AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

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Bereyte
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AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

Hallo Forum,

Vielleicht erscheint mein Anliegen, mit dem ich hier im Forum auftauche manchen wie ein "Luxusproblem", aber vielleicht gibt es auch den ein oder die andere, die das Gefühl, das ich gerne beschreiben würde, kennen, teilen, konstruktiv bearbeiten oder gar überwunden haben.

Objektiv gesehen bin ich zur Zeit in einer Lebensphase, in der mir alle Möglichkeiten offenstehen, in der ich erste (positive wie negative) Beziehungserfahrungen gemacht habe und in der ich gerade eine wirklich wunderbare Frau neu kennenlernen darf.

Und trotzdem fühle ich mich so unglücklich wie lange nicht mehr. Ich würde sogar sagen, dass sich durchaus depressive Symptome entwickeln.
Grund dafür ist, dass ich in der "kritischen Lebensphase" zwischen 16 und 28 keine romantischen und/oder sexuellen Erfahrungen gemacht habe und damit nicht umgehen kann und immer wieder und wieder und wieder darüber ins Grübeln und ins Vergleichen mit anderen komme. Mich macht das so traurig und müde, dass ich die Chance, die sich mir gerade bietet kaum genießen kann und stattdessen unsagbar deprimiert über die Vergangenheit bin.

Die Frage also nochmal in Kürze: Kennt jemand das Gefühl, dass es unmöglich erscheint, zu akzeptieren, dass eben nichts war und das?

Ich weiß gar nicht genau, was ich mir als mögliche Antworten erhoffe oder erwarte. Ich glaube, ich fände es gut, zu wissen, dass ich mit dem Gefühl nicht alleine bin.

Liebe Grüße.

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Settembrini
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Settembrini »

Hallo Bereyte,

zunächst einmal:
Bei einer Depression spielen Logik oder Gründe keine Rolle. Man kann steinreich, erfolgreich, mit Freunden und Lebenspartnern / Partnerinnen sein Weg ins Unendliche finden und dennoch depressiv sein. Eine Fülle von prominenten Stars sind da ein Beispiel. Um nur eines zu nennen: Ein ehemaliger Torwart von Hannover 96, gerade Nationaltorwart geworden und mit einer attraktiven, klugen und offenbar auch liebevollen Frau beschenkt, hatte eine schwere Depression, die ihm schließlich keinen Ausweg trotz all dem mehr sehen ließ.

Natürlich ist das nicht auf Dich umzumünzen. Es soll nur als Erklärung dienen, dass auch ein Mensch, der etwas Schönes erlebt, verunsichert sein kann und sogar eine „depressive Phase“ (keine Depression) durchlaufen kann.

Du schreibst, dass Du eine wunderbare Frau an Deiner Seite hast. Offenbare ihr das, was Du hier im Forum offenbart hast. Ehrlichkeit ist der Grundpfeiler jeder sozialen Beziehung.

Ansonsten hier noch etwas, was ich wegen Deines Vergleiches mit anderen mit auf den Weg geben möchte:
Wir Menschen versuchten stets, das Glück anderer zu übertreffen oder wenigstens zu erreichen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die allermeisten Menschen für glücklicher halten, als sie es in Wirklichkeit sind.

Alles Gute für Dich.
Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
(Laotsi)
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

Hallo Settembrini,

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Deshalb versuche ich, mit dem Begriff "depressiv" auch sehr vorsichtig umzugehen. Vielleicht ist das in meinem ersten Text misslungen.

Ich habe das mit ihr geteilt und eine sehr positive Reaktion bekommen. Und ich bin auch grundsätzlich ganz gut dazu in der Lage gegenüber Freunden und Familie "zu gestehen", dass mir Erfahrungen fehlen und ich wünschte, dass ich diese gemacht hätte. Ich kann auch in größter Ausführlichkeit erklären, warum es nicht geklappt hat. Aber trotzdem komme ich innerlich nicht an einen Punkt der Akzeptanz darüber, sondern fühle mich immer wieder unvollständig.

"seinen Weg ins Unendliche finden" - schöne Formulierung by the way! :)
Hamburg89
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Hamburg89 »

Mir geht es es deshalb teilweise emotional deshalb sehr schlecht. Dass ich kaum Erfahrungen sammeln konnte und dies vor allem nicht in der Jugend, ist auch einer der Gründe dafür, dass ich es für mich aufgegeben habe. Andere Leute in meinem Alter sind mir einfach mal zirka 20 Jahre voraus. Da brauche und werde ich mich nicht mehr auf den Markt schmeißen.

