Türkei: Profit durch Kinderhände

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Einsamer Igel
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Türkei: Profit durch Kinderhände

Beitrag von Einsamer Igel »

Möchtet ihr bei stickigen 38 Grad in einer Plantage Haselnüsse ernten? Noch dazu als Kind?
Sehe grad einen Beitrag über Kinderarbeit in der Türkei. Ferrero (Kinderschokolade u.a.) profitiert von Kinderarbeit unter extremen Bedingungen. Nix neues, aber kauft irgendwer deshalb keine Ferrero oder Nestlé Produkte? Maximal über Palmöl wird sich aufgeregt.

Türkei: Profit durch Kinderhände

Kinderarbeit ist in der Türkei verboten – doch das türkische Statistikinstitut zählt knapp eine Million Kinder zwischen 6 und 17 Jahren, die arbeiten. Die Hälfte davon zieht mit ihren Eltern als Helfer von Ernte zu Ernte, etwa um Haselnüsse zu pflücken. Die Familien brauchen das Geld zum Überleben und die Bauern brauchen billige Arbeitskräfte – denn die Einkäufer etwa von Nestlé und Ferrero haben, ganz im Sinne der Verbraucher, ein Interesse an niedrigen Preisen für die Haselnüsse.

Bei 38 Grad im Schatten hängen sich die Kinder an einem Steilhang in die Zweige der Büsche, schütteln die Nüsse ab und sammeln sie auf. Nuss für Nuss, zwölf Stunden am Tag, bis sie dann abends im Endspurt die vielen 20-Kilo-Säcke den Berg hoch ins Lager schleppen. Das geht so monatelang in der Erntezeit, ohne Schulunterricht, nur Arbeit, gemeinsam mit den Eltern. Die meisten kommen aus den kurdischen Gebieten, aus den Dörfern, die die Armee im Kampf gegen die PKK zerstört hat. Dass die Kinder bei der Arbeit auf dem Feld mithelfen, ist dort Tradition. Aber die pure Not treibt die Eltern dazu, ihre Kinder weit über das übliche Maß hinaus zur Arbeit zu schicken.

Die Türkei liefert 70 Prozent der Haselnüsse auf dem Weltmarkt – dass Kinder dort schon jahrzehntelang ausgebeutet werden, das wurde vor gut drei Jahren zum ersten Mal bekannt. Seitdem gibt es erste Bemühungen - auch der Weltkonzerne Nestlé und Ferrero - den Eltern und den Kindern wenigstens mit Pilotprojekten zu helfen. Die ARTE-Reporter zeigen, wie schwer es noch immer in der täglichen Praxis ist, das Verbot der Kinderarbeit in der Türkei wirklich umzusetzen.

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Mannanna
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Mannanna »

Einsamer Igel hat geschrieben:Möchtet ihr bei stickigen 38 Grad in einer Plantage Haselnüsse ernten? Noch dazu als Kind?
Sehe grad einen Beitrag über Kinderarbeit in der Türkei. Ferrero (Kinderschokolade u.a.) profitiert von Kinderarbeit unter extremen Bedingungen. Nix neues, aber kauft irgendwer deshalb keine Ferrero oder Nestlé Produkte? Maximal über Palmöl wird sich aufgeregt.

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Kinderarbeit ist in der Türkei verboten – doch das türkische Statistikinstitut zählt knapp eine Million Kinder zwischen 6 und 17 Jahren, die arbeiten. Die Hälfte davon zieht mit ihren Eltern als Helfer von Ernte zu Ernte, etwa um Haselnüsse zu pflücken. Die Familien brauchen das Geld zum Überleben und die Bauern brauchen billige Arbeitskräfte – denn die Einkäufer etwa von Nestlé und Ferrero haben, ganz im Sinne der Verbraucher, ein Interesse an niedrigen Preisen für die Haselnüsse.

