Fast. Es handelt sich um den Ball einer Studentenverbindung, allerdings ohne historisch-germanische Kostümierung, sondern artig im Ballkleid. Es hätte wahlweise auch einer der Rotarier, der Lions oder der Jungen Union sein können.
Immer wieder erstaunlich, wenn eigene Erfahrungen, die man in einem kleineren Sektor gewonnen hat, auf die große Allgemeinheit überträgt und die Erfahrungen anderer immer wieder abstreitet. Das ist so, als wenn man sagen würde, Akademiker sind arrogant, weil ich mal einen kennengelernt habe, der arrogant war.
Man wird bei der Betrachtung nicht umhin kommen, objektive Zahlen heranzuholen. Und man sollte auch zur Kenntnis nehmen, dass für einen Studenten nicht alleine das zu verdienende Geld entscheidend ist, so wie auch bei der Jobwahl auch nicht immer der Verdienst den alleinigen Ausschlag gibt, ob man sich für oder gegen ein Angebot entscheidet.
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann." (Hazel Brugger)
Mal ganz davon abgesehen, dass ich Stefan73 durchus zugestanden habe, dass es anderswo anders aussehen kann, wird meine persönliche Erfahrung gedeckt durch diverse Studien, etwa der OECD, die feststellte, dass der Zugang zu Bildung in Deutschland sehr stark vom Herkunftsmilieu abhängt. Indessen weiß natürlich auch ich, dass es eine sehr beliebte Argumentationsstrategie ist, persönliche Erfahrungen zur absolut irrelevanten Ausnahmeerscheinung zu erklären, wenn sie etwas besagen, das nicht sein kann, weil es nicht sein darf.
Ich habe in Deutschland nicht an den konservativen Universitäten studiert und habe Oxford (wo es extrem befremdlich war) halt als Sonderfall gesehen, der nicht repräsentativ für Universitäten steht, schon gar nicht für Deutschland.
Aus Stoiker-Sicht: Definitiv kein Grund zum Streiten.
Finchen hat geschrieben:Mal ganz davon abgesehen, dass ich Stefan73 durchus zugestanden habe, dass es anderswo anders aussehen kann, wird meine persönliche Erfahrung gedeckt durch diverse Studien, etwa der OECD, die feststellte, dass der Zugang zu Bildung in Deutschland sehr stark vom Herkunftsmilieu abhängt. Indessen weiß natürlich auch ich, dass es eine sehr beliebte Argumentationsstrategie ist, persönliche Erfahrungen zur absolut irrelevanten Ausnahmeerscheinung zu erklären, wenn sie etwas besagen, das nicht sein kann, weil es nicht sein darf.
Und was sagen die Studien zur Motiviation der Studierenden aus? Gibt es darüber Erhebungen? Ob wohl die Zahl derjenigen, die des Geldes wegen studieren, in den MINT-Fächern höher ist als in den Geisteswissenschaften?
dfg82 hat geschrieben:Und was sagen die Studien zur Motiviation der Studierenden aus? Gibt es darüber Erhebungen? Ob wohl die Zahl derjenigen, die des Geldes wegen studieren, in den MINT-Fächern höher ist als in den Geisteswissenschaften?
Ich habe gerade keine Studien zum Thema parat und müsste suchen. Wenn ich spekulieren müsste: Die Geisteswissenschaften bieten diverse Staatsexamina als Abschluss. Damit kann man dann Lehrer/ -in werden, und damit sicherlich nicht reich, man hat aber dafür eine gesicherte und je nach Schulart durchaus komfortable Beamtenexistenz vor sich. Es wird ja nicht jeder ein armer Poet, der sich der Germanistik verschrieben hat.
dfg82 hat geschrieben:Und was sagen die Studien zur Motiviation der Studierenden aus? Gibt es darüber Erhebungen? Ob wohl die Zahl derjenigen, die des Geldes wegen studieren, in den MINT-Fächern höher ist als in den Geisteswissenschaften?
Ich habe gerade keine Studien zum Thema parat und müsste suchen. Wenn ich spekulieren müsste: Die Geisteswissenschaften bieten diverse Staatsexamina als Abschluss. Damit kann man dann Lehrer/ -in werden, und damit sicherlich nicht reich, man hat aber dafür eine gesicherte und je nach Schulart durchaus komfortable Beamtenexistenz vor sich. Es wird ja nicht jeder ein armer Poet, der sich der Germanistik verschrieben hat.