Die Zeit kann man leider nicht zurückspulen und ich hätte vermutlich auch nichts besser machen können, da die Vorraussetzungen einfach nicht gegeben waren.



Ist halt so, muss ich lernen zu akzeptieren.
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FluchUndSegen
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von FluchUndSegen »

Bereyte hat geschrieben: 27 Aug 2023 07:45

Ich habe das mit ihr geteilt und eine sehr positive Reaktion bekommen.
Hey Bereyte,

erst einmal herzlich Willkommen! Ich bin allerdings auch noch ganz frisch hier im Forum.
Ich selbst bin keine ABine, bin aktuell aber mit einem (jetzt Ex-)AB zusammen.

Hat ihre Reaktion etwas in dir ausgelöst?

Auf deinen Beitrag würde ich gerne mit einer Erfahrung unabhängig von meiner Beziehung antworten.
In meinem Leben gab es auch etwas, das mich über Jahre beschäftigt und nicht losgelassen hat und ich dachte ehrlich gesagt auch, dass ich es nie akzeptieren oder überwinden kann. Ich habe mich irgendwann auch jemandem gegenüber geöffnet und die Person gab mir den Rat nicht zu versuchen "darüber hinwegzukommen", weil das in diesem Moment eine zu große Aufgabe war. Ich sollte probieren meine quälenden Gedanken einfach auf den nächsten Tag zu schieben und dann wieder zu verschieben und wieder und wieder, damit ich den Moment im jetzt aktiv gestalten kann (weil mich meine Gedanken oft blockiert haben). Anfangs war das echt nicht einfach für mich, aber irgendwann hat es tatsächlich geklappt und ich konnte mich auf Dinge einlassen, die ich vorher nicht geschafft hätte.
Dadurch hatte ich die Möglichkeit andere Erfahrungen zu sammeln und irgendwann konnte ich mit meiner Vergangenheit tatsächlich Frieden schließen, weil ich sie als das erkennen konnte was sie ist: Vergangen.

Vielleicht hilft dir das auch dabei dein "Jetzt" ergreifen zu können und dadurch wird Akzeptanz in der Zukunft eine Möglichkeit.

Viele liebe Grüße

Lina
In diesem Märchen rettet die Prinzessin sich selbst. :frech:
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

Hamburg89 hat geschrieben: 27 Aug 2023 09:34 Mir geht es es deshalb teilweise emotional deshalb sehr schlecht. Dass ich kaum Erfahrungen sammeln konnte und dies vor allem nicht in der Jugend, ist auch einer der Gründe dafür, dass ich es für mich aufgegeben habe. Andere Leute in meinem Alter sind mir einfach mal zirka 20 Jahre voraus. Da brauche und werde ich mich nicht mehr auf den Markt schmeißen.

Die Zeit kann man leider nicht zurückspulen und ich hätte vermutlich auch nichts besser machen können, da die Vorraussetzungen einfach nicht gegeben waren.



Ist halt so, muss ich lernen zu akzeptieren.
Hallo Hamburg89,

Ich kann nachvollziehen und nachspüren, was Du meinst, weshalb ich Dir gerne etwas Positives schreiben würde - vielleicht auch um selbst etwas daraus zu lernen. Obwohl ich gerade diesen oben beschriebenen "Rückfall" in das Gefühl erlebe, nicht genug Erfahrungen gemacht zu haben, glaube ich oder hoffe es zumindest, dass es immer eine Chance geben muss, da wieder raus zu kommen.
Ich hoffe, dass die folgende Aussage nicht anmaßend oder gar verletzend ist, weil ich Deine genauen Lebensumstände und Deine Geschichte nicht kenne, aber ich will und muss Dir an einer Stelle widersprechen: Der von Dir angesprochene Erfahrungsrückstand, der Deinen "Marktwert" schrumpfen lässt, der Dich verunsichert und mutlos macht, den gibt es in der Realität nicht, glaube ich. Soziale Beziehungen, romantische Beziehungen und am Ende auch Sexualität sind keine Raketentechnik, in denen ich nur mit 10.000 Stunden Erfahrung erfolgreich sein kann. Aber natürlich ist das leichter geschrieben als getan und gefühlt. Das spüre ich selbst nur zugut.
Eine entscheidende Sache dafür habe ich aber in und aus den letzten Jahren gelernt: es kommt niemand zu mir, ich muss los und aktiv werden und vielleicht trifft dann eine der ältesten Hoffnungsaussage zu: "Wer suchet, der wird finden."

