Gesellschaft gestalten

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Der Wahre Jakob

Gesellschaft gestalten

Beitrag von Der Wahre Jakob »

Moin ihr Lieben!

Ich habe mich bisher als reinen Denker begriffen und Taten gescheut wie der Teufel das Weihwasser. Eine AB-typische Form charakterliche Impotenz (durchaus als Mangel an Phallizitaet zu sehen, siehe Jacques Lacan)? Das waere meine Diskussionsfrage an euch! Das Tun ist hier im weitesten Sinn verstanden: Gespraechsgestaltung, Wohnungsgestaltung, Lebensgestaltung, Arbeitssuche (zuerst: Ausbildungssuche. bzw. Studium), politische Aufgeklaertheit, kommunales Engagement, sexueller Identitaetsgefuehl. Struktur. Kochen koennen.
Zu wissen, was ich kann. Zu wissen, wer ich bin. Zu wissen, wer ich sein will. Zu wissen, was ich weiß, und Wissen nicht bloß am eigenen Vergessen zu bemerken.

Meine Identitaetsdiffusion ist grenzenlos und es gibt kaum Ankerpunkte. Es gereicht mir sicher nicht zum Vorteil, mit dem Fluch der Ungeschicklichkeit belegt zu sein, ein Tollpatsch zu sein. Dadurch bin ich auf mein eng begrenztes Wissen, meine halbgar Lernfaehigkeit und Gedächtnis mehr angewiesen als jeder Mensch sonst. Denn diese sind meine einzigen Verbuendeten im Kampf gegen eine Welt in der Missgeschicke und Peinlichkeiten mir auflauern um mein Selbstwertgefühl und den Respekt anderer vor mir zu unterhoehlen.

Mein inneres Mantra lautet etwa: Ich werde nur geliebt, wenn ich grandios bin. Ich brauche andere Menschen, aber sie mich nicht. Sie haben einander.

Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich, ist meine Identitaetsdiffusion Ausdruck meines bitterlichen Wunsches um meinerselbst Willen geliebt zu werden. Aber eine Identitaet ist Prämisse um liebenswert zu sein, aber mein Dilemma ist es nun, mich erst als Identitaet zu fühlen, wenn ich geliebt werde. Ja, das ist eine zirkelschluessige Torheit
(Diese Einstellung befeuert übrigens meine zwanghaften Momente der Selbsterkenntnis! Sieht man ja...)

Zur Diskussion stelle ich für euch: Könnt ihr euch darin wiedererkennen? Hattet ihr auch schon solche Augenblicke? Falls ja: Was habt ihr dann getan?

Beste Grüße
Jakob

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Brax
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Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von Brax »

Der Wahre Jakob hat geschrieben:Ich brauche andere Menschen, aber sie mich nicht. Sie haben einander.
Kommt mir bekannt vor.
Der Wahre Jakob hat geschrieben:Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich, ist meine Identitaetsdiffusion Ausdruck meines bitterlichen Wunsches um meinerselbst Willen geliebt zu werden. Aber eine Identitaet ist Prämisse um liebenswert zu sein, aber mein Dilemma ist es nun, mich erst als Identitaet zu fühlen, wenn ich geliebt werde.
Ich nehme mal an, dass du anderen Leuten ihre Identität nicht absprechen würdest, wenn diese sich ungeliebt fühlen. Warum tust du das also bei dir selbst? Natürlich hast du eine Identität, du kennst sie nur noch nicht. Was kannst du also tun, um dich selbst besser kennenzulernen?
Reinhard
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Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von Reinhard »

Deine Fragen sind so unklar mit den Thesen und der Selbstdarstellung verwoben, dass wohl kaum einer sich angesprochen fühlt und antwortet ...

Vielleicht solltest du mal anfangen, deine Texte weniger zu, ähh, verschwurbeln ...

Ich antworte mal trotzdem.
Der Wahre Jakob hat geschrieben:Moin ihr Lieben!

