Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
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Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Mein blinder Vater hat bei der Gesellschaft für Humanes Sterben Sterbehilfe beantragt. Gestern habe ich die Unterlagen dafür zur Post gebracht. Ich kann das ja verstehen. Er ist 94 Jahre alt, blind und fast taub. Er kann kaum noch gehen und leidet unter einem massiven Reizdarm. Mein Vater hatte seit der Erblindung vor einigen Jahren schon Suizidgedanken, aber seit dem Tod meiner Mutter letzten November ist er völlig depressiv und er hat nur noch den einen Wunsch, ihr zu folgen. Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber es fällt mir schwer, mit diesem Entschluss von ihm umzugehen.
Man sieht die Nacht kommen und erschreckt doch vor der Dunkelheit.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Hallo Eliza,Eliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 14:01 Mein blinder Vater hat bei der Gesellschaft für Humanes Sterben Sterbehilfe beantragt. Gestern habe ich die Unterlagen dafür zur Post gebracht. Ich kann das ja verstehen. Er ist 94 Jahre alt, blind und fast taub. Er kann kaum noch gehen und leidet unter einem massiven Reizdarm. Mein Vater hatte seit der Erblindung vor einigen Jahren schon Suizidgedanken, aber seit dem Tod meiner Mutter letzten November ist er völlig depressiv und er hat nur noch den einen Wunsch, ihr zu folgen. Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber es fällt mir schwer, mit diesem Entschluss von ihm umzugehen.
das tut mir sehr leid zu hören. Ich kann mir vorstellen wie schwer das für Dich ist.
Wahrscheinlich kannst Du nicht sehr viel für ihn tun denn ich kann mir vorstellen dass es in dem Alter wahrscheinlich schwierig ist noch eine Zukunftsperspektive zu schaffen die das Leben für ihr wieder lebenswert macht und ich schätze er ist diesbezüglich auch nicht zugänglich.
Denkst Du Du kannst vielleicht irgendwas für Dich selbst tun um besser damit umgehen zu können?
Meinst Du es würde Dir vielleicht helfen wenn Du Dich mit Deinem Vater noch aussöhnst/aussprichst und versuchst das Verhältnis zu verbessern?
Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Das tut mir leid, ist sicherlich sehr schwierig, damit umzugehen nutze die verbliebene Zeit, um einen vernünftigen Abschluss für eure Beziehung zu finden.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Ich kann deinen Vater vestehen. Ich an seiner Stelle würde wohl auch Sterbehilfe beantragen. Wenn alles im Leben immer nur noch schlimmer wird (blind, taub,depressiv... etc.) , mag man eben nicht mehr.
Eine Großtante von mir hat in dem Alter auch nur noch davon geredet, endlich zu sterben. Gesundheit hinüber, alle Freunde, Nachbarn, Ehemann, Geschwister tot... was bleibt denn da noch vom Leben? Ein "auf zu neuen Ufern" ist in dem Alter auch mehr als utopisch.
Zumal bei deinem Vater wahrscheinlich keine Besserung bezgl. blind und taub in Aussicht ist?
Also gönn' ihm diese letzte, selbstbestimmte Entscheidung in seinem Leben. Er hat das Recht dazu.
Eine Großtante von mir hat in dem Alter auch nur noch davon geredet, endlich zu sterben. Gesundheit hinüber, alle Freunde, Nachbarn, Ehemann, Geschwister tot... was bleibt denn da noch vom Leben? Ein "auf zu neuen Ufern" ist in dem Alter auch mehr als utopisch.
Zumal bei deinem Vater wahrscheinlich keine Besserung bezgl. blind und taub in Aussicht ist?
