eiertanz hat geschrieben: ↑27 Jun 2020 23:40
Ich bin insgesamt etwas irritiert: es ist ja gerad trockener Somme rund veles verlagert sich ins Freie. Wen man fragt, wie die sich das dann ab Herbst vorstellen, welche Gedanken sie sich über die Wintersaison machen:
In Australien und Neuseeland ist gerade Winter und beide Länder haben aktuell sehr geringe Infiziertenzahlen.
Meine Gedanken beziehen sich nicht auf das Virus oder seine epidemiologisches Potential, sondern auf die gesellschaftlichen und sozial-emotionalen Nebenwirkungen der Maßnahmen dagegen.
Winter in Neuseeland und Australien ist auch nicht so ganz mit Winter hierzulande vergleichbar ... (wobei der Klimawandel und die "Winter" der vergangenen Jahre zumindest in dieser Hinsicht eventuell wenigstens ein bisschen Gutes verheißen ...)
Derzeit wird ein wenig aufgefangen durch die Möglichkeit, Aktivitäten ins Freie zu verlagern - mit Abstand ist das schon nicht das Gleiche. Denn eigentlich kommt man zusammen, um (unter anderem) einander nahe zu sein; sonst könnte man's gleich online machen ...
"Wenigstens etwas". Ich sehe da immer schon ne Woche Novemberregen vor mir und frage: was fällt uns dazu ein? "Ach, bis dahin sind die Auflagen hoffentlich lockerer." Das sind sie vielleicht: aber die Distanz und damit das Haupthindernis wird uns begleiten, solange das Virus lauert.
Und wenn ich dann mal nachfrage, worauf die Hoffnung gründet: "Es wird ja an einem Impfstoff gearbeitet ..." Hm ...
Es sind immer noch Millionen Menschen von den Auflagen wirtschaftlich teilweise oder ganz aus dem Rennen. Wer nen unbefristeten Job hat, der noch durchführbar ist (oder gerad coronabedingt boomt, gbt es ja auch), merkt davon wenig. Ich steck mitten drin ... Und weitere Millionen haben emotional an den Distanzauflagen zu knabbern. Auch die Kinder. Für die ist das ein prägendes Erlebnis: "gehört nicht zur Familie - da bleib ich weg von" - das wird noch was, in 15-20 Jahren ...
Hinsichtlich der Mehrwertsteuersenkung, die sich noch bitter für den normalen Konsumenten - also die wirtschaftlich schwächre Hälfte der Bevölkerung - rächen wird, soll es mit dieser Bemerkung auch schon genug sein.
Ich habe den Eindruck: während "da draußen" das Leben halbwegs wieder rollt, gibt es deutlich weniger "öffentliche" Fröhlicheit. Es wird weniger gelacht, die Stimmung ist irgendiwe "flach". Ich habe bisher nicht viele Menschen dazu befragt - wie auch - aber die haben es mir bestätigt. Nur bisher nicht in Worte gefasst. In den Vergangenen Jahren war bei diesem Wettter abends eigentlich immer irgendwie Krach draußen: und sei es weil die Leut die Fenster aufgerissen und Familienessen gemacht haben. Deutlich weniger bisher.
Gleichzeitig gibt es auch weniger "negative" Emotonalität: die Besoffenen, die Arbeitslosen morgens bei Bierfrühstück im Park, Streitereien, Geschreie. Darum ist es nicht schade. Um das Fröhliche schon. Und beides gibt es ja immer noch: nur nicht öffentlich. Das ist ein Risiko für eine selbsternannt freiheitliche und offene Gesellschaft ...
Ein bisschen wie DDR (die ich nur von Besuchen kenne) : in der Öffentlichkeit bwegt man sich sehr kontrolliert, "nur nicht auffallen". Da gab es wenigstens noch die Möglichkeit, sich jenseits der Augen des Staates zusammen zu finden, Gemeinschaft zu erleben, schräg und "auffällig" zu sein.
Da kommt was auf uns zu.
Oder habt ihr nicht den Eindruck von emotionaler "Gedämpftheit" da draußen? Alles "ruhiger" - gliechförmiger.
Ich frage nicht, ob euch das gefällt. Nur, ob und welche emotionale Veränderung ihr wahrnehmt, bei der Art wie Menschen aufeinander reagieren und miteinander agieren? Soweit ihr überhaupt am öffentlichen Leben teilnehmt (das machen ja nicht alle hier, oder gern).
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