Sich für sein Leben schämen

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RomNey
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von RomNey »

Henrietta hat geschrieben: 05 Aug 2022 14:43
RomNey hat geschrieben: 05 Aug 2022 04:12 ...
Ja, aber für viele lohnt es sich halt nicht.
Für wen denn zB nicht?
Ja, viele war sicher das falsche Wort.
Manche/einige.
Ich kann so, viel einfacher meine Schulden bezahlen. Werde es in 2-3 Jahren fertig haben, vllt sogar früher.
Ne eigene butze würde die Zeit bei mir jetzt vermutlich verdoppeln.

Und selbst dann wird es hart werden, soviel ersparnis einfach links liegen lassen..
Aber muss halt... War doch alles nicht so nice als meine süße da war.
Mein Vater war zwar nicht da, aber trotzdem fühlt es sich nicht gut an.
Ist so der Hauptgrund für mich, da was zu ändern.
Das nicht ein Zimmer "verbotene" zone ist.
Und eins Schlafzimmer...
Soll lieber Schlaf Zimmer und Zimmer sein wo man "verbotene" Sachen macht 😁😉

Henrietta hat geschrieben: 05 Aug 2022 14:43
Ich denke für Eid könnte es Sinn machen auszuziehen.
Ob es für EiD Sinn macht, kann er nur selbst für sich entscheiden.
Ich persönlich finde, dass es in den meisten Fällen sehr viel Sinn macht.
Joa ich stimme zu.
Denke nur es könnte für Eid wichtig sein mehr andere meinungen zu bekommen als die aus seiner bekannten bubble.
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Menelaos
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Menelaos »

inVinoVeritas hat geschrieben: 07 Aug 2022 09:24
inVinoVeritas hat geschrieben: 06 Aug 2022 13:07
Menelaos hat geschrieben: 06 Aug 2022 09:58
Du siehst es aus der Perspektive des Individuums, und da ist ein Aufstieg natürlich immer möglich, aber kollektiv gesehen funktioniert das leider nicht.
Angenommen 10% der Jobs in Deutschland werden so schlecht bezahlt, dass man nicht richtig davon leben kann. Dann spielt es kollektiv gesehen keine Rolle ob sich die Menschen in diesen Jobs weiterbilden, und sich dadurch in besser bezahlte Jobs vorarbeiten, denn letztlich werden sie dadurch nur jene Menschen aus den besser bezahlten Jobs verdrängen, die jetzt schlechter qualifiziert sind als sie selbst. Und diese Menschen werden dann in die 10% der mies bezahlten Jobs abrutschen.

Das Invididuum kann FÜR SICH SELBST, etwas ändern, (wobei die Schwächsten naturgemäß zurück bleiben) aber das System selbst ist für den Billiglohnsektor an sich verantwortlich.
Korrekt, aber hier geht es ja um ein Individuum bzw. wer, wenn nicht ein bestimmtes Individuum, bestimmt über die eigene Berufswahl und die weitere Entwicklung? Man bekommt ja nicht qua Geburt vom Staat einen mies bezahlten Job zugelost, sondern es sind die eigenen Entscheidungen, die man im Laufe der Erwerbsbiographie trifft. Wir haben freie Berufs- und Arbeitgeberwahl und Abendschulen, Hochschulen, Fortbildungsprogramme, etc. stehen jedem offen, der sich später nochmal in eine andere Richtung entwickeln möchte.


Hui Junge, wenn du alles der Entscheidungsfreiheit des Individuums anlastest, dann verkennst du damit definitiv ein paar andere Aspekte. Sicher, der Staat weist uns keinen miesen Job zu, aber Genetik, Krankheiten, Elternhaus/Bezugspersonen, Region und schlichtweg Glück spielen eine enorme Rolle für den Lebensweg, auch den des späteren Erwachsenen, denn die Weichen werden ja schon früh gestellt, und jede Anpassung ist mit großen Anstrengungen verbunden.
Und alles was du davon ansprichst ist Gesundheit und alter... das ist etwas zu kurz gegriffen, denke ich. Da wir keine politische Diskussion führen wollen, schlage ich dir lediglich vor dich mal ein bisschen über Lebensgeschichten von Geringverdienern zu innformieren. Vielleicht entdeckst du ja ein paar Aspekte, die dir bisher verborgen geblieben sind.
Hier im Forum hat sich wohl ein Bug eingeschlichen? Der fett markierte Teil ist definitiv nicht von mir geschrieben worden sondern von jemand Anderes, da stand gestern ein anderer Text von mir!