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Liebe Eliza Jane,
es ist verständlich, dass jeder Instinkt in Dir beim Gedanken an den Tod Deines Vaters rebelliert. Insbesondere, da der Verlust Deiner Mutter noch so frisch ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft das alles für Dich ist. Vielleicht hilft Dir der Gedanke, dass es keine Frage mehr ist, ob er stirbt. Das wird er irgendwann sowieso - und das wahrscheinlich sogar in nächster Zeit. Die Frage ist nur noch: wie kann der Abschied für ihn am besten, am leichtesten und am würdevollsten gestaltet werden? Er hat diesbezüglich seine Wahl getroffen. Kannst Du das akzeptieren, oder gibt es von Deiner Seite aus gewichtige Gründe, warum er noch bleiben muss? Wenn ja, dann sag ihm das - vielleicht ist das ja Grund genug für ihn, seinen Abschied von dieser Welt noch etwas zu verschieben. Wenn nicht - kannst Du ihm dann diesen letzten Liebesdienst erweisen und ihn bei seinem Vorhaben unterstützen?
Ich musste mich bei meiner Oma auch mit dem Thema befassen. Ich fand es irgendwann tröstlich zu wissen, dass sie nicht gewaltsam aus dem Leben gerissen wird, sondern selbst gehen möchte. Dass sie nicht allein, womöglich unter Schmerzen oder in einem körperlichen und geistigen Zustand, den sie sich nie gewünscht hat, geht, sondern dass sie in Würde, bei klarem Verstand und mit jemandem, der ihre Hand hält, Abschied nehmen kann. Und dass ich mich bewusst von ihr verabschieden konnte, ihr noch alles sagen konnte, was zu sagen ist ... Letztlich ist sie dann doch von allein gestorben ... die Natur war schneller.
Ich hoffe für Dich und Deinen Vater, dass ihr euch auf eine Weise voneinander verabschieden könnt, die für euch beide irgendwie erträglich ist.
es ist verständlich, dass jeder Instinkt in Dir beim Gedanken an den Tod Deines Vaters rebelliert. Insbesondere, da der Verlust Deiner Mutter noch so frisch ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft das alles für Dich ist. Vielleicht hilft Dir der Gedanke, dass es keine Frage mehr ist, ob er stirbt. Das wird er irgendwann sowieso - und das wahrscheinlich sogar in nächster Zeit. Die Frage ist nur noch: wie kann der Abschied für ihn am besten, am leichtesten und am würdevollsten gestaltet werden? Er hat diesbezüglich seine Wahl getroffen. Kannst Du das akzeptieren, oder gibt es von Deiner Seite aus gewichtige Gründe, warum er noch bleiben muss? Wenn ja, dann sag ihm das - vielleicht ist das ja Grund genug für ihn, seinen Abschied von dieser Welt noch etwas zu verschieben. Wenn nicht - kannst Du ihm dann diesen letzten Liebesdienst erweisen und ihn bei seinem Vorhaben unterstützen?
Ich musste mich bei meiner Oma auch mit dem Thema befassen. Ich fand es irgendwann tröstlich zu wissen, dass sie nicht gewaltsam aus dem Leben gerissen wird, sondern selbst gehen möchte. Dass sie nicht allein, womöglich unter Schmerzen oder in einem körperlichen und geistigen Zustand, den sie sich nie gewünscht hat, geht, sondern dass sie in Würde, bei klarem Verstand und mit jemandem, der ihre Hand hält, Abschied nehmen kann. Und dass ich mich bewusst von ihr verabschieden konnte, ihr noch alles sagen konnte, was zu sagen ist ... Letztlich ist sie dann doch von allein gestorben ... die Natur war schneller.
Ich hoffe für Dich und Deinen Vater, dass ihr euch auf eine Weise voneinander verabschieden könnt, die für euch beide irgendwie erträglich ist.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Ich kann mich Undomiel nur anschließen ... nutze die Zeit, die noch bleibt, um Dich mit Deinem Vater auszusprechen. Es wird Dir sonst bis an Dein Lebensende nachgehen und Du wirst darunter leiden. Ich weiß wovon ich da schreibe.
Er möchte gehen und Du musst loslassen. Letzteres wird Dir nur mit Gesprächen gelingen. Ich wünsche Dir, dass Du alle Kraft die Du dafür brauchst findest ...
Er möchte gehen und Du musst loslassen. Letzteres wird Dir nur mit Gesprächen gelingen. Ich wünsche Dir, dass Du alle Kraft die Du dafür brauchst findest ...
