5 Stufen der Depressionsentstehung

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
Miller

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Miller »

In der Studie unter pascoe.de (wenn es die dazugehörige ist) steht:
Nach [Robert] Enkes Tod wurde durch die überwältigende Trauerfeier ein Mantel des Schweigens über seine depressive Erkrankung gelegt.
Nicht nur durch die Trauerfeier, auch durch eine verantwortungslose Form von Journalismus, siehe auch hier http://www.bildblog.de/62734/wenn-schla ... en-kosten/

Mir gefällt an der Studie nicht, dass eine bestimmte Form der Depression hier als allgemeingültig hingestellt wird bzw. nicht ausreichend differenziert wird.
Die Hinweise für Anbehörige, Ärzte und Apotheker sind auch teilweise herrlich unkonkret. Und wer beim letzten Punkt den Groschen nicht fallen hört (Pflanzliche Arzneimittel) ... Nachtigall, ick hör dir trappsen (ein bisschen Bias in der Methodik enthalten? Vielleicht auf Zielgruppe abgestimmt?).

Wurde die Studie irgendwo in einem Fachjournal veröffentlicht? Ich vermute fast nicht, da wird nämlich ein bisschen härter kontrolliert. ;)

Zum Thema Studien ruhig mal Ben Goldacre lesen.
Rosta

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Rosta »

Seb-X hat geschrieben:
BartS hat geschrieben:Vielleicht weil man noch nicht alles über Krankheiten wie die Depression weiß?
Dann sollen die das zugeben und genauer erklären. Oder einem konsequent EKT o.ä. verschreiben. Das machen die ja auch nicht.
Man weiß es schon, es wird aber verschwiegen oder verdrängt.

Das Hauptproblem ist dass oftmals nur an den Symptomen rumgewerkelt wird, und nicht an den Ursachen.
Zum einen weil man so viel Geld machen kann, und zum anderen ist die Beleuchtung der Ursachen gesellschaftskritisch, also unerwünscht.
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

Rosta hat geschrieben:
Seb-X hat geschrieben:
BartS hat geschrieben:Vielleicht weil man noch nicht alles über Krankheiten wie die Depression weiß?
Dann sollen die das zugeben und genauer erklären. Oder einem konsequent EKT o.ä. verschreiben. Das machen die ja auch nicht.
Man weiß es schon, es wird aber verschwiegen oder verdrängt.

Das Hauptproblem ist dass oftmals nur an den Symptomen rumgewerkelt wird, und nicht an den Ursachen.
Zum einen weil man so viel Geld machen kann, und zum anderen ist die Beleuchtung der Ursachen gesellschaftskritisch, also unerwünscht.
Nein, über Depressionen weiß man sehr vieles immer noch nicht. Würde man auf der neurologischen Ebene alles verstanden haben, könnte der Großteil der Therapeuten aber wirklich seine Taschen packen. Dass die Ursachen gesellschaftskritisch seien, halte ich für Humbug. Es ist nur Ideologie, wenn man behauptet, das moderne Leben sei grundsätzlich schuld. Aber die scheint bei vielen zu wirken.
Miller

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Miller »

Seb-X hat geschrieben:Würde man auf der neurologischen Ebene alles verstanden haben, könnte der Großteil der Therapeuten aber wirklich seine Taschen packen.
Spielst du auf Neurochirurgie als vermeintliche Wunderpille an oder wie meinst du das?
Rosta

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Rosta »

@Seb-X:
Mit der "neurologischen Ebene" hast du recht.
Meine Gedanken konzentrierten sich eher auf das allgemeine, praktische Zusammenleben. Hätte ich vielleicht erwähnen sollen.
Seb-X hat geschrieben:Es ist nur Ideologie, wenn man behauptet, das moderne Leben sei grundsätzlich schuld. Aber die scheint bei vielen zu wirken.
Es war nie die Rede von grundsätzlicher Schuld !
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

Miller hat geschrieben:
Seb-X hat geschrieben:Würde man auf der neurologischen Ebene alles verstanden haben, könnte der Großteil der Therapeuten aber wirklich seine Taschen packen.
Spielst du auf Neurochirurgie als vermeintliche Wunderpille an oder wie meinst du das?
Es gibt keine Wunder. Zuerst muss man genau verstehen, was da genau passiert. Dann sind sicher bessere Heilmethoden möglich.
Aber bei uns wirkt ja immer noch der Calvinismus in der Form, dass alles nur Sinn macht, wenn man es hart erarbeitet hat. Mir kommt es oft so vor, dass eine Psychotherapie quasi eine moralische Pflicht ist, wenn man sich von seinen Depressionen befreien möchte. Und Medikamente sind ja sowieso böse, wenn sie nicht aus dem Biogarten vor der Haustür kommen.
dfg82

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von dfg82 »