Ein direkter Zusammenhang "MINT-Studium = viel Geld verdienen" funktioniert nicht. Nur wenn man seinen Job gut macht kann man davon auch (gut) Leben. Als Ing./Inf. usw. wird man auch mal schnell an die Luft gesetzt wenn man sich nicht auf Ballhöhe bewegt.
Letztlich ist in jedem Studium das gleiche: Wenn man mit Motivation herangeht kommt in der Regel auch etwas Gutes/Brauchbares heraus, dass sich dann auch wirtschaftlich verwerten lässt. Wenn man aber auch sagen muss, dass adäquate Stellen für Geisterwissenschaftler deutlich knapper sind und in der Regel schlechter bezahlt.
Aber dies sollte man sich bei der Studienwahl bewusst machen; jedes Berufsfeld hat seine Pros and Cons; man muss eben die negativen Aspekte im Vorfeld für sich selber bewerten.
Stefan73 hat geschrieben:Aus Stoiker-Sicht: Definitiv kein Grund zum Streiten.
+1
Stefan73 hat geschrieben: Oxford (wo es extrem befremdlich war) halt als Sonderfall gesehen
Meiner Erfahrung nach sind Nerds überall Nerds. Wobei es natürlich an solchen Adressen (sagen wir es diplomatisch) wirklich interessante Leute gibt. Aber dann lernt man auch mal ein paar Leute kennen. Und das ist sicher nicht so verkniffen wie bei den Goten. Auf so etwas hätte ich nie Bock gehabt.
Finchen hat geschrieben:Es hätte wahlweise auch einer der Rotarier, der Lions oder der Jungen Union sein können.
Ich wusste es, ich muss doch noch beim AB-Intro anfangen.
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
dfg82 hat geschrieben:Und was sagen die Studien zur Motiviation der Studierenden aus? Gibt es darüber Erhebungen? Ob wohl die Zahl derjenigen, die des Geldes wegen studieren, in den MINT-Fächern höher ist als in den Geisteswissenschaften?
Ich habe gerade keine Studien zum Thema parat und müsste suchen. Wenn ich spekulieren müsste: Die Geisteswissenschaften bieten diverse Staatsexamina als Abschluss. Damit kann man dann Lehrer/ -in werden, und damit sicherlich nicht reich, man hat aber dafür eine gesicherte und je nach Schulart durchaus komfortable Beamtenexistenz vor sich. Es wird ja nicht jeder ein armer Poet, der sich der Germanistik verschrieben hat.
Den Lehrerberuf mit "komfortable Beamtenexistenz" in einem Satz zusammen zu erwähnen, halte ich für ziemlich gewagt, ehrlich gesagt.
Warum? Ich meine, das kann zweifellos ein harter Job sein, aber verbeamtet sind Lehrer in der Mehrzahl der Fälle. Und damit verdienen sie irgendwas zwischen 40.000 und 60.000 Euro brutto jährlich, abhängig vom Dienstalter und von der Schulart, das erwähnte ich ja schon. Nein, so richtig, richtig reich wird man damit wahrscheinlich nicht, aber ich finde das durchaus auskömmlich. Es kommt natürlich darauf an, womit man vergleicht. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Porsche bekommt mehr, der Radiologe auch. Aber der Durchschnitts-Geisteswissenschaftler mit Abschluss in Geschichte und Philosophie? Oder gar die Bäckereifachverkäuferin? Und: Beamtenstatus ist gleich unkündbar. Und ist gleich Beamtenpension. Das finde ich, alles in allem, ziemlich komfortabel, doch.
Und man muss bedenken, dass Beamte keine Beiträge zur Rentenversicherung leisten. Das erhöht das Nettoeinkommen. Obendrein muss ein normaler Arbeitnehmer auch noch hohe Beiträge investieren um auch nur annähernd an die Höhe der Pensionen ranzukommen.
Oha, der Hans Werner Sinn (von dem ich eigentlich was halte) hat's höchstpersönlich gesagt.
