Ich will nicht ständig geduzt werden...

[janina]

Leider passiert mir das häufig, ich kann gut auf andere Menschen zugehen, andere vertrauen mir auch schnell und ich seh zudem auch noch jünger aus, als ich tatsächlich bin.
Was ich meine, beschreiben folgende Situationen:
Ich frage bei meinem Handy-Anbieter im Laden etwas nach, spreche den Verkäufer mit Sie an, er mich mit Du. Der hatte meine Daten vor sich und wußte, sofern er rechnen kann, auch wie alt ich bin.
Ich fahre im ICE, spreche meinen Sitznachbarn mit Sie an, der spricht mich im Folgenden mit Du an.
Fange dann auch immer an, die anderen mit Du anzusprechen. Auch wenn ich das nicht möchte. Passiert mir eher mit Männern als mit Frauen, eher mit jüngeren Personen und gleichaltrigen als mit älteren Personen.

Weiß gerade nicht, wie ich das einschätzen soll. Bei manchen stört mich das mehr, bei anderen weniger. Als Studentin war man das ja gewohnt.
Hat da jemand Erfahrung oder Ideen dazu?

[Wusel]

Ich denke mal, dass du das nicht über bewerten solltest. Der Zeitgeist geht ohnehin immer mehr zum "DU" über..
Was ich sogar eigentlich ziemlich angenehm finde.

[Nonkonformist]

Ich arbeite seit ewig zwisschen künstler in der trickfilmbranche.
Da dutzt jeder jedem, wir dutzen auch den Chefs, und benutzen nur
vornahmen.

Der lehrerschule wo ich in Holland war, ist von 68er gegrundet worden.
Da haben wir die lehrer gedutzt und bei vornahme angesprochen.

Es ist bei mir eher das Sietzen, wobei ich mich unwohl fühle.
Ein bisschen ob wie ich ein alter sack bin.
Ich mag dieses formelles eigentlich nicht.

[Peter]

Leider passiert mir das häufig, ich kann gut auf andere Menschen zugehen, andere vertrauen mir auch schnell und ich seh zudem auch noch jünger aus, als ich tatsächlich bin.
Was ich meine, beschreiben folgende Situationen:
Ich frage bei meinem Handy-Anbieter im Laden etwas nach, spreche den Verkäufer mit Sie an, er mich mit Du. Der hatte meine Daten vor sich und wußte, sofern er rechnen kann, auch wie alt ich bin.
Ich fahre im ICE, spreche meinen Sitznachbarn mit Sie an, der spricht mich im Folgenden mit Du an.
Fange dann auch immer an, die anderen mit Du anzusprechen. Auch wenn ich das nicht möchte. Passiert mir eher mit Männern als mit Frauen, eher mit jüngeren Personen und gleichaltrigen als mit älteren Personen.

Weiß gerade nicht, wie ich das einschätzen soll. Bei manchen stört mich das mehr, bei anderen weniger. Als Studentin war man das ja gewohnt.
Hat da jemand Erfahrung oder Ideen dazu?

Bereite Dich schon mal innerlich auf den Zeitpunk vor, ab dem Du von keinem Fremden mehr geduzt wirst. Dann siehst Du nämlich nicht mehr jugendlich aus

Aber ich will Dein Problem nicht verniedlichen. Im Berufsleben oder beim Abschluss von Verträgen möchte man selbstverständlich als erwachsene Person mit entsprechender Autorität wahrgenommen werden.

Wenn Dir das hauptsächlich mit Männern in Deiner "optischen Altersgruppe" passiert, ist das aber normal. In der ersten Zeit nach dem Studium neigte ich auch dazu, Gleichaltrige oder Jüngere zu dutzen. Einfach aus Gewohnheit. Und wenn es sich dann um ein sympathisches Mädel handelte, rutschte mir das "Du" noch schneller raus.

[Einsamer Igel]

Hat da jemand Erfahrung oder Ideen dazu?

Das Outfit macht viel aus. Studentenoutfit ablegen.