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Desiised hat geschrieben:
Meine Vater und ich haben nie groß miteinander geredet. Ich hatte immer Angst, meine Mutter könne vor ihm sterben und so kam es dann auch. Ich besuche ihn aber trotzdem jedes Samstag und jeden Sonntag und an Feiertagen im Heim. Ich begleite ihn auch zu all seinen Arztterminen. Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich das kann. Ich denke, er weiß vielleicht auch, dass ich mich wirklich um ihn bemühe.
@Undomiel: Ja, ich versuche wirklich, einen vernünftigen Abschluss zu finden.
Mannana hat geschrieben:
@Tania: Es ist schön, dass deine Oma dann doch noch von selbst friedlich eingeschlafen ist. Ich hoffe jeden Morgen, dass jemand aus dem Heim anruft, um mir mitzuteilen, dass mein Vater in der Nacht eingeschlafen ist.
Versingled hat geschrieben:
Ich war bei meiner Psychiaterin, weil ich mich für einige Tage krankschreiben lassen wollte, nachdem mein Vater mir deutlich gemacht hatte, dass es ihm mit dem Freitod ernst ist. Ich wollte auch wissen, ob sie mich mit Gesprächen unterstützen würde. Sie schrieb mich auch krank, war aber sehr aufgebracht. Sie meinte, die Ärzte, die meinem Vater das Medikament verabreichen würden, seien Mörder. Sie verurteilt die aktive Sterbehilfe aus religiösen und ethischen Gründen und lehnt jedes Gespräch über dieses Thema mit mir ab. Irgendwie werde ich einen Weg fiinden, damit klarzukommen. Aber ich fürchte natürlich den Tag, an dem es so weit ist.Denkst Du Du kannst vielleicht irgendwas für Dich selbst tun um besser damit umgehen zu können?
Meinst Du es würde Dir vielleicht helfen wenn Du Dich mit Deinem Vater noch aussöhnst/aussprichst und versuchst das Verhältnis zu verbessern?
Meine Vater und ich haben nie groß miteinander geredet. Ich hatte immer Angst, meine Mutter könne vor ihm sterben und so kam es dann auch. Ich besuche ihn aber trotzdem jedes Samstag und jeden Sonntag und an Feiertagen im Heim. Ich begleite ihn auch zu all seinen Arztterminen. Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich das kann. Ich denke, er weiß vielleicht auch, dass ich mich wirklich um ihn bemühe.
@Undomiel: Ja, ich versuche wirklich, einen vernünftigen Abschluss zu finden.
Mannana hat geschrieben:
Ich denke auch, dass er das Recht dazu hat. Deshalb erschrak ich sehr über die Reaktion meiner Psychiaterin, die die Selbsttötung als Mord bezeichnet. Mein Vater soll jetzt noch mal neue Hörgeräte bekommen, die besser sind als die jetzigen. Ich hoffe, dass die neuen Hörgeräte ihn in seinem Entschluss wanken lassen, aber ich habe den Eindruck, dass er mit dem Leben abgeschlossen hat.Zumal bei deinem Vater wahrscheinlich keine Besserung bezgl. blind und taub in Aussicht ist?
Also gönn' ihm diese letzte, selbstbestimmte Entscheidung in seinem Leben. Er hat das Recht dazu.
@Tania: Es ist schön, dass deine Oma dann doch noch von selbst friedlich eingeschlafen ist. Ich hoffe jeden Morgen, dass jemand aus dem Heim anruft, um mir mitzuteilen, dass mein Vater in der Nacht eingeschlafen ist.
Versingled hat geschrieben:
Danke!Er möchte gehen und Du musst loslassen. Letzteres wird Dir nur mit Gesprächen gelingen. Ich wünsche Dir, dass Du alle Kraft die Du dafür brauchst findest ...
