Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Laolawelle88

Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Laolawelle88 »

Ich (33,w) bin seit 2 Jahren mit meinem jetzigen Partner zusammen.

Es war anfangs so, dass ich eig mehr um die Beziehung gekämpft habe, mittlerweile wohnen wir zusammen.

Auf Grund meiner mangelnden Vorerfahrung weiß ich einfach nicht, ob sein Verhalten normal ist für eine noch recht frische Beziehung (meine Freunde sagen nein, aber die sind natürlich auch naturgemäß eher auf meiner ,,Seite‘‘, ohne, dass ich meinen Partner jetzt als falsch darstellen möchte).

Wir sind beide voll berufstätig (wobei ich am Tag mehr durch die Gegend renne und Schichtdienst habe). Morgens braucht er seine ,,Routine‘‘, d.h. Er liest morgens seine Fachzeitschrift, meditiert, macht Sport und dann gehen wir zur Arbeit. Dadurch haben wir morgens eig schon so gut wie keine Kommunikation. Den Freiraum lasse ich ihn aber und respektiere es, dass er da morgens diese Zeit für sich braucht.

Abends essen wir zusammen, danach ist er eig (jeden! ) Abend auf dem Sofa, hat seine Kopfhörer auf und schaut alleine irgendwas bei Youtoube oder Netflix oder liest und ist total in seiner eigenen Welt . Klar, gehen wir auch abends mal zusammen ins Kino oder was essen, aber er braucht und fordert unter der Woche explizit diese Zeit für sich ein.

Ich bin keinesfalls eine Klette, auch wenn ich hier in der neuen Stadt bei weitem nicht so einen Freundeskreis hab wie in der Heimat (lebe seit einem Dreivierteljahr hier), so gehe hier ich mittlerweile einmal die Woche abends zum Sport oder treffe mich hin und wieder mit bekannten.

Was mich zum Beispiel getroffen hat: als ich hierher gezogen bin (600 Kilometer weg von meiner Heimat, anderes Land) und meinen ersten Arbeitstag dort hatte, hat er morgens auch eiskalt seine Routine durchgezogen. Ich hätte mir irgendwie nen Kaffee morgens gewünscht und dass er die Situation erfasst und wenigstens einmal auf seine Routine verzichten kann. Das ist nur ein Beispiel.

Ich erhoffe mir hier im Forum Verständnis, da ihr eher die Situation versteht, dass man so lange Single war und sich irgendwie wünscht; dass es klappt.
Und Input, ob ihr ähnliche Exemplare wie meinen Freund kennt? Er sagt immer, das hat nix mit mir zu tun, er braucht viel Zeit für sich. Aber dann frag ich mich natürlich auch, wieso er dann in ner Beziehung ist, wenn er am liebsten mit sich selbst ist?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Sternenwanderer
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Sternenwanderer »