Bei 38 Grad im Schatten hängen sich die Kinder an einem Steilhang in die Zweige der Büsche, schütteln die Nüsse ab und sammeln sie auf. Nuss für Nuss, zwölf Stunden am Tag, bis sie dann abends im Endspurt die vielen 20-Kilo-Säcke den Berg hoch ins Lager schleppen. Das geht so monatelang in der Erntezeit, ohne Schulunterricht, nur Arbeit, gemeinsam mit den Eltern. Die meisten kommen aus den kurdischen Gebieten, aus den Dörfern, die die Armee im Kampf gegen die PKK zerstört hat. Dass die Kinder bei der Arbeit auf dem Feld mithelfen, ist dort Tradition. Aber die pure Not treibt die Eltern dazu, ihre Kinder weit über das übliche Maß hinaus zur Arbeit zu schicken.

Die Türkei liefert 70 Prozent der Haselnüsse auf dem Weltmarkt – dass Kinder dort schon jahrzehntelang ausgebeutet werden, das wurde vor gut drei Jahren zum ersten Mal bekannt. Seitdem gibt es erste Bemühungen - auch der Weltkonzerne Nestlé und Ferrero - den Eltern und den Kindern wenigstens mit Pilotprojekten zu helfen. Die ARTE-Reporter zeigen, wie schwer es noch immer in der täglichen Praxis ist, das Verbot der Kinderarbeit in der Türkei wirklich umzusetzen.
Vor nahezu dreißig Jahren ( :shock: meine Güte, wie die Zeit vergeht...) haben ein paar Kumpel und ich mal versucht, Nestle zu boykottieren. Wegen unfair gehandeltem Kaffee, Kinderarbeit und aus allgemeiner Revoluzzerstimmung. Versuch's ruhig mal: Du verhungerst. Weil Nestle und die Tochterfirmen fast überall im Nahrungssektor die Finger drin haben. Da kann der Verbraucher auch gar nichts ändern, sondern die EU muß die Türkei irgendwie dazu zwingen, die bestehenden Gesetze auch durchzusetzen.

Das selbe ist's mit Klamotten aus Bangladesh. Da ist auch jeder empört über Ausbeutung und Kinderarbeit, und geht dann erstmal bei KIK und Primark einkaufen, weil es da ja alles so günstig gibt... Wobei C&A, Karstadt, Quelle usw genauso mit drinstecken.

Das schlimme dabei ist: Die Kinderarbeit ist für die Familien notwendig, weil oft das Einkommen der Kinder erheblich zum Auskommen der Familie beiträgt. Der Sohn arbeitet halt billiger als der Vater und hat deshalb öfter einen Job als der Vater. Würde z.B. die Türkei jetzt Kinderarbeit unterbinden und die Plantagenbesitzer (oder die Sweat-Shops in Bangladesh) müßten Erwachsene beschäftigen, würde die Nußschokolade hier plötzlich mindestens 4€ kosten (der Kakao wird schließlich auch mittels Ausbeutung/KInderarbeit angebaut/geerntet.) und das T-Shirt 40€.
Und dann möchte ich die ganzen Verbraucher hören, die sich jetzt noch über Kinderarbeit und Ausbeutung echauffieren...
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Montecristo »

Einsamer Igel hat geschrieben:Möchtet ihr bei stickigen 38 Grad in einer Plantage Haselnüsse ernten?
Ich fahre jeden Tag hier an den Feldern vorbei, auf denen die Saison-Arbeiter aus Osteuropa schaffen.
Die kriegen hoffentlich ihren Mindestlohn. Ansonsten dürfte es nicht viel lustiger sein als in der Türkei.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von NBUC »

Mannanna hat geschrieben: Das schlimme dabei ist: Die Kinderarbeit ist für die Familien notwendig, weil oft das Einkommen der Kinder erheblich zum Auskommen der Familie beiträgt. Der Sohn arbeitet halt billiger als der Vater und hat deshalb öfter einen Job als der Vater. Würde z.B. die Türkei jetzt Kinderarbeit unterbinden und die Plantagenbesitzer (oder die Sweat-Shops in Bangladesh) müßten Erwachsene beschäftigen, würde die Nußschokolade hier plötzlich mindestens 4€ kosten (der Kakao wird schließlich auch mittels Ausbeutung/KInderarbeit angebaut/geerntet.) und das T-Shirt 40€.
Und dann möchte ich die ganzen Verbraucher hören, die sich jetzt noch über Kinderarbeit und Ausbeutung echauffieren...
Und plötzlich wäre eine breite Kleidungsindustrie in Deutschland wieder machbar, wenn natürlich am Ende imme rnoch zu einem höheren Preis als jetzt. Aber spätestens dann dürfte man sich wohl auf die nächste Welle "Flüchtlinge" einstellen, die gutmenschlich ein Recht auf Alimentierung haben - diesmal weil wir sie nicht ausbeuten udn ihnen damit die Lebensgrundlage entzogen haben.

