Der Schussel hat geschrieben: ↑27 Mär 2018 17:26
Ich war ja selbst lange genug AB. Und dann sind eben die Angst, die Unsicherheit und das
Gefühl von
"Prüfstand" das Problem.
Ich finde sehr richtig, was du da schreibst. Ich kann für mich auch sehr gut folgende zwei emotionale
'Unwissenheiten' eines/r AB nachfühlen und weiss, dass ich als AB das auch nicht begreifen konnte.
Deshalb erkläre ich hier
wie ich für mich heute diese Dinge einschätze.
Die Unsicherheit ob man sexuell den Ansprüchen des OdBs genügt. Man weiss nur zu genau, das der
eigene Körper weit von Perfektion her ist. Man hat mal das 'Kunstturnen' in einem Porno gesehen und
weiss das man dazu bei weitem (körperlich und von der Potenz her) nicht in der Lage ist und fühlt, bei
aller Begeisterung für die Handlung, auch das dies nur in Momenten großer Geilheit das ist, was man
real erleben will. Man erlebt das die Menschen für ames Bond und Lara Croft schwärmen und ist selber
doch nur ein kleiner armer Langeweiler. Da kann man sich schon sehr sehr verloren vorkommen.
Nur geht es 99 % der Menschen so und all das ist ohne Bedeutung wenn man sich mit einem OdB auf
eine Beziehung zubewegt da es diesem ebenso geht. Wenn es dann zu sich steigernder körperlicher
Nähe (ich schreibe extra nicht Sex, da dies manche mit GV gleichsetzen) kommt, spürt man sehr deutlich
ob man sich in den Armen dieser Person wohlfühlt. Wenn ja, steigert sich alles mehr oder weniger von
selbst zum GV und es wird wunderschön. Der 'Test', ob man harmoniert, passiert also bevor es zum GV
kommt und es geht um so Dinge wie Körpergefühl, Hautkontakt, Geruch der Haut die einfach vorhanden
sind und die nicht von Wissen, Erfahrung oder Turnkünsten abhängen. Der GV ist dann die Folge, wenn
man in dem Bereich harmoniert, und nicht eine Prüfung in der man eine bestimmte 'Performance' bringen
muss. Alles, was es so an Praktiken, Stellungen, Fetischen usw. gibt kann man sich danach zusammen
erarbeiten - wenn man will
Die Einschätzung der Gefühle. Es fiel mir, ohne mich selbst in verschiedenen Situationen erlebt zu haben,
sehr schwer meine Gefühle zu sortieren. Liebe, Begehren und all das was da in mir tobte und was ich von
anderen hörte, von meiner Mutter immer wieder gesagt und vorgelebt bekam und was ich in Büchern las
gab so gar kein geschlossenes Bild. Warum war Sex mal was ganz besonderes das Frauen nur 'Helden'
schenken und mal gab es ihn für 20 DM zu kaufen? Ich fühlte mich verwirrt. Besonders wie ich mich
'danach' fühlen würde und was es für mich bedeutet und wie es mich ändert wenn ich GV erlebt habe
und wenn ich eine Beziehung habe. Warum all diese Wiedersprüche zwischen dem was die Leute leben
und dem was sie sagen? War ich gefühlskalt wenn ich einfach nur GV wollte? War GV mir überhaupt
wichtig wo ich mich doch so nach Kuscheln sehnte? Alles immens verwirrend ...
Heute habe ich mit verschiedensten Gefühlen Erfahrungen und für sie verschiedene Namen: Das macht es
mir möglich sie zu bewerten, sie zu sortieren und mit ihnen umzugehen. Ich nenne die tiefe Bindung zu
meiner Partnerin Liebe, die Lust auf einen Körper Begehren, die Gefühle für Eltern, Karamellpudding oder
Kuscheltier nenne ich auch Liebe (unterscheide das aber genau) und die Begeisterung für eine/n Fremden
'verlieben'. Dadurch kann ich mit meiner Partnerin sehr differenziert über all das Reden und klären, welche
Ebene der Liebe uns wichtig ist und auf welchen wir loslassen können.
Ich erlebte bisher in jeder Partnerschaft (wobei genau da für mich der Unterschied zwischen Partnerschaft
und Affäre liegt) wie sich mein Verhalten und meine sexuellen Vorlieben neu definierten in der Phase des
kanickelhaften wunderschönen Rumpoppens und des totalen Hungers nach der Nähe der Partnerin. Es ist
wie wenn zwei Metallklumpen an den Kontaktflächen flüssig würden um sich aneinander anzupassen. Wenn
das erfolgt, wird die Bindung in meiner Sprache zur Liebe. Damit will ich andere Kontaktformen nicht abwerten.
Sie sind für mich nur eben etwas anderes und ich nenne sie daher nicht Liebe.