Depressionen

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Maverick

Depressionen

Beitrag von Maverick »

Hallo zusammen,

das nachfolgende Zitat von "Kleiner Mann" hat mich getriggert, einen Beitrag zum Thema "Depressionen" zu eröffnen. Einfach, weil ich dazu so viele Fragen habe (siehe unten).
Kleiner Mann hat geschrieben: 28 Mai 2022 00:20 Ich bin in Therapie, unter anderem wegen meiner Depressionen, und kann es nachempfinden, wenn sich alles schwer anfühlt. Es gibt Tage, da liege ich nur im Bett und merke erst am Ende des Tages, dass ich heute mal wieder gar nichts geschafft habe. Gefühlt waren das aber nur Minuten. Ich war eben die ganze Zeit in meinem Kopf und habe gegrübelt. Ich weiß wie schwer es ist, wenn selbst die einfachsten Dinge auf der Welt zur Herausforderung werden. Einkaufen gehen, der Friseurbesuch oder mal einem Freund antworten (dessen Nachricht bereits von vor 2 Wochen war). Vieles was mir früher Spaß gemacht hat, habe ich aufgegeben. Sie machen halt einfach keinen Spaß mehr.
Warum habe ich es nicht nötig ständig darüber zu lamentieren wie schwer ich es doch im Leben habe und wie viel einfacher es die anderen haben?
Über was grübelt ihr immer den ganzen Tag? Sind es konkrete Gedanken oder kommen einfach immer nur so Traurigkeitsschübe rein?

Bei mir ist es immer so, dass ich negative Gefühle habe, die aber nicht benennen kann. Dazu treten dann immense Traurigkeitsschübe auf. Ich kann mich immer zwischendurch an Kleinigkeiten erfreuen. Das ist wie ein Blitz. Nach einer gewissen Zeit kommen dann aber wieder die Gedankenströme. Gerade sitze ich in einer richtig tollen Strandbar inmitten vieler Griechen, die untereinander viel Freude haben. Ich liebe es immer rauszugehen und das Leben zu sehen und zu beobachten, auch wenn ich immer nur ein stiller Beobachter bin. Es ist ein tolles Gefühl, diese Menschen zu beobachten. Das mochte ich schon immer. In der Stadt das Treiben zu beobachten und einen Kaffee zu trinken. Mittenmal kommen mir aber wieder die Gedanken, warum ich nicht Teil dieser Masse sein kann und weitere ubdefinierbare Gedankenströme.

Es ist so, als wäre ich in meinen Gedanken gefangen. Die Gedanken sind ein Gefängnis.

Wie gehen eure Freunde/Bekannten/Familie damit um? Wie reagieren Freunde, wenn ihr euch erst viel später meldet?

Meine Mutter kann das gar nicht nachvollziehen. Da kommen immer nur Vorwürfe wie: "Du siehst nur das Negative", "Freue dich doch mal". Ich fühle mich dadurch kaum verstanden. Manchmal macht sie mir auch Vorwürfe, dass ich mich über nichts zu freuen scheine und undankbar sei, weil andere Menschen froh seien, gesund zu sein.

Mein Vater leidet seit dem Tod meiner Oma vor zwei Jahren selbst an Depressionen. Er konnte für sie nicht da sein, weil er sie während des Todes im Krankenhaus nicht besuchen durfte. Ärzte sagten ihm später, dass meine Oma (sie war 91 und leicht dement, erkannte uns aber noch) drei Tage lang nach meinem Vater, mir und meiner Mutter gerufen und die ganze Zeit geweint habe. Sie wusste wohl, dass sie sterben wird - und wir konnten sie nicht auf der letzten Reise begleiten.

Mit meinem Vater kann ich zwar auch nicht darüber reden und er schweigt, wenn es mir nicht gut geht. Ich merke aber, dass er Verständnis hat und sich vorstellen kann, dass ich nichts dagegen machen kann, die ganzen negativen Gefühle einfach kommen.

Eine meiner engeren Freundinnen hat mir schließlich geraten, mir Hilfe zu suchen, nachdem sie den Eindruck hatte, dass ich mich immer mehr zurückziehe.

Fühlt ihr euch in einem Teufelskreis gefangen? Ihr macht Dinge nicht mehr, die euch vorher Spaß machten, zieht euch so von sozialen Kontakten zurück. Verstärkt das nicht den Abwärtsstrudel?

Ein aktuelles Beispiel bei mir sind Feiern mit der Verwandtschaft. Wir treffen uns immer so acht bis zehn Mal im Jahr zu besonderen Anlässen. Früher mochte ich es immer sehr. Seit zwei Jahren ist es aber eine Belastung. Der Mann meiner Cousine nannte mich einen Idioten, weil ich aufgrund der Einsamkeitsgefühle bei Querdenken mitgegangen bin. Als mein Vater und ich mich verteidigen wollten, wurde das von meiner Tante abgewirkt. Wir seien auf einer Familienfeier und nicht im Deutschen Bundestag.

Da mich niemand aus der Familie verteidigt hat, habe ich das Gefühl, dass mich alle für einen Idioten halten. Hinzu kommen ständig so Kommentare von meiner Oma wie "In deinem Alter hatte ich schon fünf Kinder." oder "Dein 16-jähriger Cousin hat hier schon eine Freundin präsentiert und du uns noch nicht."

Ich nehme seit Januar an keinen Familienfeiern mehr teil, weil mich das die letzten Male so runtergezogen hat. Gleichzeitig nimmt mir das ja aber auch wieder soziale Kontakte und ich sitze dann zuhause und fühle mich schlecht, weil ich dann immer denke: "Alle sitzen da und haben Spaß und ich sitze alleine zuhause."

Gleiches auf der Arbeit. Wir haben in drei Wochen Firmengrillen. Nach drei Jahren wieder. Ich habe der Geschäftsführung abgesagt mit der Begründung, dass ihr die Vereinsamung der Mitarbeitenden zwei Jahre im Home-Office egal war (es gab keine aufbauende E-Mail, nichts) und ich jetzt keinen Wert auf deren Einladung lege. Gleichzeitig werde ich dann ja aber auch wieder alleine sein.

Habt ihr körperliche Beschwerden durch die Depression?

Ich habe regelmäßige Kopfschmerzen. Ich versuche regelmäßig, mit positiven Gedanken anzukämpfen. Das klappt gelegentlich. Ich werde dadurch aber sehr schnell müde und bekomme Kopfschmerzen, weil es so sehr anstrengt.

Bedingt durch die Antidepressiva kann ich aber zum Glück schlafen und habe auch keine Magenschmerzen mehr. Ich fühle mich durch sie aber müde.

Seid ihr in Therapie und hilft sie euch?

Ich habe Donnerstag einen Ersttermin und könnte sehr schnell beginnen (Selbstzahler). Ich habe aber Sorge, dass es nichts bringt. Ich kann mir so Entspannungsübungen ja auch bei Youtube anschauen. Ich mache das auch schon regelmäßig und es hilft nicht.