Ich habe mich bisher als reinen Denker begriffen und Taten gescheut wie der Teufel das Weihwasser. Eine AB-typische Form charakterliche Impotenz (durchaus als Mangel an Phallizitaet zu sehen, siehe Jacques Lacan)? Das waere meine Diskussionsfrage an euch! Das Tun ist hier im weitesten Sinn verstanden: Gespraechsgestaltung, Wohnungsgestaltung, Lebensgestaltung, Arbeitssuche (zuerst: Ausbildungssuche. bzw. Studium), politische Aufgeklaertheit, kommunales Engagement, sexueller Identitaetsgefuehl. Struktur. Kochen koennen.
Ich habe in vieler dieser Bereich Defizite(*) im Tun, ich sehe mich auch mehr als Denker. Aber es liegt nicht daran, dass ich Taten an sich gescheut habe, sondern wenn ich dazu mit anderen Leuten konfrontiert werden müsste. Sowas wie Ideenbildung und Fertigkeitenentwicklung (außer soziale Fertigkeiten) geht auch alleine und hat auch stattgefunden.

(*) im Vergleich mit der Mehrheit. Ist das ein relevanter Maßstab?
Der Wahre Jakob hat geschrieben: Zu wissen, was ich kann. Zu wissen, wer ich bin. Zu wissen, wer ich sein will. Zu wissen, was ich weiß, und Wissen nicht bloß am eigenen Vergessen zu bemerken.
Was denn nun? Wissen oder Tun? Worum geht es in dem Beitrag?
Der Wahre Jakob hat geschrieben: Meine Identitaetsdiffusion ist grenzenlos und es gibt kaum Ankerpunkte. Es gereicht mir sicher nicht zum Vorteil, mit dem Fluch der Ungeschicklichkeit belegt zu sein, ein Tollpatsch zu sein. Dadurch bin ich auf mein eng begrenztes Wissen, meine halbgar Lernfaehigkeit und Gedächtnis mehr angewiesen als jeder Mensch sonst. Denn diese sind meine einzigen Verbuendeten im Kampf gegen eine Welt in der Missgeschicke und Peinlichkeiten mir auflauern um mein Selbstwertgefühl und den Respekt anderer vor mir zu unterhoehlen.
Das Gedächtnis zieht einen wahrscheinlich sogar mehr runter, weil man nicht einfach vor sich hin leben kann, sondern dauernd die Situationen vergleicht und auf Missgeschicks-potential abklopft.
Der Wahre Jakob hat geschrieben: Mein inneres Mantra lautet etwa: Ich werde nur geliebt, wenn ich grandios bin. Ich brauche andere Menschen, aber sie mich nicht. Sie haben einander.

Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich, ist meine Identitaetsdiffusion Ausdruck meines bitterlichen Wunsches um meinerselbst Willen geliebt zu werden. Aber eine Identitaet ist Prämisse um liebenswert zu sein, aber mein Dilemma ist es nun, mich erst als Identitaet zu fühlen, wenn ich geliebt werde. Ja, das ist eine zirkelschluessige Torheit
:daumen: für beide Paragraphen.
Ich will auch als ich selbst geliebt werden (vermutlich die meisten Menschen).
Der Wahre Jakob hat geschrieben: (Diese Einstellung befeuert übrigens meine zwanghaften Momente der Selbsterkenntnis! Sieht man ja...)

Zur Diskussion stelle ich für euch: Könnt ihr euch darin wiedererkennen? Hattet ihr auch schon solche Augenblicke? Falls ja: Was habt ihr dann getan?

Beste Grüße
Jakob
Bergkristall

Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von Bergkristall »

Der Wahre Jakob hat geschrieben: Meine Identitaetsdiffusion ist grenzenlos und es gibt kaum Ankerpunkte. (..)

Mein inneres Mantra lautet etwa: Ich werde nur geliebt, wenn ich grandios bin. Ich brauche andere Menschen, aber sie mich nicht. Sie haben einander.

Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich, ist meine Identitaetsdiffusion Ausdruck meines bitterlichen Wunsches um meinerselbst Willen geliebt zu werden. Aber eine Identitaet ist Prämisse um liebenswert zu sein, aber mein Dilemma ist es nun, mich erst als Identitaet zu fühlen, wenn ich geliebt werde. Ja, das ist eine zirkelschluessige Torheit
(Diese Einstellung befeuert übrigens meine zwanghaften Momente der Selbsterkenntnis! Sieht man ja...)
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz so sicher, wass du mit "Identitätsdiffusion" meinst?
Du scheinst doch, wenn man deinen Text liest, doch recht genau zu wissen, wer du bist und wo deine Stärken und Schwächen liegen?

