Im bourdieuschen Vakuum

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Wusel
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Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Wusel »

Ich versuche hier einem diffusen Gefühl, dass bei mir bereits seit längerem sporadisch anklopft, näher zu kommen.

Aufgewachsen in relativer deutscher Armut, scheint mir eine Portion Leichtigkeit zu fehlen, die doch die meisten hierzulande Aufgewachsenen besitzen.
Aufgrund bereits der ersten Mobbingerfahrungen innerhalb derer bereits in der Grundschule mein Nichtbesitzen von Markenkleidung regelmäßiges Motiv oder gar Auslöser war, entwickelte ich unterbewusst eine Kontrahaltung bezüglich Statusdenken und Statusstreben. (Ich gebe heute noch intuitiv darauf Acht, mir keine Markenkleidung zuzulegen.)

Nun stehe ich mit Anfang 30 relativ blank da.
Ich arbeite in Schicht und verdiene bestenfalls durchschnittlich und ein abgeschlossenes Studium kann ich auch nicht vorweisen. Das ich mal mein Abi ganz gut gemacht habe, interessiert heute auch niemanden mehr.

Um es zu verdeutlichen: Im Kern stelle ich mir hier einfach die Frage, aus welchen Milieu eine potentielle Partner für mich überhaupt zu finden ist?

Mir scheint es, dass vielfach Frauen die studiert haben, dieses von einem potentiellen Partner auch erwarten. (Bzw. ich scheitere daran, solche Frauen kennen lernen zu können.)
Gleichwohl scheine ich oft mit Frauen auf meiner beruflichen Ebene nicht gut zu harmonieren.
Da ich doch vielseitig interessiert bin und mir allerhand über die Jahre angelesen habe, komme ich denen oft, ich nenne es mal.. “sonderbar“ vor.

Erkennt hier jemand bei sich eine ähnliche Problemlage?

Nicht das ich diesem hier beschriebenen Aspekt eine Hauptlast meines ABseins zuschreiben möchte, aber ich schätze dies nach all den Jahren als einen durchaus vorhanden Baustein des gesamten Problems ein.

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Tania
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Tania »

Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:49
Mir scheint es, dass vielfach Frauen die studiert haben, dieses von einem potentiellen Partner auch erwarten. (Bzw. ich scheitere daran, solche Frauen kennen lernen zu können.)
Schon mal drüber nachgedacht, selbst zu studieren? Da lernt man am besten Studentinnen kennen ...
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Wusel »

Tania hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:54
Schon mal drüber nachgedacht, selbst zu studieren? Da lernt man am besten Studentinnen kennen ...
Na klar doch! Aber einerseits, dass nur aus Statusgründen zu tun oder eine Handvoll Studentinnen kennen zu lernen, fände ich etwas dünn... Da frag ich mich, ob mir dafür nicht lange der Atem fehlt.
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Tania
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Tania »

Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 14:04
Tania hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:54
Schon mal drüber nachgedacht, selbst zu studieren? Da lernt man am besten Studentinnen kennen ...
Na klar doch! Aber einerseits, dass nur aus Statusgründen zu tun
Klang irgendwie zuerst so, als ob Du mit Deinem aktuellen Job nicht so happy bist und ab und zu bedauerst, nicht studiert zu haben. Und um beruflich weiterzukommen (oder um etwas zu lernen, was man spannend findet) zu studieren, wäre ein guter Grund. Ne große Statusverbesserung wäre ein Bachelor eh nicht ...
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Einzelgänger »

Tania hat geschrieben: 05 Jul 2022 14:31
Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 14:04
Tania hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:54
Schon mal drüber nachgedacht, selbst zu studieren? Da lernt man am besten Studentinnen kennen ...
Na klar doch! Aber einerseits, dass nur aus Statusgründen zu tun
Klang irgendwie zuerst so, als ob Du mit Deinem aktuellen Job nicht so happy bist und ab und zu bedauerst, nicht studiert zu haben. Und um beruflich weiterzukommen (oder um etwas zu lernen, was man spannend findet) zu studieren, wäre ein guter Grund. Ne große Statusverbesserung wäre ein Bachelor eh nicht ...
Im Alter studieren ist auch nicht immer ganz so leicht. Das Einkommen fällt ja dann auf jeden Fall weg, also müsste man wahrscheinlich auch seine Wohnung aufgeben, weil man sie nicht mehr bezahlen kann.
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Tania
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Tania »