Man sieht die Nacht kommen und erschreckt doch vor der Dunkelheit.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
das ist einfach nur wahnsinnig unprofessionell! sie kann ja eine persönliche Meinung haben, dass das Mord sei, aber das gehört einfach nicht in diesen Rahmen. vielleicht besser, dass es an dieser Stelle nicht weitergehtEliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:31
Ich war bei meiner Psychiaterin, weil ich mich für einige Tage krankschreiben lassen wollte, nachdem mein Vater mir deutlich gemacht hatte, dass es ihm mit dem Freitod ernst ist. Ich wollte auch wissen, ob sie mich mit Gesprächen unterstützen würde. Sie schrieb mich auch krank, war aber sehr aufgebracht. Sie meinte, die Ärzte, die meinem Vater das Medikament verabreichen würden, seien Mörder. Sie verurteilt die aktive Sterbehilfe aus religiösen und ethischen Gründen und lehnt jedes Gespräch über dieses Thema mit mir ab.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Das sehe ich auch so ...halbkaputt hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:52 das ist einfach nur wahnsinnig unprofessionell! sie kann ja eine persönliche Meinung haben, dass das Mord sei, aber das gehört einfach nicht in diesen Rahmen. vielleicht besser, dass es an dieser Stelle nicht weitergeht
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
+1Versingled hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 18:10Das sehe ich auch so ...halbkaputt hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:52 das ist einfach nur wahnsinnig unprofessionell! sie kann ja eine persönliche Meinung haben, dass das Mord sei, aber das gehört einfach nicht in diesen Rahmen. vielleicht besser, dass es an dieser Stelle nicht weitergeht
Auf zu neuen Ufern!
Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Das finde ich äußerst unprofessionell von deiner Psychiaterin. Sie sollte ihre Einstellung zu dem Thema von ihrer Arbeit als Therapeutin trennen können. Niemand zwingt sie, das gut zu finden oder sich aktiv zu beteiligen, aber es ist ihre Aufgabe eine ihrer Patientinnen, die als Angehörige damit konfrontiert ist, in dieser schweren Situation zu unterstützen.Eliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:31 Psychiaterin, weil ich mich für einige Tage krankschreiben lassen wollte, nachdem mein Vater mir deutlich gemacht hatte, dass es ihm mit dem Freitod ernst ist. Ich wollte auch wissen, ob sie mich mit Gesprächen unterstützen würde. Sie schrieb mich auch krank, war aber sehr aufgebracht. Sie meinte, die Ärzte, die meinem Vater das Medikament verabreichen würden, seien Mörder. Sie verurteilt die aktive Sterbehilfe aus religiösen und ethischen Gründen und lehnt jedes Gespräch über dieses Thema mit mir ab. Irgendwie werde ich einen Weg fiinden, damit klarzukommen. Aber ich fürchte natürlich den Tag, an dem es so weit ist.
Ich denke auch, dass er das Recht dazu hat. Deshalb erschrak ich sehr über die Reaktion meiner Psychiaterin, die die Selbsttötung als Mord bezeichnet.
Zumal es rein objektiv gesehen falsch ist, es könnte allenfalls Tötung auf Verlangen sein. Bitte lass dich von ihr da nicht beeinflussen und ggf noch Schuldgefühle einreden. Hier zählt nur, was das Beste für deinen Vater ist. Und wie du am Besten mit seiner Entscheidung umgehen kannst. Ich wünsche dir und ihm viel Kraft
Zuletzt geändert von Undomiel am 14 Sep 2022 20:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
@ElizaJane: könnte es nicht sein, dass die Psychiaterin vielleicht auch deshalb aufgebracht war, weil sie es sehr schwer für Dich als Tochter findet, mit dieser Entscheidung Deines Vaters umzugehen?
Denn auch wenn Dein Vater das Recht hat, über sich selbst zu entscheiden - ein Mensch, der Kinder hat, hat immer auch für sie eine Verantwortung (und das gilt auch dann, wenn diese Kinder längst erwachsen sind).
Eine Psychiaterin muss für Dich da sein, nicht für Deinen Vater - vielleicht sieht sie, wie schwer diese Situation für Dich ist, und ist deshalb wütend auf Deinen Vater. Umso mehr, weil es ja immer sehr schwierig war für Dich mit ihm, und er Dir Dein Leben alles andere als leicht gemacht hat. Ich finde, das wäre eine sehr berechtigte Sichtweise. (Aber ich weiß natürlich nicht, ob das dahinter steckt, oder ob sie wirklich "nur" generell wütend ist über den Umgang mit dem so schwierigen Sterbehilfe-Thema, das sehr viele Facetten hat - erst recht in einer Gesellschaft wie der unseren, die immer sozialdarwinistischer wird....)