Dieses Gefühl, selbst "grandios" bzw. "perfekt" sein zu müssen, um sozusagen geliebt werden zu können, kenne ich auch. Dürfte Vielen von uns so gehen.
Und natürlich geht damit gleichzeitig der Wunsch einher, um seiner selbst Willen geliebt zu werden, weil kein Mensch perfekt oder grandios ist.

Um dagegen anzugehen, versuche ich mir genau das bewusst klarzumachen und mehr noch:
Dass ich solch strenge Maßstäbe nur an mich selbst anlege.

Anderen Menschen sehe ich mehr nach.
Ich würde auch nie so strenge Maßstäbe an einen potientiellen Partner anlegen, i.d.S. dass ich einen perfekten Menschen ohne Schwächen und Fehler erwarten würde.

Ich halte es daher für eine sehr sinnvolle Technik sich ernshaft zu fragen: Warum soll ausgerechnet für einen selbst so viel anderes gelten als für andere Menschen? Warum soll man zu sich selbst so viel strenger sein?

Wenn du von der gesamten Außenwelt erwartest, dass sie grandios ist, habe ich nichts gesagt, aber ich vermute mal nicht. ;)
Morningstar

Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von Morningstar »

Mein inneres Mantra lautet etwa: Ich werde nur geliebt, wenn ich grandios bin. Ich brauche andere Menschen, aber sie mich nicht. Sie haben einander.
Ja, das kenne ich das Gefühl nur durch mein Handeln, meine Erfolge für andere liebenswert zu sein und nicht durch das was ich bin. Die Folge ist dann aber logischerweise das man beginnt sich nur noch mit seinem Handeln zu identifizieren, macht man das über einen längeren Zeitraum so wie das bei mir der Fall war dann verliert man die Verbindung zu sich selbst, die selbstachtung da man immer irgendwie das Gefühl hat ungenügend zu sein im Vergleich zu anderen und deren tun.

Bin daher dabei mir eine eher nihilistische Identität zu finden welche auf Nichts gebaut ist. D.h keine externe bestätigung für meinen selbstwert braucht daher auch keine Angst vor Ablehnung oder Mißerfolg haben muss. Letztendlich lässt sich Identität ja ohnehin nicht intellektuell definieren, zumindest ist mir das niemals gelungen. Identität kann man nur fühlen je mahr man nun aber anfängt sich intellektuelle Konzepte für die eigene Identität oder Selbstwert zurecht zu legen desto weniger fühlt man sich selbst.

Intellektualismus in bezug auf die eigene Identität füht also zwangsläufig zur entemotionalisierung und somit Entfremdung von sich selbst. Man versachlicht und objektiviert sich soweit selbst bis man selbst nur noch das Objekt des eigenen denkens ist und somit den emotional spontanen Zugang zu sich selbst verliert. Wer sich dann nicht selbst fühlt braucht natürlich etwas anderes als dieses Gefühl um sich damit zu identifizieren und das war dann bei mir immer irgendwie dieses Streben nach dem Grandiosen.
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Mannanna
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Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von Mannanna »

Der Wahre Jakob hat geschrieben:Moin ihr Lieben!

Ich habe mich bisher als reinen Denker begriffen und Taten gescheut wie der Teufel das Weihwasser. Eine AB-typische Form charakterliche Impotenz (durchaus als Mangel an Phallizitaet zu sehen, siehe Jacques Lacan)? Das waere meine Diskussionsfrage an euch! Das Tun ist hier im weitesten Sinn verstanden: Gespraechsgestaltung, Wohnungsgestaltung, Lebensgestaltung, Arbeitssuche (zuerst: Ausbildungssuche. bzw. Studium), politische Aufgeklaertheit, kommunales Engagement, sexueller Identitaetsgefuehl. Struktur. Kochen koennen.
Zu wissen, was ich kann. Zu wissen, wer ich bin. Zu wissen, wer ich sein will. Zu wissen, was ich weiß, und Wissen nicht bloß am eigenen Vergessen zu bemerken.

Meine Identitaetsdiffusion ist grenzenlos und es gibt kaum Ankerpunkte. Es gereicht mir sicher nicht zum Vorteil, mit dem Fluch der Ungeschicklichkeit belegt zu sein, ein Tollpatsch zu sein. Dadurch bin ich auf mein eng begrenztes Wissen, meine halbgar Lernfaehigkeit und Gedächtnis mehr angewiesen als jeder Mensch sonst. Denn diese sind meine einzigen Verbuendeten im Kampf gegen eine Welt in der Missgeschicke und Peinlichkeiten mir auflauern um mein Selbstwertgefühl und den Respekt anderer vor mir zu unterhoehlen.