Ich frage mich allerdings, wie das gehen kann. Momentan bin ich auf Jobsuche, aber früher haben sich Freunde/Bekannte, die im öffentlichen Dienst arbeiten, immer verwundert die Augen gerieben, dass ich Freitags ganz normal bis 17 Uhr im Büro saß und nicht zwei-drei Stunden eher Schluß machen konnte. Und da die 40-Stunden-Woche in der freien Wirtschaft deutlich verbreiteter zu sein scheint, als in Ämtern, ist es schon von der Mathmatik her ein Fragezeichen, wie dann Beamte 12% länger arbeiten, als Leute in der Privatwirtschaft.
Da müssen dann andere ganz massiv Überstunden schieben, damit das "durchschnittlich" hinkommt.
Oder betreibe ich gerade ungewollt ÖD- und Beamten-bashing?
Ich habe letztens einen Beitrag der Präsidentin der Uni Frankfurt gelesen, wo sie sagt, dass der Bachelor eher vergleichbar ist mit einer Lehre. Die Unternehmer sind ja auch ständig am Meckern, dass der Bachelor kein richtiges Studium ist. Von daher ist es einfach so, dass alte Berufe akademisiert wurden. Die Unis sind zu Berufsschulen geworden. That's it. Aber wir können alle stolz sein, dass immer mehr Leute den Bildungsaufstieg schaffen (zumindest formell), wir international mehr Uni-Absolventen haben und die Wirtschaft die Azubis nicht mehr selber bezahlen muss, sondern die sich über Bafög, Billigjob oder Studienkredit selber finanzieren müssen.
Also bei einer Berufsausbildung hat man an einer Berufsschule studiert.
Ich bin süchtig nach diesen gesellschaftlichen Themen. Ich lese mich noch durch die Kommentare aus dem Link.
Versingled hat geschrieben:
Wenn dann irgendwann mal die Raumpflegekraft in der Firma Abi und Studium braucht, tja dann wird auch die Arbeitgeberseite merken, dass es nicht zielführend ist die Putzfrau extra aus China, Indien oder was weiß ich was nächstes Jahr dann hip ist eingeflogen werden muss.
Just my 2 cents ...
Ich habe mich auch mit "schlechtem" Abitur für die Ausbildung zur Reinigungsfachkraft beworben. Auch dafür wurde ich abgelehnt. Jetzt bin ich zu abgenutzt für den Arbeitsmarkt. Bewerbungs-Burn-out.
Ein Schulabschluss sagt nichts aus. Man kann trotzdem untauglich für den Arbeitsmarkt sein. wie ich. Ich denke, ein Hochschulabschluss sagt auch nicht viel mehr aus. Ich bin leider ein Suchtmensch und daher nicht fähig, zu arbeiten. Für mich müsste es eine lebenslange Schule geben. Ohne Hausaufgaben. Ich bin ebenso unfähig in einem Forum zu schreiben. Ja schade, da ist auf meinem Bildungsweg einiges schiefgelaufen.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
Hinzu kommt, daß gerade in Deutschland einige glauben, daß Studium und Intelligenz direkt korrelieren; will sagen, wer nicht studiert hat, ist automatisch dumm. Das dürfte einer der Gründe sein, warum in Singlebörsen etliche Frauen explizit einen Mann mit abgeschlossenem Studium suchen: Sie wollen einen intelligenten Mann und glauben, ein Studium steigere den IQ um 20 Punkte oder so.
Ich vermute, das liegt einfach daran, dass diese studierten Frauen keinen Partner wollen, der weniger intelligent ist als sie selbst. Oder ggf. auch in einer ganz anderen Welt lebt. Eben nicht in der Welt der AkademikerInnen. Ich finde das sehr sinnvoll, dass sie Männer mit abgeschlossenem Studium suchen. Allein deshalb schon, weil die Lebenswelten und Milieus, die Lebenserfahrungen zusammenpassen sollten. Das ist vielen jedenfalls wichtig. Oder sind das überwiegend Nicht-Akademikerinnen, die Akademiker suchen? Das kann ich mir nicht vorstellen.
Human hat geschrieben:
Ich habe mich auch mit "schlechtem" Abitur für die Ausbildung zur Reinigungsfachkraft beworben. Auch dafür wurde ich abgelehnt. Jetzt bin ich zu abgenutzt für den Arbeitsmarkt. Bewerbungs-Burn-out.