Reinhard hat geschrieben: ↑18 Jan 2022 22:09
Weiß nicht, ob sich das nicht einfach aus dem Sprachgefühl entwickelt und an sich mit männlich/weiblich nix zu tun hat. (Oder mit dem grammatikalischen sächlich.)
Person, der/die (beruflich) bäckt ==> Bäcker
Person, der/die (beruflich) lehrt ==> Lehrer …
In der Schule hat man allerdings mal gelernt, dass im Singular die Endung -er bei Personen die männliche Form ist.
Das merkt man auch schon daran, dass keiner sagt "die Bäcker", wenn er eine Frau meint … Da gäbe es dann außerdem noch das Problem, das man nicht weiß, ob jetzt eine Bäcker-Frau oder mehrere Bäcker (welchen Geschlechts auch immer) gemeint sind. Das Problem der Differenzierung tritt ja erst im Plural auf – weil hier eben die Pluralform nicht unterscheidet, ob nur Männer oder auch andere Geschlechter gemeint sind.
Und lustigerweise ist die Genderfrage bei den Pronomen im Plural genau in die andere Richtung verwirrend – hier wird das (im Singular weibliche) "die" für alle verwendet.
Wenn man's richtig machen will, müsste man also eigentlich für die generische Form noch neue Pronomen erfinden.
Aber damit kommt man in Teufels Küche, denn die Geschlechterzuordnung der Pronomen ist ohnehin völlig chaotisch und unlogisch.
Gegenbeispiel:
Person, der/die (beruflich) geburtshilft ==> Hebamme
Was wäre die eigenständig weibliche Form? Die Bäcke, die Lehre, die Handwerke, die Pflege? Gemeint als Bezeichnung für Personen, die etwas ausüben, nicht für die Tätigkeit an sich. Wenn man vom Verb im Infinitiv ausgeht liegt das mit -r näher: lehren => Lehrer, pflegen => Pfleger usw.
Die Amme kann man schlicht nicht vermännlichen, weil das Wort ein weibliches Wesen impliziert. Das ist so, als wolle man eine männliche Form von "Frau" finden. Im Falle der Berufsbezeichnung wäre eben "Geburtshelfer" für den Mann richtig – und die traditionelle Bezeichnung "Hebamme" könnte bei der Frau entweder weiter genutzt werden oder durch "Geburtshelferin" ersetzt werden.
Ich finde schon, dass bei generischen Worten die Endung
-in das Weibliche klar darstellt und daran muss meiner Meinung nach auch nichts geändert werden.
Calliandra hat geschrieben: ↑18 Jan 2022 21:32
Vielleicht kann man auch einfach diese derzeit männliche Form als geschlechtsneutrale Form weiterbenutzen und eine neue eindeutig männliche Form erfinden
Habe ich weiter vorne im Thread schon.
Einfach -an anhängen für die männliche Form, (der) Bäckeran, (der) Lehreran, (der) Pflegeran ...
Ok, sorry, das ist mir dann durchgerutscht, hatte anfangs nur die ersten Beiträge gelesen und dann meinen Senf abgegeben. Habe deinen Beitrag dazu jetzt mal rausgesucht und sehe, dass eure Diskussion dazu sogar direkt über meinem ersten Beitrag steht
Also, vielleicht müsste man dann konsequenterweise die bisherige (gleichzeitig männliche und "neutrale") Form (wie z. B. Lehrer) ganz ersetzen durch:
der Lehreran – männlich (Plural: Lehreranen)
die Lehrerin – weiblich (Plural: Lehrerinen oder wie bisher Lehrerinnen)
z. B. das Lehreron – generische Form (Plural: Lehreronen)
… weil eben die bisherige pseudoneutrale Form zu stark mit der männlichen Form verwachsen ist.
Wirklich ästhetisch finde ich das auch alles noch nicht (zumal es dann nicht mehr so wirklich nach Menschen klingt), aber strukturell würde es für die Differenzierung bzw. Einschließung besser funktionieren.
Wenngleich es vielleicht auch nicht für alle Arten von Endungen gleichermaßen gut passen würde. Bei Ärzton, Schmiedon, Lehreron, Referenton ginge es schon, aber man hat dann sicher noch Ausnahmefälle, wo es komplizierter wird.
Man könnte sich's auch etwas einfacher machen (und mehr beim Gewohnten bleiben), wenn man eben nur die Pluralform des Neutrums nutzt, wo alle gemeint sind (also Lehreronen statt Lehrer*innen) und alles andere lässt wie's ist bzw. die Singularform des Neutrums nur in den speziellen Fällen nutzt, wo eine Person noch nicht genau spezifiziert ist ("Wir brauchen ein Arzton"). Denn im Normalfall weiß man ja sonst, von wem man spricht.
Im Englischen finde ich im übrigen die vermeintliche Neutralität auch nur auf bestimmte Worte beschränkt – wie eben
teacher oder
doctor, wo es keine weibliche Form gibt. Daher finde ich das kein gutes Beispiel für funktionierende Neutralität, sondern denke, es hat auch eher traditionelle Gründe, dass für die speziellen Fälle nur männliche Worte existieren und sehe das dann im Zuge einer solchen Diskussion auch eher als Baustelle.