[Wherigo]

Ich denke, das Siezen sollte in bestimmten Situationen immernoch ein Muss sein, besondern in geschäftlichen Angelegenheiten. In manchen Situationen sagt man dem Gegenüber ja auch mal, daß dieser einen ja ruhig Duzen kann, weil man sich ja symphatisch ist oder auf der gleichen Wellenlänge kommuniziert. Versuchs doch einfach mal andersherum! Wenns dir nicht gefällt, daß dich jemand duzt, sag doch einfach: "Sie können mich ruhig siezen" oder "Wie wärs, wenn wir uns siezen?" oder ganz rigoros: "Ich möchte von ihnen nicht geduzt werden!". Auch wenn du dich dabei unwohl fühlst, wenn du das gesagt hast, ist immernoch besser als wenn du dich unwohl fühlst in dem moment wenn dich einer duzt. Und egal, was die anderen denken, du entscheidest, ob du geduzt wirst!
Jetzt weiß ich nicht wie alt du bist und du vielleicht noch sehr jung aussiehst, das sollte dich aber auch nicht daran hindern.
Andersherum kann das aber auch ein Zeichen sein, daß die Menschen sehen, daß du ein offener und zugänglicher Mensch bist und sie dir, wie du schon sagst, vertrauen ausstrahlst.

[Stefan_T]

Hat da jemand Erfahrung oder Ideen dazu?

Wenn du von jemanden nicht geduzt werden willst, dann kannst du das demjenigen höflich, aber ganz konkret sagen. Zum Beispiel "Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben." oder direkt "Ich möchte von Ihnen nicht geduzt werden."

Mir ging das zu Beginn meiner Arbeitszeit auch öfter so wie dir und ich habe mit dem direkten Ansprechen, dass ich das nicht will, überwiegend positive Ergebnisse erzielt. Und nebenbei stärkt es so auch das Selbstbewusstsein um Umgang mit anderen Menschen.

[Pattick]

Ich kann nachvollziehen dass dich das nervt.

Ich bin so erzogen, dass man sich siezt bevor man das Du angeboten bekommt. Und das sollte vom Älteren ausgehen, wenn ein wesentlicher Altersunterschied vorhanden ist.

Manche sagen, das sei veraltet oder "typisch deutsch" aber es ist nunmal so, dass das Sie ein Ausdruck von "Abstand" ist während das Du einen einen gleich mal sehr nahe "heranrückt". Dieses Geduze z.B. von Personal in Geschäften finde ich absolut unangebracht. Auf der Straße würde mir das auch nie einfallen, jemanden einfach so zu duzen. Wenn das einer bei mir macht, rattern bei mir die Rädchen, ob ich den nicht kennen sollte....

Nun - andererseits - so Dinge wie dass ich letztens meinen Ausweis beim Kauf eines Films oder vor drei Jahren mal beim Lotto-Spielen vorzeigen musste, erzeitern mich und schmeicheln mir dann doch (bin 36).

Ich versuche solche "Abstandslosigkeit" mit Humor zu nehmen aber je nachdem was derjenige dann von mir will, irritiert es mich dann doch. In meinem beruflichen Umfeld ist es vollkommen gaga: Bei uns an der Schule duzen die Schüler die Lehrer, meist auch die Verwaltungsmitarbeiter aber nicht immer. Mich jedoch eigentlich generell. Untereinander duzen sich die meisten Kollegen aber nicht alle. An anderen Schulen duzen sich ebenfalls Kollegen untereinander "meistens" aber nicht immer. Wenn man von außen kommt, sagt man eigentlich Sie, kann damit aber unter alt-68ern ganz schnell auf die Fresse fallen wohingegen es nicht so ganz toll kommt, versehendlich den Direktor oder gar einen vom Ministerium zu duzen. Deswegen sieze ich generell und man möge mir dann das Du anbieten. Ich finde, dass sich das so gehört. Ich kann dich verstehen. Aber ich glaube ich würde mich auch nicht trauen, unter Erwachsenen darauf zu bestehen wenn es sich um eine Zufallsbegegnung handelt. Im geschäftlichen Umfeld hab ich mir vorgenommen, bei meiner nächsten Stelle darauf zu achten, dass das nicht sofort einreißt und ich nicht gleich der Bubi bin. Das macht das Du nämlich im Zweifelsfall aus einem.... Ist leider so.

[Jezek]

Das ungefragte Duzen kommt bei mir eher selten vor; die meisten meiner Gesprächspartner halten sich an die üblichen Gepflogenheiten und beginnen erst mal mit dem formelleren "Sie". Ich finde dies auch in Ordnung; ob man irgendwann zum Du übergeht ist dann jedem selbst überlassen.

Als ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen habe wurde am ersten Tag die Parole von der GL ausgegeben "Wir duzen hier uns alle...". Ich hatte damit anfangs meine Probleme; besonders Vorgesetzte zu duzen find ich auch heute noch problematisch; besonders wenn Konflikte aufkommen. Aber es ist eben Stil des Hauses; daher Augen auf bei der Berufswahl

Was mich zunehmend nervt ist das ständige "Hallo Herr sounso" im Anschreiben von eMails; dieses jovial-kumpelhafte, zum Teil auch von Geschäftspartner, hinterlässt bei mir immer das Gefühl in irgendeiner Art vereinnahmt zu werden. Hier fällt mir gerade die EON-Werbung ein; hier wird dies ja geradezu zelebriert.