Wer aber auch immer mich sowohl mit "Junge" als auch "Alter" ( :lol: ) meint ansprechen zu müssen: du hast eine elementare Aussage von mir (wie auch andere "Gegenredner") nicht beachtet. Mein Text war als Antwort auf die Aussage "Man hat keinen Einfluss auf das Gehalt" geschrieben worden (und deshalb muss man auf ewig bei den Eltern wohnen bleiben, da es leider keinerlei eigene Einflussmöglichkeiten gibt, ein höheres Gehalt zu erzielen), dies habe ich mehrmals erwähnt.
Wer jedenfalls meint dass das allgemeingültig so stimmt, beraubt sich leider aller Möglichkeiten und da habe ich eben eine fundamental andere Einstellung zu.
Das ist kein Bug, da habe ich offenbar die Zitieren- und Bearbeitenfunktion verwechselt. (leider nicht zum ersten Mal)

Ich entschuldige mich dafür... und auch für das "Junge", obwohl das mehr ein allgemeiner Ausruf sein sollte, und keine Bezeichnung für dich. Wo ich dich "Alter" nenne, sehe ich aber nicht, und es passt auch nicht so wirklich zu meinem Wortschatz.

Zum Thema:
Ich sehe ein, dass die radikale Aussage "Man hat keinerlei Einfluss auf sein Gehalt." tatsächlich Unsinn ist, aber das macht die radikale Gegenaussage halt auch nicht richtig. Jeder Mensch kann Einfluss auf sein Gehalt nehmen, aber dennoch werden ein paar Menschen immer (nicht notwendigerweise die selben Menschen) im Billiglohnsektor feststecken, und sich von ihrem Gehalt kaum ein eigenes Leben finanzieren können.
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Servus :winken:
Menelaos hat geschrieben: 11 Aug 2022 05:28
Ich sehe ein, dass die radikale Aussage "Man hat keinerlei Einfluss auf sein Gehalt." tatsächlich Unsinn ist, aber das macht die radikale Gegenaussage halt auch nicht richtig. Jeder Mensch kann Einfluss auf sein Gehalt nehmen, aber dennoch werden ein paar Menschen immer (nicht notwendigerweise die selben Menschen) im Billiglohnsektor feststecken, und sich von ihrem Gehalt kaum ein eigenes Leben finanzieren können.
Auf sein Gehalt kann man leider nur in begrenztem Maße Einfluss nehmen. Natürlich ist es leicht gesagt: "Ja, dann muss man halt den richtigen Job wählen!" Aber seien wir doch mal ehrlich: So leicht ist es nicht. Fängt doch schon in der Schule an. Manche reißen sich den Hintern auf und können froh sein, wenn sie im notentechnisch Mittelfeld liegen. Sie tun sich einfach wahnsinnig schwer mit dem lernen. Andere wiederum gucken sich das einmal an und haben es direkt kapiert.
Und so geht das später im Berufsleben auch weiter. Man darf nicht vergessen, dass es für viele Berufe Einstellungstests gibt, die eben auch nicht jeder packt. Selbst wenn er sich anstrengt.

"Wer Arbeiten will, der bekommt auch Arbeit!" Eine Aussage, die gerne getätigt wird und wo sicherlich auch etwas wahrscheinlich dran ist. Allerdings ist es eben recht Mühsam, wenn man Bewerbungen schreibt und gar keine Antwort bekommt. Oder wenn eben die hochgezahlten Stellen nicht mit der eigenen Eignung übereinstimmen. Von daher bin ich der Meinung, dass man natürlich Einfluss auf sein Gehalt nehmen kann. Allerdings nur in sehr begrenztem Maße. Wäre das nicht so, dann gäbe es mit Sicherheit keine Geringverdiener, sondern nur Manager mit Topgehalt. :cooler:
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von time4change »