Liebe Grüße und vielen Dank für Deine persönliche Erfahrung, die Du mit mir geteilt hast.
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

FluchUndSegen hat geschrieben: 27 Aug 2023 09:55
Bereyte hat geschrieben: 27 Aug 2023 07:45

Ich habe das mit ihr geteilt und eine sehr positive Reaktion bekommen.
Hey Bereyte,

erst einmal herzlich Willkommen! Ich bin allerdings auch noch ganz frisch hier im Forum.
Ich selbst bin keine ABine, bin aktuell aber mit einem (jetzt Ex-)AB zusammen.

Hat ihre Reaktion etwas in dir ausgelöst?

Auf deinen Beitrag würde ich gerne mit einer Erfahrung unabhängig von meiner Beziehung antworten.
In meinem Leben gab es auch etwas, das mich über Jahre beschäftigt und nicht losgelassen hat und ich dachte ehrlich gesagt auch, dass ich es nie akzeptieren oder überwinden kann. Ich habe mich irgendwann auch jemandem gegenüber geöffnet und die Person gab mir den Rat nicht zu versuchen "darüber hinwegzukommen", weil das in diesem Moment eine zu große Aufgabe war. Ich sollte probieren meine quälenden Gedanken einfach auf den nächsten Tag zu schieben und dann wieder zu verschieben und wieder und wieder, damit ich den Moment im jetzt aktiv gestalten kann (weil mich meine Gedanken oft blockiert haben). Anfangs war das echt nicht einfach für mich, aber irgendwann hat es tatsächlich geklappt und ich konnte mich auf Dinge einlassen, die ich vorher nicht geschafft hätte.
Dadurch hatte ich die Möglichkeit andere Erfahrungen zu sammeln und irgendwann konnte ich mit meiner Vergangenheit tatsächlich Frieden schließen, weil ich sie als das erkennen konnte was sie ist: Vergangen.

Vielleicht hilft dir das auch dabei dein "Jetzt" ergreifen zu können und dadurch wird Akzeptanz in der Zukunft eine Möglichkeit.

Viele liebe Grüße

Lina

Hallo Lina,

Danke für Deine Antwort. Spannend, dass Du Dich hier im Forum angemeldet hat, weil dein Partner vom ABtum betroffen ist. Ich nehme an, dass Du das gemacht hast, um ihn besser verstehen zu können. Das finde ich sehr schön.

Ihre Reaktion hat mich erstmal erleichtert und mir Sicherheit gegeben. Sie hat mir außerdem verdeutlicht, dass ich auch ohne große romantische Erfahrungen wertvoll und gut bin.
Leider muss ich aber in diesem Kontext auch ein Gefühl eingestehen, für das ich mich sehr schäme. Denn ich glaube, dass ich Neid ihr gegenüber verspüre, dass sie Erfahrungen gemacht hat (positive wie negative), die ich nicht erlebt habe.

Ich glaube auch, dass Zeit und Geduld mit mir selbst hilfreiche Mittel sein können, um mit der Vergangenheit Frieden schließen zu können. Aber ich habe Angst, dass das nicht möglich sein wird. Ich saß in den letzten Tagen schon mehrfach weinend am Schreibtisch und habe nur gewünscht, dass dieses furchtbare Gefühl verschwindet, weil es mir soviel gegenwärtig Gutes verstellt und mich so viel Kraft kostet. Aber ja, das Rationale hat da nur wenig Einfluss auf die Emotion.
Es freut mich und beeindruckt mich, dass Du den Weg zum Frieden mit Dir und Deiner Geschichte gefunden hast und ich würde mir wünschen, meine eigene auch irgendwann so weitererzählen zu können, wie Du die deinige.

Liebe Grüße
Bereyte
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Himbeere »

Bereyte hat geschrieben: 26 Aug 2023 19:58
Objektiv gesehen bin ich zur Zeit in einer Lebensphase, in der mir alle Möglichkeiten offenstehen, in der ich erste (positive wie negative) Beziehungserfahrungen gemacht habe und in der ich gerade eine wirklich wunderbare Frau neu kennenlernen darf.