[Montecristo]

Wenn Dir das hauptsächlich mit Männern in Deiner "optischen Altersgruppe" passiert, ist das aber normal. In der ersten Zeit nach dem Studium neigte ich auch dazu, Gleichaltrige oder Jüngere zu dutzen. Einfach aus Gewohnheit. Und wenn es sich dann um ein sympathisches Mädel handelte, rutschte mir das "Du" noch schneller raus.

Zustimmung. An der Uni duzen sich ja jüngere Leute sowieso. Als ich dann Mitte 30 war, wollten einige Mädels (Normalas BTW) nicht mehr geduzt werden. An der Stelle bin ich dann allgemein auf siezen der Studenten umgestiegen. Falscher Fehler. Den Jungs gefiel es überhaupt nicht. Die waren total konsterniert. Mittlerweile bin ich MItte 40 mit schönem Grau an den Schläfen. Alle werden gesiezt. Alle sind happy.

Allerdings bleibt die Kommunikation mit jüngeren Menschen genderspezifisch:
Die Jungs unterschreiben die Mail an Herrn Montecristo mit Vor- und Zunamen. (Wie ich das natürlich auch mache. Nur Nachname finde ich unpersönlich bis arrogant.) Die Mädels hingegen schreiben oft nur ihren Vornamen: "Hallo Herr Montecristo *** Mit freundlichen Grüßen, Steffi".

Für eine Deutung dieses Sachverhalts wäre ich dankbar.

[Maverick]

Lustigerweise ist dieses Gesprächsthema letzte Woche im Bekanntenkreis aufgetaucht, als wir von einer studentischen Bedienung im Pub gesiezt - hinterher aber geduzt wurden.

Für mich ist das mit dem "Duzen" auch total ungewohnt. Ich bin vor ca. einem Jahr berufsbedingt von einer förmlichen Großstadt in eine Studentenstadt gezogen.
Beruflich bin ich es gewohnt (außer von direkten Kollegen, aber da ist das in unserem Unternehmen immer so und zwar auf Gegenseitigkeit) gesiezt zu werden. Mit externen Kunden bin ich immer per Sie, selbst wenn sie mein Alter haben.
Aufgrund meines Alters könnte ich der typischer Student sein und die Mehrheit denkt wahrscheinlich auch, dass ich es bin. Trage ich nun Freizeitkleidung, werde ich auch in Cocktailbars oder Kneipen von Gleichaltrigen geduzt. Hier habe ich eigentlich gar nichts gegen, nur ist es für mich total ungewohnt und ich bin dann trotz des DUs immer zimelich förmlich - mein Beruf prägt mich da irgendwie.

Was ich aber gar nicht abkann ist, wenn ich beispielsweise in der Bahn von Senioren oder auch vom Schaffner geduzt werde oder wenn ich irgendwo ein Rechtsgeschäft (im privaten, nicht im beruflichen Bereich) abwickele. Die Bänker erlebe ich da immer als sehr formal, im Unitymedia- oder Vodafone-Shop sieht es da schon wieder anders aus.

Gerade bei den Senioren denke ich mir immer: "Okay, ihr seid schon alt und ich bin jung, aber trotzdem erwartet ihr ja auch, dass ich respektvoll mit euch umgehe". Nach einem "Kennen wir uns? Ich biete eigentlich nur Bekannten das Du an." sind aber in der Regel immer alle Unklarheiten beseitigt.

Bei Gleichaltrigen sage ich aber nie was, weil ich das gerade auch in der Studentenstadt besser finde. Trotzdem ändert es nichts daran, dass das für mich ziemlich komisch ist.

[Montecristo]

Für mich ist das mit dem "Duzen" auch total ungewohnt.

Dann kaufst Du nicht so häufig bei Ikea ein.

[janina]

Danke für Eure Antworten.

Ich denke mal, dass du das nicht über bewerten solltest. Der Zeitgeist geht ohnehin immer mehr zum "DU" über...