Ich habe eigentlich noch viel mehr Fragen, belasse es aber dabei.

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Einsamkeit_is_doof
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Re: Depressionen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Hallo :winken:

Ich leide zwar (Gott sei Dank) nicht an Depressionen, jedoch sind mir negative Gedanken und Grübeln nicht fremd.
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Über was grübelt ihr immer den ganzen Tag? Sind es konkrete Gedanken oder kommen einfach immer nur so Traurigkeitsschübe rein?
Mein Grübeln sieht meist so aus, dass ich mir Dinge ausmale, die passieren könnten. Könnten, wohlgemerkt! Mal ein Beispiel: Meine Jobsuche stellte sich für mich als unüberwindbares Hindernis dar. Für mich war klar, dass ich niemals einen Job finden werde. "Wer soll schon so jemanden wie mich einstellen?" Interessant in diesem Zusammenhang die Ähnlichkeit zu meinen Gedanken, die ich mir zum Thema Freundin suchen mache: "Welche Frau soll schon einen wie mich lieben?"
Aber zurück zum Thema: In meinen Gedanken stellte ich mir vor, dass ich nie mehr eine Stelle bekommen werde. Dass die Vorstellungsgespräche, wenn denn mal eines zu stände käme, total schlimm werden. Da ich nie mehr Arbeit bekommen werde, werde ich in die Armut abrutschen. Dinge, die ich früher gerne gemacht habe, werden finanziell nicht mehr möglich sein. Wahrscheinlich werde ich in ein paar Jahren als Obdachloser auf der Strasse enden... :crybaby:
Das ist ein typischen Beispiel, wie meine Grübeleien aussehen können. Ähnlich sieht es aus, wenn ich mir ausmale, dass ich niemals eine Freundin finden werde. Ich bin (oder besser war) ein meister darin, mir Dinge vorzustellen, wie sie schief gehen. Dass etwas auch positive verlaufen könnte, fand in meinem Kopf bisher eher wenig Raum.

Nun konnte ich aber bei der Jobsuche einen Erfolg erleben, habe einen neuen Job bekommen. Für mich also ein Beweis, dass mein Kopfkino mir ein Drama vorgespielt hatte, welches am Ende gar nicht so eingetreten ist. Klar, jetzt mache ich mir Gedanken darüber, was alles am ersten Arbeitstag schief gehen wird. Aber ich gebe diesen Gedanken keine große Bedeutung mehr.

Richtige Traurigkeitsschübe habe ich eigentlich nicht. Es ist eher manchmal das Gefühl, dass etwas in meinem leben fehlt. Als wenn das Leben an mir vorbeiläuft und ich nur zugucken darf. Ein wenig Trauer kommt gelegentlich auf, wenn mir bewusst wird, dass ich schon 36 bin. Vor allem dann, wenn ich sehe, was manche gleichaltrigen schon alles erreicht haben. :sadman:
Ich liebe es immer rauszugehen und das Leben zu sehen und zu beobachten, auch wenn ich immer nur ein stiller Beobachter bin. Es ist ein tolles Gefühl, diese Menschen zu beobachten. Das mochte ich schon immer. In der Stadt das Treiben zu beobachten und einen Kaffee zu trinken.
Ja, das liebe ich auch. :good: Ich bin echt gerne unter Menschen. Meist fühle ich mich da auch deutlich besser, wie zu Hause. Es ist einfach herrlich, einfach Leute zu beobachten oder durch die Stadt zu schlendern und einfach unter Menschen zu sein.
Ich habe Donnerstag einen Ersttermin und könnte sehr schnell beginnen (Selbstzahler). Ich habe aber Sorge, dass es nichts bringt. Ich kann mir so Entspannungsübungen ja auch bei Youtube anschauen. Ich mache das auch schon regelmäßig und es hilft nicht.
In letzter Zeit habe ich festgestellt, dass viele Sorgen völlig unnötig sind. Wie oben schon beschrieben, beim Thema Jobsuche. Ich hatte zum Beispiel Riesen Angst vor dem Vorstellungsgespräch. Vor allem vor den Fragen, die einem dort gestellt werden. Ich machte mir Sorgen, nicht richtig darauf antworten zu können. Und was war? Nichts! Es gab gar kein Vorstellungsgespräch. Ich hatte mir mal wieder total umsonst Sorgen gemacht. Das ist mir schon so oft passiert. Mittlerweile gebe ich diesen Gedanken nicht mehr soviel Raum.

Zum Thema Sorgen habe ich vor kurzem einen interessanten Gedanken in einem Podcast gehört:
Hast du Probleme? Nein? Warum machst du dir Sorgen?
Hast du Probleme? Ja? Kannst du sie lösen? Nein? Warum machst du dir Sorgen?
Hast du Probleme? Ja? Kannst du sie lösen? Ja? Warum machst du dir Sorgen?

Diese Gedanken haben mir auch etwas geholfen nicht mehr alles zu schwarz zu sehen. Ob diese Taktik allerdings bei Depressionen hilft, weiss ich nicht. :brille1:
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Re: Depressionen

Beitrag von Henrietta »

Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30
Seid ihr in Therapie und hilft sie euch?

Ich habe Donnerstag einen Ersttermin und könnte sehr schnell beginnen (Selbstzahler). Ich habe aber Sorge, dass es nichts bringt. Ich kann mir so Entspannungsübungen ja auch bei Youtube anschauen. Ich mache das auch schon regelmäßig und es hilft nicht.
Was für eine Therapieform wird es denn sein?
Psychotherapie geht ja weit über das Durchführen von Entspannungsübungen hinaus. Diese können, so es die Symptome hergeben, Teil einer Therapie sein, oder eben auch nicht.
Viel mehr geht es zB in der Verhaltenstherapie darum, eingefahrene, dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und zu verändern, neues auszuprobieren und Umgangsweisen für die Symptome zu finden, also in Deinem Fall zB: wie gehe ich mit Gedankenkreisen um, was mache ich mit Gefühlen der starken Traurigkeit etc.
Ich habe eine THerapie gemacht und sie hat mir sehr sehr geholfen!
Maverick

Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

Henrietta hat geschrieben: 28 Mai 2022 11:46
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30
Seid ihr in Therapie und hilft sie euch?

Ich habe Donnerstag einen Ersttermin und könnte sehr schnell beginnen (Selbstzahler). Ich habe aber Sorge, dass es nichts bringt. Ich kann mir so Entspannungsübungen ja auch bei Youtube anschauen. Ich mache das auch schon regelmäßig und es hilft nicht.
Was für eine Therapieform wird es denn sein?
Psychotherapie geht ja weit über das Durchführen von Entspannungsübungen hinaus. Diese können, so es die Symptome hergeben, Teil einer Therapie sein, oder eben auch nicht.
Viel mehr geht es zB in der Verhaltenstherapie darum, eingefahrene, dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und zu verändern, neues auszuprobieren und Umgangsweisen für die Symptome zu finden, also in Deinem Fall zB: wie gehe ich mit Gedankenkreisen um, was mache ich mit Gefühlen der starken Traurigkeit etc.
Ich habe eine THerapie gemacht und sie hat mir sehr sehr geholfen!
Ich weiß nicht, was es für eine Therapie sein wird. Ich habe von diesen ganzen Formen keine Ahnung und hoffe, dass der oder die Therapeut/in mir da weiterhilft.