Letztlich ist das ein Preisdumping, dessen Profite sich Unternehmer aber eben auch die entsprechenden Arbeiter einstecken. Wobei man das den Arbeitern nicht zum moralischen Vorwurf machen kann, haben sie doch kaum Alternativen für ihren Lebensuunterhalt.
Das gilt aber eben auch für diejenigen, welche die Klamotten kaufen und eben nicht das Geld für lokale Handarbeit haben. Was von der teureren, industriellen Markenware nun reell produziert worden ist, ist ja auch nicht nachvollziehbar.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Versingled »

Mannanna hat geschrieben: Vor nahezu dreißig Jahren ( :shock: meine Güte, wie die Zeit vergeht...) haben ein paar Kumpel und ich mal versucht, Nestle zu boykottieren. Wegen unfair gehandeltem Kaffee, Kinderarbeit und aus allgemeiner Revoluzzerstimmung. Versuch's ruhig mal: Du verhungerst. Weil Nestle und die Tochterfirmen fast überall im Nahrungssektor die Finger drin haben. Da kann der Verbraucher auch gar nichts ändern, sondern die EU muß die Türkei irgendwie dazu zwingen, die bestehenden Gesetze auch durchzusetzen.
Die EU wird den Teufel tun ... erstens mal, weil sie sich den Konzernen verpflichtet fühlt (Du glaubst doch nicht, dass sie zum Wohl der Menschen da ist?) und zweitens, weil der grosse Bruder ja nicht möchte, dass man die Türkei ärgert, weil man da ja Stützpunkte unterhält wegen Putin und so ...
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Mannanna »

NBUC hat geschrieben:
Mannanna hat geschrieben: Das schlimme dabei ist: Die Kinderarbeit ist für die Familien notwendig, weil oft das Einkommen der Kinder erheblich zum Auskommen der Familie beiträgt. Der Sohn arbeitet halt billiger als der Vater und hat deshalb öfter einen Job als der Vater. Würde z.B. die Türkei jetzt Kinderarbeit unterbinden und die Plantagenbesitzer (oder die Sweat-Shops in Bangladesh) müßten Erwachsene beschäftigen, würde die Nußschokolade hier plötzlich mindestens 4€ kosten (der Kakao wird schließlich auch mittels Ausbeutung/KInderarbeit angebaut/geerntet.) und das T-Shirt 40€.
Und dann möchte ich die ganzen Verbraucher hören, die sich jetzt noch über Kinderarbeit und Ausbeutung echauffieren...
Und plötzlich wäre eine breite Kleidungsindustrie in Deutschland wieder machbar, wenn natürlich am Ende imme rnoch zu einem höheren Preis als jetzt. Aber spätestens dann dürfte man sich wohl auf die nächste Welle "Flüchtlinge" einstellen, die gutmenschlich ein Recht auf Alimentierung haben - diesmal weil wir sie nicht ausbeuten udn ihnen damit die Lebensgrundlage entzogen haben.
.
Die arbeiten dann eben n der breiten Kleidungsindustrie. Sind ja schon gelernte Fachkräfte seit Kindesbeinen...
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Einsamer Igel »

Mannanna, möglicherweise geht das heute soagr besser als noch vor 30 Jahren. Es scheint zumindest viel mehr Fairtrade-Produkte zu geben. Auf Schokolade findet man heute überall UTZ Certified. Wie viel das wert ist, weiß ich aber auch nicht. Mir scheint: nicht viel. Denn der Stempel prangt auf jeder Billigschokolade im Discounter...

