Egil hat geschrieben: ↑04 Feb 2024 08:03
Es geht überhaupt nicht um das, was du als "Meinungsäußerung" bezeichnest, sondern um genau deine Reaktion darauf. Du lieferst hier das beste Beispiel für das, was ich meine.
Ich muss solche Diskussionen hier nicht führen, dafür ist hier nicht der richtige Ort, und auch nicht "random einbringen". Aber die Diskussion darüber, wie viel Meinungsfreiheit wir hier zulassen wollen, ist wichtig und gerade auch kontextrelevant (wenn es überhaupt noch eine Rolle spielt, woran ich angesichts der gegenwärtigen Entwicklung rund ums Forum zweifle). Wenn dir das aber zu "random" ist, ein anderes Beispiel von vor gut einem Jahr (es war übrigens witzigerweise, wie heute auch, der zweite Tag meines Urlaubs). Damals war hier ein User möglicherweise bisexuell, aber diesbezüglich unsicher. Ich wies darauf hin, dass homosexueller Kontakt zwischen Männern mit höheren gesundheitlichen Risiken behaftet wäre, wofür ich mir einen Rüffel von Menelaos (meinem Eindruck nach gegen seine eigene Überzeugung) eingefangen habe, weil eine queere Userin das diskriminierend fand.
Ich fasse diesen Absatz für mich erst mal vereinfacht zusammen mit: "Das wird man wohl noch sagen dürfen"- ein Satz, der 30Jahre und älter ist und einem vermitteln soll, das etwas, was man gesagt hat, nicht sagen darf. Was man aber gerade hat. Deutlich wird das dadurch, das Du Dir eine Diskussion wünscht wieviel Meinungsfreiheit hier zugelassen werden darf. Ich denke, darüber gibt es nix zu diskutieren- die Meinungsfreiheit sollte hier genauso weit gedeckt sein, wie im realen Leben. Meinungsfreiheit erlaubt aber eben nicht- und ist auch keine Entschuldigung oder Begründung dafür - andere zu beleidigen und zu bedrohen. Und genau darum geht es in diesem Thread eigentlich- Kontext is king wie Du sagst - das hier Leute im Forum aufgenommen werden sollen und wurden, die das eben nicht verstanden haben- und es sich sehr vermutlich wünschen auch hier wieder Aussagen unter dem Deckmantel einer vermeintlichen freien Meinungsäußerung zu tätigen, ohne dabei erinnert zu werden dass diese vielleicht auch für andere aktive User verletzend oder unpassend sind. Keiner erwartet übertriebene Rücksichtsnahme- aber wenn bei mehrmaligen, gerechtfertigten Hinweis keine Einsehen erkennbar ist, fängt es an zu wurmen.
Mein Problem mit Deiner Reaktion rührt daher, dass ich im Forum hier von verschiedenen Menschen immer wieder sehe, das auf Stammtischniveau irgendwelche irgendwo getätigte, ungeprüfte Aussagen einfach mal als Beleg mittenrein geklatscht werden- ohne überhaupt richtig verstanden zu haben, um was es bei der Aússage eigentlich ging. Wwie Du selbst sagst- Kontext ist King.
Zugegeben- das war hier bezogen auf dem Bannerspruch nicht einfach -es hätte genauso gut stehen können "Nur Zebras haben weiße und schwarze Streifen". Es ist wohl so, dass die Aussage wohl von Menschen benutzt wird, die die Existenz von transgeschlechtlichen Menschen verneinen und diese bewusst diskriminieren- und der DFB eben reagierte weil der DFB solche [Edit] als diskriminierend gemeinten [/edit] Sprüche bei seinen Veranstaltungen eben nicht duldet- das sind die Regeln innerhalb des DFBs und seiner enthaltenen Vereinen.