Denn auch wenn Dein Vater das Recht hat, über sich selbst zu entscheiden - ein Mensch, der Kinder hat, hat immer auch für sie eine Verantwortung (und das gilt auch dann, wenn diese Kinder längst erwachsen sind).
Eine Psychiaterin muss für Dich da sein, nicht für Deinen Vater - vielleicht sieht sie, wie schwer diese Situation für Dich ist, und ist deshalb wütend auf Deinen Vater. Umso mehr, weil es ja immer sehr schwierig war für Dich mit ihm, und er Dir Dein Leben alles andere als leicht gemacht hat. Ich finde, das wäre eine sehr berechtigte Sichtweise. (Aber ich weiß natürlich nicht, ob das dahinter steckt, oder ob sie wirklich "nur" generell wütend ist über den Umgang mit dem so schwierigen Sterbehilfe-Thema, das sehr viele Facetten hat - erst recht in einer Gesellschaft wie der unseren, die immer sozialdarwinistischer wird....)
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Ich bin sicher, dass er das weiß.Eliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:31 Ich denke, er weiß vielleicht auch, dass ich mich wirklich um ihn bemühe.
Habt ihr schon einmal darüber geredet, ob er sich überhaupt wünscht, dass Du in seinen letzten Stunden an seiner Seite bist?
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Also ich denke es ist ganz wichtig dass Du dabei nicht auf der Strecke bleibst. Ich denke er weiß was er an Dir hat. Aber es geht hier nicht nur um Deinen Vater sondern auch um Dich Eliza. Wenn Du das Gefühl hast Du brauchst jemanden der Dich bei dem Prozess begleitet dann such Dir dafür vielleicht einen Therapeuten der mit der Thematik Erfahrung hat oder zumindest aufgeschlossen dafür ist. Ich habe auch den Eindruck dass es vielleicht nicht nur das Thema Sterbehilfe ist das an Dir nagt sondern ganz generell die Sterbebegleitung Deines Vaters und das Aufarbeiten Eurer Beziehung. Jetzt ist er noch da und Du hast alle Möglichkeiten Wege zu finden um auch noch aktiv mit ihm Dinge aufzuarbeiten, unausgesprochenes auszusprechen, offene Fragen zu stellen und ich denke für Dich selbst solltest Du die Gelegenheit auch nutzen. Später wenn er nicht mehr da ist, alles alleine aufzuarbeiten, wird viel schwieriger. Hab keine Angst davor mit ihm zu sprechen. Und hol Dir Hilfe damit Du die richtigen Fragen stellen kannst. Ich wünsche Dir ganz viel Mut und Kraft!Eliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:31 Desiised hat geschrieben:Ich war bei meiner Psychiaterin, weil ich mich für einige Tage krankschreiben lassen wollte, nachdem mein Vater mir deutlich gemacht hatte, dass es ihm mit dem Freitod ernst ist. Ich wollte auch wissen, ob sie mich mit Gesprächen unterstützen würde. Sie schrieb mich auch krank, war aber sehr aufgebracht. Sie meinte, die Ärzte, die meinem Vater das Medikament verabreichen würden, seien Mörder. Sie verurteilt die aktive Sterbehilfe aus religiösen und ethischen Gründen und lehnt jedes Gespräch über dieses Thema mit mir ab. Irgendwie werde ich einen Weg fiinden, damit klarzukommen. Aber ich fürchte natürlich den Tag, an dem es so weit ist.Denkst Du Du kannst vielleicht irgendwas für Dich selbst tun um besser damit umgehen zu können?
Meinst Du es würde Dir vielleicht helfen wenn Du Dich mit Deinem Vater noch aussöhnst/aussprichst und versuchst das Verhältnis zu verbessern?