Ich habe dasselbe vor 20 Jahren versucht. Und es war schon erstaunlich, wie weit verästelt so ein Unternehmen ist.

In dem Haselnussbericht wurde erwähnt, dass die Wanderarbeiter auf den Haselnuss-, Baumwoll- und Aprikosenplantagen der Türkei jeder denselben Lohn bekommen, genannt wurden 13 Euro für 12 Stunden Arbeit. Egal ob Kind oder Erwachsener. Es hat politische Dimensionen, denn die Wanderarbeiter sind Kurden aus dem Süden der Türkei, die seit der PKK-Zerschlagung kaum mehr eine andere Wahl haben. Arbeitsplätze scheint es auch keine anderen zu geben, etwa in Fabriken. Um Familien zu ernähren, sei es notwendig, auch die Kinder mitarbeiten zu lassen. In den Fällen, wo durch Kinderschutzbemühungen Kinderarbeit abgeschafft werde, würde auch die Arbeit der Eltern/erwachsenen Angehörigen wegfallen.
Etwa auf einer Plantage, die statt türkischer Sträucher importierte nordamerikanische Bäume beerntet. Dort genügen wenige Arbeiter, der Ertrag ist zudem höher (die Nüsse sind auch größer, nehme ich mal an). Es gibt auch Einzelfälle, wo Plantagenbesitzer Arbeiter erst ab 17 Jahren beschäftigen. Wo dann eine Schule die jüngeren Kinder tagsüber beschäftigt (zumindest für 5 Stunden).

Produkte wie Schokolade und Kleidung, aber auch Elektronik und Fleisch... sind in den letzten Jahrzehnten immer billiger geworden. Der Verbraucher gewöhnt sich daran, er orientiert sich stets am günstigsten Preis. Geiz ist geil. Dass das aber keine nachhaltige Weltsicht ist... ist vielen entweder nicht bewusst oder schlicht egal. Das ist eine Abwärtsspirale, die weltweit solches Leid erzeugt... nur damit wir hier für utopische Preise unserer Konsumgelüste fröhnen können. Abartig.

Man versucht, über die Konsumenten die Hersteller zu beeinflussen. Da wird dann Kinderarbeit hervorgehoben, weil Kinder ja ach so sentimental belegt sind. genauso wie Gorillababys, die fein zermalen in Kitkat-Riegeln stecken. Was soll man dazu sagen... sie schmecken saugut?
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von schmog »

Geiz ist geil! Das kann man wohl sagen.

Hier im Kaff bin ich als nicht vermögender, nichtmobiler Kunde gezwungen im teuren Laden einzukaufen.
Meinem mobilen, vermögenden Nachbar ist das natürlich viel zu teuer, und er fährt mit seiner Karre lieber auswärts zum einkaufen, wo es billiger ist .....

Fazit: Die es finanziell nötig hätten billig einzukaufen, haben kaum eine vernünftige Möglichkeit dazu.
Zuletzt geändert von schmog am 09 Aug 2015 08:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Mannanna »

Einsamer Igel hat geschrieben: Mannanna, möglicherweise geht das heute soagr besser als noch vor 30 Jahren. Es scheint zumindest viel mehr Fairtrade-Produkte zu geben. Auf Schokolade findet man heute überall UTZ Certified. Wie viel das wert ist, weiß ich aber auch nicht. Mir scheint: nicht viel. Denn der Stempel prangt auf jeder Billigschokolade im Discounter...

Ich habe dasselbe vor 20 Jahren versucht. Und es war schon erstaunlich, wie weit verästelt so ein Unternehmen ist.

