Menelaos hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 05:35
Es gibt kein Thema das man nicht vereinfacht erklären kann.
Das streite ich nicht ab. Aber man kann nicht alles beliebig vereinfachen, ohne daß durch die Vereinfachung kritische Verständnislücken entstehen.
Menelaos hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 05:35
Oder glaubst du wirklich, es wäre mir möglich, jemandem, der absolut nicht das geringste bißchen davon versteht, wie (vor allem klassische) elektronische Musik gemacht wird, in maximal 20 Wörtern zu erklären...
Nein das glaube ich tatsächlich nicht, aber diese völlig willkürliche Einschränkung von 20 Wörtern kommt auch von dir, nicht von mir. Warum hast du sie deiner Argumentation hinzugefügt, oder auch oben die Einschränkungen dass man es MIT SICHERHEIT und AUCH WIRKLICH versteht?
Ich kann es dir gern erklären.
Es heißt ja, das tolerierbare Maximum seien zwei kurze Sätze.
Als Längenobergrenze für Sätze in leicht verständlicher Sprache ohne Nebensätze – und als solches habe ich „kurze Sätze“ interpretiert – gelten elf Wörter, nachzulesen unter anderem in den
Regeln für Leichte Sprache, herausgegeben vom Netzwerk Leichte Sprache, sowie im
Wikipedia-Artikel über Einfache Sprache.
Zwei kurze Sätze à maximal 11 Wörter = 22 Wörter. Daraus ergibt sich also eine maximal zulässige Gesamtlänge der Erklärung von 22 Wörtern.
Hätte ich geschrieben „in maximal 22 Wörtern“, hätte sich jeder gefragt: „Hä? Wie kommt’n der Spinner jetzt wieder auf so’ne krumme Zahl?“
Das – mathematisch übrigens korrekte und legitime – Abrunden auf 20 war ein rhetorischer Handgriff.
Menelaos hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 05:35
Ich will genau das Gegenteil. Ich will, daß die Leute es verstehen. Und zwar gleich hier und jetzt. Daher will ich es ihnen erklären. Und zwar so, daß sie es auch tatsächlich verstehen.
Weißt du was, ich glaube dir sogar... also nicht dass du das willst, sondern dass du glaubst es zu wollen. Du akzeptierst nur 100% an Verständnis, und du willst dass es praktisch augenblicklich erreicht ist, alles andere ist dir die Mühe nicht wert...
Was ich erreichen will, ist eine Erklärung, die nicht durch zu drastische Kürzungen und Vereinfachungen sinnentstellt wird, dadurch letztlich falsch verstanden wird und ihren Zweck damit total verliert.
Ich will nicht vollumfänglich informieren. Ich will grundlegend informieren. Aber die Grundlagen sollen bitteschön alle da sein, so daß mein Gesprächspartner es nicht falsch versteht.
Was die fürs Verständnis nötigen Grundlagen wiederum sind, das kann keiner entscheiden, der vom Thema keine Ahnung hat, sondern nur jemand, der mit dem Thema eingehend vertraut ist. Und das bin in diesem Fall ich.
Im übrigen finde ich deine Implikation, daß du besser wüßtest, was in meinem Kopf vorgeht, als ich selbst, anmaßend und beleidigend. Wenn du mich schon passiv-aggressiv attackieren willst, so daß es weder die Moderatoren noch die allermeisten anderen Leser merken, solltest du noch ein bißchen dezenter vorgehen.
Menelaos hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 05:35
jedenfalls sagst du das, denn wenn du mal erklärst, dann schwafelst du nur ewig herum, ballerst einem Fachausdrücke um die Ohren und klapperst möglichst viele Ecken des Themas ab.
Versteht dein Zuhörer auf diese Weise irgendwas? Nein, und ich behaupte einfach dass du das auch gar nicht willst, denn sonst würdest du es nicht auf diese Weise erklären.
Zunächst einmal: Geschrieben und gesprochen ist zweierlei.
Außerdem bin ich für gewöhnlich in der Situation, hunderten Leuten erklären zu müssen, warum etwas bei Frauen nicht ankommt, wovon all diese Leute meistens gar nicht wissen, daß es existiert, geschweige denn, was es ist. So können sie auch nicht einschätzen, warum es bei Frauen nicht ankommt.
In maximal 22 Wörtern läßt sich die Einstellung meiner Leser nicht von totaler Ahnungslosigkeit vom Thema zu blankem Entsetzen über das Thema wandeln.
