Seid ihr gläubig / religiös?

[Clochard]

Der Theist muss dem Atheisten nur was beweisen, wenn er ihn bekehren will

[Obelix]

- diese Art von Diskussion wollte die TE explizit nicht haben. Es geht hier nicht darum andere von seiner eigenen religiösen Ansicht zu überzeugen oder die eine Position als besser hinzustellen als andere, sondern nur um eine möglichst unkommentierte Bestandsaufnahme.
Bitte respektiert das! Danke! -

Das zu respektieren war von Anfang an mein Ziel, ich wollte lediglich die Falschdarstellung des Atheismus korrigieren, denn so etwas ist ja immer auch eine Herabwürdigung von Atheisten, selbst wenns nur aus mangelndem Verständnis geschieht.

Und genau aus solchen "Richtigstellungen" entstehen die hitzigsten Diskussionen, weil sich damit wieder ein anderer genötigt fühlt, dagegen zu halten. Bitte also einfach mal die Aussagen stehen lassen. Das gilt im übrigen nicht nur für Dich sondern auch für alle anderen, bei denen es schon in den Fingern juckt.

[Clochard]

Ganz offiziell bin ich Katholisch. Aber die Bezeichnung Agnostiker trifft definitiv besser zu.

Das Wort "Agnostiker" bedeutet heute eigentlich sein eigenes Gegenteil. In den ersten Jahrhunderten des Christentums waren die Zweifler die Gnostiker. Die wurden dann als Ketzer ausradiert.

[Clochard]

ich glaube auch an Isis:

„Ich bin alles, was ist, was gewesen ist und was sein wird. Kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.“

Unser Leben ist vorherbestimmt. Aber wir können es nicht erkennen. Alles wiederholt sich, aber wir denken jedes Mal, es ist neu und wir können es gestalten und es diesmal anders machen. Genau dieser Irrglaube ist die conditio humana.

[Girassol]

Ich bin nicht religiös und vor ein paar Jahren auch aus der Kirche ausgetreten. Drin war ich eigentlich auch nur, weil man das auf dem Dorf halt so gemacht hat. In meiner Familie hat aber eigentlich niemand was mit der Kirche am Hut. Zu Gottesdiensten gehe ich sehr selten und eigentlich nur, um anderen eine Freunde zu machen, z.B. an Weihnachten oder zu Hochzeiten, wobei die letzte kirchliche Hochzeit in meinem Umfeld auch schon an die 10 Jahre her ist. Taufen gibt's auch keine mehr.

[Küstenkind]

Hallo, also ich komme aus dem Teil Deutschlands, wo Religion nie eine große Rolle gespielt hat und auch nicht spielt.

Vor Jahren bin ich dann umgezogen, und auch noch in eine recht ländliche Gegend/ Kleinstadt. Und bekam hier die volle Konfrontation: Taufen, Konfirmationen, kirchliche Hochzeiten. Mir ist das alles immer noch etwas suspekt, teilweise finde ich es aber auch amüsant. Wenn ich frage, warum man das macht, ist oft die Antwort "Das ist so, das war schon immer so, das wird erwartet, gehört halt dazu..." Ich kenne auch einige, die aus der Kirche ausgetreten sind.

Also: ich bin nicht religiös, bin nicht getauft, glaube nicht an Gott, war noch nie in einem Gottesdienst.

Akzeptiere es aber bei meinen Mitmenschen und werde auch so akzeptiert.

[Daniog]

Ich bin Atheist überzeugter Atheist, bin aber tolerant.

D.h. wenn ich zu einer Hochzeit, Taufe eingeladen bin gehe ich mit in die Kirche. Ich nehme an Beerdigungen teil.

Ich verhalte mich neutral und spiele den Zauber mit.

Genauso ziehe ich die Schuhe aus wenn ich in eine Moschee besichtige, oder setze mir einen Hut auf wenn ich mir einen jüdischen Friedhof ansehen soweit erlaubt.

Ich glaube an nix, ich respektiere aber die Gebräuche und Traditionen, wenn ich damit in Kontakt komme.