Menelaos hat geschrieben: 06 Aug 2022 09:58 ... kollektiv gesehen funktioniert das leider nicht.
Angenommen 10% der Jobs in Deutschland werden so schlecht bezahlt, dass man nicht richtig davon leben kann. Dann spielt es kollektiv gesehen keine Rolle ob sich die Menschen in diesen Jobs weiterbilden, und sich dadurch in besser bezahlte Jobs vorarbeiten, denn letztlich werden sie dadurch nur jene Menschen aus den besser bezahlten Jobs verdrängen, die jetzt schlechter qualifiziert sind ...
stimmt nicht ganz

viele Unternehmen klagen, dass sie nicht genug QUALIFIZIERTE Bewerber/Mitarbeiter bekommen

wo mehr Aufträge sind als Mitarbeiter, dort wird eingestellt ohne dass bisherige Mitarbeiter verdrängt werden ...

und diese "10% der Jobs in Deutschland" werden nur so lange "so schlecht bezahlt", wie MEHR als 10 % der Arbeitnehmer bereit sind, diese Jobs zu den aktuellen Konditionen zu machen ;)
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von NBUC »

Klar kann nicht jeder einen überdurchschnittlichen Spitzenjob bekommen, aber die Frage wäre dich eher: Warum reicht es nicht einmal für die Selbstversorgung?
(Und ja, die Randbdingungen dafür sich auch politisch verursacht massiv verschlechtert worden, aber das soll hier ja nicht diskutiert werden)
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

NBUC hat geschrieben: 11 Aug 2022 13:45 Klar kann nicht jeder einen überdurchschnittlichen Spitzenjob bekommen, aber die Frage wäre dich eher: Warum reicht es nicht einmal für die Selbstversorgung?
Also in meinem Fall hätte es schon für die Selbstversorgung gereicht. Aber sonst wäre nichts mehr drin gewesen. Hobby? Ausflüge? Essen gehen? Sich mal was schönes (unnützes) kaufen? Wäre alles nicht drin gewesen... :dont:
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von time4change »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 11 Aug 2022 06:41... Fängt doch schon in der Schule an. Manche reißen sich den Hintern auf und können froh sein, wenn sie im notentechnisch Mittelfeld liegen. Sie tun sich einfach wahnsinnig schwer mit dem lernen. ...

dann wäre es vielleicht sinnvoller, nicht zu studieren (was mit viel Lernerei verbunden ist) um dann als Sachbearbeiter zu enden ...

... sondern eher ein Handwerk zu lernen - dass gefragt ist und das man auch selbständig betreiben kann?

evtl. kommt auch gut über die Runden, wer jeden Monat fünf alte Autos mit abgelaufener HU für im Mittel 1.500 Euro/Stück einkauft
(also "im Paket" die Inzahlungnahmen eines Händlers übernimmt)
den Reparaturstau (mit eigenen Händen = nur mit Teile- und Materialkosten) behebt, und die Kisten gut durchputzt und poliert
und die frisch beTÜVten Autos dann im Mittel für 3.500 Euro/Stück als gepflegte Gebrauchtwagen wieder verkauft?
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Menelaos »

time4change hat geschrieben: 11 Aug 2022 13:25
Menelaos hat geschrieben: 06 Aug 2022 09:58 ... kollektiv gesehen funktioniert das leider nicht.
Angenommen 10% der Jobs in Deutschland werden so schlecht bezahlt, dass man nicht richtig davon leben kann. Dann spielt es kollektiv gesehen keine Rolle ob sich die Menschen in diesen Jobs weiterbilden, und sich dadurch in besser bezahlte Jobs vorarbeiten, denn letztlich werden sie dadurch nur jene Menschen aus den besser bezahlten Jobs verdrängen, die jetzt schlechter qualifiziert sind ...
stimmt nicht ganz