Am zweitbesten ginge es noch, wenn ich sie persönlich direkt und ungefiltert mit dem Thema konfrontierte. Wer also beispielsweise noch nie etwas vom Furry Fandom gehört hat, müßte z. B. auf die Eurofurence mitgenommen werden. Wer noch nie etwas von Manga und Anime gehört hat (außer je nach Generation Sachen wie
Biene Maja,
Sailor Moon oder
Pokémon), müßte mitgenommen werden auf die DoKoMi. (
Disclaimer: Ich habe mit beidem wenig bis gar nichts am Hut!) Aber das kann ich nicht, zumal ich das sofort können müßte und nicht erst, wenn die jeweilige Convention auch stattfindet. Außerdem würde auch das nur an der – sehr harmlosen – Oberfläche kratzen, aber diejenigen, die ich dahin mitzerren würde, würden glauben, dann alles über Furries/Otaku gesehen zu haben und zu wissen.
Den Leuten Links zu Videos oder Websites anzubieten, scheint ja auch nichts zu bringen. Und ausgerechnet hier kann man keine Medien einbinden und sie daher den Leuten nicht direkt vor die Augen halten, obwohl das wesentlich mehr bringen würde als Links oder geschriebene Worte.
Am besten ginge gerade bei den Frauen hier, wenn sie selbst so jemanden zum Freund hätten und tagein, tagaus die Abgründe seiner Leidenschaft mit eigenen Augen sehen würden.
Diejenigen, die beispielsweise sagen, Modellbahn sei harmlos – weil sie sich vorstellen, wie ihr Partner auf dem Eßzimmertisch ein Schienenoval aufbaut, eine kleine Lok mit zwei, drei Wagen darauf fahren läßt und nach zehn Minuten alles wieder abbaut und da verstaut, wo es nicht stört –, sollten wirklich mit einem Hardcore-Modellbahner zusammen sein.
Der hat dann irgendwann eine riesengroße Anlage im Hobbykeller aufgebaut – von dem sie eigentlich die Hälfte des Platzes haben wollte. Er hat zwei Dutzend Dampflokomotiven, von denen sie Stein und Bein schwört, daß die alle gleich aussehen, und er Stein und Bein schwört, daß das völlig unterschiedliche Typen sind.
Dann liefert der Paketdienst noch eine Dampflokomotive, die in ihren Augen auch wieder nicht anders aussieht als die, die er schon hat. Wieso hat er also noch eine gekauft, wenn die doch alle gleich aussehen? Und er hat 600 € dafür bezahlt. Für etwas, wovon sie „weiß“, daß er es schon hat. Und dann nimmt er das teure Modell mit in seinen Hobbyraum – und nimmt es auseinander, baut noch irgendwelche Metallteile dran (er „supert“ das Modell und korrigiert das, was der Hersteller nicht vorbildgerecht und/oder maßstäblich genug umgesetzt hat; er geht sogar so weit, die Anschriften der Lok, und seien sie auch noch so klein, seinem Anlagenthema anzupassen) und malt Dreck drauf (das nennt der Modellbahner „altern“; es soll das Modell noch realistischer aussehen lassen). Und dafür hat er 600 € bezahlt.
Und das macht er nicht nur einmal, sondern
alle Naselang. Ganz zu schweigen von den Unmengen an Wagen, die sie auch nur an den Farben unterscheiden kann und vielleicht noch an der Markendeko auf Bierwagen.
Noch besser: Er läßt sie in sein Hobby nicht reinreden, geschweige denn mitmachen, weil sie „ja keine Ahnung hat“, derweil er die deutsche und europäische Eisenbahngeschichte, die EBO, die Bahnhofsfahrordnung, das deutsche Signalwesen, alle gängigen Zugbildungsregeln der letzten 90 Jahre und Obermayers sämtliche „Taschenbücher“ mit Löffeln gefressen hat.
Mal sehen, ob die Frau dann immer noch sagt, daß Modellbahn doch ein harmloses Hobby ist.
So eindrucksvolle Demonstrationen kann ich alleine hier im Forum aber nicht abliefern. Und so müssen geschriebene Worte als Surrogat herhalten. Nur kann man eben niemanden in zwei kurzen Sätzen von null auf entsetzt bringen.
Informatiker hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 06:35
Warum hast du die Beiträge dann ausgegraben? Was genau ihr Partner in irgendwelchen Hobbyforen treibt wird den meisten Frauen recht egal sein.
Um der „Och, Modellbahn ist doch harmlos“-Fraktion aus erster Hand zu demonstrieren, wie Modellbahner wirklich ticken. Wie weit einige für Originaltreue und Realismus gehen, und wie umstritten diese Extreme (z. B. H0pur-Fanatiker, für die jeder Spurkranz, der höher ist als 0,28 mm, ein „Pizzaschneider“ ist, oder Leute, die sogar die winzig kleinen Untersuchungsanschriften von Güterwagen an das auf der Anlage dargestellte Jahr anpassen) sogar in eigenen Kreisen sind. Hätte ich das selbst geschildert, hätte mir das sowieso keiner geglaubt. Also brauchte es diese Links auf „Modellbahner live in ihrer natürlichen Umgebung“.