Klingt nach einem komplizierten Problem. Ich bin ja auch ein Mensch der seine Alleinzeit braucht und schätzt, aber so extrem bin ich nicht drauf. Da hilft nur viel drüber zu reden und ihm klarzumachen, dass dir die Beziehung nicht genug gibt und du auch Bedürfnisse hast die erfüllt werden wollen. Versuch ihm dabei aber nichts vorzuwerfen sondern versuch es mit Ich-Botschaften.
Du könntest ja einen Kompromiss vorschlagen: Wenn er das wie du beschrieben hast 7 Tage die Woche so macht mit der Alleinzeit, werden für dich 3-4 Abende die Woche fest eingeplant wo ihr was ab einer gewissen Uhrzeit zusammen macht.
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Tania
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Tania »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Aber dann frag ich mich natürlich auch, wieso er dann in ner Beziehung ist, wenn er am liebsten mit sich selbst ist?
Eigentlich solltest Du das ihn fragen. Und eigentlich ist das auch nur die zweitwichtigste Frage. Viel wichtiger wäre es zu wissen: warum bist Du mit ihm zusammen - und kannst Du dieses Ziel so, wie er sich das Leben vorstellt, erreichen?
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Betty1985
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Betty1985 »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Ich (33,w) bin seit 2 Jahren mit meinem jetzigen Partner zusammen.
Habt ihr gemeinsame Ziele?
Ich würde ihn auf jeden Fall offen ansprechen und um einen Kompromiss bitten.
Das jeder eigene Hobbies hat und diesen nachgeht ist sehr gut. Aber in dem Ausmaß klingt es fast schon nach einem "nebeneinander herleben".
Hat er selber auch weniger Beziehungserfahrung?
Warum schaut ihr nicht zusammen Netflix? Ist der Geschmack zu verschieden?
Ich und mein Ex-Mann waren sehr unterschiedlich (Interessen, politische Einstellungen), dafür war das Nähebedürfnis viele Jahre gleich und der Sex schön. Als das Nähebedürfnis auseinanderdriftete, hatten wir nicht mehr viele Gemeinsamkeiten. Nur noch als Eltern, aber nicht mehr als Paar.
Jetzt genieße ich es aktuell mit meinem derzeitigen Partner mich politisch auszutauschen, gemeinsam über Bücher reden/lesen - diese auch auszutauschen, wir gärtnern beide gerne, kochen auch mal zusammen... Dafür haben wir während der ganzen Zeit noch kein Sex gehabt (treffen uns seit Januar 2021) und er hat auch nicht so ein starkes Nähebedürfnis. Ich bin voller Hoffnung, dass es sich noch etwas ändert und er Ängste/Blockaden ablegen kann - weiß aber auch was mir inzwischen wichtiger ist.
Liebe Grüße
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Laolawelle88

Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Laolawelle88 »

Erstmal danke für eure Antworten. Ich hab ihn bereits mehrmals angesprochen auf das Thema (hab‘s-wie ich finde-gewaltfrei und in ich-Botschaften verpackt) getan und er fühlt sich sehr schnell angegriffen und kritisiert in seiner ganzen Persönlichkeit.
Momentan macht er bei dem Thema total dicht. Er hat sogar schon gesagt, dass ich mir nen anderen Mann suchen soll, wenn mir das nicht passt so wie er ist. Ich meine das ja garnicht böse, aber er fühlt sich dann direkt als ,,Gesamtpaket‘‘ von mir nicht so akzeptiert wie er ist.

Ich bin die erste frau, mit der er zusammenlebt (er ist 38), vor mir hatte er zwei Beziehungen, die aber beide großteils Fernbeziehungen waren.

Vor mir hatte er ne lange Singlephase (ca 4 Jahre) wo er sich auch gut ausgelebt hat.

Wie ist denn euer Zusammenleben als paar so? Klar geht man mal zum Sport oder trifft sich alleine mit Freunden, aber dass der andere explizit so seine Ruhe vor einem haben möchte?
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Betty1985
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Betty1985 »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 19:05 Erstmal danke für eure Antworten.
Ich finde es ehrlich gesagt sehr egoistisch von ihm, dass er NULL kompromissbereit ist.
Gerade als Paar muss man immer wieder aufeinander zugehen, Lösungen finden und gerade im gemeinsamen Alltag ist die Verliebtheitsphase schnell vorbei...
Hättet ihr gemeinsam Kinder würde er sein Programm auch weiter so durchziehen?

Zu mir meinte mal jemand:
Lieber allein alleinsein, als zu zweit alleinsein.