Einzelgänger hat geschrieben: 05 Jul 2022 15:52
Im Alter studieren ist auch nicht immer ganz so leicht. Das Einkommen fällt ja dann auf jeden Fall weg, also müsste man wahrscheinlich auch seine Wohnung aufgeben, weil man sie nicht mehr bezahlen kann.
Wer etwas will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe. Meist muss man halt aus seiner Komfortzone raus, wenn man etwas verändern will. Da kommt es durchaus vor, dass man eine gewisse Zeit etwas unkomfortabler lebt.

Immerhin gibt es jetzt auch für Ü30er BAföG.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Mit müden Augen »

Als ich das letzte Mal die Bafög-Formulare angeguckt habe war ich überzeugt dass es gar nicht gewollt ist das man so einen Antrag stellt... Soll heissen der Kram war grauenhaft kompliziert.

Ansonsten, "Bächelor" sind doch 3 Jahre oder? Das muss man schon wollen, nur aus Statusgründen/Partnersuche/... halte ich das für keine gute Idee. Wenn man aber motiviert ist, warum nicht? Hierzulande gibt es auch Studiengänge wo man gleichzeitig arbeitet und studiert, also so dual oder so. Da hat man zumindestens ein Einkommen.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von losinghope »

Tania hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:54
Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:49
Mir scheint es, dass vielfach Frauen die studiert haben, dieses von einem potentiellen Partner auch erwarten. (Bzw. ich scheitere daran, solche Frauen kennen lernen zu können.)
Schon mal drüber nachgedacht, selbst zu studieren? Da lernt man am besten Studentinnen kennen ...
Naja, mit seinem Alter würd er schon aus der Menge hervorstechen und das ist sicher nicht der beste Ausgang um eine Frau kennenzulernen.

Ja, leider ist das so. Eine Frau würde in den meisten fällen auf jeden Fall den gleichen Bildungsstand fordern.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von time4change »

Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 14:04
Tania hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:54
Schon mal drüber nachgedacht, selbst zu studieren? ... ...
..., dass nur aus Statusgründen zu tun oder eine Handvoll Studentinnen kennen zu lernen, fände ich etwas dünn...
bei
Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:49Ich arbeite in Schicht und verdiene bestenfalls durchschnittlich
gäbe es noch einen anderen Grund:

Dir interessantere/angenehmere und besser dotierte Jobs zu erschließen
Sollten wesentliche Teile des Forums in den "Lesemodus" versetzt werden, so freue ich mich auf weiteren Austausch im
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Bubsi »

Es geht mir genauso bzw. ähnlich. Hab gar keinen Beruf erlernt der im normalen Berufsleben verwertbar ist und war im Niedriglohnsektor, bis vor kurzem, beschäftigt.

Hab jetzt gekündigt bzw bin nicht mehr hingegangen. Also jetzt arbeitslos und Sperre.
Also ich wüsste bei mir nicht in welchem sozialen Milieu ich fündig werden sollte. Wobei ich jetzt eh andere Sorgen habe als eine potentielle Freundin zu finden. Naja ich hole mir erstmal ein neues Bier
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Hemmschuh »

time4change hat geschrieben: 05 Jul 2022 21:59
gäbe es noch einen anderen Grund:

Dir interessantere/angenehmere und besser dotierte Jobs zu erschließen
Das ist nicht automatisch so. Während des Studiums kommt kaum Geld rein. Und auch mit Bachelor oder Master ist es längst nicht gesagt, dass man so gut verdient, die "verlorenen" Jahre wieder reinzuholen.
Und dass man während eines Studiums leicht an willige Frauen rankommt, ist eine Illusion, zumal wenn man als schon älterer AB-Alien im 1. Semester aufschlägt. Ich habe von 21 bis 26 studiert und lediglich eine sexuelle (naja so halb) Erfahrung gemacht, die dann auch noch eklig und unbefriedigend für beide war und ich es am liebsten komplett aus meinem Gedächtnis löschen möchte. Es liegt natürlich sehr stark am Studienfach und Studienort. Eine Stadt mit gleich zwei großen technischen Hochschulen zu wählen, war vielleicht auch nicht eine meiner besten Ideen. Bei nur ca. 25% Frauenanteil ist klar, dass man als weit unterdurchschnittlich aussehender Bub ohne jegliches Selbstbewusstsein komplett durchs Raster fällt.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:49 Aufgrund bereits der ersten Mobbingerfahrungen innerhalb derer bereits in der Grundschule mein Nichtbesitzen von Markenkleidung regelmäßiges Motiv oder gar Auslöser war, entwickelte ich unterbewusst eine Kontrahaltung bezüglich Statusdenken und Statusstreben. (Ich gebe heute noch intuitiv darauf Acht, mir keine Markenkleidung zuzulegen.)
Ich habe auch nie Markenkleidung getragen und tue es bis heute nicht. In der Grundschule wollte auch mal ein Mitschüler anfangen mich deshalb blöd anzumachen. Ich trug eine Hose, die es bei Aldi gab und er machte sich darüber lustig. Allerdings nur solange bis ich ihm sagte, dass ich lieber Kleidung von Aldi trage, wie er, vom Flohmarkt. Und schon war Ruhe. :coolgun: Danach hatte ich in der Schulzeit nie mehr Probleme deshalb.
Um es zu verdeutlichen: Im Kern stelle ich mir hier einfach die Frage, aus welchen Milieu eine potentielle Partner für mich überhaupt zu finden ist?
Nur weil eine Frau studiert hat und gut verdient, heißt das ja nicht, dass sie auch einen guten Charakter hat. Umgekehrt kann eine Reinigungsfachkraft total nett sein. Schulbildung und beruflicher Werdegang finde ich persönlich bei der Partnersuche recht unwichtig. Es muss menschlich passen und ob die Frau, die ich liebe und die mich liebt studiert hat oder gar keine Schulabschluss hat interessiert mich ehrlich gesagt relativ wenig. Der Mensch zählt.
Amor gib mir den verdammten Pfeil, ich mach' den Scheiß jetzt selber!
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Wusel »