Und trotzdem fühle ich mich so unglücklich wie lange nicht mehr. Ich würde sogar sagen, dass sich durchaus depressive Symptome entwickeln.
Grund dafür ist, dass ich in der "kritischen Lebensphase" zwischen 16 und 28 keine romantischen und/oder sexuellen Erfahrungen gemacht habe und damit nicht umgehen kann und immer wieder und wieder und wieder darüber ins Grübeln und ins Vergleichen mit anderen komme. Mich macht das so traurig und müde, dass ich die Chance, die sich mir gerade bietet kaum genießen kann und stattdessen unsagbar deprimiert über die Vergangenheit bin.
Ich kenne was ähnliches aus anderem Zusammenhang. Mir ging es schon so, nachdem ich zu einem vergangenen Geschehen, in dem ich lange Zeit sehr festgefahren war, ein bisschen Distanz bekam. Es ging mir nach und nach viel besser als vorher und auf einmal erkannte ich erst richtig das Defizit, das vorher geherrscht hatte und das einfach meine Normalität geworden war. Es war zu mir geworden und ich sah das erst im Nachhinein. Plötzlich fing ich an, das sehr zu bedauern. Ich tat mir selbst unheimlich leid, weil das alles so gelaufen war. Manchmal tut es mir heute noch leid. Aber ich glaube das ist okay. Ich würde das gar nicht als Problem bewerten. Vielleicht bedeutet das nur, dass du einen Schritt über dich selbst hinaus gemacht hast. Die Frage ist vielleicht, mit welcher Haltung dir selbst gegenüber du auf das Vergangene zurückschaust. Ob es mit Selbstvorwürfen geschieht oder ob du ein bisschen Verständnis für dich aufbringen kannst.
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von FluchUndSegen »

Himbeere hat geschrieben: 27 Aug 2023 12:14
Bereyte hat geschrieben: 26 Aug 2023 19:58
Objektiv gesehen bin ich zur Zeit in einer Lebensphase, in der mir alle Möglichkeiten offenstehen, in der ich erste (positive wie negative) Beziehungserfahrungen gemacht habe und in der ich gerade eine wirklich wunderbare Frau neu kennenlernen darf.

Und trotzdem fühle ich mich so unglücklich wie lange nicht mehr. Ich würde sogar sagen, dass sich durchaus depressive Symptome entwickeln.
Grund dafür ist, dass ich in der "kritischen Lebensphase" zwischen 16 und 28 keine romantischen und/oder sexuellen Erfahrungen gemacht habe und damit nicht umgehen kann und immer wieder und wieder und wieder darüber ins Grübeln und ins Vergleichen mit anderen komme. Mich macht das so traurig und müde, dass ich die Chance, die sich mir gerade bietet kaum genießen kann und stattdessen unsagbar deprimiert über die Vergangenheit bin.
Ich kenne was ähnliches aus anderem Zusammenhang. Mir ging es schon so, nachdem ich zu einem vergangenen Geschehen, in dem ich lange Zeit sehr festgefahren war, ein bisschen Distanz bekam. Es ging mir nach und nach viel besser als vorher und auf einmal erkannte ich erst richtig das Defizit, das vorher geherrscht hatte und das einfach meine Normalität geworden war. Es war zu mir geworden und ich sah das erst im Nachhinein. Plötzlich fing ich an, das sehr zu bedauern. Ich tat mir selbst unheimlich leid, weil das alles so gelaufen war. Manchmal tut es mir heute noch leid. Aber ich glaube das ist okay. Ich würde das gar nicht als Problem bewerten. Vielleicht bedeutet das nur, dass du einen Schritt über dich selbst hinaus gemacht hast. Die Frage ist vielleicht, mit welcher Haltung dir selbst gegenüber du auf das Vergangene zurückschaust. Ob es mit Selbstvorwürfen geschieht oder ob du ein bisschen Verständnis für dich aufbringen kannst.
+1

Besser hätte ich es nicht sagen können! :D
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von FluchUndSegen »

Bereyte hat geschrieben: 27 Aug 2023 11:41
Leider muss ich aber in diesem Kontext auch ein Gefühl eingestehen, für das ich mich sehr schäme. Denn ich glaube, dass ich Neid ihr gegenüber verspüre, dass sie Erfahrungen gemacht hat (positive wie negative), die ich nicht erlebt habe.