Welche Alternativen siehst Du denn zur psychotherapeutischen Behandlung?
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

dfg82 hat geschrieben:Welche Alternativen siehst Du denn zur psychotherapeutischen Behandlung?
Gegenfrage: Was passiert, wenn weder Medis, noch Psychotherapie in Verbindung mit einem gesunden Lebenswandel anschlagen? Da ja dies scheinbar DIE Lösung schlechthin ist heute (sowohl Medien als auch Fachleute predigen dies), hat man dann wohl einfach Pech gehabt.
Miller

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Miller »

Seb-X hat geschrieben:Aber bei uns wirkt ja immer noch der Calvinismus in der Form, dass alles nur Sinn macht, wenn man es hart erarbeitet hat.
Also siehst du einen einfacheren Weg (weil du "hart erarbeiten" schreibst). Neurochirurgie?
Seb-X hat geschrieben:Mir kommt es oft so vor, dass eine Psychotherapie quasi eine moralische Pflicht ist, wenn man sich von seinen Depressionen befreien möchte.
Verhaltenstherapie, Medikation, alles vll. irgendwie miteinander verquickt. Kommt doch auf den Patienten an, womit ich aber auch nicht sagen will, dass das für den Patienten gut gehandhabt wird, da sind viele Vorgehensweise schlichtweg fraglich. Fängt schon damit an, dass es keine "Erfolgskontrolle" gibt, weder während noch nach der Therapie. Dazu wollte ich schon mal was schreiben, du erinnerst mich gerade daran.
Seb-X hat geschrieben:Und Medikamente sind ja sowieso böse, wenn sie nicht aus dem Biogarten vor der Haustür kommen.
Kann dir nicht folgen. Im Post danach fragst du was sei, wenn keine "Medis" anschlagen. Siehst du Neurochirurgie (oder was auch immer du meinst) dann als weitere/letzte Option in der Behandlung von Depressionen oder welche Priorität setzt du da drauf.
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

Miller hat geschrieben:Siehst du Neurochirurgie (oder was auch immer du meinst) dann als weitere/letzte Option in der Behandlung von Depressionen oder welche Priorität setzt du da drauf.
Wo wird denn gegen Depressionen operiert? Solange dies nicht alltägliche Realität ist, ist deine Frage völlig hypothetisch.
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

Miller hat geschrieben:Also siehst du einen einfacheren Weg (weil du "hart erarbeiten" schreibst). Neurochirurgie?
Es gibt bisher nicht DEN Weg, aber es wird meiner Ansicht nach oft so getan, als gäbe es ihn. Man "müsse" nur den richtigen Therapeuten finden, vielleicht Medikamente nehmen, sich eventuell mehr bewegen und gesünder ernähren und dann ist spätestens nach wenigen Jahren alles in Butter.
Miller

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Miller »

Seb-X hat geschrieben:Wo wird denn gegen Depressionen operiert? Solange dies nicht alltägliche Realität ist, ist deine Frage völlig hypothetisch.
Wurde erst kürzlich drüber berichtet. http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/d ... on148.html
Mir geht's einfach nur darum, deinen Ansatz verstehen zu wollen (ich bin da einfach etwas langsamer).
Miller

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Miller »

Seb-X hat geschrieben:Es gibt bisher nicht DEN Weg, aber es wird meiner Ansicht nach oft so getan, als gäbe es ihn. Man "müsse" nur den richtigen Therapeuten finden, vielleicht Medikamente nehmen, sich eventuell mehr bewegen und gesünder ernähren und dann ist spätestens nach wenigen Jahren alles in Butter.
Gut, da trennt sich unsere Wahrnehmung.
Ich habe noch mit niemanden zu tun gehabt, der wirklich der Meinung war, dann sei alles in Butter - nicht mal bei Psychologiestudenten oder Psychotherapeuten selbst. Das kommunizieren schneller Erfolge ist ein perfider Marketing-Gag und bzgl. Depressionen gerne im esoterischen Bereich zu finden.

Der Kampf gegen Depressionen ist ein stetiger, harter Kampf. Ist doch in Liebesbeziehungen auch so: Man muss was tun, sonst wird's matschig. :)
Zuletzt geändert von Miller am 09 Feb 2015 16:00, insgesamt 1-mal geändert.
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

Miller hat geschrieben:
Seb-X hat geschrieben:Wo wird denn gegen Depressionen operiert? Solange dies nicht alltägliche Realität ist, ist deine Frage völlig hypothetisch.
Wurde erst kürzlich drüber berichtet. http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/d ... on148.html
Mir geht's einfach nur darum, deinen Ansatz verstehen zu wollen (ich bin da einfach etwas langsamer).
Die Ergebnisse dieser Behandlungen sind oft überraschend positiv. Allerdings weiß man - wie bei Depressionen selbst - nicht wirklich genau, was da eigentlich passiert. Und das meine ich: Da muss man hin und da wird es auch irgendwann hingehen. Bisher ist noch viel verstanden von dem, was genau bei Depressionen passiert. Bei der Forschung deutet sich aber schon an, dass neurologisch gesehen DIE Depression nicht gibt.
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