In dem Haselnussbericht wurde erwähnt, dass die Wanderarbeiter auf den Haselnuss-, Baumwoll- und Aprikosenplantagen der Türkei jeder denselben Lohn bekommen, genannt wurden 13 Euro für 12 Stunden Arbeit. Egal ob Kind oder Erwachsener. Es hat politische Dimensionen, denn die Wanderarbeiter sind Kurden aus dem Süden der Türkei, die seit der PKK-Zerschlagung kaum mehr eine andere Wahl haben. Arbeitsplätze scheint es auch keine anderen zu geben, etwa in Fabriken. Um Familien zu ernähren, sei es notwendig, auch die Kinder mitarbeiten zu lassen. In den Fällen, wo durch Kinderschutzbemühungen Kinderarbeit abgeschafft werde, würde auch die Arbeit der Eltern/erwachsenen Angehörigen wegfallen.
Ohne die Kinderarbeit müßte der Plantagenbesitzer dem alleinverdienenden Vater mehr als 13 Euro zahlen (damit die Familie über die Runden kommt) und müßte mehr Erwachsene (für mehr als 13 Euro) einstellen, weil ja die Kinder wegfallen.
Könntest du dir dann noch Nußschokolade leisten?
Einsamer Igel hat geschrieben: Etwa auf einer Plantage, die statt türkischer Sträucher importierte nordamerikanische Bäume beerntet. Dort genügen wenige Arbeiter, der Ertrag ist zudem höher (die Nüsse sind auch größer, nehme ich mal an).
Da kommt der Naturschutz mit der Erhaltung der Artenvielfalt unter den Nüssen. Vielleicht könnte man per Gentechnik auch den Super-Nußstrauch entwickeln und Monsanto freut sich...
Einsamer Igel hat geschrieben: Es gibt auch Einzelfälle, wo Plantagenbesitzer Arbeiter erst ab 17 Jahren beschäftigen. Wo dann eine Schule die jüngeren Kinder tagsüber beschäftigt (zumindest für 5 Stunden).

Produkte wie Schokolade und Kleidung, aber auch Elektronik und Fleisch... sind in den letzten Jahrzehnten immer billiger geworden. Der Verbraucher gewöhnt sich daran, er orientiert sich stets am günstigsten Preis. Geiz ist geil. Dass das aber keine nachhaltige Weltsicht ist... ist vielen entweder nicht bewusst oder schlicht egal. Das ist eine Abwärtsspirale, die weltweit solches Leid erzeugt... nur damit wir hier für utopische Preise unserer Konsumgelüste fröhnen können. Abartig.
Ja, irgendwie schon. Aber wie oft gab es hier schon im Ich esse-Thread oder in einem Rezepte-Thread was mit Nüssen und Schokolade? Immer mit Lach- und Lecker- Smilies? Würde es uns wirklich scheren, wie die Produkte zu uns kommen, würde es das nicht geben. Kurz: Im Prinzip ist's uns doch scheißegal...
Einsamer Igel hat geschrieben: Man versucht, über die Konsumenten die Hersteller zu beeinflussen. Da wird dann Kinderarbeit hervorgehoben, weil Kinder ja ach so sentimental belegt sind. genauso wie Gorillababys, die fein zermalen in Kitkat-Riegeln stecken. Was soll man dazu sagen... sie schmecken saugut?
Gorilla-Babys in KitKat? Wo steht das denn?
btw: Gerade gestern habe ich noch KitKat gegessen... schmeckt saugut...
Zuletzt geändert von Mannanna am 09 Aug 2015 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von NBUC »

Mannanna hat geschrieben:
Die arbeiten dann eben n der breiten Kleidungsindustrie. Sind ja schon gelernte Fachkräfte seit Kindesbeinen...
Diese revitalisierte Bekleidungsindustrie würde aber eben nicht durch zehntausende, nun einfach höher bezahlte und unter deutschen Umwelt- und Sozialstandards geführte einfache Handarbeitsjobs erfolgen, sondern durch erheblich weniger zählende Fachkräfte, welche primär mit Maschinen arbeiten. Denn das wäre, was es erlauben würde die Preise nicht gänzlich ins exorbitante schießen zu lassen.