Ich glaube auch, dass Zeit und Geduld mit mir selbst hilfreiche Mittel sein können, um mit der Vergangenheit Frieden schließen zu können. Aber ich habe Angst, dass das nicht möglich sein wird. Ich saß in den letzten Tagen schon mehrfach weinend am Schreibtisch und habe nur gewünscht, dass dieses furchtbare Gefühl verschwindet, weil es mir soviel gegenwärtig Gutes verstellt und mich so viel Kraft kostet. Aber ja, das Rationale hat da nur wenig Einfluss auf die Emotion.
Es freut mich und beeindruckt mich, dass Du den Weg zum Frieden mit Dir und Deiner Geschichte gefunden hast und ich würde mir wünschen, meine eigene auch irgendwann so weitererzählen zu können, wie Du die deinige.

Liebe Grüße
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Guten Morgen Bereyte,

erstmal danke für deine lieben Worte zu mir! :)

Ich persönlich finde nicht, dass du dich schämen musst, weil du Neid empfindest. Du suchst es dir ja nicht aus. Das Gefühl ist einfach da.
Ich finde eher, dass es ein gutes Zeichen ist, dass du auch Scham rausspürst (auch wenn du dich, wie gesagt, nicht schämen müsstest), weil es doch zeigt, dass du ihr gar nichts missgönnen möchtest und weißt, dass sie nichts für deine Situation kann.

Das hört sich jetzt hart an, aber schlussendlich entscheidest du darüber, ob du Frieden schließen können wirst.
Wie viel Mitgefühl hast du denn für dich selbst und deine Situation? Und ich rede von Mitgefühl, nicht von Mitleid.
Wenn die Tränen kommen, was fühlst du da? Ist es Wut? Ist es Trauer? Auf was bist du wütend? Wegen was trauerst du?
Wenn du das weißt, kannst du dich selbst trösten oder nach Trost bei einer dir nahestehenden Person deines Vertrauens bitten.
Das ist ein rationaler Umgang mit Gefühlen. Sie anzuerkennen, zu sehen, was du durchgemacht hast und für dich da zu sein.

Deine Vergangenheit ist vorbei. Jetzt kannst du gestalten. Jetzt kannst du für dich da sein. Jetzt kannst du eine neue Vergangenheit für dich schreiben, die andere Gefühle in dir entstehen lassen wird.
Du kannst es damit Probieren:
Wenn deine Gefühle dich heute übermannen, dann lass sie für 5, höchstens 10 Minuten zu und verurteile dich nicht dafür.
Dann sagst du dir selbst (gerne laut) "Für heute reicht es, ich trauere/ beneide morgen wieder" (das ist anfangs super schwierig, ich weiß. Doch bleib dran, halte durch!).
Und wenn du eine schöne Situation erlebst, dann sag dir (bewege auf jeden fall die Lippen, selbst wenn du es lautlos machst) "Ich hab es verdient mich dabei gut zu fühlen".
Ich weiß, das hört sich bescheuert an, aber es funktioniert. Mit der Zeit verändern sich deine Gedanken und damit auch deine Gefühle.
Ich hab das in der Therapie gelernt und seit ich es anwenden kann, hab ich meine Emotionen "im Griff" und bin ihnen nicht mehr ausgeliefert.

Ich freu mich schon darauf, wenn du uns deine Geschichte dann irgendwann genau so erzählen kannst, wie du es möchtest. :umarmung2:
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

Himbeere hat geschrieben: 27 Aug 2023 12:14
Bereyte hat geschrieben: 26 Aug 2023 19:58
Plötzlich fing ich an, das sehr zu bedauern. Ich tat mir selbst unheimlich leid, weil das alles so gelaufen war. Manchmal tut es mir heute noch leid. Aber ich glaube das ist okay.

Hallo Himbeere,

Ich fühle es schon lange und habe auch schon lange über das Gefühl nachgedacht, aber hatte komischerweise noch nie einen Begriff dafür. Bedauern, es ist ein ganz tiefes Bedauern, das stimmt. Ich glaube auch, dass es okay ist, wenn man ab und zu wieder bedauert. Vielleicht sind das dann einfach auch Spuren, die das Leben hinterlässt. Es passiert aber leider, dass mich das Bedauern überwältigt, mir selbst im Weg steht und ich Angst davor habe, dass das Gefühl nicht geht. Ich hoffe, dass da die Zeit und Gespräche (auch mit Profis) gute Verbündete sind.

Liebe Grüße und alles Gute für Dich!
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

FluchUndSegen hat geschrieben: 28 Aug 2023 09:22
Wenn die Tränen kommen, was fühlst du da? Ist es Wut? Ist es Trauer? Auf was bist du wütend? Wegen was trauerst du?

Ich glaube, dass ich gestern wirklich an einem ziemlichen Tiefpunkt angekommen war, und da erkannt habe, dass es mir vor allem Leid tut und Angst macht, wie das Gefühl die Gegenwart stört bis zerstört...also dass es gar nicht mehr die Sache selbst ist (bestimmt spielt das aber auch eine wichtige Rolle), sondern dass das, was mich wirklich ängstlich zurücklässt, ist, dass mich das Thema überhaupt so aus der Bahn wirft und ich Sorge habe, nicht damit umgehen zu lernen und dann wirklich im Hier und Jetzt zu sein.

Der verhaltenstherapeutische Tipp gefällt mir. Ich werde auch in den kommenden Tagen mit Profis ins Gespräch kommen und das weiterverfolgen.

Ich freue mich auch darauf, sagen zu können, dass es jetzt gut ist.

Liebe Grüße
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von FluchUndSegen »

Bereyte hat geschrieben: 28 Aug 2023 09:47
Der verhaltenstherapeutische Tipp gefällt mir. Ich werde auch in den kommenden Tagen mit Profis ins Gespräch kommen und das weiterverfolgen.

Ich freue mich auch darauf, sagen zu können, dass es jetzt gut ist.

Liebe Grüße
Bereyte
Ich will deine Situation gar nicht schön oder kleinreden und doch sehe ich in deiner Antwort so eine große und positive Chance!
Du selbst siehst es vielleicht aktuell noch nicht, aber in deinen Antworten liegt unter der Angst immer ein kleiner Funken Optimismus und Hoffnung und genau das wird dich durch diese Zeit tragen.
Die Selbstwirksamkeit ist schon da und mit professioneller Hilfe wirst du deinen Weg gehen!

Ich wünsch dir alles Gute! :vielglueck:
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Bereyte »

FluchUndSegen hat geschrieben: 28 Aug 2023 10:33
Bereyte hat geschrieben: 28 Aug 2023 09:47
Der verhaltenstherapeutische Tipp gefällt mir. Ich werde auch in den kommenden Tagen mit Profis ins Gespräch kommen und das weiterverfolgen.

Ich freue mich auch darauf, sagen zu können, dass es jetzt gut ist.

Liebe Grüße
Bereyte
Ich will deine Situation gar nicht schön oder kleinreden und doch sehe ich in deiner Antwort so eine große und positive Chance!
Du selbst siehst es vielleicht aktuell noch nicht, aber in deinen Antworten liegt unter der Angst immer ein kleiner Funken Optimismus und Hoffnung und genau das wird dich durch diese Zeit tragen.
Die Selbstwirksamkeit ist schon da und mit professioneller Hilfe wirst du deinen Weg gehen!

Ich wünsch dir alles Gute! :vielglueck:
Du redest das weder klein noch schön. Du triffst tatsächlich einen guten Ton. Vielen Dank für deine zugewandten, aufmunternden und aufbauenden Wort.

Ich wünsche Dir und Deinem Partner ebenfalls alles Gute.

P.S.: Es ist auch beeindruckend, dass Du jemand völlig fremdem, in die Leere des Internets hinein, so mühevoll und unterstützend begegnest. Ich hoffe, dass ich diese Gutmütigkeit irgendwann und irgendwo an Menschen, die sie brauchen, weitergeben darf und kann.
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von FluchUndSegen »

P.S.: Es ist auch beeindruckend, dass Du jemand völlig fremdem, in die Leere des Internets hinein, so mühevoll und unterstützend begegnest. Ich hoffe, dass ich diese Gutmütigkeit irgendwann und irgendwo an Menschen, die sie brauchen, weitergeben darf und kann.
Genau deshalb mach ich es. Ich habe mir damals auch gewünscht, dass irgendjemand für mich da ist und mir einfach Mut macht als ich keinen mehr hatte.
Es gab ein paar fremde Menschen, die mir in solchen Momenten ihre "Hand" gereicht haben.
Also tu ich das nun auch, damit du es auch irgendwann tun kannst.
So machen wir die Welt ein kleines Stückchen besser. :umarmung2:
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Vogel »

Himbeere hat geschrieben: 27 Aug 2023 12:14
Bereyte hat geschrieben: 26 Aug 2023 19:58
Objektiv gesehen bin ich zur Zeit in einer Lebensphase, in der mir alle Möglichkeiten offenstehen, in der ich erste (positive wie negative) Beziehungserfahrungen gemacht habe und in der ich gerade eine wirklich wunderbare Frau neu kennenlernen darf.

Und trotzdem fühle ich mich so unglücklich wie lange nicht mehr. Ich würde sogar sagen, dass sich durchaus depressive Symptome entwickeln.
Grund dafür ist, dass ich in der "kritischen Lebensphase" zwischen 16 und 28 keine romantischen und/oder sexuellen Erfahrungen gemacht habe und damit nicht umgehen kann und immer wieder und wieder und wieder darüber ins Grübeln und ins Vergleichen mit anderen komme. Mich macht das so traurig und müde, dass ich die Chance, die sich mir gerade bietet kaum genießen kann und stattdessen unsagbar deprimiert über die Vergangenheit bin.
Ich kenne was ähnliches aus anderem Zusammenhang. Mir ging es schon so, nachdem ich zu einem vergangenen Geschehen, in dem ich lange Zeit sehr festgefahren war, ein bisschen Distanz bekam. Es ging mir nach und nach viel besser als vorher und auf einmal erkannte ich erst richtig das Defizit, das vorher geherrscht hatte und das einfach meine Normalität geworden war. Es war zu mir geworden und ich sah das erst im Nachhinein. Plötzlich fing ich an, das sehr zu bedauern. Ich tat mir selbst unheimlich leid, weil das alles so gelaufen war. Manchmal tut es mir heute noch leid. Aber ich glaube das ist okay. Ich würde das gar nicht als Problem bewerten. Vielleicht bedeutet das nur, dass du einen Schritt über dich selbst hinaus gemacht hast. Die Frage ist vielleicht, mit welcher Haltung dir selbst gegenüber du auf das Vergangene zurückschaust. Ob es mit Selbstvorwürfen geschieht oder ob du ein bisschen Verständnis für dich aufbringen kannst.
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Re: AB Vergangenheit als emotionale Belastung der Gegenwart

Beitrag von Chwoky »

Hallo Bereyte

Dein Text hätte von mir sein können. Mir ging / geht es genau so. Ich hab mit über 30 Jahren vor ca. 1,5 Jahren endlich meine Komfortzone verlassen und angefangen mein Leben zu verändern. Mittlerweile hab ich einiges ausprobiert und weiß mittlerweile endlich was ich will und was ich nicht will. Mit der zweiten Frau hatte ich plötzlich genau diese Gefühle bekommen, wie du sie hattest. Ich habe mich ständig gefragt, ob ich nicht was verpasse, wenn ich jetzt mit Ihr eine feste monogame Beziehung eingehe. Ich habe es sooo bereut, dass ich diese ganzen Jahre des jugendlichen Leichtsinns verpasst habe. Na ja, was soll ich sagen, diese Gedanken wurden so stark in mir das ich ihr davon erzählt habe und sie gefragt habe, ob eine offene Beziehung für sie infrage kommt.....natürlich nicht. Ich habe daraufhin mit ihr Schluss gemacht und ihr das Herz gebrochen, was mir immer noch so unendlich leid tut. Aber mein Drang war einfach größer als die Liebe zu ihr :oops:

Mittlerweile habe ich eine feste Partnerin, die ich sehr liebe. Da sie Bi ist, steht sie auch auf Dreier mit anderen Frauen. So kann ich trotzdem noch was anderes erleben und bin aktuell echt glücklich.

Ich weiß ja nicht wie viele Frauen du bis jetzt hattest, aber dieser Drang etwas nachholen zu müssen hat sich bei mir nach meiner dritten Freundin langsam gelegt, und zwar bevor ich von ihren dreier Fantasien wusste. Also anscheinend stimmt dieser alt bekannte Spruch "Sich erst mal die Hörner abstoßen" doch ein bisschen. Doch ganz weg ist es immer noch nicht.

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