[oathlizard]

Ich glaube nicht an Gott.
Ich lese/ studiere allerdings zur Zeit den Lamrim.
Die "Lesart" des Buddhismus finde ich noch am ansprechendsten, von allen Religionen.

Vielleicht bin ich auch deswegen zu der Erkenntnis gelangt, dass ich mich von der Anhaftung an den Wunsch nach zwischenmenschlicher Liebe noch nicht befreien kann, bevor ich nicht alles versucht habe.

[Maverick]

Ich glaube gar nicht und bin auch 2013 aus der evangelischen Kirche ausgetreten.

Ich bin da jedoch sehr tolerant. Jeder kann und soll gerne das glauben, was er möchte und wovon er überzeugt ist. Ich erwarte im Gegenzug aber auch die gleiche Toleranz. Das bedeutet es zu akzeptieren, dass ich den kirchlichen Teil von Beerdigungen, Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen nicht besuche. Das letzte Mal war ich tatsächlich auch kurz vor meinem Austritt auf der Konfirmation meiner Cousine in der Kirche.

[kreisel]

Ich bin aus der Kirche ausgetreten schon ca 20 Jahre, aber katholisch getauft.
Für mich blieb das irgendwie leer und sinnlos. So mit Ende 20 war ich ein paar Jahre
in (wenigen) freien christlichen Kirchen unterwegs, um mehr zu verstehen,
da dort einige Leute da wissen, was sie tun. Also nicht einfach nur ein "macht man halt so"
Ritual machen.So ganz überzeugend fand ich das immer noch nicht.

Ich hätte nichts dagegen zu glauben, aber ich weiß nicht genau an was und wie mich das
ansprechen soll.
Mir fehlt da so der echte Background, und ich denke allein mit Kopfarbeit kommt man
da nicht weiter.

[Melli]

Ich muss zugeben, ich weiß jetzt nicht inwiefern du durch die Familie gläubig bist? Magst was erzählen?

Ich entstamme einer Brahmanenfamilie. Das ist nicht nur so der Kaste nach, wie das heutzutage oft nur noch eine Formalität ist, sondern die waren tatsächlich Priester und Gelehrte.

Nur leider hat sich mein Vater selig aus lauter Verzweiflung von meiner "Bonus"-Mutter einen ganzen Flohzirkus ins Ohr setzen lassen.

Dennoch haben meine Schwester und ich von dem auch in den ersten Jahren in D noch einiges lernen können. Dann hat er uns aber auch persönlich ziemlich hängen lassen

Man kann Rituale, v.a. Pujas auch zuhause durchführen. Man muß sich also nicht in einen sonntäglichen Gottesdienst bequemen. Was leider zu SARS-2 Zeiten ohnehin so ein Problem für sich darstellt

Literaturstudium und Diskussionen kann man auch zuhause betreiben. Das findet bei uns tatsächlich sehr regelmäßig statt. Zu besseren Zeiten ist es natürlich auch eine feine Sache, wenn man einen gediegenen Großtempel in der Nähe hat, in dem es ein ruhiges Eckchen vorhanden ist, in dem Literaturstudium, aber auch Diskussionen möglich sind.

Unser Leben ist vorherbestimmt. Aber wir können es nicht erkennen. Alles wiederholt sich, aber wir denken jedes Mal, es ist neu und wir können es gestalten und es diesmal anders machen. Genau dieser Irrglaube ist die conditio humana.

Ganz so skeptisch bin ich da gar nichtmal: விதியை மதியால் வெல்லலாம் vitiyai matiyāl vellalām "Schicksal kann mit Verstand bezwungen werden"

[marwie]

Ich bin Agnostiker und glaube nicht an intelligent design oder an allmächtige metaphysische Wesen. Beweisen kann man das per Definition natürlich nicht, da solche Wesen ausserhalb der uns zugänglichen Physik existieren würden. Das ist ähnlich wie die Frage, was vor dem Urknall war.
Ich glaube aber daran, dass künstliche Intelligenz mit einem Bewusstsein irgendwann möglich sein wird und dass ein Gehirn inkl. Bewusstsein sich künstlich emulieren lässt.