Das ist richtig, finde aber es kommt auf die Situation darauf an, z.B. ob Du jemanden nach dem Weg frägst, in der Kneipe bist oder einen Handy-Vertrag abschließt, in der Arbeitswelt stehst. Bei vielen Menschen macht es mir nichts aus, aber ich möchte nicht mit jedem per Du sein. Bei Fremden ist es einfach auch Höflichkeit, das Sie zu benutzen. Was ich seltsam finde, ich spreche die Personen mit Sie an und diese Antworten mit Du. Sie könnten das Sie ja auch übernehmen ???????
Hätte auch kein Problem damit, es den Personen zu sagen, aber bei Kurzbegegnungen im Alltag macht man es dann doch nicht. Vielleicht sollte ich fragen "Warum duzen Sie mich jetzt? Kennen Sie mich irgendwoher?

Ich bin so erzogen, dass man sich siezt bevor man das Du angeboten bekommt. Und das sollte vom Älteren ausgehen, wenn ein wesentlicher Altersunterschied vorhanden ist.

"
Ich auch.

Während des Studiums ist mir das auch gar nicht so aufgefallen, da waren alle per Du, außer den Dozenten gegenüber wurde das Sie verwendet, aber auch da gab es Ausnahmen. Und in Uni-Städten scheinen sich die Menschen im Alltag generell eher zu duzen, im Bus usw..
Ich find es in der Arbeitswelt auch gut, wenn man unter Kollegen den Vornamen benutzt und Sie. Hat beides, Teamgeist und respektvollen Abstand.
Ein Studentenoutfit habe ich nicht, aber wahrscheinlich kleide ich mich eher "jünger" (sagt zumindest meine Mutter, aber die hat eh einen anderen Modegeschmack ).

[Maverick]

Für mich ist das mit dem "Duzen" auch total ungewohnt.

Dann kaufst Du nicht so häufig bei Ikea ein.

So schaut's aus. Da war ich mal als Kind. Weil ich zwei linke Hände habe bevorzuge ich das Möbelhaus mit Komplettpreisen inklusive Aufbau. Meine Wohnung war so in zwei Stunden aufgebaut, ich hätte schon drei Wochen gebraucht

[klecks]

Also, ich schlingere bei dem Thema ziemlich.

Mir persönlich macht weder das Sie, noch das Du etwas aus. Was mir Unwohlsein bereitet, ist, wenn mir Jüngere (aber Erwachsene!) anbieten, ich könne sie gern duzen, sie mich aber weiterhin siezen. Das finde ich zu hierarchisch.

Von manchem Sie fühle ich mich etwas auf Distanz gehalten. Dabei muss das gar nicht so gemeint sein.

In meinem Job muss ich oft herausspüren, ob ein Sie oder ein Du angebrachter ist. Meist bin ich in der Position, es vorschlagen zu müssen. Es begegnet mir auch häufig, dass sich Leute erst mit Du und Vornamen vorstellen, ich mache es ebenso. Wie plaudern eine Weile. Dann bekommen sie meine Position mit und wechseln auf den Nachnamen und das Sie. Dann weiß ich manchmal auch nicht ... Meist tue ich es ihnen nach und gehe davon aus, dass man sich nicht von mir distanzieren will, sondern mir meiner Position wegen Respekt entgegenbringt.

[Automobilist]

Vermutlich bin ich einmal mehr altbackig...ich mag so etwas überhaupt nicht, irgendwie respektlos. Wenn ich geduzt werden möchte, so biete ich das selbst an, sonst normalerweise nicht. Irgendwie finden die Leute das heutzutage wohl " locker " - ich kann damit aber nichts anfangen und gehe auch nicht darauf ein, beträfe es mich denn. Ausnahme : Forum.

[Hoppala]

Für mich heißt "Du" Augenhöhe und Wertschätzung
"Sie" zeigt Distanz.

Ich wurde so erzogen, generell jeden Erwachsenen außer meine Eltern und Großeltern zu Siezen.
An der Schule gab es dann in der Oberstufe Diskussionen dazu. Die Lehrerschaft hat entschieden, es jedem Lehrer selbst zu überlassen, wie er angesprochen werden will. Das Gleiche galt natürlich für die Schüler. Einige Lehrer boten das du an. So lernte ich, dass es von der Person abhängt, und nicht von irgendeinem Alter, Status oder sonstigen äußeren Kriterien.

Dass "offizielle" Situationen wie Beruf, Behördengang, Polizei etc. sowieso immer noch was anderes sind, war mir auch klar.

Je älter man wird, um so mehr Freunde werden Erwachsene. Die duzt man. Im Sporttverein wurde mir gesagt: Unter Sports- und Vereinskameraden duzt man sich natürlich. Das Alter spielt keine Rolle. Das fand ich gut.

An der Uni war das Du die Regel. Bei einigen Dozenten / Professoren war schon vom Auftreten her klar, dass sie gesiezt werden möchten. Wenn man da mal falsch lag, haben sie es gesagt.

