dfg82 hat geschrieben: Hör auf von etwas zu reden, von dem Du keine Ahnung hast. Kannst ja mal meine Mutter danach fragen, wieviel Arbeit und Stress der Haushalt, zwei Kinder und ein Ehemann verursachen. Aber zieh das mal alles ruhig ins Lächerliche.
Hi dfg82,
bitte gestatte dass ich hier die hochgeschätzte Esther Vilar antworten lasse, sie kann das um ein Vielfaches besser als meine Wenigkeit.
Aus: "Der dressierte Mann" (1971) -> war nie aktueller als heute
"Eine Frau kann so dumm sein, wie sie nur will - der Mann wird trotzdem zu ihr aufsehen und nicht auf ihre Gesellschaft verzichten wollen. Ihre Beschwörungsformel lautet ganz einfach: Arbeiten ist männlich, Nichtstun weibisch. Sie verkündet, der Mann sei in einer beneidenswerten Situation, stark und ungebunden, sie dagegen schwach und durch die heilige Bürde des Gebarens ans Haus gefesselt. Sie sei zu wertvoller Arbeit körperlich nicht geeignet. Der Mann folgt dieser Mythologie willig und hält sie für schmeichelhaft. Er bedenkt nicht, daß auch der Elefant stark ist, stärker als ein Mann zum Beispiel, und daß Männer trotzdem für die meisten Arbeiten besser geeignet sind als Elefanten. Natürlich verheimlicht die Frau dem Mann, daß sie selbst im Vergleich zu ihm so gut wie nichts tut. Tatsächlich beschäftigt sie sich ja unentwegt mit irgendetwas.
Sie sagt nur, alles, was sie tut, sei im Vergleich zu seiner Arbeit minderwertig. Sie suggeriert ihm, daß die schwachsinnigen Vergnügungen, denen sie sich im Lauf des Tages hingibt (Bügeln, Kuchenbacken, das Heim verschönern), für das Wohl der Familie notwendige Arbeiten seien und daß er sich glücklich schätzen könne, eine Frau zu haben, die ihm diese niedrigen Dinge abnimmt. Der Mann, der ja nicht ahnen kann, daß einer Frau solche Beschäftigungen tatsächlich Spaß machen, wird sich glücklich schätzen. Indem die Frau alle Arbeiten in »männlich« und »weibisch«, in »würdig« und »unwürdig« einteilt und so mit Gefühlswerten befrachtet, denen sich nach einiger Zeit niemand mehr entziehen kann, wird sie selbst unkontrollierbar und verschafft sich so in ihrem Machtbereich völlige Narrenfreiheit.
Was immer sie tut - es ist ja im Vergleich zu Männerarbeit sowieso nichts wert; sie selbst sagt es, und warum sollten die Männer das nachprüfen wollen? Natürlich könnte der Mann, wenn er nur wollte, die weibliche Terminologie entlarven, die »männlichen« und »weibischen« Arbeiten »schwer« und »leicht« nennen: Männerarbeit ist meist schwer, Hausarbeit immer leicht. Mit den Maschinen, die der Mann dafür erfunden hat, erledigt sich die Arbeit zum Beispiel für einen Vier-Personen-Haushalt mühelos in zwei Vormittagsstunden. Alles, was die Frauen sonst noch tun, ist überflüssig, dient ihrem Vergnügen und zur Erhaltung der idiotischen Statussymbole ihrer Clique (Spitzengardinen, Blumenbeete, Hochglanzpolitur): Wenn sie es als Arbeit bezeichnen, so ist das nichts weiter als eine unverschämte Zwecklüge. Hausarbeit ist so leicht, daß sie in psychiatrischen Heilanstalten traditionell von jenen Schwachsinnigen erledigt wird, die zu keiner anderen Tätigkeit mehr taugen. Wenn sich die Frauen beklagen, daß sie für diese Arbeit nicht noch extra Geld bekommen (sie fordern nicht viel, nur etwa den Lohn eines Automechanikers!), dann ist das nur ein weiterer Beweis dafür, wie attraktiv diese »Arbeit« für sie ist. Solche Forderungen sind außerdem kurzsichtig, denn sie könnten dazu führen, daß die Frauen eines Tages tatsächlich als Arbeitskraft bewertet und angemessen belohnt würden. Das würde dann offenbaren, wie sehr sie auf Kosten der Männer über ihre Verhältnisse leben.
Doch der Mann ist an die weibliche Terminologie von Kind an gewöhnt und hat kein Interesse, sie zu entlarven. Er muß den Glauben haben, daß er etwas Großes tut, wenn er Geld für seine Frau verdient. Daß er etwas leistet, wozu eine Frau nicht fähig wäre. Hätte er dieses Gefühl der Überlegenheit nicht, müßte er an der Stumpfsinnigkeit seiner Arbeit verzweifeln. Sobald er den Eindruck hat, etwas zu tun, das ebenso gut eine Frau tun könnte (und hin und wieder finden die Frauen es opportun, diesen Eindruck zu erwecken), versucht er, seine Leistung zu steigern und so den gewohnten Abstand zwischen sich und dem »schwachen« Geschlecht wiederherzustellen.
Er braucht das für sein Selbstbewußtsein."
Gruß
Vega