Das ist eine große Praxis mit vielen Therapeuten und Psychiatern. Ich habe mich dafür entschieden weil ich hoffe, dass sich so das medizinische mit dem therapeutischen besser abstimmen lässt.
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Re: Depressionen

Beitrag von Karl von Kirsche »

@Maverick. Wichtig ist, dass Du Dich aufgerafft hast, Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen. Bis ich an dem Punkt war, hat's deutlich länger gedauert.

Ich habe das Ganze aber sehr unkonventionell "gelöst" und auch keine Therapie gemacht. Inwieweit mein Ansatz dauerhaft trägt, weiß ich nicht. Bislang jedenfalls keine Probleme.

Das Einzige, was bei mir dauerhaft geholfen hat, ist Ausdauertraining. Dazu habe ich mir Anfang 2013 einen Heimtrainer zugelegt. Völlig untrainiert angefangen, radle ich jetzt jeden Tag 60 Minuten und lege zwischen 40 und 42 Kilometer zurück. Was auch immer in dem ausgeschütteten Hormoncocktail drin ist, zumindest bei mir wirkt es, ist aber sicher keine Methode, die bei allen und bei jeder Depressionsform anschlägt.

Zuvor litt ich, wie letztlich diagnostiziert wurde, unter Dysthymie. In den depressiven Phasen, die über die Jahre immer häufiger und immer heftiger auftraten, drehte ich mich in negativen Gedankenspiralen, war innerlich wie erstarrt, konnte mich in meiner Freizeit zu fast nichts mehr aufraffen.

Eine typische Szene aus jener Zeit: Ich saß am Wochenende in meiner Wohnung, draußen ein wunderbarer Wintertag, es begann leicht zu schneien. Als ich den Schneeflocken zusah, überkam mich der Wunsch, wie sie einfach zu Boden zu fallen und zu vergehen. Das ging mehrere Stunden, bis ich mich irgendwie wieder lösen konnte, um dann kurze Zeit später doch wieder in ein tiefes Loch zu fallen.

Telefonanrufe aus dem Freundes- und Bekanntenkreis konnte ich in den dunkelsten Phasen nicht entgegennehmen - ich rief auch nicht zurück. Kein Wunder, dass viele Personen den Kontakt zu mir daraufhin einschlafen ließen. Nur mit sehr wenigen war es möglich, über Depressionen zu sprechen. Darüber zu reden war zwar in gewisser Weise erleichternd, beseitigte aber das Grundproblem nicht.

Nach einem kurzen Ausflug zu Citalopram habe ich wie oben beschrieben meinen sehr individuellen Weg gefunden.
An meinen Rüssel lasse ich nur Piña Colada und Mai Tai :schuechtern:
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Re: Depressionen

Beitrag von Leon »

Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Gleiches auf der Arbeit. Wir haben in drei Wochen Firmengrillen. Nach drei Jahren wieder. Ich habe der Geschäftsführung abgesagt mit der Begründung, dass ihr die Vereinsamung der Mitarbeitenden zwei Jahre im Home-Office egal war (es gab keine aufbauende E-Mail, nichts) und ich jetzt keinen Wert auf deren Einladung lege. Gleichzeitig werde ich dann ja aber auch wieder alleine sein.
Was hätte denn dein Arbeitgeber unternehmen sollen / können, damit du dich besser gefühlt hättest? Was bringt eine aufbauende Mail a la "Alles wird gut" seitens der Geschäftsleitung?

Mein Arbeitgeber hat in den beiden Corona-Jahren einmal ein lustiges Weihnachtsvideo (das war wirklich gut gemacht) mit den Geschäftsführern ins Intranet hochgeladen sowie eine Dankesmail verbunden mit der Zahlung eines Coronabonuses verschickt.

Für jemanden, der den persönlichen Kontakt vermisst, bringt das auch 0,0.

Ich finde halt, dass die Möglichkeiten halt stark begrenzt waren und würde es als Chef Schade finden, wenn dann vom Mitarbeiter ne Retourkutsche kommt. Dass der Firma das nicht egal ist, zeigt sie ja, indem sie das Grillfest organisiert.
Maverick

Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

Leon hat geschrieben: 28 Mai 2022 13:53
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Gleiches auf der Arbeit. Wir haben in drei Wochen Firmengrillen. Nach drei Jahren wieder. Ich habe der Geschäftsführung abgesagt mit der Begründung, dass ihr die Vereinsamung der Mitarbeitenden zwei Jahre im Home-Office egal war (es gab keine aufbauende E-Mail, nichts) und ich jetzt keinen Wert auf deren Einladung lege. Gleichzeitig werde ich dann ja aber auch wieder alleine sein.
Was hätte denn dein Arbeitgeber unternehmen sollen / können, damit du dich besser gefühlt hättest? Was bringt eine aufbauende Mail a la "Alles wird gut" seitens der Geschäftsleitung?

Mein Arbeitgeber hat in den beiden Corona-Jahren einmal ein lustiges Weihnachtsvideo (das war wirklich gut gemacht) mit den Geschäftsführern ins Intranet hochgeladen sowie eine Dankesmail verbunden mit der Zahlung eines Coronabonuses verschickt.

Für jemanden, der den persönlichen Kontakt vermisst, bringt das auch 0,0.

Ich finde halt, dass die Möglichkeiten halt stark begrenzt waren und würde es als Chef Schade finden, wenn dann vom Mitarbeiter ne Retourkutsche kommt. Dass der Firma das nicht egal ist, zeigt sie ja, indem sie das Grillfest organisiert.
Einfach dadurch, dass die untere Führungsebene mir in Personalgesprächen gespiegelt hat, dass ich seit März 2020 stark abgebaut habe. Dass ich mich im HO einsam gefühlt und teils ganztägig weinend vor dem Bildschirm gesessen habe, wurde nicht gesehen.

Man hätte ja auch mal aktiv fragen können: "Wie geht es Ihnen. Fühlen Sie sich im Home-Office der Arbeit gewachsen." etc. Da kam aber gar nichts. Und meine Vorgesetzten wussten alle, dass ich alleine zuhause saß.

Im Gegenteil. Mir wurden noch Aufgaben von Kollegen aufgedrückt mit der Begründung: "Sie haben ja keine Familie zu betreuen und im Lockdown eh nichts vor."

Und man hätte uns schon letztes Jahr im August zum Grillen einladen dürfen. Die Regeln erlaubten das. Da war es aber wohl noch zu gefährlich alles.

Letztlich ist es mir jetzt auch egal. Ich verlasse die Firma im August, sodass mir die Geschäftsführung auch keine Retourkutsche geben kann (höchstens in Form eines Arbeitszeugnisses, aber das tangiert mich ja nicht, ich habe ja schon einen neuen Job).