Und dieses Gefühl kann ich absolut bestätigen.
Das Verhalten deines Freundes kenne ich von meinem Ex-Mann vom Beziehungsende ( da gab es aber noch mehr negative Sachen)

Wenn etwas mehr negativ als positiv ist; etwas mehr Energie nimmt als gibt, ist es gesund sich davon zu lösen, wenn es auch erstmal schmerzhaft sein kann.
Du leidest offensichtlich, schade, dass er es nicht sieht und nicht gemeinsam eine Lösung finden mag :(
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Silent_Voice

Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Silent_Voice »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 19:05
Ich bin die erste frau, mit der er zusammenlebt (er ist 38), vor mir hatte er zwei Beziehungen, die aber beide großteils Fernbeziehungen waren.
Uff. Ich kann dich einerseits verstehen. Es gibt halt auch Menschen, die die dauerhafte Nähe eines anderen nicht ertragen können und ihre Rituale brauchen und Zeit für sich. Kam der Vorschlag, zusammen zu ziehen von dir oder ihm?

Das Thema Fernbeziehung zeigt ja auch, dass er scheinbar seine Zeit für sich braucht.

Ich bin da ziemlich ähnlich gestrickt, auch wenn ich noch eine HC-Abine bin. Sich vorzustellen, ständig jemanden um sich herum zu haben, versetzt mich eher in Stress als alles andere.
Wenn er eher introvertiert ist, haben ihn seine Routinen vielleicht geholfen, sich ans Alleinsein zu gewöhnen. Und sie geben ihn Sicherheit (wenn er sich so schnell persönlich angegriffen fühlt.) Es klingt schwer, aber versuch ihn zu zeigen, dass du Verständnis hast und versucht gemeinsam, langsam seine Routine mit gemeinsamen Ritualen zu ergänzen.

Viel Erfolg! Lg
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Tania
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Tania »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 19:05 Wie ist denn euer Zusammenleben als Paar so?
Andere Paare eignen sich ganz schlecht als Maßstab. Es ist im Wesentlichen egal, was andere Paare machen - es kommt drauf an, dass ihr als Paar funktioniert.

Du hast hier ganz wenig darüber geschrieben, was Du Dir von einer Beziehung wünscht (bis auf mehr Unterstützung an Deinem ersten Arbeitstag), und viel darüber, wie sich Dein Freund verhält. Da ist es schwer, irgendwas dazu zu sagen. Er verhält sich halt so, wie er nun mal ist. Seinen Bedürfnissen entsprechend. Daran ist nichts zu be- oder verurteilen, das ist einfach er. Die Frage ist: kommst Du damit klar? Wenn nicht, was genau brauchst Du?

Wenn er Dir das geben kann, ohne sich dafür schmerzhaft zu verbiegen, ist alles prima. Wenn nicht, hast Du nur noch die Wahl zwischen "akzeptieren und damit leben lernen; das, was ich habe, ist immer noch besser als allein" oder der Beendigung der Beziehung. Und ich fürchte, bei dieser Wahl kann Dir niemand helfen.
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Obelix
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Obelix »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Auf Grund meiner mangelnden Vorerfahrung weiß ich einfach nicht, ob sein Verhalten normal ist für eine noch recht frische Beziehung (meine Freunde sagen nein, aber die sind natürlich auch naturgemäß eher auf meiner ,,Seite‘‘, ohne, dass ich meinen Partner jetzt als falsch darstellen möchte).
Ich hatte zwar (mit über 50) noch nie eine Beziehung, aber ich kann mir nicht vorstellen, mich ständig so zu isolieren. Ab und zu vielleicht man für kurze Zeit, aber in Normalfall heißt zusammen leben für mich vor allem miteinander zu leben und nicht nebeneinander. So kenne ich das auch von mir, wenn ich mehrere Tage mit Freunden oder Familie zusammen unter einem Dach verbringe. Da gehört es für mich einfach dazu, auch den Kontakt miteinander zu pflegen.

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54Ich erhoffe mir hier im Forum Verständnis, da ihr eher die Situation versteht, dass man so lange Single war und sich irgendwie wünscht; dass es klappt.
Und Input, ob ihr ähnliche Exemplare wie meinen Freund kennt? Er sagt immer, das hat nix mit mir zu tun, er braucht viel Zeit für sich. Aber dann frag ich mich natürlich auch, wieso er dann in ner Beziehung ist, wenn er am liebsten mit sich selbst ist?

