theguardian.com: Blind date

[Gano]

Blind date is Guardian Weekend magazine’s dating column: every week, two strangers are paired up for dinner and drinks, and then spill the beans to us, answering a set of questions. This runs, with a photograph we take of each dater before the date, in Guardian Weekend magazine (in the UK) and online at theguardian.com every Saturday.

LINK: https://www.theguardian.com/lifeandstyl ... blind-date

Beispiele für Blind Dates

‘I realised my questions were getting a bit intense’ - Matt, 32, hydraulic engineer, and Steph, 29, trainee clinical psychologist
https://www.theguardian.com/lifeandstyl ... it-intense

‘I asked if he would sing to me. He refused’ - Hannah, 22, marketing executive, and Morgan, 22, customer service representative
https://www.theguardian.com/lifeandstyl ... nah-morgan

'She was up for talking about inappropriate subjects' - Suky, social media strategist, 29, meets Lola, 24, charity media and communications officer
https://www.theguardian.com/lifeandstyl ... -suky-lola

[Calliandra]

Ich hab da mal reingelesen und finde es schon mal ganz interessant, wie der Abend immer so aus Sicht der jeweiligen Leute wahrgenommen wird (und wie unterschiedlich teilweise).
Man kriegt da selbst (im Gegensatz zu diesen deutschen Dinner Date-Sendungen, die hier gelegentlich verlinkt wurden) ja nichts davon mit, wie die Unterhaltung von außen wirkt und erfährt es später nur im Interview aus den verschiedenen Perspektiven.

Ich finde das ein bisschen komisch, dass manche meinten, dass sie einen echt netten Abend hatten und sich sympathisch fanden und dann aber bei der Frage, ob man denjenigen wiedertreffen möchte, eher wenig euphorisch klangen. Ist das einfach so ein Online-Dating-Phänomen, dass man denkt, der nächste, den man trifft, wirft einen sofort völlig um und alles darunter ist langweilig und lohnt nicht für ein Folgetreffen? Oder ist es einfach die britische Höflichkeit, dass man antwortet, es war ein toller Abend, auch wenn er nur mittelprächtig war?

Ich frage mich ohnehin auch, ob die Leute die Fragen wirklich total ehrlich beantworten und es wäre nochmal interessant zu wissen, ob die Interviews in Gegenwart des anderen stattfinden. Aber selbst wenn nicht, weiß man ja, dass der andere natürlich später das alles auch nachlesen kann.

Eigentlich ist es ja als jemand, der ein Date hatte, schon interessant, mal mitzukriegen, wie das eigentlich aus Sicht des Gegenübers gelaufen ist, denn das würde man ja im Normalfall nie so in dieser ausführlichen Form erfahren, aber ich fände manche Fragen da schon etwas unangenehm (zu beantworten und auch die Antwort zu hören/lesen, die ein anderer über mich gibt). Auch wenn man sich ja wahrscheinlich nach so einem Date immer fragt, was der andere sich dazu wohl die ganze Zeit gedacht hat und wie man auf denjenigen gewirkt hat, will man's dann eigentlich vielleicht doch nicht so genau wissen.

Manches wirkte auch ein wenig – extra für den Unterhaltungseffekt – konstruiert, wie z. B. das:
"What did you talk about?
We spent most of the night discussing philately and how deeply involved I’d been in that community from a very young age. It was only when our desserts arrived that it became apparent that she’d spent the entire conversation confusing philately with fellatio."
Ich musste zwar erstmal drüber lachen, aber glauben konnte ich es nicht so recht – zumal es sich da um ein Date zweier Frauen handelte ^^

[Tania]

Ist das einfach so ein Online-Dating-Phänomen, dass man denkt, der nächste, den man trifft, wirft einen sofort völlig um und alles darunter ist langweilig und lohnt nicht für ein Folgetreffen?

Ich glaube, dass jeder, der in jungen Jahren mal Dornröschen oder Aschenputtel gesehen hat, die Vorstellung von "Sobald ich ihn/sie gesehen habe, war klar, dass wir in Kürze heiraten werden" hat. Manche wachsen aus dieser Phase raus, andere jagen ihr zeitlebens hinterher. Online-Dating vermittelt letzteren lediglich die Illusion, dass es noch genug Chancen gibt und man IHN/SIE einfach nur in dieser Unmenge von Menschen entdecken muss ...

[GymT]

Ich finde das ein bisschen komisch, dass manche meinten, dass sie einen echt netten Abend hatten und sich sympathisch fanden und dann aber bei der Frage, ob man denjenigen wiedertreffen möchte, eher wenig euphorisch klangen. Ist das einfach so ein Online-Dating-Phänomen, dass man denkt, der nächste, den man trifft, wirft einen sofort völlig um und alles darunter ist langweilig und lohnt nicht für ein Folgetreffen? Oder ist es einfach die britische Höflichkeit, dass man antwortet, es war ein toller Abend, auch wenn er nur mittelprächtig war?

Glaube mit britischer Höflichkeit hat das nichts zu tun. Man kann mit Leuten einen echt netten Abend verbringen und doch pass(ier)t es nicht. Die einen erwarten, dass es beim ersten Kennenlernen direkt funkt und die anderen haben vielleicht nicht diese Erwartung, stellen aber womöglich irgendwas fest, was ihnen an ihrem Gegenüber nicht gefällt, sprechen es aber nicht aus. Oder man kann gut reden, aber es ist einfach keine körperliche Anziehung da...

[Tania]

Oder man kann gut reden, aber es ist einfach keine körperliche Anziehung da...

.... und man hat keine Lust, zeitaufwändig herauszufinden, ob sich besagte Anziehung noch entwickelt, wenn doch noch sooooo viele vielleicht anziehende Leute auf Tinder warten ...

[GymT]

.... und man hat keine Lust, zeitaufwändig herauszufinden, ob sich besagte Anziehung noch entwickelt, wenn doch noch sooooo viele vielleicht anziehende Leute auf Tinder warten ...

Nicht mehr als 150 Wörter müssen da schon reichen.

[Reinhard]

Zu geschwätzig.

[sieben]

Oder man kann gut reden, aber es ist einfach keine körperliche Anziehung da...

.... und man hat keine Lust, zeitaufwändig herauszufinden, ob sich besagte Anziehung noch entwickelt, wenn doch noch sooooo viele vielleicht anziehende Leute auf Tinder warten ...

Passiert das "normalen" Menschen denn wirklich oder erzählt man das nur, damit alle sich alle etwas Hoffnung erhalten?
Ich bin jetzt 32 und wenn ich eine Frau nicht in den ersten 5 min attraktiv fand, hat sich dieser erste Eindruck jedenfalls noch nie geändert.

[Tania]

Oder man kann gut reden, aber es ist einfach keine körperliche Anziehung da...

.... und man hat keine Lust, zeitaufwändig herauszufinden, ob sich besagte Anziehung noch entwickelt, wenn doch noch sooooo viele vielleicht anziehende Leute auf Tinder warten ...

Passiert das "normalen" Menschen denn wirklich oder erzählt man das nur, damit alle sich alle etwas Hoffnung erhalten?
Ich bin jetzt 32 und wenn ich eine Frau nicht in den ersten 5 min attraktiv fand, hat sich dieser erste Eindruck jedenfalls noch nie geändert.

Mir ist das zumindest schon passiert - so ungefähr mit 30. Ein langjähriger Bekannter, den ich bis dahin zwar sehr nett, aber ausgesprochen unsexy fand....

Das Ganze kommt wahrscheinlich deswegen eher selten vor, weil Menschen auf Partnersuche nicht so häufig Kontakt zu Leuten halten, die sie unattraktiv finden. Und dann kann sich die "Attraktivität auf den zweiten Blick" nicht entwickeln.

[Prachtkerl]

Bei Frauen aus dem Bekanntenkreis und vor allem Mitbewohnerinnen passierte es mir oft, dass ich sie im Laufe der Zeit immer attraktiver fand. Jedenfalls finde ich die fancy Berufsbezeichnungen der Leute aus dem Eingangsbeitrag schon sehr abschreckend. Ich bin mir zu 100% schon sicher, dass sie schon deshalb sozialen Bodensatz wie mich zum Kotzen abstoßend finden. "Hey, und was machst du so?". Spätestens da möchte ich im Strahl kotzen und beteue es mich überhaupt auf sowas eingelassen zu haben.

[Gano]

Bei den Blind Dates (https://www.theguardian.com/lifeandstyl ... blind-date) sind angehende Akademiker, akademische Berufe und ungewöhnlichere Berufe mit erhöhten Zugangsbeschränkungen überrepräsentiert. Über die Gründe kann man spekulieren.

Was arbeitest du denn, dass du dich als "sozialer Bodensatz" siehst? Solange man ehrliche Arbeit hat aber auch für Menschen ohne Arbeit würde ich dies nicht so sehen.

[Prachtkerl]

Man scheidet als Studienabbrecher, der danach nichts anderes spannendes gefunden hat aber schon für alle Akademikerinnen raus.
Und ich möchte gar nicht genau auf meinen job eingehen, aber er ist halt für loser.

[Gano]

Man scheidet als Studienabbrecher, der danach nichts anderes spannendes gefunden hat aber schon für alle Akademikerinnen raus...

Das ist eine sehr pessimistische Annahme.

...Und ich möchte gar nicht genau auf meinen job eingehen, aber er ist halt für loser.

Wenn du mit deinem aktuellen Job nicht zufrieden bist bedeutet das nicht, dass du ihn nun für immer machen musst und du niemals beruflich aufsteigen oder anderweitig Erfolg finden kannst.