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 20:54
Xiangni hat geschrieben: ↑27 Aug 2020 06:08
Ich finde genau dies essentiell: zu erfahren, WARUM jemand ein bestimmtes Hobby gerne ausübt. Was ihm daran gefällt, warum er es mag. Es reicht also, erstmal Grundinfos zum Thema zu bekommen. All die Details, die damit einhergehen, interessieren mich im ersten Moment nicht wirklich, dafür hat die betreffende Person ja in der Regel bestimmte Freunde oder ist auf spezifischen Foren unterwegs, wo er über das Thema rum-nerden kann.
Und wenn das "Warum?" gegen einen spricht: z.B. bei mir das Zocken? Warum fing ich damit an? Weil keiner mit mir was zu tun haben wollte wollte und ich zwangsweise was brauche, was ich alleine tun kann. Oder wenn jemand außer "weils mir Spaß macht" keinen Grund nennen kann.
Oder wenn die Antwort auf „Warum?“ auch wieder ins Fachspezifische abgleitet?
Um beim Thema Eisenbahn zu bleiben, dieses Mal aber in Form von jemandem, der sich eher für die reale Eisenbahn begeistert: Er liebt klassische, vor allem internationale Schnellzüge. Sein ahnungsloser Gesprächspartner fragt nach dem Grund.
Die möglichen erwarteten Antworten sind etwas wie „weil sie schön sind“ oder Fernweh.
Die tatsächliche Antwort ist: weil sie von ihrer Art her die Antithese waren zu den immer gleich aussehenden und dadurch steril wirkenden modernen Hochgeschwindigkeitszügen. Bei denen gibt es höchstens bei kürzeren Typen die Variation, ob sie einzeln oder in Doppeltraktion fahren. Beim klassischen Schnellzug dagegen sah fast jedes Zugpaar, ja, sahen oft einzelne Zugläufe unterschiedlich aus. Sie waren häufig nicht ein Block, sondern bestanden neben dem Stammzug oft auch noch aus Kurswagen und Verstärkungswagen. Die konnten schon mal aus ganz anderen Wagenfamilien stammen oder bei internationalen Zügen von ganz anderen Bahngesellschaften, was das Zugbild noch heterogener machte – geschweige denn, wenn Wagen zweier Bahngesellschaften im selben Zugteil liefen. Außerdem änderten klassische Schnellzüge ihr Aussehen im Laufe ihrer Fahrt, weil sie immer wieder Wagengruppen aufnahmen oder abgaben, von Lokwechseln ganz zu schweigen. Und als wenn das nicht genug gewesen wäre, gab es auch noch Bedarfswagen, die mal mitliefen, mal nicht, oder Wagen, die nur an bestimmten Tagen mitliefen.
Two-Tone hat geschrieben: ↑28 Aug 2020 11:38
"Synthesizer-Nerds sind unpopuläre Freaks, weil sonst hätte ich schon längst eine Freundin!" (13 Wörter)
"Synthesizer-Nerds sind unpopuläre Freaks, weil sie mit ihrer Durchführung Frauen langweilen." (12 Wörter)
"Synthesizer-Nerds sind unpopuläre Freaks, weil ihr Equipment nicht mehr zeitgemäß ist." (12 Wörter)
Oder wenn eine Frau die Frage stellt:
"Ohje, ich bemitleide dich! Aber sag mal, warum sind Synthesizer-Spieler bei uns Frauen so unbeliebt?"
Antwort:
"Wir scheinen unzeitgemäß, langweilig oder emotionslos zu sein. Nur wenigen von uns gelingt es, das Feuer in Frauen zu entfachen." (20 Wörter, Bingo!)
Das sagt gar nichts aus und bringt daher gar nichts.
Warum erscheinen sie unzeitgemäß, wo doch elektronische Musik so modern sein soll?
Warum erscheinen sie langweilig oder emotionslos, wo David Guetta auf jedem Festival zigtausende Leute zum Durchdrehen bringt?
Mit diesem Satz kann keine Frau etwas anfangen. Den „langweilig und emotionslos“-Teil könnten höchstens Frauen nachvollziehen und bejahen, denen Kraftwerk etwas sagen und/oder die auf „handgemachte“ Musik stehen (sei es Rock, sei es Metal, sei es Folk, sei es Jazz, wie auch immer) und diese dann als Maßstab bei dem ansetzen, was sie von elektronischer Musik wissen. Aber ansonsten steht dieser Satz komplett unfundiert im Raum, und viele Frauen werden sich unter dieser Aussage genau überhaupt nichts vorstellen und daher damit auch nichts anfangen können.
Das hängt auch damit zusammen, daß sich die allermeisten Frauen schon unter dem Begriff „Synthesizer-Nerds“ genau überhaupt nichts vorstellen können dürften.
Unterm Strich wird sie sich denken: „Ich versteh’ kein Wort. Was faselt der da eigentlich?“
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs