Fishbone hat geschrieben: ↑07 Mai 2021 13:39
Ok, vielleicht war es dann auch nur so, dass die Incel das als einen Grund für den Frauenhass genommen haben. Von der ein oder anderen Untersuchung, wie aussagekräftig die auch sein mögen, habe ich schon gehört. Wurde denn, zusammengefasst, ein Grund genannt? Warum es zum Beispiel so anders ist gegenüber dem echten Leben?
Das von GymT verlinkte Interview deckt ja schon die eigentlich Gründe ganz gut auf, aber stell dir doch auch mal selbst die Frage nach deiner eigenen Vorgehensweise im Onlinedating. Im gefühlt unendlich großen Katalog an Singles: Welche Frau likest du bzw. schreibst du da an? Irgendeine Selektion muss man ja treffen, es wird wohl niemand "Eene meene Muh" spielen und wahllos Frauen wählen, sondern schlussendlich wird eine persönliche Favoritenliste basierend auf Attraktivitätsmerkmalen erstellt und die reflektierteren Zeitgenossen unter uns filtern diese Liste dann zur Frustvermeidung nochmal danach, ob diese Frauen in etwa in der gleichen "Liga" mitspielen. Man(n) weiß ja durch bisherige Erfahrungen, dass die meisten Paare in etwa gleich attraktiv sind und kann sich dann grob auch selbst dort einordnen.
Im Endeffekt versuchst du es dann zuerst bei den für dich attraktivsten Profilen zuerst, wenn du das dann auf das Onlinedating-Erlebnis der meisten Frauen umdrehst und berücksichtigst, dass diese meistens in Likes und Nachrichten ertrinken, weißt du, wie selektiv Frau dann schlussendlich vorgeht. Es gibt mehr oder weniger seriöse Untersuchungen die aussagen, dass Frauen extrem wählerisch im Onlinedating unterwegs sind und es z.B. auf Tinder passieren kann, dass sie nur eine Hand voll Männer pro 100 vorgeschlagener Profile liken.
Das alles ist aber zum Glück nur im Onlinedating so, denn im wahren Leben handeln wir (auch das wurde im Interview gut dargelegt) ganz anders, weil wir da nämlich nicht wie der Bachelor/die Bachelorette 30 Hotties nebeneinander stehen haben, aus denen wir nun auswählen sollen.
Ich habe schon häufiger von Paaren die Aussage gehört "bei Tinder hätte ich ihn/sie wohl weggewischt und mir wäre ein unfassbar toller Mensch entgangen".
Die Leute wissen also, dass wir hier von zwei verschiedenen Dating-Welten reden, die in Teilen wirklich unterschiedlich funktionieren.
Die Problematik ist auch aus der Wirtschaft bwz. dem Marketing bekannt: Paradox of Choice.
Hast du zu viel tolle Auswahl, kannst du dich nur schwer für irgendwas entscheiden und willst dann auch das Maximum für dich rausholen.
Zusätzliches Problem im Onlinedating, was mich persönlich leider aufgrund meiner Erfahrungen mit bisher weit über 100 gedateten Frauen definitiv betrifft: als Mann datest du "runter", als Frau "nach oben". Auch wenn du in etwa weißt in welcher Liga du üblicherweise mitspielst, brauchst du nicht zu glauben, dass du bei dazu passenden Frauen gute Chancen auf ein Date via Onlinedating hast. Mindestens 80% meiner Dates waren (zum Teil sogar erheblich) weniger attraktiv, als jene Frauen, bei denen ich im Reallife bisher landen konnte. Die hatten ihre Bilder leider entweder bewusst gut gepimpt oder aber ein Händchen dafür, den einen goldenen Topschuss aus 1000 gemachten Fotos auszuwählen, wo sie sehr viel besser drauf aussahen, als es die die Realität hergibt.
Es finden sich via Onlinedating leider aufgrund des verzerrten Selektionsverhaltens sehr viele Date-Paare zusammen, die garnicht zueinander passen und wo auch nichts draus wird. Der Mann steht dann vor einer Frau, die er im echten Leben nie nach ihrer Nummer gefragt hätte, weil sie einfach nicht sein Typ ist. Und die Frau steht vor einem Mann, den sie echt attraktiv findet, der aber außerhalb ihres sonst üblichen Beuteschemas liegt.
So endet das alles wieder mal mit einer Enttäuschung (vor allem wenn man noch den Faktor "Selbstüberschätzung" mit einfließen lässt, wonach viele Durchschnittstypen beiderlei Geschlechts so blöd sind, nur die Hotties anzuschreiben, bei denen sie auch im echten Leben nie landen würden) und daher kommen schlussendlich auch viele Frustkommentare im Internet.
(Disclaimer: das gilt natürlich nicht für all jene Menschen, denen die Optik des Partners weitestgehend egal ist.)
Fishbone hat geschrieben: ↑07 Mai 2021 13:39
Wenn du "scheiße" aussiehst, bringt dir das beste Foto nix, egal welches Geschlecht du hast, aber das trifft nur auf die wenigsten zu. Die meisten befinden sich in der Nähe des Durchschnitts und da kann man mit einem guten Foto, entsprechende Frisur, Kleidung on top, seine Chancen eben deutlich verbessern gegenüber denen, die es nicht tun.
Gerade bei durchschnittlich attraktiven Menschen (die Mehrzahl der Gesellschaft) macht die Fotoqualität einen enormen Unterschied, das stimmt definitiv! Damit entscheidet sich dann nämlich, ob man nur alle paar Monate mal ein Match hat, oder ob zumindest in gewisser Regelmäßigkeit Chancen auf Dates bestehen.