Als Beispiel für eine Einschränkung der Meinungsfreiheit taugt sie aber genau deshalb nur schlecht. Ungut kann man das Verhalten vom DFB trotzdem finden und auch äußern -ich sehe es auch teilweise kritisch - wer aber Meinungen vertritt muss auch mit Gegenstimmen leben.
Ich beobachte - und bin sicherlich wie viele andere hier auch oft genug Teil davon- folgendes:
- beide Seiten, ob "links" oder "rechts", beide Seiten möchten über die Positionen des anderen eigentlich gar nicht mehr nachdenken, sich nicht damit auseinandersetzen.
- Sie möchten immer seltener sachlich-nüchtern über Positionen diskutieren.
- Beide Seiten wären vermutlich froh, könnten sie sagen was und wie sie wollten, ohne das jemand Stop sagt oder ihnen Gegenargumente bietet.
- Es erscheint einfacher die Gegenseite in eine Schublade zu stecken a la "Gutmensch", "rechts", "woke", "links", "die MABsen", "Die Frauen", ....
In dem man die Gegenseiten in Schubladen steckt, sind unangenehme Positionen aus den Augen und aus dem Sinn. Dann braucht man sich auch nicht einzugestehen, das man mit seiner Position vielleicht völlig falsch liegt und kann munter dem anderen die Schuld geben.
Zu Deinem Beispiel mit Melenaos sehe ich da so: Ich vermute aber, Du hättest Dir gewünscht, die queere Userin hätte Dir das persönlich mitgeteilt anstatt über die Morderation- Richtig?
Melenaos Verhalten erkläre ich mir selbst so: er hatte hier die Rolle als Moderator- und ja, zu diesem Job gehört es vermutlich auch mal Positionen zu verteidigen, die man nicht unbedingt seine eigenen nennt, aber in den Forenregeln festgeschrieben sind und eben als Moderator vertritt.
Es ist vermutlich wie im realen Leben: da muss ich z.B. auch hin und wieder meinen Auszubildenen Entscheidungen mitteilen, bei denen ich selbst anderer Meinung bin. Solange ich aber meinen Wertekonflikt auch transparent aufzeigen konnte, haben meine Auszubildenden die Entscheidung bisher auch so akzeptiert. Dir geht es mit Deinen Arbeitern und Angestellten vermutlich ähnlich? Vielleicht hat Dir genau das hier gefehlt?
Egil hat geschrieben: ↑04 Feb 2024 08:03
Bist du mit der Endphase der römischen Republik vertraut? Die Gesetzgebung in Rom war ein komplexer Prozess, die theoretisch das ganze Volk (natürlich nur die freien Männer) mit einbezog, ....
Ich hatte zwar Geschichts-LK- aber das liegt zu lange zurück um das detailliert noch zu wissen- falls es damals schon bekannt unterrichtet wurde. Nixdestotrotz kann ich mich aber gut erinnern, dass die römischen Rechtsgrundsätze die Grundlage für die heutige Rechtswissenschaft ist und bestimmte Prinzipien des römischen Verfassungssystems auch für die heutigen demokratische Denkweisen Einfluss hatten. Ich habe mal geschwind mein Geschichtswissen dazu aufgefrischt - Lernseiten für Schüler dazu ("Lernattack" z.B.- hoffentlich sind die auf dem neusten Stand) bestätigen zwar durchaus, das was Du über die römische Republik schreibst. Aber auch was ich oben beschrieben habe- zwei Gegenseiten die sich bekämpfen. Aber eine weitere kurze Recherche zeigt auch, die Ursachen dafür können sowohl bei der römischen Repubik wie auch hier im Forum auch anders gesehen werden. Ich habe nicht Geschichte studiert- aber persönlich finde ich den Vergleich Römische Republik mit einem Austausch- und Selbsthilfeforum wie dem ABTreff jedenfalls eher merkwürdig und unpassend.
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Wenn Du dazu weiter Austausch und sachliche Diskussion mit mir willst- gerne per PN. Ansonsten wäre ich jetzt off.