Offensichtlich gibt es aber eben auch Menschen, die ein größeres Bedürfnis nach Distanz haben. Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass die Beziehung noch frisch ist (wobei 2 Jahre ja eigentlich schon eine ordentliche Zeit ist), sondern eher mit der individuellen Persönlichkeit. Insofern stelle ich mir auch die Frage, ob Ihr da einen Kompromiss finden könnt, oder ob das ein ständiges Spannungsfeld zwischen Euch bleiben wird.
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Menelaos
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Menelaos »

Tania hat geschrieben: 01 Apr 2022 18:14
Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Aber dann frag ich mich natürlich auch, wieso er dann in ner Beziehung ist, wenn er am liebsten mit sich selbst ist?
Eigentlich solltest Du das ihn fragen. Und eigentlich ist das auch nur die zweitwichtigste Frage. Viel wichtiger wäre es zu wissen: warum bist Du mit ihm zusammen - und kannst Du dieses Ziel so, wie er sich das Leben vorstellt, erreichen?
+1
Unnötig was zu sagen, wenn Tania da ist, um es kürzer und prägnanter auszudrücken... :good:
"Humility is not thinking less of yourself, but thinking of yourself less."
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Mariquita »

Wenn ein Beziehungspartner "verweigert", sei es körperliche Nähe oder wie in diesem Fall Aufmerksamkeit und Gemeinsamkeit, dann hat das auch was mit den Machtverhältnissen und einer gewissen Kontrolle innerhalb der Beziehung zu tun. Fast automatisch kommt man dann so jemandem gegenüber in eine Bittstellerposition. Das fühlt sich sehr mies und ungesund an. Der verweigernde Partner hat einen dann so richtig im Griff.
Ich wage zu behaupten, dass die Beziehung sehr schnell enden würde, wenn die TE es schaffen würde sich innerlich unabhängig vom Verhalten ihres Partners zu machen. Ich meine damit nicht nur äußere Sachen wie eigene Hobbies, gelegentliche Treffs mit Bekannten usw. Das ist lediglich ein Anfang.
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Tania
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Tania »

Laolawelle, auch wenn es das, was Mariquita beschrieben hat, durchaus gibt und sie die Motive dahinter sehr gut dargestellt hat: so etwas wie Verweigerung, Kontroll- und Machtspielchen kann ich in Deiner Beschreibung jetzt nicht erkennen. Dein Partner war ja schon immer so ... Was einerseits positiv ist: er macht das wahrscheinlich nicht bewusst, um Dich zu verletzen oder Macht auszuüben. Andererseits ist es aber auch negativ: Du kannst Dir nicht einmal durch Erfüllung irgendwelcher Forderungen, die er durch Verweigerung durchsetzen will, mehr Aufmerksamkeit "verdienen" - er fordert ja gar nichts.

Du wünscht Dir, dass er Dein Bedürfnis nach mehr Gemeinsamkeit respektiert und erfüllt. Er wünscht sich vielleicht, dass Du sein Bedürfnis nach Rückzug und Alleinzeit respektierst. Keiner dieser Wünsche ist unnormal oder zu verurteilen - sie passen nur leider nicht zusammen.

Es wird nichts nützen, wenn Du jetzt Deinen Freunde oder das Forum fragst, ob sein Verhalten "normal" ist. Es sei denn, Du brauchst ein bisschen moralische Rückendeckung für eine Trennung - da sind ein paar "Nee, was er da macht, geht gar nicht" Aussagen hilfreich. Aber wenn Du die Beziehung fortführen willst, dann geh lieber nicht zu ihm und sag "Also, 90 von 100 Befragten haben gesagt, dass Du Dich nicht normal verhältst, also ändere etwas". Denn die einzigen zwei Meinungen, die in eurer Beziehung zählen, sind seine und Deine. Und da steht es nicht 90:10, sondern 1:1.