viele Unternehmen klagen, dass sie nicht genug QUALIFIZIERTE Bewerber/Mitarbeiter bekommen
Was den vielen nicht ausreichend qualifizierten Mitarbeitern halt nichts bringt. Einerseits werden viele weder Zeit noch Geld haben um sich entsprechend weiter zu qualifizieren, andererseits sind viele sicherlich auch nicht in der Lage dieses Niveau zu erreichen.
wo mehr Aufträge sind als Mitarbeiter, dort wird eingestellt ohne dass bisherige Mitarbeiter verdrängt werden ...
Das ist aber ein lokales Phänomen, denn umgekehrt kann ich auch sagen "Wo weniger Aufträge sind als Mitarbeiter, dort werden auch Leute entlassen, und damit steigt die Anzahl derer die in den Billiglohnsektor absacken." Freilich sackt nicht jeder ab, aber im Großen und Ganzen ist es so.
und diese "10% der Jobs in Deutschland" werden nur so lange "so schlecht bezahlt", wie MEHR als 10 % der Arbeitnehmer bereit sind, diese Jobs zu den aktuellen Konditionen zu machen ;)
Geh mal als Arbeitsloser zum Jobcenter und lehn ein Jobangebot ab, weil es unterirdisch schlecht bezahlt wird! Dann schau wie die darauf reagieren...
Wozu du bereit bist ist relativ egal, was zählt ist wie sehr man dir deine Unterstützungszahlungen zusammenstreichen kann, und ob du am Ende nicht doch lieber den mies bezahlten Job machst, als dich vom Jobcenter drangsalieren zu lassen.
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von time4change »

Menelaos hat geschrieben: 11 Aug 2022 15:21Geh mal als Arbeitsloser zum Jobcenter und lehn ein Jobangebot ab, weil es unterirdisch schlecht bezahlt wird! Dann schau wie die darauf reagieren...

wenn Du einen Job nicht willst, dann mach

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- dusche vor dem Vorstellungsgespräch drei Tage lang nicht und hänge am Vorabend in einer Raucherkneipe ab

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(und nimm während Du im Vorzimmer wartest im Blickfeld der Sekretärin noch einen Schluck aus dem Flachmann)

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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von inVinoVeritas »

Menelaos hat geschrieben: 11 Aug 2022 05:28 Zum Thema:
Ich sehe ein, dass die radikale Aussage "Man hat keinerlei Einfluss auf sein Gehalt." tatsächlich Unsinn ist, aber das macht die radikale Gegenaussage halt auch nicht richtig. Jeder Mensch kann Einfluss auf sein Gehalt nehmen, aber dennoch werden ein paar Menschen immer (nicht notwendigerweise die selben Menschen) im Billiglohnsektor feststecken, und sich von ihrem Gehalt kaum ein eigenes Leben finanzieren können.
Ich bin da ja bei dir, dass es nicht ausnahmslos in jedem Fall (aus unterschiedlichsten Gründen) möglich ist, sich zu verbessern.
Aber wie viele (gesunde, halbwegs junge) Menschen sind hierzulande komplett diesem Schicksal ausgeliefert, ohne Möglichkeit etwas daran zu verändern? Man kann jede Diskussion mit krassen Ausnahmefällen abwürgen, denn es findet sich immer jemand, der trotz Millionen offener Stellen, einem historisch einmaligen Fachkräftemangel und trotz hunderter Bewerbungen aus irgendeinem Grund keinen Job findet, mit dem man wenigstens ein Leben auf Mittelschicht-Niveau führen kann.
Meiner Erfahrung nach - nur davon habe ich berichtet - liegt es aber häufig nicht an besagtem Schicksal, sondern daran, dass die Einen nochmal Mühe auf sich nehmen um sich für entsprechende Jobs qualifizieren, und die Anderen ihr niedriges Gehalt als unveränderlich hinnehmen.
Wir reden hier ja wirklich nur von Mittelschicht-Niveau, wo man ohne Probleme in der Lage ist ne Wohnung, Hobbys, Freizeitaktivitäten und einen normalen Urlaub im Jahr zu finanzieren.

Ich gebe ja zu, dass Diskussionen zu diesem Thema mit mir nicht einfach sind, vor allem wenn jemand eher "links" eingestellt ist. Aber ich glaube einfach aufgrund meiner Historie* stark an das Konzept der Eigenverantwortung und erlebe bei vielen Menschen häufiger diverse Ausreden, als dass da tatsächlich auch ganz objektiv Hopfen und Malz komplett verloren wäre.