Hemmschuh hat geschrieben: [...]
Und dass man während eines Studiums leicht an willige Frauen rankommt, ist eine Illusion, zumal wenn man als schon älterer AB-Alien im 1. Semester aufschlägt. [...]
Das seh ich auch so. Wenn man hier mit hoher Erwartungshaltung ins Studium sich begibt, ist eine entsprechende Enttäuschung sehr wahrscheinlich.
Auch AB-Alien triffts..
Selbst wenn man als AB nicht per se unattraktiv ist, dass soll es ja geben, so trägt man doch zumindest eine entsprechende Aura mit sich, die von anderen auch wahrgenommen wird.
Das meinte ich auch im Eingangspost u.a. mit fehlender Leichtigkeit.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Wusel »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 06 Jul 2022 17:50
Nur weil eine Frau studiert hat und gut verdient, heißt das ja nicht, dass sie auch einen guten Charakter hat. Umgekehrt kann eine Reinigungsfachkraft total nett sein. Schulbildung und beruflicher Werdegang finde ich persönlich bei der Partnersuche recht unwichtig. Es muss menschlich passen und ob die Frau, die ich liebe und die mich liebt studiert hat oder gar keine Schulabschluss hat interessiert mich ehrlich gesagt relativ wenig. Der Mensch zählt.
Prinzipiell gebe ich dir schon recht.
Nur, meine bisherigen Erfahrungen mit zweier Frauen geringeren Bildungsgrades haben mich zunächst eines Besseren belehrt.
Das war beide Male anstrengend ...
Gemeinsamkeiten konnten sich nicht wirklich einstellen, dafür waren die Lebensrealitäten eben völlig andere.
Einmal ging es bei der einen um einen diffus dummen Hedonismus, bei dem Drogen eine große Rolle spielten.
Die andere schien sich Mühe zu geben, ein Leben entsprechend des Hartz -TV zu führen, mitsamt üblich alberner Dramen und deren gewaltorientierten Lösungsansätze.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Galip »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 06 Jul 2022 17:50 Schulbildung und beruflicher Werdegang finde ich persönlich bei der Partnersuche recht unwichtig. Es muss menschlich passen und ob die Frau, die ich liebe und die mich liebt studiert hat oder gar keine Schulabschluss hat interessiert mich ehrlich gesagt relativ wenig. Der Mensch zählt.
Der Idealist in mir stimmt dir vollumfänglich zu. Der Realist in mir vermutet aber, dass das Ideal in der Praxis schnell an seinen Grenzen stoßen dürfte. Denn ob es "menschlich passt" hängt glaube ich schon auch damit zusammen, ob man einen gemeinsamen Erfahrungshorizont hat und eine gemeinsame Sprache spricht, etc. Bourdieu hätte wohl von einem gemeinsamen "Habitus" gesprochen. Das finde ich für sich genommen auch nicht schlimm.

Das Problem des TE scheint darin zu bestehen, dass er sich unsicher darüber ist, worin sein "Habitus" eigentlich besteht, weil es eine Art Inkongruenz gibt zwischen seinen inneren Einstellungen, Werten, Interessen und Fähigkeiten ggü. seinen äußeren Lebensumständen.
Wusel hat geschrieben: 05 Jul 2022 13:49 Um es zu verdeutlichen: Im Kern stelle ich mir hier einfach die Frage, aus welchen Milieu eine potentielle Partner für mich überhaupt zu finden ist?

Mir scheint es, dass vielfach Frauen die studiert haben, dieses von einem potentiellen Partner auch erwarten. (Bzw. ich scheitere daran, solche Frauen kennen lernen zu können.)
Gleichwohl scheine ich oft mit Frauen auf meiner beruflichen Ebene nicht gut zu harmonieren.
Die Erwartungen anderer entziehen sich unserer Kontrolle. Natürlich ist es frustrierend, als intelligenter gebildeten vielseitig interessierter Menschen als Partner aussortiert zu werden mit dem Argument, die formale Bildung würde nicht genügen. Das wäre ziemlich oberflächlich. Aber leider spielen Oberflächlichkeiten eben häufig eine große Rolle bei der Partnersuche - nicht nur in Hinblick auf den Bildungsabschluss. Aber darauf jetzt zu reagieren, indem man es gar nicht mehr versucht bei denjenigen Leuten, die einem passend erscheinen, weil sie einen ablehnen könnten, ist vermutlich auch keine Lösung. Besser wäre es wahrscheinlich, die Ablehnung zu riskieren und im Fall der Fälle möglichst nicht persönlich zu nehmen. Was sich natürlich leichter sagt, als es ist - ich bin da auch kein leuchtendes Beispiel in dieser Hinsicht.

Ferner finde ich den Vorschlag, oben erwähnte Inkongruenz zu lösen durch Anpassung der äußeren Lebensumstände, also z.B. durch berufliche Weiterbildung oder Studium, durchaus naheliegend. Da fällt mir absolut nichts ein, was dagegen sprechen würde.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Wusel »

Galip hat geschrieben: 06 Jul 2022 21:28
Das Problem des TE scheint darin zu bestehen, dass er sich unsicher darüber ist, worin sein "Habitus" eigentlich besteht, weil es eine Art Inkongruenz gibt zwischen seinen inneren Einstellungen, Werten, Interessen und Fähigkeiten ggü. seinen äußeren Lebensumständen.
Das trifft es sehr gut. ;)
Die Erwartungen anderer entziehen sich unserer Kontrolle. Natürlich ist es frustrierend, als intelligenter gebildeten vielseitig interessierter Menschen als Partner aussortiert zu werden mit dem Argument, die formale Bildung würde nicht genügen. Das wäre ziemlich oberflächlich. Aber leider spielen Oberflächlichkeiten eben häufig eine große Rolle bei der Partnersuche - nicht nur in Hinblick auf den Bildungsabschluss. Aber darauf jetzt zu reagieren, indem man es gar nicht mehr versucht bei denjenigen Leuten, die einem passend erscheinen, weil sie einen ablehnen könnten, ist vermutlich auch keine Lösung. Besser wäre es wahrscheinlich, die Ablehnung zu riskieren und im Fall der Fälle möglichst nicht persönlich zu nehmen.[...]
Sehe ich auch so.
Ferner finde ich den Vorschlag, oben erwähnte Inkongruenz zu lösen durch Anpassung der äußeren Lebensumstände, also z.B. durch berufliche Weiterbildung oder Studium, durchaus naheliegend. Da fällt mir absolut nichts ein, was dagegen sprechen würde.
Ich gebe dir auch recht. In erster Linie steht hier meine Bequemlichkeit mir im Weg und in zweiter Hinsicht vermutlich die abschreckende Erfahrung aus einem früheren Studienversuch, der mich echt in ein deppressives Loch hat einst stürzen lassen.
Vermutlich sollte ich das noch mal ergründen.. Schließlich würde ich nun auch heute mit Bestimmtheit eine gänzlich andere Studienwahltreffen.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Hemmschuh »

Wusel hat geschrieben: 06 Jul 2022 21:11
Hemmschuh hat geschrieben: [...]
Und dass man während eines Studiums leicht an willige Frauen rankommt, ist eine Illusion, zumal wenn man als schon älterer AB-Alien im 1. Semester aufschlägt. [...]
Das seh ich auch so. Wenn man hier mit hoher Erwartungshaltung ins Studium sich begibt, ist eine entsprechende Enttäuschung sehr wahrscheinlich.
Auch AB-Alien triffts..
Selbst wenn man als AB nicht per se unattraktiv ist, dass soll es ja geben, so trägt man doch zumindest eine entsprechende Aura mit sich, die von anderen auch wahrgenommen wird.
Das meinte ich auch im Eingangspost u.a. mit fehlender Leichtigkeit.
Wir scheinen einige Gemeinsamkeiten zu haben. Ich bin auch ein Junge vom Lande, der nicht gerade mit Geld gesegnet war und ist. Im Gegensatz zu dir habe ich mich aber zu einem Studium entschieden. Naja, mir fiel nichts besseres ein und ich wollte einfach nur weg von daheim. Gehänselt wurde ich wie du auch bereits in der Schulem weil ich der Kleinste der Stufe war und dazu noch ein absoluter Spätentwickler. Das ging im Studium teilweise weiter. Von wegen gebildete Menschen sind sozialer eingestellt als eher bildungsferne...
So differenziert wie du schreibst, konnte ich damals nicht argumentieren. Heute würde ich alles anders machen. Aber du scheinst vielleicht doch eine (späte) Chance zu haben. Soooo weit entfernt bist du mit deinen Ü30 noch nicht von den Studis. Viele der Dozenten sind gnau in deinem Alter. Und die haben zum Teil ein sehr erfülltes Dating-und Sexleben, wie man so mitbekommt. Also warum du nicht auch? Du musst "nur" lernen, dein AB-tum etwas zu verbergen.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Veptun »

Witzig. Habe heute an sein Buch Das Elend der Welt denken müssen.
Auch schon wieder fast 30 Jahre her....

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Elend_der_Welt
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Hallo :winken:
Wusel hat geschrieben: 06 Jul 2022 21:24 Prinzipiell gebe ich dir schon recht.
Nur, meine bisherigen Erfahrungen mit zweier Frauen geringeren Bildungsgrades haben mich zunächst eines Besseren belehrt.
Das war beide Male anstrengend ...
Gemeinsamkeiten konnten sich nicht wirklich einstellen, dafür waren die Lebensrealitäten eben völlig andere.
Einmal ging es bei der einen um einen diffus dummen Hedonismus, bei dem Drogen eine große Rolle spielten.
Die andere schien sich Mühe zu geben, ein Leben entsprechend des Hartz -TV zu führen, mitsamt üblich alberner Dramen und deren gewaltorientierten Lösungsansätze.
Das ist natürlich schade, dass du diese Erfahrungen machen musstest. Aber nicht alle Frauen mit geringem Bildungsstand sind so. Umgekehrt habe ich auch schon Menschen kennengelernt, die einen höheren Bildungsstand haben und viel Geld und sich trotzdem nicht benehmen können. Drogen beispielsweise können auch bei "besseren" Leuten ein Problem sein.
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Re: Im bourdieuschen Vakuum

Beitrag von Tania »

Galip hat geschrieben: 06 Jul 2022 21:28
Das Problem des TE scheint darin zu bestehen, dass er sich unsicher darüber ist, worin sein "Habitus" eigentlich besteht, weil es eine Art Inkongruenz gibt zwischen seinen inneren Einstellungen, Werten, Interessen und Fähigkeiten ggü. seinen äußeren Lebensumständen.
Das kenn ich von mir auch. Einerseits erfolgreiches Studium, jahrelang in der Forschung gearbeitet, Auslandsjob, Institutsleitung, universitäre Lehre - andererseits ein Lebensstil, den man durchaus mit Mutter Flodder (ohne die Kippen) vergleichen könnte. Die Karriere hab ich schon vor 10 Jahren an den Nagel gehängt und verdiene mein Geld jetzt im Wesentlichen mit Bau- und Putzarbeiten. Wenn ich in dem Umfeld jemanden kennenlerne, ist der für gewöhnlich mit dem, was in meinem Kopf so vorgeht, überfordert (ist einfach Kacke, wenn man selbst immer noch mit der Problemanalyse befasst ist, und die Frau steht schon mit nem fertigen Lösungskonzept da). Und 90% der Männer, die geistig auf Augenhöhe wären, rennen weg, wenn sie meinen Alltag sehen.

Der entscheidende Unterschied zu Wusel ist: mir isses weitgehend egal. Ich finde es allgemein ziemlich spannend zu beobachten, wie die Leute mich behandeln, solange sie glauben, dass ich ein sozialer Underdog bin, und wie sich das ändert, sobald sie mich "durchschauen". Und Partnersuche ist auch nicht sooo schwer - es gibt recht viele Männer (gerade im technischen Bereich), die zwar hochintelligent sind, an der Schaffung eines repräsentativen Lebensumfeldes aber kein wirkliches Interesse haben. Das passt dann recht gut. Also bis auf gelegentliche "OMG, Besuch, ich muss aufräumen"-Panikattacken läuft es recht problemarm.

Wusel hingegen scheint mit seinem Leben zwischen den Milieus unzufrieden. Und da gibt es im Wesentlichen nur 2 Lösungen: entweder Hirn wegsaufen und in Milieu A glücklich werden, oder aber Milieu A verlassen und im Milieu B leben. Also z.B. studieren - einfach um im akademischen Umfeld Erfahrungen zu sammeln und sich an den Lebensstil anzupassen. Denn im Moment, rein vom Lesen her, scheint er zu keinem der Bereiche zu gehören. Z.B. dieses exzessive Verwenden von Fremdwörtern ist im akademischen Bereich eher unüblich (außer auf Fachkonferenzen), und im Niedriglohnsektor eher ein bewusstes Statement "Ich gehöre nicht hierher".
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