Ich wünsche euch beiden wirklich, dass ihr einen für euch beide akzepablen Mittelweg findet. Der sich natürlich nicht wie ein Optimum anfühlen wird - Kompromisse sind ja bekanntlich Lösungen, die beiden gleich stark wehtun. Aber vielleicht doch besser als ohne einander zu leben.

Und solltest Du Dich doch für ne Trennung entscheiden, dann denk dran: dass es mit dem nächsten Mann besser wird, ist nicht garantiert. Denn die Person, die dazu neigt, sich auf einen Partner mit hohem Alleinseibedürfnis einzulassen, bleibt ja bei Dir ...
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Mariquita

Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Mariquita »

Ich sage nicht, dass solche Kontrollbedürfnisse in einer Beziehung bewusst gelebt werden. Auch wenn der Partner der TE "schon immer" so war, kann es doch gut sein, dass er dieses Kontrollbedürfnis schon immer hatte.

Aber natürlich muss ich da nicht Recht haben, es war für mich nur ein naheliegender Gedanke.
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NeC
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von NeC »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Ich erhoffe mir hier im Forum Verständnis, da ihr eher die Situation versteht, dass man so lange Single war und sich irgendwie wünscht; dass es klappt.
Stimmt, das kann ich gut verstehen. Bei meiner ersten Beziehung waren wir beide unerfahren und um die 30, und es ging uns da beiden so. Es ist nicht immer einfach, das, was einen so bzgl. der Beziehung beschäftigt, auch zusammen mit dem Partner anzusprechen. Uns hat damals geholfen, dass es eine Fernbeziehung war, und man manches auch erstmal schriftlich "ansprechen" konnte, wenn man es an den Besuchs-Wochenenden irgendwie erstmal doch nicht machen wollte.

Ich finde Tanias Gedanken dazu sehr gut. Am besten hältst Du Dich an sie. :klassiker:

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Und Input, ob ihr ähnliche Exemplare wie meinen Freund kennt? Er sagt immer, das hat nix mit mir zu tun, er braucht viel Zeit für sich.
Ja, ich selber bin vermutlich in gewisser Weise ähnlich. So genau weiß ich es nicht, weil ich nie "richtig" mit einer Frau zusammengelebt habe, aber ich denke ich würde auch Zeiten brauchen, in denen ich einfach so meinen eigenen Gedanken folgen würde.

Ich finde allerdings am Verhalten Deines Freunds bedenklich, dass er anscheinend nicht auf Dich und Deine Wünsche achtet. Ich kann zwar verstehen, dass er sich als Partner schnell in frage gestellt sieht, aber dieses "Dann such' Dir doch einen anderen Mann!" finde ich sehr alarmierend! Das, was Du von ihm beschreibst, klingt eigentlich eher nicht nach jemand, der sonst sehr impulsiv unterwegs wäre.

Vielleicht ist es wirklich die beste Idee, euch mal darüber auszutauschen, warum ihr eigentlich jeweils die Beziehung mit dem anderen aufrecht erhalten wollt. Also beiderseits erstmal eher eine Fokussierung auf die schönen Seiten eurer Beziehung als auf das, was nicht so wirklich zusammenpasst. Letzteres muss man natürlich auch betrachten, aber das ist schwierig, solange er da dicht macht.
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Daniog »

Ich denke ohne Kompromisse wird es auf dauer nicht gehen.

Meine Freundin und ich haben einige gemeinsame Hobbies und jeder hat seine eigenen Dinge bzw, eigene Verpflichtungen. Ich gehe nicht zu Schulveranstaltungen ihrer Kinder. Sie geht nicht zu jedem Geschäftsessen, Messebesuch oder Tagung von mir mit.