*Unterschicht-Kind, aufgewachsen im armen Arbeiterhaushalt, musste mir immer alles selbst erkämpfen, mangels großer Taschengeld-Gaben meiner armen Eltern schon mit 14 angefangen mit Zeitungaustragen, Gartenarbeit & Co. für mein Einkommen zu sorgen, später ohne finanzielle Unterstützung studiert (als eines der wenigen Arbeiterkinder), viel Extra-Zeit in kontinuierliche Weiterbildung im anschließenden Beruf gesteckt, auch unbequeme Projekte übernommen, für jede Beförderung aktiv kämpfen müssen. Ich hätte es auch stets easy haben können und würde dann heute eben nur die Hälfte verdienen.
Auf dem Weg dahin (fing schon zu Schulzeiten an) sehr viele Menschen erlebt, die aus Bequemlichkeit stets die einfachen und widerstandsfreien Wege gegangen sind, teilweise gar bewusst äußerst schlechtbezahlte Berufe ergriffen haben und heute davon sprechen, dass sie ja "Pech" hatten und daran auch nichts mehr ändern können, obwohl noch 30 Erwerbsjahre bis zur Rente vor ihnen liegen. Die gleichen Menschen (wie gesagt: nur ein Ausschnitt aus meiner persönlichen Lebenswelt), rufen nun häufig nach "der Politik" oder schimpfen auf "den Chef" oder wen auch immer sie verantwortlich machen, nur hinterfragt sich selten mal jemand selbst, was er in der Vergangenheit eigenverantwortlich hätte anders machen können oder was zukunftsgerichtet für Möglichkeiten da wären (die meisten sicherlich mit unbequemen Zusatzaufwand verbunden, auf die man auch keinen Bock hat).
Nach diversen Diskussionen mit bestimmten Menschen im erweiterten Umfeld in letzter Zeit (bei denen immer nur "das System" an allem Schuld ist), reagiere ich da mittlerweile wohl etwas strikt und allergisch... auch wenn ich durchaus wie gesagt anerkenne, dass es immer "Spezialfälle" gibt, denen tatsächlich stes unfassbares Pech widerfahren ist.

Insofern: Ein freundliches "Agree to Disagree." :)
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Reinhard »

time4change hat geschrieben: 11 Aug 2022 13:25
und diese "10% der Jobs in Deutschland" werden nur so lange "so schlecht bezahlt", wie MEHR als 10 % der Arbeitnehmer bereit sind, diese Jobs zu den aktuellen Konditionen zu machen ;)

Naja, weil der Mensch halt was essen muss, haben die Leute nicht viel Ausweichmöglichkeiten, als ihre Arbeitskraft anzubieten. Dein "bereit sind" klingt so optimistisch .. dabei steckt dahinter doch meist eine Art Notwendigkeit. Aber der eigentliche Knackpunkt ist der, ob der Anteil, die "bereit sind" diesen Job zu machen, nun über diesen 10 % liegt. Davon hängt ab, wie mies die Konditionen sein könnnen, und es hängt an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und noch ein paar Sachen.

Aber GERADE DAS ist dann halt außerhalb der Einflussmöglichkeiten des Einzelnen. :hierlang: (Also zumindest des Niedriglöhners, vielleicht könnte ein einzelner Milliardär schon was ändern, aber selbst das ist fraglich.)
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Reinhard »

time4change hat geschrieben: 11 Aug 2022 15:39 wenn Du einen Job nicht willst, dann mach

- zwei Kaffeeflecken auf und dreißig Rechtschreibfehler ins Bewerbungsschreiben

- dusche vor dem Vorstellungsgespräch drei Tage lang nicht und hänge am Vorabend in einer Raucherkneipe ab

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(und nimm während Du im Vorzimmer wartest im Blickfeld der Sekretärin noch einen Schluck aus dem Flachmann)

das Ablehnen übernimmt dann wer anders + :winken:

Ah so, dann sind die Firmen, die immer nur lauter schlechte Bewerber kriegen, einfach nur dafür bekannt, miese Arbeitgeber zu sein? :gruebel:
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Reinhard »

inVinoVeritas hat geschrieben: 11 Aug 2022 16:20 musste mir immer alles selbst erkämpfen

Das erklärt's ...
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von NBUC »

Ich habe den Eindruck manchen Leuten ist nicht klar, dass das Leben aus dem Werbefernsehen nicht wirklich (mehr) Mittelschicht ist.

OK, jetzt haben einige politische Glanzleistungen die Lage noch einmal akut verschärft, aber wo setzt ihr denn die Lohnuntergrenze an, bis zu der ihr lieber euren Zwangsarbeitern auf der Tasche liegen wollt?
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

inVinoVeritas hat geschrieben: 11 Aug 2022 16:20 Wir reden hier ja wirklich nur von Mittelschicht-Niveau, wo man ohne Probleme in der Lage ist ne Wohnung, Hobbys, Freizeitaktivitäten und einen normalen Urlaub im Jahr zu finanzieren.
Aber auch Menschen in der Mittelschicht fällt es zunehmend schwer diese Dinge zu finanzieren. Bei vielen Menschen bleibt nach den Fixkosten nicht mehr viel übrig für "Luxusartikel" wie Hobby, Freizeit oder gar Urlaub. Gerade diese Woche hörte ich, dass es verschiedenen Musikern immer schwerer fällt ihre Konzertkarten an den Mann (und natürlich an die Frau) zu kriegen. Der Kartenvorverkauf für die Kölner Karnevalssitzungen läuft äusserst schleppend.
Das alles zeigt, dass es auch der Mittelschicht nicht mehr unbedingt möglich ist, "ohne Probleme" für solche Dinge Geld auszugeben. Auch die Mittelschicht muss immer öfter überlegen, auf was sie verzichten kann oder muss.
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von inVinoVeritas »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 11 Aug 2022 17:55
inVinoVeritas hat geschrieben: 11 Aug 2022 16:20 Wir reden hier ja wirklich nur von Mittelschicht-Niveau, wo man ohne Probleme in der Lage ist ne Wohnung, Hobbys, Freizeitaktivitäten und einen normalen Urlaub im Jahr zu finanzieren.
Aber auch Menschen in der Mittelschicht fällt es zunehmend schwer diese Dinge zu finanzieren. Bei vielen Menschen bleibt nach den Fixkosten nicht mehr viel übrig für "Luxusartikel" wie Hobby, Freizeit oder gar Urlaub. Gerade diese Woche hörte ich, dass es verschiedenen Musikern immer schwerer fällt ihre Konzertkarten an den Mann (und natürlich an die Frau) zu kriegen. Der Kartenvorverkauf für die Kölner Karnevalssitzungen läuft äusserst schleppend.
Das alles zeigt, dass es auch der Mittelschicht nicht mehr unbedingt möglich ist, "ohne Probleme" für solche Dinge Geld auszugeben. Auch die Mittelschicht muss immer öfter überlegen, auf was sie verzichten kann oder muss.
Zustimmung, die aktuelle Entwicklung macht mir auch wirklich große Sorgen und ich sehe da erhebliche soziale Verwerfungen auf unsere Gesellschaft zukommen, wenn selbst die Mittelschicht durch Inflation und Energiekrise anfängt zu wackeln.
Ohne ein großer Pessimist zu sein, darf man wohl annehmen dass wir den Wohlstands-Peak leider erstmal hinter uns haben und es die nächsten 10 Jahre für alle etwas abwärts gehen wird...
Die Situation ist aber auch noch relativ "frisch", vor einem Jahr war die Welt noch eine andere und gerade jetzt ist es umso wichtiger, dass man die Chancen nutzt, die der einmalige Fachkräftemangel offenbart. Wir suchen wie blöd Leute aller Coleur in meinem Konzern und entsprechend sinkt auch der Anspruch, dass der Kandidat zu 100% alle Anforderungen erfüllen muss. So dürfte es bei einem Großteil aller Firmen zugehen, die Chancen waren lange nicht so gut sich beruflich weiterzuentwickeln.