Zum Kakao lese ich gerade das 90% der Ernte von Kleinbauernstellen kämen. Damit liegt dort die Verantwortlcihkeit für die Arbeitsbedingungen eben nicht bei großen Farmen.
Das Problem da scheint eher in der mangelnden Organisation vor Ort zu bestehen, welche dazu führen, dass die einzelnen Produzenten in ihrem Einkommen starken Schwankungen unterliegen je nach Weltmarktpreis, Bohnenqualität und auch Marktkraft des kleinen, spezialisierten Bauern gegen die großen Abnehmer.
In guten Jahren verdienen die wohl ganz gut, bekommen aber existentielle Nöte, wenn die Kurve nach unten zeigt.
Zuletzt geändert von NBUC am 09 Aug 2015 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von w82nrw »

Mannanna hat geschrieben:Gorilla-Babys in KitKat? Wo steht das denn?
btw: Gerade gestern habe ich noch KitKat gegessen... schmeckt saugut...
es geht darum dass in kitkat Palmöl verwendet wird, manche machen dann daraus: https://www.youtube.com/watch?v=IzF3UGOlVDc
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Mannanna »

NBUC hat geschrieben:
Mannanna hat geschrieben:
Die arbeiten dann eben n der breiten Kleidungsindustrie. Sind ja schon gelernte Fachkräfte seit Kindesbeinen...
Diese revitalisierte Bekleidungsindustrie würde aber eben nicht durch zehntausende, nun einfach höher bezahlte und unter deutschen Umwelt- und Sozialstandards geführte einfache Handarbeitsjobs erfolgen, sondern durch erheblich weniger zählende Fachkräfte, welche primär mit Maschinen arbeiten. Denn das wäre, was es erlauben würde die Preise nicht gänzlich ins exorbitante schießen zu lassen.
Ja, natürlich (paßte aber gerade gut mit den facharbeitern von Kindesbeinen... Schließlich braucht Deutschland ganz dringend zuwanderne Fachkräfte...)
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Einsamer Igel »

w82nrw hat geschrieben:
Mannanna hat geschrieben:Gorilla-Babys in KitKat? Wo steht das denn?
btw: Gerade gestern habe ich noch KitKat gegessen... schmeckt saugut...
es geht darum dass in kitkat Palmöl verwendet wird, manche machen dann daraus: https://www.youtube.com/watch?v=IzF3UGOlVDc
Genau. Du warst schneller. ;)

Aber es sind Orang Utans! Hab mich vertan. Naja, großer Affe halt.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Birdfood »

Mannanna hat geschrieben: ... und die Plantagenbesitzer (oder die Sweat-Shops in Bangladesh) müßten Erwachsene beschäftigen, würde die Nußschokolade hier plötzlich mindestens 4€ kosten (der Kakao wird schließlich auch mittels Ausbeutung/KInderarbeit angebaut/geerntet.) und das T-Shirt 40€.
Das glaube ich nicht, die Lebenshaltungskosten in den Ländern sind deutlich geringer als bei uns. Ich schätze mal, daß es ungefähr die Hälfte davon wäre, also Nußschokolade ca. 2€ und ein T-Shirt ca. 15 bis 20€, das wäre auch noch bezahlbar, wenn man mal von dem Überfluss-Wegwerf-Konsum wegkommt.
I can´t find on google but it´s delicious
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Einsamer Igel »

Mannanna hat geschrieben:Könntest du dir dann noch Nußschokolade leisten?
Wenn Kakao und Nüsse 4x so teuer wären wie heute, könnten sich die meisten Leute das noch locker leisten. Selbst ich würde dann noch gelegentlich Schokolade kaufen. Ist ja schließlich kein Grundnahrungsmittel.

Viel schlimmer finde ich da die hohen Preise für tatsächliche Lebensmittel... (Unterschied zu Nahrungsmitteln: Verarbeitungsgrad).
Zuletzt geändert von Einsamer Igel am 09 Aug 2015 09:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Mannanna »

