Menelaos hat geschrieben: ↑17 Jun 2022 05:37
Schätze ich persönlich folge der Strategie der verstopften Schlucht: Ich mag wie ein Lemming der Gruppe folgen und Whatsapp nutzen, obwohl ich weiß, dass meine Daten sonst wo landen können. Aber da das jeder macht, gehe ich davon aus dass die Schlucht auf die wir zu rennen längst völlig mit Lemmingleichen verstopft sein wird, wenn ich ankomme, und ich sicher darüber hinweg laufen kann. (Anders gesagt: Niemand wird sich großartig für meine Daten interessieren... allerdings betreibe ich auch bewusst kein Online Banking.)
Themenabweichende Nebenbemerkung (weil dieses Randthema immer wieder ein weit verbreitetes Missverständnis wiederholt): Datenschutz versus Datensicherheit. Das ist nicht das Gleiche. Und es geht auch in den Konsequenzen um völllig andere Angriffspunkte: mal persönlich (Belästigungen, Ordnungswidrigkeiten und ggf. Straftaten). Mal gesellschaftlich: Unterlaufen gesellschaftlicher, in unserem Fall demokratischer, rechtsstaattlicher, freiheitlicher Grundlagen.
Es geht bei Datenschutz nicht darum, dass jemand konkret deine Daten für eine konkret dich schädigende Misssetat ausnutzt.
Bei diesem Szenario geht es nicht um Datenschutz. sondern um Datensicherheit.
Der Alltagssprachgebrauch geht da leider nicht konform mit dem juristischen/IT-Sprech. (Ein Schelm, wer sich was denkt bei dieser missverständlichen Wortverwendung ...)
Die Datensischerheit ist bei WA inzwischen recht gut gewährleistet. Die "Lücke" ist da natürlich der Privatbereich = die Anwender; die das eh alles nicht durchschauen (was vermiutlich ein Grund ist, warum WA intern gute Datensicherheit anbieten kann; die Anwender unterlaufen das eh ganz altmodisch per privater Weitergabe und Unachtsamkeit. So hat WA beides: nachweisbar hohe Datensicherheit, und ein maximal großes Sicherheitsloch für eigenen Nutzen.)
Bei Datenschutz geht es vielmehr darum, zu verhindern, dass mit gesammelten Daten und größeren Datenmengen und deren Analyse und Verwertung Machtbereiche in Wirtschaft und Gesellschaft entstehen, die außerhalb oder jedenfalls nur sehr schwer fassbar unter der juristischen Kontrolle stehen. Anders gesagt: es geht hier um Wohl und Wehe einer demokratischen, freien Gesellschaft. Das muss einem nicht am Herzen liegen. Und dass Dammbrüche ohnehin schon reichlich bestehen, kann man auch als Rechtfertigung hernehmen, damit einfach weiterzumachen (ach, jetzt ist schon halb Holland überschwemmt, da kommt es auf den Rest auch nicht an ... mein Haus steht auf einem Berg im Schwarzwald, wer hier meine Daten abziehen will, muss durch meine Selbstschussanlage durch .... bemerkt? Hier habe ich schon wieder beide völlig unterschiedliche Aspekte "Sicherheit" und "Schutz" zusammengerührt ...)
Und ein Nebenaspekt - wenn auch ein uns auffälliger - ist, dass aus den Daten u. a. sehr schnell Persönlichkeitsprofile erstellt werden können. Dann bekommst du auffällig oft Werbung für Partnerbörsen und meinst, man habe dich persönlich im Visir ("Datensicherheit"). Tatsächlich bekommst du, wie 1000e andere, die Werbung automatisiert aufgrund von Analysen gesmmelter Datenberge. Bei Partnerbörsen ist das "nur" lästig und welttbewerbsverzerrrend (soweit die Datenberge nicht gesetzeskonform gesammelt und ausgewertet wurden; was dank derselben Gesetze praktisch unmöglich zu kontrollieren muss; aber zum Glück hält sich ja jeder profitorientierte Unternehmensmanager Nachteil seines Arbeitgebers immer freiwillig sehr genau an den Geist solcher Gesetze ... nur langatmige, hochkompetente und aus Spenden finanzierte Initiaitven - immer hoch risikoreich, wie zum Beispiel NOYB/Schrems - schaffen es dann in jahrelangen Prozessen, mal das ein oder andere Zugeständnis juristisch durchzusetzen).
Aber schon bei der Frage, was Konsumenten aus unseren tollen Warenmärkten so nachfragen, wird es in Zeiten der Ressourcen- und Umweltprobleme politisch.
Und spätestens, wenn Analysefirmen dem Meistbietenden flächendeckende politische Werbung verkaufen - die noch dazu für den einzelnen Empfänger als solche praktisch nicht erkennbar ist - wird es ... tja, leider selten kriminell, aber sehr unschön. Sofern man nicht gerad selbst die - meist kurzlebigen - Vorteile daraus zieht..Die Nachteile sind langlebig (Prinzip Mikroplastik ... schon errstaunlich, dass das ach so prakltische Zeug "plötzlich" überall ist, und erst jetzt die Farge: "was bewirkt das eigentlich?" mal etwas lauter gestellt wird. Die dadurch bereits eingefahrenren finanziellen Gewinne werden für die Klärung dieser Frage jedenfalls nicht eingesetzt ...)
Zu den persönlichen "Nachteilen", eventuell doch einen guten Emailprovider per VPN zu nutzen, oder sich doch den Belanglosigkeiten asozialer technischer Dienste auszusetzen, kommt auch sowas wie (Mit)Verantwortung, wie die Welt in der du lebst, morgen aussehen soll.
Während uns herzlichst geraten und umfassend diskutiert wird, nur noch Bio-Fleisch (wenn überhaupt) zu kaufen und dies möglichst nur in der Sonne zu dörren (Energie sparen!), wäre ein deutlicherer Augenmerk auf die politischen Auswirkungen massenhaften Datenverschleuderns vielleicht auch mal sowas wie Gesellschaftsumwelt-Bewusstsein.
Es gibt halt einen ziemlich direkten Zusammenhang zwischen unserer Nutzung technischer Informationskanäle und dem beklagten Phänomen von Fake News, Hetze, politischer Einflussnahme, Agenda-Setting usw usf.
Und anderes als in Sachen Biofleisch und Energieverbrauchsreduzierung, bleibt ini Sachen Datenschutz aufgrund der rechtlichen Grunsatzentscheidungen fast nur noch die massenhafte private Nicht-Verwendung.
Irgendwie lustig - oder symptomatsch? - , dass es medial (und privat) genau umgekehrt "debattiert" wird ..
Datenschutz ungleich Datensicherheit.
Datensicherheit: dein privates und ein technisches Thema. Datenschutz: geht alle was an und ist ein Thema des Technik
gebrauchs oder noch genauer: der
Datensammlung und -verwertung; und was du (mit)machst, schädigt potentiell viele andere (und ggf. dich selbst).
Fast offtopic off.
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