[LonesomeCoder]

Mich würde interessieren ob ihr an Gott glaubt? Eure Geschichte dahinter...

Nein. Gibt keine wissenschaftlichen Beweise für dessen Existenz, deswegen.

[lnly]

Agnostiker. Ich bin (noch) Katholik, aber ich bete weder zu Gott, noch besuche ich die Kirche.

[Ruhrpott-Mädsche]

Danke für die Erklärung @Melli.

Sind ja doch ein paar hier, die an Gott glauben. Finde ich gut Danke, das ihr das erzählt.

[Milkman]

Ich bin katholisch und habe mich bewusst entschieden, das auch zu bleiben.
Es gibt mir schon so eine Art Halt im Leben.

[Nonkonformist]

Überzeugter atheist, mit Calvinistisch-Evangelischen wurzeln, und traumatischen erfahrungen.
Habe meine vorgeschichte mehrmals erzählt und wird sie hier nicht wiederholen.

[Obelix]

Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich ein überzeugter Christ bin - dafür bin ich mir bei vielen theologischen Inhalten viel zu unsicher. Aber irgendwie fühle ich mich in der katholischen Kirche wie zuhause. Seit dem Studium waren mir kirchliche Gruppen immer wieder so etwas wie eine Ersatzfamilie, in der man sich gegenseitig unterstützt hat, und wo man den anderen gegenüber auch mal Schwächen zeigen konnte, ohne dass das ausgenutzt wurde. Auch habe ich gemerkt, dass ich in (gut gestalteten!) Gottesdiensten meine Seele immer wieder neu auftanken kann. Und nicht zuletzt baut mich auch geistliche Musik immer wieder auf. Insofern würde ich sagen: Religös bin ich definitiv, aber nicht unbedingt gläubig.

Und ja - mit den unschönen Seiten der Kirche habe ich auch schon Erfahrungen gemacht, aber das Gute überwiegt für mich trotzdem.

[Ringelnatz]

Ich bin evangelisch (glaube aber, dass für meine Art "Glauben" vermutlich egal wäre, welcher genauen Religion ich angehöre) und glaube an Gott im Sinne von "da ist eine Kraft, ein Zauber, der uns nicht völlig fassbar oder erklärbar ist, über Fakten etc. hinaus. Sie ist in der Welt, steckt in uns drin und wir nennen sie Gott". Gottesdienste etc. besuche ich selten bzw. nur zu bestimmten Anlässen (Hochzeiten, Weihnachten, Taufen, ...). Dass es Kirchen, Friedhofe, Feste, Symbole zum Anfassen gibt finde ich wichtig, auch wenn meine Berührungspunkte im Alltag dazu eher schwach sind. Ich danke Gott oder bitte ihn um etwas. Manchmal erkläre ich mich ihm/ihr. Solche Einkehrmomente sind gut für den Menschen glaube ich. Auch grundsätzlich zu wissen, du bist nicht allein.

Von unserer Gemeinde bekomme ich immer einen netten Brief, in dem steht was sie so alles machen (alte, einsame, kranke Menschen besuchen, Kinder- und Jugendarbeit, etc.). Finde ich gut. Ich hoffe, dass die Kirchensteuer, die ich bezahle sinnvoll für die Gemeinschaft genutzt wird. Deshalb bin ich bereit, meinen Teil da auch finanziell beizutragen. Auch die kirchlichen Rituale gefallen mir. Ich habe z.B. kirchlich geheiratet, weil mir das wichtig war.

Auf der anderen Seite wird "Gott" bzw. die Auslegung religiöser Schrift leider auch genutzt und vorgeschoben, um Taten oder Entscheidungen zu rechtfertigen. Interessant finde ich Überlegungen zum freien Willen. Ich persönlich glaube, dass Gott uns da Spielräume lässt, Dinge zu beeinflussen.

[LazyEyeOzzy]

Ich bin zwar evangelisch aber sehe mich eher als Agnostiker oder sogar Atheist.
Ich bin der Meinung dass jeder an das glauben kann was er/sie möchte solange man keinem damit schadet, was in der Vergangenheit ja leider nicht sonderlich gut funktioniert hat.