NBUC hat geschrieben: Zum Kakao lese ich gerade das 90% der Ernte von Kleinbauernstellen kämen. Damit liegt dort die Verantwortlcihkeit für die Arbeitsbedingungen eben nicht bei großen Farmen.
Das Problem da scheint eher in der mangelnden Organisation vor Ort zu bestehen, welche dazu führen, dass die einzelnen Produzenten in ihrem Einkommen starken Schwankungen unterliegen je nach Weltmarktpreis, Bohnenqualität und auch Marktkraft des kleinen, spezialisierten Bauern gegen die großen Abnehmer.
In guten Jahren verdienen die wohl ganz gut, bekommen aber existentielle Nöte, wenn die Kurve nach unten zeigt.
Soweit ich weiß (recherchiere ich jetzt aber nicht), leben diese Kleinbauern aber nur als Pächter auf dem Land eines Großgrundbesitzers. Irgendwie auch nichts anderes als Leibeigenschaft...
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Einsamer Igel »

NBUC hat geschrieben: Zum Kakao lese ich gerade das 90% der Ernte von Kleinbauernstellen kämen. Damit liegt dort die Verantwortlcihkeit für die Arbeitsbedingungen eben nicht bei großen Farmen.
Das Problem da scheint eher in der mangelnden Organisation vor Ort zu bestehen, welche dazu führen, dass die einzelnen Produzenten in ihrem Einkommen starken Schwankungen unterliegen je nach Weltmarktpreis, Bohnenqualität und auch Marktkraft des kleinen, spezialisierten Bauern gegen die großen Abnehmer.
In guten Jahren verdienen die wohl ganz gut, bekommen aber existentielle Nöte, wenn die Kurve nach unten zeigt.

Auch das war in dem Bericht genannt. Früher konnten die Plantagenbesitzer wohl gut von dem Ertrag leben, denn sie gaben den Preis vor (wie lang mag das her sein? :gruebel:). Heute gibt der Weltmarkt die Preise vor. Und wer kontrolliert den? Nicht der unorganisierte Kleinbauer. Genossenschaften können helfen, die Lage der Kleinbauern ein bisschen besser zu machen. Fair sieht aber immer noch anders aus.
Letztendlich sind es auch nicht die Verbraucher, die da steuernd eingreifen können. Denn wenn kein gutes Geschäft mehr zu machen ist, wird ein Produktionszweig eher fallen gelassen, als zu menschenwürdigen Verhältnissen zurückgekehrt...
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Mannanna »

w82nrw hat geschrieben:
Mannanna hat geschrieben:Gorilla-Babys in KitKat? Wo steht das denn?
btw: Gerade gestern habe ich noch KitKat gegessen... schmeckt saugut...
es geht darum dass in kitkat Palmöl verwendet wird, manche machen dann daraus: https://www.youtube.com/watch?v=IzF3UGOlVDc
Die Palmöl-Plantagen dienen aber doch mehrheitlich zur Ethanolherstellung als Benzin-Zusatz? Was war das noch vor vier Jahren mit der E10-Einführung, wegen der landwirtschaftliche Anbauflächen zur Nahrungsmittelerzeugung wegfallen und deshalb der Hunger weltweit zunimmt?
Gut, fast zeitgleich kam Fracking auf, aber damit sind wir ja auch nicht einverstanden...

Edit: Vor Fracking war der Benzinpreis viel höher als jetzt, aber gegen sinkende Benzinpreise habe ich noch niemanden protestieren gehört.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von NBUC »

Weltmarktpreise? Angebot und Nachfrage.

Wobei gerade beim Kakao und anderen unverarbeiteten Rohstoffen die Auswirkung der reinen Rohstoffbesorgung nicht so extrem ins Gewicht fallen würde: Nach Tradefair ist der Anteil dabei 6% am Ladenpreis.
Wie realistisch deren Kalkulation ist wäre noch zu prüfen, fehlen doch die Steuern komplett in der Rechnung. Die war z.B. 1980 auch noch 6% niedriger als heute.
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Re: Erkenntnis des Tages

Beitrag von Einsamer Igel »

Mannanna hat geschrieben:Die Palmöl-Plantagen dienen aber doch mehrheitlich zur Ethanolherstellung als Benzin-Zusatz?
Laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe wurde 2011 das weltweit produzierte Palm- und Palmkernöl etwa zu 68 % für Nahrungsmittel (z. B. Margarine, Salat- und Kochöl), etwa 27 % für industrielle Zwecke (z. B. Reinigungsmittel, Kosmetik, Kerzen) und 5 % für die Energiegewinnung verwendet.[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Palm%C3%B6l#Verwendung

Etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl. Doch mit dem Einkauf von Margarine, Pizza, Schokoriegel, Waschmittel, Cremes oder Lippenstift entscheiden wir auch über das Schicksal bedrohter Arten wie Orang-Utan oder Tiger - und des Regenwaldes.