Ich frühstücke eigentlich nie. Wenn meine Freundin bei mir übernachtet nimm ich mir die Zeit morgens mit ihr zu frühstücken.

Ich schlafe schlecht, wenn sie bei mir ist. Sie weiß, das und schläft außer im Urlaub nie längere Zeit am Stück bei mir.


Wenn wir jeder sein Ding machen würde, würde wir uns nicht viel sehen bzw. irgendwann würde es krachen und würden uns zanken.
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Seren »

Die Frage im Titel des Themas kann ich zwar nicht direkt beantworten, aber zu
Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54ob ihr ähnliche Exemplare wie meinen Freund kennt?
kann ich klar "ja" sagen und mich als Beispiel einbringen. (Wobei ich aber auch noch andere von meiner Sorte kenne. Manche sogar noch extremer als ich.)

Fangen wir beim Emotionalen an:
Was mich zum Beispiel getroffen hat: als ich hierher gezogen bin (600 Kilometer weg von meiner Heimat, anderes Land) und meinen ersten Arbeitstag dort hatte, hat er morgens auch eiskalt seine Routine durchgezogen. Ich hätte mir irgendwie nen Kaffee morgens gewünscht und dass er die Situation erfasst und wenigstens einmal auf seine Routine verzichten kann. Das ist nur ein Beispiel.
Das finde ich ein gutes Beispiel, denn ich würde in so einer Situation aus eigenem Antrieb (ohne vorherige "Anleitung") auch nicht auf die Idee kommen, dass man da irgendetwas "Besonderes" tun könnte. Mir ist zwar schon klar, dass vermutlich jeder Mensch am 1. Arbeitstag ein wenig angespannt oder aufgeregt ist, aber ich käme da halt trotzdem nie von allein auf die Idee, deswegen etwas zu sagen oder zu tun. Ich weiß nicht mal, ob ich in so einer Situation etwas nach Anleitung sagen oder tun "könnte" oder ob ich mich beim Ausführen einer solchen Anleitung so "falsch" fühlen würde, dass ich dann zu dem Schluss käme: "ich kann das nicht" bzw. "das bin ich nicht".

Interessant finde ich jedenfalls deine Wortwahl: "eiskalt". Ich hatte zwar noch keine Beziehung, aber Kontakt hatte ich schon zu Frauen, die irgendwann auch das Wort "kalt" mir gegenüber benutzten. Da war dann letztlich keine Beziehung möglich, weil wir irgendwie emotional zu unterschiedlich tickten. Ich selbst empfinde mich nämlich gar nicht als kalt, sondern vielleicht als "pragmatisch". Ich meine: Wenn ich eine Partnerin hätte, würde ich natürlich schon wissen wollen, was sie gerne isst und trinkt, damit ich ihr korrekt helfen könnte, falls sie mal krank oder anderweitig nicht in der Lage sein sollte, sich selbst zu versorgen. Das wäre mir schon wichtig und würde für mich zu einer guten Beziehung dazugehören. Aber bei dem Beispiel mit dem 1. Arbeitstag wäre durchaus möglich, dass ich vielleicht wirklich ein Problem damit hätte, derartig ausgeprägte Emotionalität wertzuschätzen. Hat dein Freund schon mal abwertende Kommentare im Hinblick auf dich geäußert? Oder nonverbal, z. B. Augenrollen? Mir passiert es nämlich hin & wieder, dass ich mich dabei ertappe, wie mein Hirn automatisch so ein abwertendes "Wie ist die denn drauf?!" mit fast automatischem Augenrollen produziert - einhergehend mit einem Gefühl der wachsenden Distanz - aber wenn sich das häuft, dann käme ich gar nicht auf die Idee, eine Beziehung einzugehen, bzw. falls ich mich schon in einer Beziehung befände, würde ich diese Beziehung beenden, denn ich will eine Frau ja wertschätzen und lieben können. Andernfalls bleibe ich lieber allein.
Wobei es aber auch Leute gibt, die keinen Wert auf Wertschätzung legen. Bei sowas gruselt es sogar mich.

