- Geschwindigkeitsbegrenzungen existieren nur als Abzockmittel für Gemeindesäckel.
- Verkehrsregeln (inklusive Blinken) gelten nicht, wenn keine Polizei in Sichtweite ist.
- Mich erwischen die sowieso nie.
- Bei Unfällen ist der, der als erster die Polizei ruft, zu 100% im Recht. Keine Ausnahme.
Zum dritten Punkt in der Liste gibt es etliche Beispiele. Massive Geschwindigkeitsüberschreitungen sind nur einer davon. Dann gibt es noch die, die glauben, vor 35 Jahren mußten sie sich nicht anschnallen, dann müssen sie es jetzt auch nicht. Oder die, die – leider zu Recht – glauben, sie können mit dem Handy am Ohr fahren, weil die Polizei es eh nicht bemerkt.
Viele der auffälligeren Raser in Deutschland sind übrigens keine Deutschen. Es sind Ausländer, die in Deutschland endlich ihre Fahrzeuge ausfahren wollen. Das ist nicht nur der Schweizer mit dem deutschen oder italienischen Edelsportler, sondern besonders auch der Schwede mit dem hochmotorisierten Volvo, angefangen in den 80ern mit dem 960, und in den 90ern gipfelte es im 850 T-5 R. Viele Schweden kamen und kommen eigentlich nur nach Deutschland, um ausgiebig zu rasen.
Umgekehrt: Elefantenrennen. Besonders auf vierspurigen Autobahnen ist es nervig, wenn Lkw-Fahrer das Überholen nicht lassen können und sich mit einer Mehrgeschwindigkeit von weniger als 1 km/h an den Lastern auf der rechten Spur vorbeikämpfen – besonders wenn der jeweils Überholte nicht überholt werden will und seinerseits Gas gibt. Bonuspunkte, wenn das Ganze auf einer Steigung stattfindet; noch mehr Bonuspunkte für überalterte osteuropäische Lkw auf Steigungsstrecken.
Die bemerkt man allerdings weniger auf Autobahnen als in Städten, da aber um so mehr. In den frühen 90ern konnte man VWs auf die Art am Klang erkennen: Man fuhr Gebraucht-VWs aus einer Zeit, als VW Innenräume noch nicht wirklich solide verarbeiten konnte, und im Takt des Subwoofers schnarrte immer irgendetwas im Wagen.zebulon hat geschrieben:Ach ja, und das Jungvolk, das glaubt, gleichbetonter Viervierteltakt (Fachbegriff: Mzz, Mzz, Mzz, Mzz, ...) müsse besonders laut und durchdringend intoniert werden
Richtig häßlich wird es, wenn sich in der schleswig-holsteinischen Provinz ca. 2017 die Existenz von Dubstep herumspricht.
Und dann ist da das Optik-Styling, das aus irgendeinem Grunde dem Tuning zugerechnet wird, das aber Klein- und Kompaktwagen mit serienmäßigem Durchschnittsmotor eher langsamer machen dürfte. In den 80er und 90er Jahren gab es meist nur Front- und Heckspoiler, abgesägte Federn (oder vielleicht sparte man dann doch einen rein optischen Tieferlegungskit zusammen) und dicke Endrohre für mehr Lärm oder gar Blenden für die Serienendrohre. Da war klar, daß das nur Optik war. Ab Sommer 2001 – The Fast and the Furious war der Sommerhit in den Kinos und krempelte die ganze Autoszene um – ging es dann aber los mit noch heftigeren optischen Verschlimmbesserungen, verbunden mit der Suggestion, das seien Performance-Fahrzeuge. Der Ricer war in Deutschland angekommen und mit ihm die Vorstellung, bunte Vinyls, Klarglasrückleuchten, Butterfly-Türen und immer fettere Anlagen erhöhen die Motorleistung und machen aus 08/15-Kompaktwagen Straßenrennmaschinen, ganz zu schweigen von Aufklebern von Marken, die man cool fand, von denen aber kein einziges Teil am Auto angebracht war. Zum Glück für diese Gesellen weiß auch die Polizei, daß in einem Polo 4 mit NOS-Aufklebern nicht wirklich NOS eingebaut ist.
Wie gesagt, tatsächlich wurden die Autos eher langsamer. Die zusätzlichen Anbauteile verhagelten die Aerodynamik. Der freistehende Heckflügel wurde cool steil gestellt und somit zum zusätzlichen Bremssegel, vom Anheben der Vorderachse will ich gar nicht erst anfangen. Die paar Gramm, die die gelochten Alupedale brachten, waren lächerlich gegenüber der kiloschweren Audioanlage mit den riesigen Baßlautsprechern – ein echter Rennwagen hätte nicht einmal ein Radio. Die Tieferlegung kam nicht von einem für den Renneinsatz gedachten Gewindefahrwerk, sondern von kürzeren Federn, so daß sie die Straßenlage gerade in Kurven nicht gerade verbesserte. Und richtig schlimm wurde es dann in Wohngebieten, wo man im Kriechtempo über Temposchwellen krabbeln mußte, damit die Frontschürze, die Heckschürze und/oder das riesige Endrohr nicht aufsetzten, und die Freundin mußte aussteigen und gucken, ob noch Bodenfreiheit da ist.
