenn ich solche Beiträge schreibe, weiß ich nicht, ob etwas davon verstanden wird. Schließlich fehlt mir die Rückmeldung, was bei Euch ankommt. Wenn ich auf meinen Weg zurückblicke spüre ich im mir inneren Frieden und eine emotionale Bewegtheit, über all diese Dinge, welche ich erlebt und durchlebt habe. Trotzdem schreibe ich - entsprechend meine Vorstellung - darüber nicht emotional. Meine Emotionen schwingen nur in mündlichen Gesprächen mit, dort kann die Stimme vibrieren oder zittern und in den Augen zeigt sich die Bewegtheit ebenso, wenn das Wasser in Bewegung kommt. Früher war es mir unangenehm, solche emotionalen Regungen zu haben, heute bin ich stolz darauf sie sogar auf einer Bühne mit anderen Menschen zu teilen.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir unseren Weg gehen und nicht Wege, welche andere für uns festlegen. Wie würden wir bei uns ankommen können, wenn wir den Wegen von Anderen folgen? Insofern kann ich nur jedem Betroffen im Forum wünschen, aus all den Äußerungen und Rückmeldungen hier im Forum sich die Impulse nutzbar zu machen, um seinen eigenen Weg zu wählen.
Viel Erfolg.