Miller hat geschrieben:Der Kampf gegen Depressionen ist ein stetiger, konstanter, harter Kampf. Ist doch in Liebesbeziehungen auch so: Man muss was tun, sonst wird's matschig.
Naja, wenn ich kämpfe, bin ich ein sehr angespannter Mensch, was in einer Beziehung bspw. nicht sehr hilfreich ist. Da bleibt dann vieles auf der Strecke. Und ich kämpfe oft, v.a. mit mir selbst. Das gleich gilt, wenn ich an mir oder an der Beziehung oder an anderem arbeite: Dann ist Anspannung total. Bei mir geht nur eines: Arbeit oder Vergnügen.
Miller

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Miller »

Das "konstanter" hatte ich in meinem Beitrag noch rausgelöscht, da die "harte" Kampfphase in und um den Zyklus der Depression zu finden ist.

Gut, danke für den Austausch, Seb.
Benutzeravatar
The Poet
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4127
Registriert: 21 Jun 2014 00:22
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: offen für alles.
Wohnort: Hessen

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von The Poet »

Also ich finde die Trennung zwischen Psychologie und Neurowissenschaft/Neurobiologie sowieso etwas künstlich. Letztlich ist das eine die Software, die auf der Hardware läuft (und, wenn man sich das ganze noch etwas detaillierter anschaut, ist die Hardware gleichzeitig die Software und umgekehrt - anders als beim Computer).
Unser Gehirn hat ja - offensichtlich, denn sonst würden die ganzen Drogen und Psychopharmaka nicht funktionieren - sowohl eine Empfindlichkeit für chemische Botenstoffe, als auch die Fähigkeit, Botenstoffe auszuschütten, als auch gewisse Feedbackschleifen integriert, mit denen es auf chemischem Wege seinen eigenen Betriebsmodus, die eigene "Stimmung" ändert (sonst würde Meditation nicht funktionieren und man hätte auch nicht die Möglichkeit, sich selbst zu "beruhigen", wenn man mal auf 180 ist und eigentlich am liebsten aus Aggression heraus Wände einreißen möchte).

Auf Depressionen bezogen: Da ist ein komplexes Wechselspiel am Werk, das man mit verschiedenen Methoden beeinflussen kann - und wenn man die "richtigen" Methoden wählt (die wahrscheinlich fallspezifisch sind), kann man positive Rückkopplungsschleifen in Gang setzen, die das Gesamtsystem aus Körper/Geist, Biochemie/neuronale Netzwerke Stück für Stück aus der Depression hinaus in positivere Grund-Stimmungs-Zustände bringt.
Und weil das Gesamtsystem recht komplex ist, ist es auch kein Wunder, dass kein "Experte" die ultimative Antwort kennt... denn meistens sind die Experten heutzutage Experten auf einem Spezialgebiet, auch wenn es durchaus Ausnahmen gibt.
=/\= Das Schicksal beschützt Narren, kleine Kinder, und Schiffe mit dem Namen Enterprise. =/\=
Rosta

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Rosta »

Kann mich deinem Beitrag nur anschließen, Poet.

Deswegen ist es auch umso wichtiger neben den möglichen Gründen der Entstehung auch die den der Ursachen zu betrachten.
Seb-X

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Seb-X »

The Poet hat geschrieben:Also ich finde die Trennung zwischen Psychologie und Neurowissenschaft/Neurobiologie sowieso etwas künstlich. Letztlich ist das eine die Software, die auf der Hardware läuft (und, wenn man sich das ganze noch etwas detaillierter anschaut, ist die Hardware gleichzeitig die Software und umgekehrt - anders als beim Computer).
Das sehe ich völlig anders. Ich sehe Psychologie nicht als Naturwissenschaft und offiziell ist sie auch keine. Dafür beruht sie zu sehr auf naturwissenschaftlich unbewiesenen Hypothesen wie z.B. ungelöste Konflikte. Es geht aber nicht jede Depression auf ungelöste Konflikte zurück. Da die Psychologie aber keine Naturwissenschaft ist, wird sie durch ihre Hypothesen auch sehr schnell begrenzt. Es werden dann Patienten in Therapien gesteckt, ohne dass die Hypothese für diese Patienten vorher bestätigt wurde.
Rosta

Re: 5 Stufen der Depressionsentstehung

Beitrag von Rosta »

Psychologie ist ja auch eine Mischung von mehreren Wissenschaftsbereichen oder besser gesagt: Bereichsübergreifend.
Sagte ja auch in etwa das Beispiel von Poet aus : "Software<->Hardware" und quasi die Abhängigkeit voneinander.