Klar wurden und werden solche Fahrzeuge auch bei Straßenrennen eingesetzt, aber nur gegen ihresgleichen. An diesen Spinnern machen sich echte Street Racers nicht die Finger schmutzig. Und im Falle der polizeilichen Verfolgung hätten sie gegen einen blau-silbernen Touran keine Chance.
Was hierzulande auch daran liegt, daß Deutschland nicht nur sieben Autohersteller hat, sondern obendrein mindestens fünf davon, nämlich alle, die nie einem der amerikanischen Big Three gehörten, sich im Premium-Segment sehen und auf jeden Fall mindestens fünf davon Fahrzeuge im Programm haben, die bei 250 km/h (Gentlemen's Agreement) abregeln. Und für gewöhnlich kann man den Begrenzer gegen einen gewissen Obolus je nach Fahrzeug an- oder aufheben lassen. Drei Hersteller – Porsche, Mercedes und Audi – bauen definitiv obendrein Sportwagen ohne jeglichen Begrenzer. Und Mercedes, Audi und BMW haben jeweils ihre Sportabteilungen, die zumindest im Falle von AMG sogar ein eingekaufter ehemaliger Tuner ist.Lion hat geschrieben:Oder ein Waffenverbot in den USA.Nasobem hat geschrieben:Aber flächendeckende Tempolimiten auf Autobahnen sind in Deutschland etwa ein vergleichbares Tabuthema wie ein EU-Beitritt in der Schweiz.
Die gehören alle zur Autolobby. Und die ist hierzulande übermächtig. Wenn Deutschland ein generelles Tempolimit deutlich unter 200 km/h bekommt, so befürchten sie, schwinden ihre Absätze in den Hochleistungs-Hochpreis-Segmenten, bzw. sie werden noch mehr vom Export abhängig.
Zumal dann eine hanebüchene Argumentationskette losgeht.Lion hat geschrieben:Ich wäre auch strikt gegen ein Tempolimit auf Autobahnen, weil dann die Ökos um die Ecke kommen mit ihrer Forderung nach 120 km/h.
Als ob das mal irgendwann auf der dritten, verschütt gegangenen Tafel von Moses gestanden hätte: "Ein Tempolimit auf Autobahnen muß stets 120 km/h betragen". 120 km/h, das ist eine Geschwindigkeit von gestern. Anachronismus. Gerade mal 20 km/h mehr, als was auf anderen Straßen erlaubt ist.
"Tempo 120 jetzt!!11!"
"Das bringt gar nichts. Im Gegenteil, dann fahren die Autos in niedrigeren Gängen. Die verbrauchen dann auch nicht weniger und stoßen auch nicht weniger Schadstoffe aus als mit 200."
"Dann müssen eben die Autos angepaßt werden! Konstruktive Höchstgeschwindigkeit 120 und nicht genug Leistung für mehr!"
Ist nicht nur Humbug, sondern hätte obendrein die Folge, daß Deutschland noch mehr Autos importieren würde, weil die davon nicht betroffen wären, und kaum mehr exportieren würde.
Damit wäre ich vorsichtig. Das Problem mit Polizeistreifen auf der Autobahn ist, daß die gerne Wildwest spielen. Sprich, die kommen selbst von hinten und drängeln Fahrzeuge, von denen sie annehmen, die könnten auch schneller, zum Beschleunigen. Man beschleunigt, sie filmen das, man bekommt eine Anzeige (ohne Beweisfilm!), und man kann nicht nachweisen, daß man von einem Provida bedrängelt wurde, weil Aussage gegen Polizeiaussage steht.Lion hat geschrieben:Und dann wäre ich für einen stärkeren Einsatz von zivlilen Polizeistreifen, die alle aus dem Verkehr ziehen, die mit der Freiheit, höhere Geschweindigkeiten zu fahren, nicht verantwortungsvoll umgehen können.
Extreme Raser auf entsprechendem Material werden Zivilstreifen eh nie aus dem Verkehr ziehen können, jedenfalls nicht durch Überholen, Kelle und Anhalten. Im Gegensatz zu einschlägigen Sandbox-Videospielen sind in der Realität Polizeifahrzeuge mitnichten die schnellsten. Im ersten Moment mag sich die Zivilstreife mit drehmomentstarkem Sechszylinder-Turbodiesel sehr mächtig fühlen – dann aber läßt der Verfolgte in der getunten deutschen Oberklasselimousine seinen hochaufgeladenen Acht-, Zehn- oder Zwölfzylinder-Ottomotor (700 PS und mehr) von der Kette. Gut, sie können dann immer noch versuchen, das Delikt mittels Kennzeichen zu ahnden, aber woher wollen sie wissen, wer da am Steuer saß?
Man kann aber von Moses, der gerade wochenlang durch Nordafrika und über freigelegten Meeresgrund gestapft und dann auch noch auf einen Berg gestiegen ist, nicht erwarten, dann immer noch drei Steintafeln tragen zu können.Versingled hat geschrieben:Das Tempolimit stand wahrscheinlich auf der dritten Tafel ...