Dann zur Zeiteinteilung:
Er sagt immer, das hat nix mit mir zu tun, er braucht viel Zeit für sich.
Das kenne ich von mir selbst. Aber bei deiner Schilderung eures Tagesablaufs frage ich mich, ob er wirklich nicht versucht, dich wenigstens ein bisschen zu integrieren. Wenn ich eine Beziehung hätte, dann wäre meine Idee, morgens nach dem Aufwachen zehn bis zwanzig (oder evtl. noch mehr) Minuten im Bett zu kuscheln und bei Bedarf zu reden, z. B. falls man etwas Erwähnenswertes geträumt hat oder falls einem irgendetwas eingefallen ist, was der andere noch nicht weiß. Also sozusagen vergleichbar mit dem Lesen von Fachzeitschriften/Nachrichten: man informiert sich morgens über Neuigkeiten, die den Partner bzw. die Partnerin betreffen, so dass man immer auf aktuellem Stand ist. :) So viel Zeit müsste eigentlich jeder haben. Notfalls soll er halt mal das Meditieren ausfallen lassen und stattdessen mit dir kuscheln. Kuscheln könnte man doch auch als Form von Meditation sehen, oder?
Und abends würde ich halt auch direkt nach der Arbeit und noch vor dem Essen wenigstens 10 Minuten freie Zeit einplanen, damit jeder die Möglichkeit hat, den anderen über die neuesten Neuigkeiten im Hinblick auf die eigene Person & die Beziehung zu informieren. Bloß beim Essen selbst mag ich weder reden noch zuhören.
auf dem Sofa, hat seine Kopfhörer auf und schaut alleine irgendwas bei Youtoube oder Netflix oder liest und ist total in seiner eigenen Welt
Da würde sich kuscheln doch auch anbieten. Ich lege mich jedenfalls auch fast jeden Abend mit Hörbuch oder Podcast aufs Sofa (außer falls ich zu müde bin: dann gehe ich direkt ins Bett und schlafe). Aber wenn ich eine Partnerin hätte, fände ich es schön, wenn sie sich neben mir aufs Sofa legt - egal ob sie das gleiche hören will wie ich oder etwas anderes.
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Egil »

Seren hat geschrieben: 06 Apr 2022 15:27 ....
+0,5
Relationship between men and women is psychological. One is psycho. The other is logical. Don't try to figure out who is who.

Autokorrektur kann manchmal großen Mist produzieren.
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Anne13 »

Ich bin jetzt über 1,5 Jahre mit meinem Freund (HC-AB) zusammen. Aus beruflichen Gründen sehen wir uns nur samstags. Ein Küsschen zur Begrüßung/ Abschied, Händchen halten und ein wenig Kuscheln sind unsere Fortschritte in dieser Zeit. Wir haben bisher erst 3 Nächte im gleichen Doppelbett geschlafen. Seine Anspannung war nicht zu übersehen. Ich fühlte mich sehr unsicher, weil ich sein Abstandsverhalten
Nun hatten wir unser erstes gemeinsames Wochenende. 24 h Nonstop Zeit zusammen. Es war sehr schön. Ich hatte das Bedürfnis nach mehr Nähe. Es war für ihn zu viel und es kam zu Missverständnissen.
Es fällt ihm ohne Erfahrungen schwer, über eigene Befindlichkeiten zu sprechen. Doch genau das ist wichtig! Erst wenn ich weiß, welchen Grund sein zurückhaltendes Verhalten hat, kann ich ihn verstehen und mich besser auf ihn und seine Bedürfnisse einstellen. Klar sind meine Bedürfnisse auch wichtig, aber nur ein Darüber reden hilt, Kompromisse zu finden.
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Blau »