Und ich hätte mich über Weihnachtsvideos oder aufbauende E-Mails mit "Wir wissen, dass die Zeit für Sie alleine eine Belastung sein muss" von der Geschäftsführung sehr gefreut. Da kam aber 0,0.
Maverick

Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

Karl von Kirsche hat geschrieben: 28 Mai 2022 13:01 @Maverick. Wichtig ist, dass Du Dich aufgerafft hast, Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen. Bis ich an dem Punkt war, hat's deutlich länger gedauert.

Ich habe das Ganze aber sehr unkonventionell "gelöst" und auch keine Therapie gemacht. Inwieweit mein Ansatz dauerhaft trägt, weiß ich nicht. Bislang jedenfalls keine Probleme.

Das Einzige, was bei mir dauerhaft geholfen hat, ist Ausdauertraining. Dazu habe ich mir Anfang 2013 einen Heimtrainer zugelegt. Völlig untrainiert angefangen, radle ich jetzt jeden Tag 60 Minuten und lege zwischen 40 und 42 Kilometer zurück. Was auch immer in dem ausgeschütteten Hormoncocktail drin ist, zumindest bei mir wirkt es, ist aber sicher keine Methode, die bei allen und bei jeder Depressionsform anschlägt.

Zuvor litt ich, wie letztlich diagnostiziert wurde, unter Dysthymie. In den depressiven Phasen, die über die Jahre immer häufiger und immer heftiger auftraten, drehte ich mich in negativen Gedankenspiralen, war innerlich wie erstarrt, konnte mich in meiner Freizeit zu fast nichts mehr aufraffen.

Eine typische Szene aus jener Zeit: Ich saß am Wochenende in meiner Wohnung, draußen ein wunderbarer Wintertag, es begann leicht zu schneien. Als ich den Schneeflocken zusah, überkam mich der Wunsch, wie sie einfach zu Boden zu fallen und zu vergehen. Das ging mehrere Stunden, bis ich mich irgendwie wieder lösen konnte, um dann kurze Zeit später doch wieder in ein tiefes Loch zu fallen.

Telefonanrufe aus dem Freundes- und Bekanntenkreis konnte ich in den dunkelsten Phasen nicht entgegennehmen - ich rief auch nicht zurück. Kein Wunder, dass viele Personen den Kontakt zu mir daraufhin einschlafen ließen. Nur mit sehr wenigen war es möglich, über Depressionen zu sprechen. Darüber zu reden war zwar in gewisser Weise erleichternd, beseitigte aber das Grundproblem nicht.

Nach einem kurzen Ausflug zu Citalopram habe ich wie oben beschrieben meinen sehr individuellen Weg gefunden.
Danke für deinen Input. Ich mache schon seit über drei Jahren regelmäßig Ausdauertraining. Ich trainiere aktuell auch für den MIUT. Ich habe mit dem Sport weit vor den Depressionen angefangen.

Es heißt zwar immer: Sport kann Depressionen vorbeugen. Ich habe aber das Gefühl, dass die Depressionen eher den Sport hinderlich sind. Bekomme ich zum Beispiel beim Marathon-Training diese Traurigkeitsschübe, macht mein Herz "zu". Das merke ich auch direkt am Pulsmesser.

Es ist einfach nur schrecklich, dass selbst beim Sport diese Gedanken aufkommen. Aber es ist ja klar. Da bin ich auch alleine.
Kleiner Mann

Re: Depressionen

Beitrag von Kleiner Mann »

Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Über was grübelt ihr immer den ganzen Tag? Sind es konkrete Gedanken oder kommen einfach immer nur so Traurigkeitsschübe rein?
Hm, das ist für mich leider sehr schwer zu benennen. Es ist von allem etwas. Von Gedanken wie "Schöpfe ich gerade mein Potential voll aus?" zu "Habe ich in der Vergangenheit in Situationen das richtige getan?" ist alles dabei. Es ist aber leider nicht so eindeutig. Es ist eher so, dass ich mal über das eine grüble und währenddessen direkt andere Gedanken kommen zu denen ich dann auch anfange zu grübeln. Ich weiß, dass da etwas im Unterbewusstsein ist was unbedingt aufgearbeitet werden sollte, aber die Gedanken sind meist eben sehr nebelig und dadurch fällt es mir schwer daran zu arbeiten. Sie paralysieren mich aber, weil sie stets latent im Alltag vorhanden sind. Ich merke teilweise gar nicht mehr richtig, dass ich überhaupt grüble.
Traurigkeitsschübe habe ich keine. Und ich kann mich nicht mehr daran erinnern wann ich das letzte mal geweint habe.
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Wie gehen eure Freunde/Bekannten/Familie damit um? Wie reagieren Freunde, wenn ihr euch erst viel später meldet?
Meine Familie weiß davon nichts (kann mit ihr darüber auch schlecht reden, weil sie sehr konservativ ist und daher der Meinung sind, dass es sowas wie psychische Krankheiten nicht gibt), aber mit meinen Freunden gehe ich sehr offen damit um und sie haben daher ziemlich viel Rücksicht auf mich. Teilweise habe ich guten Freunden mehrere Monate nicht geantwortet, weil ich mich einfach nicht in der Lage gesehen habe. Sie melden sich aber trotzdem jedes mal bei mir um sich nach mir zu erkundigen.
Eine Freundin von mir kommt mich demnächst von weiter weg besuchen, weil sie schon bemerkt hat, dass ich selten in der Lage bin zu ihr zu kommen.
Bekannte merken auch schnell, dass ich eher langsam antworte. Die wissen natürlich nicht warum, aber ich finde es gut, dass sie sich trotzdem regelmäßig von sich aus melden. Auch wenn ich oft absage, wenn sie sich treffen wollen. Habe dafür immer eine Ausrede parat, weil ich oft nicht die Energie dafür habe. Ich bin aber erstaunt, dass viele sehr beharrlich sind und teilweise zu meiner Arbeitsstelle kommen, um mir persönlich zu sagen, dass sie sich gerne nächste Woche mit mir treffen wollen und das festmachen wollen. Mit dem Kommentar "Sonst klappt das mit dir ja nicht. Kenn dich doch ;)"
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Fühlt ihr euch in einem Teufelskreis gefangen? Ihr macht Dinge nicht mehr, die euch vorher Spaß machten, zieht euch so von sozialen Kontakten zurück. Verstärkt das nicht den Abwärtsstrudel?
Teilweise fühle ich mich tatsächlich hilflos. Und ja, die Gefahr des Abwärtsstrudels ist tatsächlich gegeben. Nur kann ich mich kaum zu mehr aufraffen.
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Habt ihr körperliche Beschwerden durch die Depression?
Bei mir gar nicht. Abgesehen davon, dass ich teilweise vergesse zu essen, ist da nichts an körperlichen Beschwerden, die ich damit verbinden würde.
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Seid ihr in Therapie und hilft sie euch?
Es hilft mir sehr über meine Probleme ungefiltert reden zu können und danach fühlt es sich auch wieder besser an. Es ist halt so als wenn einem ein Stein vom Herzen gefallen ist. Ich kann zwar einiges mit meinen engsten Freunden bereden, aber ich finde ein Therapeut ist dazu nochmal eine ganz andere, aber sehr begrüßenswerte, Ergänzung - vorausgesetzt man hat den Therapeuten.
Ich weiß von anderen, dass sie teilweise nicht so viel Glück hatten und gar nicht mit dem Therapeuten harmoniert haben. Da kam dann auch nicht viel bei rum.
Auch hilft es mir meine Gedanken besser zu sortieren und eigene Verhaltensweisen zu reflektieren. So habe ich mich und meine Trigger viel besser verstehen können. Seit dem ich in Therapie bin sehe ich die Welt auch mit anderen Augen. Früher habe ich immer nur die Symptome gesehen und versucht daran etwas zu ändern. Jetzt schaue ich viel eher auf die Gründe, die zu den Symptomen führen. Das hilft mir mich als Menschen besser zu verstehen.
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Re: Depressionen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 14:13 Man hätte ja auch mal aktiv fragen können: "Wie geht es Ihnen. Fühlen Sie sich im Home-Office der Arbeit gewachsen." etc. Da kam aber gar nichts. Und meine Vorgesetzten wussten alle, dass ich alleine zuhause saß.
Homeoffice war und ist für viele nicht leicht. Es hat zwar sicherlich Vorteile, aber eben auch einige Nachteile. Du warst mit Sicherheit nicht der einzige Arbeitnehmer, der allein zu Hause war. Sicherlich gab es manche, die das sogar genossen haben. Aber was hätte der Arbeitgeber denn ändern sollen? Mal angenommen, er hätte gefragt, wie es dir geht, was hätte sich dadurch geändert? Es gab ja eine Homeoffice Pflicht.
Im Gegenteil. Mir wurden noch Aufgaben von Kollegen aufgedrückt mit der Begründung: "Sie haben ja keine Familie zu betreuen und im Lockdown eh nichts vor."
Das ist das Schicksal der alleinstehenden. Bei der Urlaubsplanung werden ja auch die Leute mit Kindern in den Ferien bevorzugt, was ich auch ok finde. Ich finde aber, dass sich hier zeigt, dass deinem Arbeitgeber seine Mitarbeiter eben nicht egal sind. Klar, für dich war das jetzt nicht so toll. Aber man darf nicht vergessen, dass Arbeitnehmer mit Familie nicht nur Homeoffice, sondern auch noch Homeschooling hatten, was ja nochmal zusätzlichen Stress bedeutete. Von daher finde ich es schon verständlich, dass man Zusatzarbeiten auf Leute verteilt hat, die keine Familie haben. Auch wenn das natürlich für den Betroffenen selber jetzt nicht sonderlich erfreulich war.
Letztlich ist es mir jetzt auch egal. Ich verlasse die Firma im August, sodass mir die Geschäftsführung auch keine Retourkutsche geben kann (höchstens in Form eines Arbeitszeugnisses, aber das tangiert mich ja nicht, ich habe ja schon einen neuen Job).
Trotzdem kann ich nicht so ganz verstehen, warum du deine Teilnahme am Grillfest abgesagt hast. :gruebel: Ich meine, einerseits sagst du, dass du einsam bist. Anderseits nutzt du aber eine Möglichkeit deiner Einsamkeit zu entkommen nicht. Auch wenn du die Firma verlässt, hättest du zumindest für ein paar Stunden der Einsamkeit entkommen können.
Amor gib mir den verdammten Pfeil, ich mach' den Scheiß jetzt selber!
Kleiner Mann

Re: Depressionen

Beitrag von Kleiner Mann »

Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 14:13
Leon hat geschrieben: 28 Mai 2022 13:53
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 10:30 Gleiches auf der Arbeit. Wir haben in drei Wochen Firmengrillen. Nach drei Jahren wieder. Ich habe der Geschäftsführung abgesagt mit der Begründung, dass ihr die Vereinsamung der Mitarbeitenden zwei Jahre im Home-Office egal war (es gab keine aufbauende E-Mail, nichts) und ich jetzt keinen Wert auf deren Einladung lege. Gleichzeitig werde ich dann ja aber auch wieder alleine sein.
Was hätte denn dein Arbeitgeber unternehmen sollen / können, damit du dich besser gefühlt hättest? Was bringt eine aufbauende Mail a la "Alles wird gut" seitens der Geschäftsleitung?

Mein Arbeitgeber hat in den beiden Corona-Jahren einmal ein lustiges Weihnachtsvideo (das war wirklich gut gemacht) mit den Geschäftsführern ins Intranet hochgeladen sowie eine Dankesmail verbunden mit der Zahlung eines Coronabonuses verschickt.

Für jemanden, der den persönlichen Kontakt vermisst, bringt das auch 0,0.

Ich finde halt, dass die Möglichkeiten halt stark begrenzt waren und würde es als Chef Schade finden, wenn dann vom Mitarbeiter ne Retourkutsche kommt. Dass der Firma das nicht egal ist, zeigt sie ja, indem sie das Grillfest organisiert.
Einfach dadurch, dass die untere Führungsebene mir in Personalgesprächen gespiegelt hat, dass ich seit März 2020 stark abgebaut habe. Dass ich mich im HO einsam gefühlt und teils ganztägig weinend vor dem Bildschirm gesessen habe, wurde nicht gesehen.

Man hätte ja auch mal aktiv fragen können: "Wie geht es Ihnen. Fühlen Sie sich im Home-Office der Arbeit gewachsen." etc. Da kam aber gar nichts. Und meine Vorgesetzten wussten alle, dass ich alleine zuhause saß.

Im Gegenteil. Mir wurden noch Aufgaben von Kollegen aufgedrückt mit der Begründung: "Sie haben ja keine Familie zu betreuen und im Lockdown eh nichts vor."

Und man hätte uns schon letztes Jahr im August zum Grillen einladen dürfen. Die Regeln erlaubten das. Da war es aber wohl noch zu gefährlich alles.

Letztlich ist es mir jetzt auch egal. Ich verlasse die Firma im August, sodass mir die Geschäftsführung auch keine Retourkutsche geben kann (höchstens in Form eines Arbeitszeugnisses, aber das tangiert mich ja nicht, ich habe ja schon einen neuen Job).

Und ich hätte mich über Weihnachtsvideos oder aufbauende E-Mails mit "Wir wissen, dass die Zeit für Sie alleine eine Belastung sein muss" von der Geschäftsführung sehr gefreut. Da kam aber 0,0.
Ich finde das sehr interessant, dass du das geschrieben hast. Ich sehe es ähnlich wie Leon. Für mich wäre das zwar eine nette Geste, aber wenn ich ehrlich bin, dann hätte so eine E-Mail für mich keine nennenswerte Bedeutung.
Warum ist das nun interessant für mich? Naja, es zeigt wie unterschiedlich Menschen Zuneigung wahrnehmen.
Ich muss da an ehemalige Mitbewohner von mir denken, die mich als kalt und wenig interessiert wahrgenommen haben, weil ich mit ihren sozialen Konventionen wenig anfangen konnte. Die hatten ein Umfeld aus Menschen, die sich immer super höflich gegeben haben und selbst wenn eine Freundin jeden Tag vorbeischaute bei der Verabschiedung ein richtiges Ritual daraus gemacht. Während ich mich bei meinen Leuten mit einer kurzen Umarmung verabschiedete und vllt noch scherzhaft ein "Lass' dich nicht überfahren" hinterher rief, haben sie noch minutenlang darüber geredet wie schön es war und es immer wieder supertoll ist Zeit mit ihnen verbracht zu haben. Eine Einladung zu Geburtstagsfeiern wurde dann auch entsprechend sehr höflich und mit viel Liebe geschrieben.
Ich bin dagegen eher ein Mensch der sehr auf die Taten schaut und wenig auf die Worte.
Maverick

Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 28 Mai 2022 15:23 Das ist das Schicksal der alleinstehenden. Bei der Urlaubsplanung werden ja auch die Leute mit Kindern in den Ferien bevorzugt, was ich auch ok finde. Ich finde aber, dass sich hier zeigt, dass deinem Arbeitgeber seine Mitarbeiter eben nicht egal sind. Klar, für dich war das jetzt nicht so toll. Aber man darf nicht vergessen, dass Arbeitnehmer mit Familie nicht nur Homeoffice, sondern auch noch Homeschooling hatten, was ja nochmal zusätzlichen Stress bedeutete. Von daher finde ich es schon verständlich, dass man Zusatzarbeiten auf Leute verteilt hat, die keine Familie haben. Auch wenn das natürlich für den Betroffenen selber jetzt nicht sonderlich erfreulich war.


Ich habe mich vom Arbeitgeber verarscht gefühlt. Es wurden im Intranet Hinweise veröffentlicht, wie man sich im Lockdown und Home-Office psychisch gesund halten soll.

Der wichtigste Hinweis (der war dick markiert) war, dass man im Tageslicht viel spazieren gehen solle, weil das der Psyche gut tue.

Aber genau das hat man mir mit der Mehrarbeit konterkariert. Wenn ich zu meiner Chefin sagte, dass ich das mit der Mehrarbeit nicht gut finde, weil ich ja für meine Psyche ans Tageslicht gehen möchte, wurde das missachtet.

Und in den Wintermonaten wurde es früh dunkel.
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 28 Mai 2022 15:23 Trotzdem kann ich nicht so ganz verstehen, warum du deine Teilnahme am Grillfest abgesagt hast. :gruebel: Ich meine, einerseits sagst du, dass du einsam bist. Anderseits nutzt du aber eine Möglichkeit deiner Einsamkeit zu entkommen nicht. Auch wenn du die Firma verlässt, hättest du zumindest für ein paar Stunden der Einsamkeit entkommen können.
Ich lasse mich nicht von Leuten kaufen, denen ich zwei Jahre egal war. Die haben sich zwei Jahre lang nicht für mich und mein Wohlbefinden interessiert. Dann soll ich mich von einer Bratwurst kaufen lassen.

Auch die Kollegen haben nicht mal angerufen in den zwei Jahren. Nur immer dienstlich und dann nicht gefragt, wie es mir geht. Noch nicht mal danke gesagt, dass ich Arbeit für sie mitübernehme(n muss). Soll ich mit diesen Schmarotzern, die auf meine Kosten früher frei hatten und dafür noch das volle Gehalt kassiert haben, noch feiern? Und mir wurden dann freie Tage für die erarbeiteten Überstunden abgelehnt, weil ja niemand da sei, der es hätte auffangen können.

EDIT: Und als ich dann dieses Jahr im Januar wegen Burnout und Depressionen drei Wochen krankgeschrieben war und mich bei meiner Chefin krankmeldete, kamen noch Kommentare wie, ich solle schauen, dass ich früher zurückkomme, weil die Arbeit liegen bleibe etc. Ich habe mit diesen Scheißhaus einfach abgeschlossen.
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DaRealOnionhead
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Re: Depressionen

Beitrag von DaRealOnionhead »

halten wir (erst mal für mich) fest:
beim neuen Arbeitgeber nix preisgeben, was auf Familienstand und Beziehungsstatus schließen lassen könnte. :cooler:
Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 16:21
Ich habe mich vom Arbeitgeber verarscht gefühlt. Es wurden im Intranet Hinweise veröffentlicht, wie man sich im Lockdown und Home-Office psychisch gesund halten soll.

Der wichtigste Hinweis (der war dick markiert) war, dass man im Tageslicht viel spazieren gehen solle, weil das der Psyche gut tue.
das ist halt nur ein akuter Anlass. Und wenn man ehrlich ist, haben sie sich vorher auch nicht für psychische Gesundheit oder allgemeiner Persönlichkeitsentwicklung interessiert.
Ich empfand das sogar als ziemliche Belästigung, nach 6 Jahren PE-Hirnwichserei und der Einsicht, dass ich mit dem Kram nicht weiterkomme/auf der Stelle trete/Lebenszeit vergeudet habe, dann im Lockdown und "dazwischen" in medialer Breite das Thema serviert zu bekommen... Und plötzlich im Bekanntenkreis im Onlinemeeting dann ihre tollen Trainingspläne und wie fleißig sie die gerade umsetzen...
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Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

DaRealOnionhead hat geschrieben: 29 Mai 2022 00:46 halten wir (erst mal für mich) fest:
beim neuen Arbeitgeber nix preisgeben, was auf Familienstand und Beziehungsstatus schließen lassen könnte. :cooler:


Naja. Nach vier Jahren Betriebszugehörigkeit vor dem Lockdown bekommen die Kollegen und die untere Führungsebene ja schon ein bisschen etwas mit, wenn man sich mal beim Mittagessen unterhält.
DaRealOnionhead hat geschrieben: 29 Mai 2022 00:46 Ich empfand das sogar als ziemliche Belästigung, nach 6 Jahren PE-Hirnwichserei und der Einsicht, dass ich mit dem Kram nicht weiterkomme/auf der Stelle trete/Lebenszeit vergeudet habe, dann im Lockdown und "dazwischen" in medialer Breite das Thema serviert zu bekommen... Und plötzlich im Bekanntenkreis im Onlinemeeting dann ihre tollen Trainingspläne und wie fleißig sie die gerade umsetzen...
Verhohnepiepelung at its best :fluchen2:
Ich habe im Lockdown außer am Wochenende so gut wie keinen Sport gemacht, obwohl ich davor und auch jetzt immer vier bis fünf Mal die Woche laufen gehe (teils auch Marathon-Distanz). Ich wollte dann nicht mehr im Dunkeln raus.

Ein paar Kollegen, die sonst nie Sport gemacht haben, haben sich allerlei Gerät gekauft, das jetzt wieder verwaist.

Was ich halt immer unschön fand: In den Konferenzen haben die Kollegen mit Kindern dann immer erzählt, wie schön die Spaziergänge mit der Familie waren. Das zeigt mir ja, dass sie das Weniger an Arbeit, das wir Kinderlosen auffangen durften, zum reinen Freizeitvergnügen und zur Erholung genutzt haben, das mir nicht vergönnt wurde.
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Re: Depressionen

Beitrag von Henrietta »

Maverick hat geschrieben: 29 Mai 2022 07:22

Was ich halt immer unschön fand: In den Konferenzen haben die Kollegen mit Kindern dann immer erzählt, wie schön die Spaziergänge mit der Familie waren. Das zeigt mir ja, dass sie das Weniger an Arbeit, das wir Kinderlosen auffangen durften, zum reinen Freizeitvergnügen und zur Erholung genutzt haben, das mir nicht vergönnt wurde.
Meine Arbeitskolleginnen haben mir hauptsächlich von der sehr anstrengenden, erschöpfenden Doppelbelastung berichtet, da sie während des Homeoffices auch noch ihre Kinder beim Homeschooling begleiten mussten, das auch nie richtig funktioniert hat, so dass sie zT die Lehrerfunktion übernehmen mussten.
Und sie haben berichtet, wie anstrengend es war, wenn man mit 2 oder 3 Kindern 14 Tage wegen Quarantäne oder Isolation nicht aus dem Haus darf. Einige traf dies mehrfach, weil die Kinder immer wieder Kontaktperson waren oder selbst infiziert waren.
Und davon, wie psychisch belastet vor allem die pubertierenden Kinder in dieser Zeit waren. Einige haben Esstörungen entwickelt und/ oder angefangen sich zu ritzen.
Natürlich war das für Alleinstehende auch mindestens genauso schwer, aber was Du oben beschreibst, empfinde ich als sehr einseitig wahrgenommen.
Maverick

Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

Henrietta hat geschrieben: 29 Mai 2022 09:24 Meine Arbeitskolleginnen haben mir hauptsächlich von der sehr anstrengenden, erschöpfenden Doppelbelastung berichtet, da sie während des Homeoffices auch noch ihre Kinder beim Homeschooling begleiten mussten, das auch nie richtig funktioniert hat, so dass sie zT die Lehrerfunktion übernehmen mussten.
Und sie haben berichtet, wie anstrengend es war, wenn man mit 2 oder 3 Kindern 14 Tage wegen Quarantäne oder Isolation nicht aus dem Haus darf. Einige traf dies mehrfach, weil die Kinder immer wieder Kontaktperson waren oder selbst infiziert waren.
Und davon, wie psychisch belastet vor allem die pubertierenden Kinder in dieser Zeit waren. Einige haben Esstörungen entwickelt und/ oder angefangen sich zu ritzen.
Natürlich war das für Alleinstehende auch mindestens genauso schwer, aber was Du oben beschreibst, empfinde ich als sehr einseitig wahrgenommen.
Meine betroffene Kollegin und mein betroffener Kollege hatten zu dem Zeitpunkt noch ihre Kinder im Kindergarten. Für mich schien es so, als hätten sie auf Kosten der anderen Kollegen eine schöne Familienzeit genossen.

Bei den pubertierenden Kindern und den schulpflichtigen Kindern bin ich bei dir. Die wurden von der Politik richtig verarscht, was ja auch die Verdreifachung der Selbstmordversuche in der Altersspanne zeigt.

Generell habe ich es aber immer so - auch in den Medien wie Tagesschau etc. wahrgenommen - dass immer nur die Belastung der "armen" Familien gezeigt wurde. Menschen wie ich, die teils fünf Wochen niemanden zum Sprechen hatten außer ein "Guten Tag" an der Kasse im Supermarkt, wurden komplett ausgeblendet und vergessen. So zumindest meine Wahrnehmung.

Das zeigte sich ja auch an den ganzen Verordnungen, wo häufig Haushaltsregelungen vorhanden waren. Alles zu Lasten Alleinlebender. Luxemburg zum Beispiel hatte Personenobergrenzen. In Belgien durften sich Alleinlebende zumindest noch mit einem weiteren Haushalt zusätzlich treffen.
Maverick

Re: Depressionen

Beitrag von Maverick »

Henrietta hat geschrieben: 29 Mai 2022 09:24 ...
Ich habe einfach einen Hass und blinde Wut in der Zeit entwickelt, die mittlerweile zu einer inneren Leere und einer tiefen Verbitterung geführt hat. Ich kann einfach nicht mehr lachen oder Spaß haben. Und früher war ich immer so fröhlich. Da reicht es schon mir Urlaubsfotos vom Februar 2020 anzuschauen, wo ich fröhlich in Kolumbien und Panama abgelichtet bin. Diese ganze Leichtigkeit ist weg und ich weiß nicht, wie ich sie zurückbekommen kann. Ich komme gegen diese Wut nicht mehr an.
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Re: Depressionen

Beitrag von DaRealOnionhead »

Maverick hat geschrieben: 29 Mai 2022 09:55 Ich habe einfach einen Hass und blinde Wut in der Zeit entwickelt, die mittlerweile zu einer inneren Leere und einer tiefen Verbitterung geführt hat. Ich kann einfach nicht mehr lachen oder Spaß haben. Und früher war ich immer so fröhlich. Da reicht es schon mir Urlaubsfotos vom Februar 2020 anzuschauen, wo ich fröhlich in Kolumbien und Panama abgelichtet bin. Diese ganze Leichtigkeit ist weg und ich weiß nicht, wie ich sie zurückbekommen kann. Ich komme gegen diese Wut nicht mehr an.
:sadman: :umarmung:

Tatsächlich kann ich mich auch nur an deine Beiträge und Schilderungen der letzten zwei Jahre erinnern. Eine gewisse Frustration gepaart mit Fatalismus bis hin zur Rage klang irgendwie immer mehr durch.

Bei mir war es glücklicherweise nicht ganz so krass. Aber die Double-bind-Botschaften haben mich dann schon hin und wieder zynisch werden lassen; z.B. dieses "bewegen Sie sich... gehen Sie spazieren, laufen, oder Fahrrad fahren." und was war im Shutdown No. 2??
Ach ja genau... kein Sportangebot für Otto-Normal-Bürger bis Mai. Kein Hallensport bis Pfingsten. Und später noch das ganze G-Gedöns, das dann aus Unsicherheit die Jugendlichen sehr lang von der Rückkehr abhielt. Und dann durfte man sich auch noch die ganzen Bemerkungen gefallen lassen, dass man doch auch hätte Einzeltrainingsstunden geben können. :roll: Aktuell gibt es eher Nachholeffekte, so dass man fast jede Woche neue Interessensbekundungen bekommt und ich nun ernthaft überlege, eine Warteliste einzuführen.