Im Job war es ganz unterschiedlich. Manche Kollegen und Vorgesetzte, Chefs wollte gesiezt werden, andere nicht. Mir war es eigentlich egal, solange es beidseits war.

Im Norden Deutschlands gibt es die alte Tradition, nur in besonderen Respektssituationen das Sie zu benutzen. Natürlich ist das heute keine echte Regel mehr, weil so viele Nicht-Nördliche hier wohnen und solche Traditionen sich in der Moderne auflösen.
Aber generell habe ich, seit iich hier lebe, eine zunehmende Tendenz, Menschen zu duzen. Einfach so, weil ich sie auf Augenhöhe erleben will. Für mich ist es ein Signal: Ich nehme dich nicht als Funktionsträger war ("Sie"), sondern als Mensch. Lass uns menschlich mitieinander umgehen, "du".

Anders als oft dargestellt, ist das Du in dieser Form also nicht herabsetzend, sondern wertschätzend. "Lass uns als Menschen miteinander klarkommen". Während "Sie" eher heißt: "Wir begenen uns als Funktionsträger, die Regeln entscheiden, aber wie es dir dabei geht, ist mir letztlich egal."
Woran man den Unterschied zwischen einem "herabsetzenden" udn einem "wertschätzenden" Du merkt? An der Art, wie es ausgesprochen wird. Am Blick und der Herzlichkeit. An der Art, wie der weitere Kontakt verläuft.

Entsprechend mag ich eigentlich nicht gern "gesiezt" weden, es sei denn, ich möchte sowieso, dass die Begegnung mit diesem speziellen Menschen bitte nur so kurz wie möglich ist. "Sie! Sie machen btte schnell wieder die Fliege, ja?" - Was nicht heißt, dass ich jedem, mit dem ich mich duze, unbedingt länger nahe sein möchte.

[Sonnenklar]

Mir ist das Siezen auch deutlich lieber als gleich das Duzen und ich bin damit auch äußerst sparsam und zurückhaltend.

Siezen bedeutet für mich Abstand zu dem Anderen und somit auch Sicherheit.

Wenn jemand mich gleich Duzt, dann bleibe ich meistens weiter beim Sie oder wenn es mir zu Unangenehm ist, dann frage ich ihn auch, ob wir uns kennen oder schon so gut kennen, dass man sich Duzen kann. Meistens ist die andere Seite dann so verdutzt darüber, dass er mich gleich wieder Siezt oder auch komisch anguckt und weggeht, aber ich kann damit gut leben.

Außerdem muss ich wenn diese Situation ist auch an den Spruch denken, Du A...loch sagt man leichter, als Sie A...loch und da ist für mich auf jeden Fall was dran.

Aber es gibt natürlich auch Gegebenheiten wie hier das Forum oder auch generell im Netz, wo man sich gleich Duzt, aber da ist man ja doch noch einigermaßen Anonym und kann aussteigen wann man will.

Also die heutige Gesellschaft mit dem gleich Duzen, egal ob im Privatleben oder Berufsleben, geht mir auch ziemlich auf den Sack, gewisser Abstand tut immer gut, für mich auf jeden Fall.

[Darth Bane]

Ich denke mal, dass du das nicht über bewerten solltest. Der Zeitgeist geht ohnehin immer mehr zum "DU" über..
Was ich sogar eigentlich ziemlich angenehm finde.

Das sehe ich genauso. In der lokalen Sparkassenfiliale duzen sich auch alle gegenseitig, bis auf die Azubis natürlich. Selbst der Filialleiter wird von den Angestellten mit Du angesprochen.

[klecks]

Ich entnehme diesem Thread auch, dass es ganz unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe und Distanz gibt. Was der eine als "Sicherheitsabstand" empfindet, empfindet die andere als "Auf Distanz gehalten".

Da ich - ähnlich wie Hoppala - auch regionale Unterschiede sehe, zusätzlich zu den individuellen, gibt es auch viel unbewusstes Konfliktpotential, wenn man von einer Region Deutschlands in eine weit entfernte zieht. Eben auch dadurch, dass man mit dem reinen Tun eines anderen falsche eigene Bewertungen verknüpft. Sprich: Einer, der gern Abstand hält, ist nicht gleich automatisch distanziert und lehnt einen ab. Und jemand, der schnell nahe kommt, ist nicht gleich übergriffig und aufdringlich. Es könnte sein, dass er in seinem Wertesystem einfach Offenheit und Zugewandtheit zeigt.

Was für mich wieder einmal heißt: Es geht nichts über zeitnahe, offene und authentische Kommunikation.