Meine Vater und ich haben nie groß miteinander geredet. Ich hatte immer Angst, meine Mutter könne vor ihm sterben und so kam es dann auch. Ich besuche ihn aber trotzdem jedes Samstag und jeden Sonntag und an Feiertagen im Heim. Ich begleite ihn auch zu all seinen Arztterminen. Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich das kann. Ich denke, er weiß vielleicht auch, dass ich mich wirklich um ihn bemühe.
@Undomiel: Ja, ich versuche wirklich, einen vernünftigen Abschluss zu finden.
Mannana hat geschrieben:Ich denke auch, dass er das Recht dazu hat. Deshalb erschrak ich sehr über die Reaktion meiner Psychiaterin, die die Selbsttötung als Mord bezeichnet. Mein Vater soll jetzt noch mal neue Hörgeräte bekommen, die besser sind als die jetzigen. Ich hoffe, dass die neuen Hörgeräte ihn in seinem Entschluss wanken lassen, aber ich habe den Eindruck, dass er mit dem Leben abgeschlossen hat.Zumal bei deinem Vater wahrscheinlich keine Besserung bezgl. blind und taub in Aussicht ist?
Also gönn' ihm diese letzte, selbstbestimmte Entscheidung in seinem Leben. Er hat das Recht dazu.
@Tania: Es ist schön, dass deine Oma dann doch noch von selbst friedlich eingeschlafen ist. Ich hoffe jeden Morgen, dass jemand aus dem Heim anruft, um mir mitzuteilen, dass mein Vater in der Nacht eingeschlafen ist.
Versingled hat geschrieben:Danke!Er möchte gehen und Du musst loslassen. Letzteres wird Dir nur mit Gesprächen gelingen. Ich wünsche Dir, dass Du alle Kraft die Du dafür brauchst findest ...
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
+1halbkaputt hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:52das ist einfach nur wahnsinnig unprofessionell! sie kann ja eine persönliche Meinung haben, dass das Mord sei, aber das gehört einfach nicht in diesen Rahmen. vielleicht besser, dass es an dieser Stelle nicht weitergehtEliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 17:31
Ich war bei meiner Psychiaterin, weil ich mich für einige Tage krankschreiben lassen wollte, nachdem mein Vater mir deutlich gemacht hatte, dass es ihm mit dem Freitod ernst ist. Ich wollte auch wissen, ob sie mich mit Gesprächen unterstützen würde. Sie schrieb mich auch krank, war aber sehr aufgebracht. Sie meinte, die Ärzte, die meinem Vater das Medikament verabreichen würden, seien Mörder. Sie verurteilt die aktive Sterbehilfe aus religiösen und ethischen Gründen und lehnt jedes Gespräch über dieses Thema mit mir ab.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
blöde Situation in der du gerade bist, in der Familie hatten wir das auch mal. Da wurde der Antrag aber damals sogar abgelehnt, von daher kannst du ja erstmal diese Antwort abwarten. Je nach Krankheitsbild, kann es auch passieren, dass er gar nicht die Möglichkeit bekommt. Aussage war damals, dass er gar nicht mehr selbst richtig entscheiden kann, da es dann keine Patientenverfügung in irgendeiner Form gab, war das nicht mehr auf dem Weg möglich. Es ging dann irgendwann den natürlich Weg. Euch trotzdem alles Gute.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Tut mir leid, dass es Deinem Vater schlecht geht, er des Lebens müde ist und das alles auf Dir lastet.
Du kannst Deine Beteiligung an dem Vorhaben jederzeit einstellen, wenn es Dir selbst nicht gut dabei geht. Was potentiell auf einen Konflikt mit Deinem Vater hinausläuft. Es gibt keinen Zwang, Dinge zu tun, mit denen man selbst nicht klar kommt.
Auch denke ich, dass die Willensfreiheit bei einem „völlig depressiven“ Menschen so stark eingeschränkt sein kann, dass ihm die Fähigkeit fehlt zum freien Treffen von Entscheidungen derart großer Tragweite. Befindet sich Dein Vater diesbezüglich in Behandlung? Es gibt spezialisierte gerontopsychiatrische Zentren, welche sich mit den Erkrankungen im letzten Lebensabschnitt besser auskennen als niedergelassene Fachärzte.
Sofern die Sache überhaupt etwas Gutes besitzt, dann, dass Du jetzt mit Deinem Vater offen reden mußt - soweit das in seinem depressiven Zustand möglich ist. Über die aktuelle Situation und alles andere, offene. Gerade, weil Ihr nie ein gutes Verhältnis hattet und nie miteinander groß geredet habt. Die Dinge blieben also bis heute im Ungefähren, wobei die mögliche Endgültigkeit der Lage keine Vertagung mehr erlaubt. Ich fände es angebracht, wenn Du ihm sagst, wie es Dir selbst mit seiner Entscheidung geht. Vielleicht findet Dein Vater durch die Gespräche mit Dir etwas von dem inneren Frieden, den er momentan andernorts sucht.
Dir helfende Gesprächsmöglichkeiten gäbe es eventuell im Rahmen von Angehörigengruppen Pflegebedürftiger. Angegliedert an die Gerontopsychiatrie oder als Teil städtischer Netzwerke zur Pflege.
Du kannst Deine Beteiligung an dem Vorhaben jederzeit einstellen, wenn es Dir selbst nicht gut dabei geht. Was potentiell auf einen Konflikt mit Deinem Vater hinausläuft. Es gibt keinen Zwang, Dinge zu tun, mit denen man selbst nicht klar kommt.
Auch denke ich, dass die Willensfreiheit bei einem „völlig depressiven“ Menschen so stark eingeschränkt sein kann, dass ihm die Fähigkeit fehlt zum freien Treffen von Entscheidungen derart großer Tragweite. Befindet sich Dein Vater diesbezüglich in Behandlung? Es gibt spezialisierte gerontopsychiatrische Zentren, welche sich mit den Erkrankungen im letzten Lebensabschnitt besser auskennen als niedergelassene Fachärzte.
Sofern die Sache überhaupt etwas Gutes besitzt, dann, dass Du jetzt mit Deinem Vater offen reden mußt - soweit das in seinem depressiven Zustand möglich ist. Über die aktuelle Situation und alles andere, offene. Gerade, weil Ihr nie ein gutes Verhältnis hattet und nie miteinander groß geredet habt. Die Dinge blieben also bis heute im Ungefähren, wobei die mögliche Endgültigkeit der Lage keine Vertagung mehr erlaubt. Ich fände es angebracht, wenn Du ihm sagst, wie es Dir selbst mit seiner Entscheidung geht. Vielleicht findet Dein Vater durch die Gespräche mit Dir etwas von dem inneren Frieden, den er momentan andernorts sucht.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Sehr guter Hinweis von Legato! Trauern und Abschied nehmen braucht seine Zeit. Vielleicht schaffst du es, eine Therapeutin zu finden, die mitfühlender mit dir ist. Es ist m.E. nicht die Aufgabe einer Fachbegleitung, zu bewerten. Sondern dir Mittel oder Ideen an die Hand zu geben, mit denen du besser durch diese schwere Zeit kommst. Ich denke, dein Vater hat ein Recht auf seinen Willen. Würde selbst aber auch erstmal beobachten, ob andere Hilfsmittel und Therapien die Lebensqualität noch mal etwas erhöhen. Alles Gute für dich, Eliza.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Versuche ihm zu verzeihen.Eliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 14:01 Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber es fällt mir schwer, mit diesem Entschluss von ihm umzugehen.
Ich vermute, dass zwischen Euch noch alte Dinge "ungeklärt" sind.
Und Du kannst ihn nicht gehen lassen, ohne dass das erledigt ist.
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Re: Mein Vater hat Sterbehilfe beantragt
Eliza Jane hat geschrieben: ↑14 Sep 2022 14:01 ..., blind und fast taub. Er kann kaum noch gehen und leidet unter einem massiven Reizdarm. ... Tod meiner Mutter letzten November ...
da ist wirklich die Frage, was ihm noch Lebensfreude bereiten soll/könnte:
- wichtigste Bezugsperson fehlt (und ist wohl nicht "ersetzbar")
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da hätte ich auch keine Freude am Leben mehr!
Sollten wesentliche Teile des Forums in den "Lesemodus" versetzt werden, so freue ich mich auf weiteren Austausch im
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