Laolawelle88 hat geschrieben: 01 Apr 2022 16:54 Und Input, ob ihr ähnliche Exemplare wie meinen Freund kennt? Er sagt immer, das hat nix mit mir zu tun, er braucht viel Zeit für sich. Aber dann frag ich mich natürlich auch, wieso er dann in ner Beziehung ist, wenn er am liebsten mit sich selbst ist?
Die Beschreibung deines Partners erinnert mich teilweise an meinen Ex. Ich bin zu ihm gezogen und auch ich hätte mir mehr gemeinsame Zeit gewünscht: zusammen kochen, ein Spiel spielen, nach der Arbeit eine runde zusammen spazieren gehen oder zum Sport oder vielleicht einfach nur wilden Sex - er dagegen lag spätestens ab 20 Uhr auf dem Sofa und hat sich durch's Fernsehprogramm gezappt. Für jemanden wie mich, der nie einen eigenen Fernseher besessen hat und das auch absolut nicht vermisst hat, ein Graus. Vor allem, weil ich, genau wie du, vorher noch nicht viele Beziehungserfahrungen gesammelt habe und eigentlich gerne das Partnerleben in allen Facetten ausprobieren wollte. Doof halt, wenn man dann an einen Partner gerät, der das alles schon durch hat und der vor allem seine Ruhe will.
Bei uns ist die Beziehung dann nach vier Jahren zerbrochen, wobei ich schon vorher, nach zwei und drei Jahren, ernsthafte Trennungsversuche unternommen habe, mich aber blöderweise von meinem Ex bequatschen ließ, es nochmal zu probieren.
Es hat nicht gepasst mit uns, hinten und vorne nicht. Ich bin nach dieser Beziehung mit meinem jetzigen Partner zusammengekommen und habe den himmelweiten Unterschied kennengelernt, wie es ist mit jemandem zusammen zu sein, der sich wirklich für einen interessiert, dem man wichtig ist. Die fehlende Zeit für dich könnte nämlich, so wie bei mir, ein Zeichen von fehlendem Begehren und fehlender Wertschätzung sein. Sowas würde ich mir nicht nochmal antun.
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Re: Unterschiedliches Nähe-Distanz Bedürfnis oder fehlende Liebe

Beitrag von Sternenwanderer »

Blau hat geschrieben: 10 Apr 2022 20:38 Ich bin zu ihm gezogen und auch ich hätte mir mehr gemeinsame Zeit gewünscht: zusammen kochen, ein Spiel spielen, nach der Arbeit eine runde zusammen spazieren gehen oder zum Sport oder vielleicht einfach nur wilden Sex - er dagegen lag spätestens ab 20 Uhr auf dem Sofa und hat sich durch's Fernsehprogramm gezappt. ...Doof halt, wenn man dann an einen Partner gerät, der das alles schon durch hat und der vor allem seine Ruhe will.
Ich frag mich bei sowas ja wie es der Mann überhaupt geschafft hat an eine Beziehung zu kommen, wenn er derart lustlos im Führen einer Beziehung ist. Irgendwie richtig verhalten haben muss er sich ja, in der Anbahnungsphase, damit Interesse geweckt wurde.
Aber wenn man eigentlich sowieso nur seine Ruhe haben will, wieso hat man dann überhaupt eine Beziehung? Aus Gewohnheit? Weil man eben doch jemanden zu Hause haben will, der auf einen wartet? Aber gleichzeitig möglichst wenig Arbeit in eine Beziehung stecken wollen. Ich begreifs einfach nicht, wie manche Menschen scheinbar einfach an eine Beziehung kommen an der sie kein Interesse haben und andere die sich dringend eine Wünschen und dabei abstrampeln keine bekommen.
Der Beitrag wäre übrigens ein guter Querverweis zum anderen Forumthread "Warum überhaupt eine Beziehung".
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