Mein inneres Mantra lautet etwa: Ich werde nur geliebt, wenn ich grandios bin. Ich brauche andere Menschen, aber sie mich nicht. Sie haben einander.

Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich, ist meine Identitaetsdiffusion Ausdruck meines bitterlichen Wunsches um meinerselbst Willen geliebt zu werden. Aber eine Identitaet ist Prämisse um liebenswert zu sein, aber mein Dilemma ist es nun, mich erst als Identitaet zu fühlen, wenn ich geliebt werde. Ja, das ist eine zirkelschluessige Torheit
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Zur Diskussion stelle ich für euch: Könnt ihr euch darin wiedererkennen?
Nö.
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kreisel
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Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von kreisel »

Morningstar hat geschrieben:Ja, das kenne ich das Gefühl nur durch mein Handeln, meine Erfolge für andere liebenswert zu sein und nicht durch das was ich bin. Die Folge ist dann aber logischerweise das man beginnt sich nur noch mit seinem Handeln zu identifizieren, macht man das über einen längeren Zeitraum so wie das bei mir der Fall war dann verliert man die Verbindung zu sich selbst, die selbstachtung da man immer irgendwie das Gefühl hat ungenügend zu sein im Vergleich zu anderen und deren tun.

Bin daher dabei mir eine eher nihilistische Identität zu finden welche auf Nichts gebaut ist. D.h keine externe bestätigung für meinen selbstwert braucht daher auch keine Angst vor Ablehnung oder Mißerfolg haben muss. Letztendlich lässt sich Identität ja ohnehin nicht intellektuell definieren, zumindest ist mir das niemals gelungen. Identität kann man nur fühlen je mahr man nun aber anfängt sich intellektuelle Konzepte für die eigene Identität oder Selbstwert zurecht zu legen desto weniger fühlt man sich selbst.
der Beitrag spricht mich jetzt irgendwie an, weil er die Essenz von den letzten buddhistischen Büchern
die ich gelesen hab, zusammenfasst. 8-)

Auf jeden Fall wird da auch gesagt, dass die reguläre Ich-Identität auf einem Prozess beruht mit dem Gefühl "nicht genug".
Das Grandiose kann ein kurzer Ausgleich sein, der nicht lange anhält.

Sollte man das lösen können und aus anderer Basis (vom Gefühl her, erfahrene Realität her)
agieren,
da ist mir noch nicht so klar, wie man dann mit anderen inter-agiert, die
das mit der Selbstwert Auf und Ab und der Regulierung im außen so machen.
Ist man dann noch ein fehlendes Stück im Puzzle für den anderen?
kann man ihn/sie nicht auch verärgern, wenn man bestimmte Bedürfnisse und Erwartungen
nicht erfüllt?

Zumindest ist Beziehung dann nicht mehr überlebensnotwendig und ein Muss,
weil man ja recht unabhängig fühlt. Also gibt es vielleicht eine freiwilligere, flexiblere Art
von Beziehung, dann.
Zuletzt geändert von kreisel am 18 Sep 2016 08:31, insgesamt 1-mal geändert.
Pocolino

Re: Gesellschaft gestalten

Beitrag von Pocolino »

Du beißt dich glaube ich zusehr am Begriff der Identität fest. Was soll das Überhaupt sein? Letztlich sind das doch Alles nur Wortklaubereien.

Deine Identität bist du und nichts anderes. Woran du jetzt deine Merkmale festmachst steht auf einem anderen Blatt.

Diese Merkmale können verschwommen sein, diese Merkmale können einander widersprechen, diese Merkmale können sich wandeln. Ändert an deiner Identität zumindest in meinen Augen aber nichts, denn du bleibst du zu jeder Zeit.

Und es ist deine Identität aus der sich letztlich dein Wert ableitet. Das heißt, du hast einen inhärenten Wert der losgelöst von Allem in jedem Falle besteht. Das als Lebensmaxime anzunehmen ist schwierig, aber ich glaube, dass ist ein guter Weg für ein glückliches Leben, ja selbst dann wenn man nach allgemeinem Gutdünken im Leben gescheitert sein sollte.