Eigentlich war da dieses permanente Rechtfertigenmüssen, wie und warum man (insb. in den Lockdowns) die Corinna Zeit nicht irgendwo zu "genutzt" hätte. :coolgun:
Nun ja...zur tiefenpsychologischen Therapeutensuche habe ich sie einen Teil der Zeit genutzt, um nach dem Abtelefonieren des hinteren Alphabetteils bei drei Therapeutinnen Erstgespräche zu haben, von denen ich bei einer (derjenigen, die am nächsten am Verhaltenstherapeutischen dran war und bei der man in der Präsenzsitzung frei atmen durfte :cooler: ) die Probestunden und eine reguläre Sitzung in Anspruch nahm. Dann habe ich festgestellt, dass ich es bei ihr nicht wollte und nicht erkennen konnte, wie es mir weiterhelfen sollte.
Dazu war ich (schon während der Probestunden um Ostern letzten Jahres) einige Male bei der Mutter eines Schulfreundes, die Psychotherapie außerhalb der GKV-anerkannten Therapieformen off-label privat/für Selbstzahler anbot.
Bei der regulären Therapeutin bekam ich dann bei meiner Absage noch einen Tipp für eine Verhaltenstherapeutin. Bei dieser hatte ich dann einen Termin, als es bereits Juni war und das Leben langsam wieder anlief. Seitdem habe ich mein Wartelistendasein 2x verlängern lassen (letztmals im Januar dieses Jahres). Da ich aber durch Arbeit und erst einen Tag Home Office in meinem Erwerbsleben zeitlich nicht mehr so flexibel wie noch vor 12 Monaten bin, dürfte das Ganze wohl im Sande verlaufen. :fessel:

Ich denke, wenn du schon die Möglichkeit als Selbstzahler hast, dürfte es auch die Möglichkeit geben, zügig eine passende Therapie(form) für dich zu finden :daumen:
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Re: Depressionen

Beitrag von Hoppala »

Die Auswirkungen der gesellschatlichen Pandemie-Wirkungen sind im Einzenen von zu vielen Faktoren abhängig, als dass man viel generalisieren könnte.

Die generellen Faktoren sind im Wesenltichen: Individuelle psychische Konstitution, wie stark sind die persönlicen, sozhialen und wirtschaftlichen Perspektiven betroffen, wie gut funktional für die eigenen Bedürfnisse ist das (verbliebene) soziale Umfeld, und in welcher materiellen Umgebung (Wohnlage, Garten, etc pp.) lebt man überwiegend.
Der Mix macht's. Wenn einer die Faktorenkomoplexe anders ist als bei anderen - und das wird bei nahezu jedem der Fall sein - können auch bei ansonsten gleichen Faktoren andere und konträre Auswirkungen entstanden sein.

Das macht es so schwierig. Ab und zu poppt mal ein Aspekt in den Medien oder einer Diskussion auf. Und dann kommt "aber bei mir nicht" und "bei mir war das so uind so (anders").

Die Effekte sind schwer erfassbar. Nicht einmal über die tatsächliche Grüßenordnung kann man sich einigen. Und auch ncih tüber den langfristigen Impact. Manche meinen sogar, außer mehr Hoime Office, den "Segnungen" der Digitalisierung und etwas mehr "Prep"-Bewusstsein in der Bevöllkerung werde nichts Bedeutendes nachkommen.

Und tatschlich scheint es so, als wenn der Großteil der Gesellschaft weiter macht als wäre nichts (nicht viel) gewesen, die Gewohnheiten und Strukturen waren quasi nur auf Stand-by. Das wäre ja ein recht gutes zeichen für die Resilienz der Gesellschaft.

Wenn dabei nicht die eben auch erkennbaren, aber halt "nur" individuellen., so schwer fassbaren und einschneidenden Belastungen für zwar wenige, aber dan eben auch wieder ne ganze Menge wären. Belastungen, die sich erst nach und nach auswirken, und umso schwerer dingfest zu machen sind. So ne Art Spätfolgen. Impact ungewiss. Aber ich erwarte, dass es in den kommenden bis zu 20 Jahren, wenn nicht länger, zu einigen deutlichen Veränderungen kommen wird, die als Antwort auf diese Belastungen gedeutet werden können. Was genau das sein wird, ist nicht prognostizierbar. Ich persönlich erwarte eine weitere Segmentierung der Gesellschaft in eineinander kompetitiv oder gar nicht mehr begegnende Fraktionen. Und kompetetiv in einer Gesellschaft heißt immer auch: mindestens einer verliert, und sei es gefühlt. No good.

Die teils schon zu Beginn der Pandemie von einigen herbeitheopretisiertre Hoffnung auf eine solidarischere Gesellschaft ist zwar schön, aber meines Erachtens unrealitisch, solange wir das Wirtschaftssystem und globale Machtsystem haben, das wir eben haben.

Für den Einzelnen negativ Betroffenen heißt das: schaffst du es nicht, Gleichgesinnte zu finden/zu versammeln, hast du nicht viel Unterstützung zu erwarten und musst dich erst Recht allein durchkämpfen. 9€-Ticket für 3 Monate, das ist die Größenordnung.
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Re: Depressionen

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Maverick hat geschrieben: 28 Mai 2022 16:21
Der wichtigste Hinweis (der war dick markiert) war, dass man im Tageslicht viel spazieren gehen solle, weil das der Psyche gut tue.

Aber genau das hat man mir mit der Mehrarbeit konterkariert. Wenn ich zu meiner Chefin sagte, dass ich das mit der Mehrarbeit nicht gut finde, weil ich ja für meine Psyche ans Tageslicht gehen möchte, wurde das missachtet.
Hätte denn nicht die Möglichkeit bestanden, dass du Mittags eine Runde spazieren gegangen wärst und dafür dann Abends die Zeit dran gehangen hättest?
Grundsätzlich ist der Ratschlag ja nicht falsch, dass man rausgehen soll, allerdings muss dafür natürlich auch Zeit sein. Und Abends im dunklen raus gehen, nützt der Psyche dann nicht mehr so viel, wie am Tage.
Auch die Kollegen haben nicht mal angerufen in den zwei Jahren. Nur immer dienstlich und dann nicht gefragt, wie es mir geht. Noch nicht mal danke gesagt, dass ich Arbeit für sie mitübernehme(n muss). Soll ich mit diesen Schmarotzern, die auf meine Kosten früher frei hatten und dafür noch das volle Gehalt kassiert haben, noch feiern?
Hast du dich denn bei deinen Kollegen zwischendurch gemeldet, sie gefragt, wie es ihnen geht? Also nicht dienstlich, sondern privat.
Und mir wurden dann freie Tage für die erarbeiteten Überstunden abgelehnt, weil ja niemand da sei, der es hätte auffangen können.
Das ist natürlich nicht schön. Geleistete Überstunden sollten natürlich schon irgendwann mal beglichen werden. Sei es in Form von Freizeit oder eben finanziell.
Amor gib mir den verdammten Pfeil, ich mach' den Scheiß jetzt selber!