Was den stockenden Verkauf der Karnevalstickets angeht: ich höre von vielen Bekannten, dass die keinen Bock mehr auf all das sinnlose Gedöns mit Maskenpflicht, Tests, Besucher-Obergrenzen usw. haben und genau das könnte uns im Winter (Karnevalsaison startet ja am 11.11.) dank Lauterbachs Gesetz wohl wieder blühen, während unsere Nachbarländer entspannt bleiben und keinerlei Maßnahmen diskutieren.
Für Ticket + Getränke/Essen bei einer der großen Sitzungen werden gerne mal 80-100€ fällig, da warten die Leute lieber erstmal ab wie die Lage sich entwickelt, bevor man so viel Geld für ein halbgares Erlebnis hinblättert. Das könnte zumindest ein Zusatzeffekt zu der Tatsache sein, dass viele Leute nun auch generell mehr auf ihr Geld achten müssen...
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

inVinoVeritas hat geschrieben: 12 Aug 2022 15:06 Ohne ein großer Pessimist zu sein, darf man wohl annehmen dass wir den Wohlstands-Peak leider erstmal hinter uns haben und es die nächsten 10 Jahre für alle etwas abwärts gehen wird...
Es ist sicherlich nicht schön, dass jetzt schwerere Zeiten kommen. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass es eben nicht immer weiter nach oben gehen kann. Im Vergleich zu den Menschen in vielen anderen Ländern geht es uns hier ja noch recht gut.
Die Situation ist aber auch noch relativ "frisch", vor einem Jahr war die Welt noch eine andere und gerade jetzt ist es umso wichtiger, dass man die Chancen nutzt, die der einmalige Fachkräftemangel offenbart. Wir suchen wie blöd Leute aller Coleur in meinem Konzern und entsprechend sinkt auch der Anspruch, dass der Kandidat zu 100% alle Anforderungen erfüllen muss. So dürfte es bei einem Großteil aller Firmen zugehen, die Chancen waren lange nicht so gut sich beruflich weiterzuentwickeln.
Aber da müssen auch die Firmen mitmachen. Wenn ich mir überlege, dass ich Bewerbungen geschrieben habe und keine Antwort bekommen habe, die gleichen Firmen aber nach wie vor Personal suchen. Wenn ich Personal suche und es mir erlauben kann Bewerbungen zu ignorieren, dann kann der Personalmangel gar nicht so schlimm sein.
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Egil »

Na ja, die sparen sich wohl nur ein standardmäßiges "tut uns leid, sie sind nicht der geeignete Bewerber"
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Autokorrektur kann manchmal großen Mist produzieren.
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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Tania »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 13 Aug 2022 13:24 Wenn ich mir überlege, dass ich Bewerbungen geschrieben habe und keine Antwort bekommen habe, die gleichen Firmen aber nach wie vor Personal suchen. Wenn ich Personal suche und es mir erlauben kann Bewerbungen zu ignorieren, dann kann der Personalmangel gar nicht so schlimm sein.
Wenn ich mir überlege, dass ich mABs angeschrieben habe und einen Korb bekommen habe, die gleichen mABs aber nach wie vor eine Frau suchen. Wenn ich eine Frau suche und es mir erlauben kann Körbe zu verteilen, dann kann der AB-Zustand gar nicht so schlimm sein. ;)

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Re: Sich für sein Leben schämen

Beitrag von Reinhard »

Tania hat geschrieben: 13 Aug 2022 23:00
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 13 Aug 2022 13:24 Wenn ich mir überlege, dass ich Bewerbungen geschrieben habe und keine Antwort bekommen habe, die gleichen Firmen aber nach wie vor Personal suchen. Wenn ich Personal suche und es mir erlauben kann Bewerbungen zu ignorieren, dann kann der Personalmangel gar nicht so schlimm sein.
Wenn ich mir überlege, dass ich mABs angeschrieben habe und einen Korb bekommen habe, die gleichen mABs aber nach wie vor eine Frau suchen. Wenn ich eine Frau suche und es mir erlauben kann Körbe zu verteilen, dann kann der AB-Zustand gar nicht so schlimm sein. ;)

*scrn*

Das sagt (in beiden Fällen) vermutlich weniger darüber aus, ob man vom alten Zustand wegkommen möchte, sondern dass man nicht weiß, ob man sich da nicht wen einhandelt, mit dem man sich dann herumschlagen muss. Insbesondere als HC-AB (m/w/d): wenn man das noch nie gemacht hat, macht man sich einen Haufen Gedanken und weiß vorher halt nicht, ob sich das überhaupt für einen lohnt ... :fessel:
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