Palmöl ist mit einem Anteil von einem Drittel am globalen Gesamtverbrauch das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Denn Palmöl ist billig und vielseitig verwendbar: bei Zimmertemperatur von fester Konsistenz und frei von schädlichen Transfettsäuren. Margarine, Schokolade, Kuchen, Kekse, Chips, Teig und Brötchen, Suppen, Saucen, Pommes Frites und Fertiggerichten, in alldem steckt Palmöl. Ob ein Lebensmittel Palmöl enthält, verraten Bezeichnungen wie „pflanzliches Öl“ oder „vegetabiles Fett“.

Palmkernöl ist Bestandteil von Hautcreme, Seife, Sonnenmilch, Körperlotion, Lippenstift und anderen Kosmetikprodukten. Aus Palmkernöl können Tenside hergestellt werden, die in Duschgels, Shampoos und in Wasch- und Reinigungsmitteln stecken. Palm- oder Palmkernöl ist zudem in Schmiermitteln, Kerzen, Farben und Lacken enthalten. Fünf Prozent der Palmöl-Ernte werden weltweit als Rohstoff für die Strom- und Wärmeproduktion und als Biokraftstoff genutzt – mit steigender Tendenz. Vor allem in den bevölkerungsreichen Staaten Asiens – Indien und China – decken viele Menschen ihren täglichen Fettbedarf mit Palmöl.

Die stetig wachsende Nachfrage auf dem Weltmarkt führt dazu, dass für Palmölplantagen in großem Stil tropische Wälder gerodet werden. Angebaut wird die Ölpalme heute hauptsächlich in Indonesien und Malaysia, aber auch in Südamerika und Afrika. Seit 1990 hat sich die Fläche für Ölpalmen weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht. Palmölplantagen bedecken weltweit inzwischen zwölf Millionen Hektar Fläche. Das ist etwa ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland. Die Liste der Naturschäden ist lang: Riesige Monokulturen bedrohen die biologische Vielfalt und rauben Arten wie Orang-Utan und Tiger den Lebensraum.

Regenwälder auf Torfmoorböden sind gigantische Kohlenstoffspeicher. Sie enthalten bis zu 50-mal mehr Kohlenstoff als eine gleichgroße Fläche „normalen“ Regenwaldes. Tropische Torfmoorwälder gibt es vor allem in Indonesien, meist in tiefliegenden, küstennahen Gebieten auf Sumatra, Borneo und Neuguinea. Werden sie bei der Einrichtung von Palmölplantagen trockengelegt, werden Treibhausgase frei. Indonesien ist dadurch zum drittgrößten Treibhausgas-Emittenten der Erde geworden.

Trotzdem ist Palmöl grundsätzlich kein schlechtes Öl. Mit Palmöl kann auf vergleichsweise geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen gedeckt werden. In vielen Ländern ist Palmöl ein schwer zu ersetzendes Nahrungsmittel und bildet die Lebensgrundlage von Kleinbauern. Vielerorts ist der Einsatz von Palmöl eine Chance zur Armutsbekämpfung. Doch wie bei fast allem kommt es auch bei Palmöl auf das Wie der Produktion an. Die Herstellung muss anders werden, als sie heute größtenteils ist – nämlich ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich. Davon sind die meisten Produzenten von Palmöl noch weit entfernt. Einen Mindeststandard für den Anbau von Palmöl bietet der Runde Tisch für Palmöl (RSPO), an dem der WWF mitarbeitet. http://www.wwf.de/themen-projekte/landw ... t/palmoel/

Keine schöne Quelle, der WWF ist in der Kritik: https://de.wikipedia.org/wiki/WWF#Kritik
Der Text gibt aber dennoch einen guten Überblick.