Mindestlohnauswirkung

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.

Profitiert ihr durch den Mindestlohn?

Ja
14
26%
Nein
39
74%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 53

NBUC
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von NBUC »

Ich halte die Mindestlohnregelung und die 8,50 für überraschend passgenau für ein so umstrittenes politisches Projekt.

Das jeder gerne mehr hätte ist klar. Aber es geht eben um die Absicherung eines Mindeststands und auch auf die anderen Lohngruppen wird dies mit der Zeit einen gewissen Druck von unten ausüben. Das überzogene Geheule der Sozialverbände und entsprechender ist denke ich ein Hauptgrund dafür, dass Arbeitslose und Niedriglöhner ein entsprechend negatives Bild in der Öffentlichkeit haben.
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unQuestionable_Con

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von unQuestionable_Con »

Ich glaub ich war noch nie in so einem Job Center *verwirrt*. Aber ich war schonmal in der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit, dem schönen Glaspalast. Die haben günstiges und leckeres Essen mittags in der Mensa :)

Ich war immer gegen den Mindestlohn, aber er scheint ja genug ausnahmen zu haben.
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Nordlicht84
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Nordlicht84 »

Lion hat geschrieben:
Dragon hat geschrieben: auf für den 3D-Drucker und druckt sich das gewünschte Telefon, Handy, etc. aus.
Auf welchem Holodeck befindest Du Dich gerade? :shock:

Zum Thema einige Statements:

Ein Mindestlohn mit zuvielen Ausnahmen ist kein "Mindest-"lohn mehr, sondern eine Farce. Ein Mindestlohn sagt aus: "Wir wollen, dass jegliche Arbeit so weit geschätzt wird, dass dafür Betrag x zu zahlen ist".

EUR 8,50 sind schon "mini-mini", nämlich umgerechnet ca. EUR 1.500 brutto.

Ein Unternehmen, das Pleite geht, weil es seinen Leuten einen Mindestlohn zahlen muß, hat es nicht anders verdient. So ein Geschäftsmodell war nie gesund, sondern lebte davon, dass irgendjemand zurücksteckt. So ein Unternehmen könnte ja mal seine Lieferanten oder seinen Vermieter fragen, ob diese "zurückstecken" und für die angemieteten Räumlichkeiten und angelieferte Materialien auch weniger akzeptieren. Oder den Steuerberater, ob der kleinere Rechnungen schreibt. Oder den Stromanbieter. WARUM, in aller Herrgottsnamen sollen es denn nur die Angestellten sein, als Stellschraube, damit der Laden noch läuft?! Man hat sich dran gewöhnt, dass es so ist, und hinterfragt es nicht mehr. Sollte man aber!

Es gibt eine große Ungleichverteilung, was Vermögen und Einkommen betrifft. An einem Ende wird sehr gut verdient (nicht nur, was das Gehalt betrifft, sondern auch, was die Kapitaleinkünfte von "Shareholdern" betrifft) und das gerne mal auf dem Rücken von Leuten, die nicht das Glück hatten, mit so viel Intelligenz gesegnet zu sein, dass sie sich in die höheren Einkommensklassen vorarbeiten könnten.

Um den Wert einer Arbeitsleistung zu definieren wird gerne immer gesagt "wer viel Verantwortung trägt, soll auch mehr verdienen" und "Leistung muß sich lohnen". Ich sage: das sind Schutzbehauptungen von intelligenten Leuten. Es geht nicht um Verantwortung oder Leistung, es geht darum, wer den Dümmeren am Besten betupsen und an der kurzen Leine halten kann, um selbst möglichst viel zu haben. Man nennt das ganze auch "Ausbeutung" und es beruht auf "Gier" und es ist widerlich.

Es kann gar nicht soviel "Verantwortung" eines Einzelnen geben, als dass einige Gehälter gerechtfertigt sein könnten.

Es hört sich an wie eine hohle Phrase, aber es ist so: Es wird jede Arbeitsleistung gebraucht, auch die "einfache". Es ist perfide, einem Menschen durch die Blume zu sagen: "Schön, dass Du vor Dich hin werkelst, aber eigentlich ist Deine Tätigkeit minderwertig ... das kann ja jeder ... daher kriegste auch nur sehr wenig".

Wie sagte Herr Steinbrück so schön (sinngemäß): "Man kann im Dachgeschoß nicht gut leben, wenn es im Keller brennt" und so wird es auch noch eines Tages kommen, wenn kein Umdenken geschieht.

Danke ^^ Genau sowas wollte ich auch schreiben, sobald ich n bissl wacher bin.
Im Grunde handelt es sich ja um eine Art von Marktbereinigung. Wenn ich lese, dass n IT-Experte im Osten 2,64 € pro Stunde bekommt und Vollzeit arbeitet, dann muss ich knallhart sagen: Da hat die Firma ihre Pleite definitiv verdient!
Wer niemanden zu Konditionen einstellen kann, von denen er ohne staatliche Unterstützung lebt, der sollte A. sein Geschäft dicht machen oder B. seinen Scheiß allein machen.
Gerhard Schröder hats ja damals leider vorgegeben: Sozial ist, was Arbeit schafft.
Das ist falsch! Sozial ist, was Arbeit schafft, von der man ohne staatliche Unterstützung leben kann.
Klar is es besser, wenn der Staat Menschen unterstützt, damit sie Arbeit finden und Firmen dabei hilft, nicht pleite zu gehen.
ABER, im Grunde setzen seit den Reformen von Rot-Grün immer mehr Firmen auf den Niedriglohnsektor, der staatliche Unterstützung vorraussetzt. Der deutsche Sozialstaat verschiebt sich, er ist noch da, aber er ändert sich. Früher hat ein Arbeitsloser Geld bekommen, damit er seine Lebenshaltungskosten damit decken konnte. Heute bekommt das Geld nicht mehr der Arbeitslose, sondern die Firma. Der Staat subventioniert in Massen Jobs.
Auch das Arbeitsamt hilft da kräftig mit. Zur Zeit such ich arbeit. Ich hab diverse Tests gemacht, wo meine Stärken und schwächen sind, mit unter auch Einstellungstests bei Firmen, die einem Rückmeldung geben. Ich weiß also, was ich machen und wovon ich lieber die Finger lassen sollte. Das Arbeitsamt hingegen scheißt da rauf: "Du bist Arbeitslos? Hier, freie Stelle für etwas, wofür du so gar kein Talent hast. Egal, da passt du bestimmt schon rein."
Ich versuch aktuell einen Job im Büro zu ergattern, das Arbeitsamt möchte mich aber so gern in den Einzelhandel abdrücken. Da gibts halt en masse. Lidl, Kik, Aldi, sie alle suchen noch Baumwollpflücker. Klar, einige von denen sollen hervorragend zahlen, aber die Arbeitsleistung, die man da erbringen muss ist geradezu unmenschlich.

Meiner Meinung nach sollte man hier mal ebenfalls n paar Stellschrauben anbringen. Mitarbeiter vom Arbeitsamt bekommen einen niedrigen Grundlohn. Arbeiten dann auf Provision. Diese wird erst ausgezahlt, wenn jemand einen Ausbildungsplatz erhält, den er auch abschließt. Er erhält sie ebenfalls erst, wenn jemand in einen unbefristeten Vollzeit Job kommt. Klar, werden die rumnörgeln, aber so kann man mal sicher gehen, dass sie nicht nach den derzeitigen Methoden gehen und jeden in alles reinstecken, damit die Quote niedrig bleibt, sondern Leute wirklich nach ihren Qualitäten vermitteln.
Dann würde auch bestimmt diese moderne Sklaverei aufhören.
"Frauen sind wie... Kühlschränke! Sie sind 2m hoch, 300 Pfund schwer und verbreiten eine Eiseskälte" Homer
unQuestionable_Con

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von unQuestionable_Con »

Dann gibts auf dem "Arbeitsamt" auch keine qulifizierten Kräfte mehr und es werden noch weniger Jobs vermittelt. Bei der Bundesagentur verdient man durch Haustarifvertrag aber wohl angeblich innerhalb der öffentlichen Dienst so gut, dass Beamte (!) sich beurlauben lassen und als Angestellte bei er Agentur weiter arbeiten, weil sie dann mehr geld verdienen. Die Zeit zählt natürlich voll für die Pension und am Ende bekommen sie trotzdem die Volle Pension.
NBUC
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von NBUC »

Diesen Exessen wird jetzt mit dem Mindestlohn ja relativ kurzfristig ein Ende gesetzt.

Das mit den Vermittelung von passenden Jobs ist eine ganz andere Sache.
Wobei ich mich frage, wie sich das "unmenschlich" - zumindest solange es im legalen Bereich bleibt - ausdrückt.
Aber eine Mindestlohnfrage ist das ja selbsterklärterweise nicht mehr.
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Finchen

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Finchen »

unQuestionable_Con hat geschrieben:Dann gibts auf dem "Arbeitsamt" auch keine qulifizierten Kräfte mehr und es werden noch weniger Jobs vermittelt.
Gibt es die denn heute? Und welcher Qualifikation bedarf es, um Akademiker zu einem 20-Stunden-Aushilfsjob an der Tanke abzuschieben?

@Topic: Wo ich pro Stunde bezahlt werde, werde ich besser bezahlt als mit 8,50 Euro, wo ich nach Ergebnis bezahlt werde, nutzt mir ein *Stunden*lohn ohnehin nichts.
unQuestionable_Con

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von unQuestionable_Con »

Finchen hat geschrieben:
unQuestionable_Con hat geschrieben:Dann gibts auf dem "Arbeitsamt" auch keine qulifizierten Kräfte mehr und es werden noch weniger Jobs vermittelt.
Gibt es die denn heute? Und welcher Qualifikation bedarf es, um Akademiker zu einem 20-Stunden-Aushilfsjob an der Tanke abzuschieben?
Im gegensatz zu den Arbeitlosen haben die einen sicheren Job. Irgendwas richtig werden sie dann wohl gemacht haben ;)
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Mannanna
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Mannanna »

Nordlicht84 hat geschrieben: Gerhard Schröder hats ja damals leider vorgegeben: Sozial ist, was Arbeit schafft.
Da trügt dich die Erinnerung. Der Satz kam u.a. von Stoiber (CSU) und von Westerwelle (FDP), als man dafür war, alles zu privatisieren und den Kündigungsschutz faktisch abschaffen wollte. Ursprünglich haben die das aber auch nicht erfunden:


1933

Alfred Hugenberg (1865-1951) , Vorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), welcher Hitlers Machtübernahme durch ein gemeinsames Kabinett ermöglichte, verbreitete für die Reichstagswahl am 05. März 1933 den Slogan "Sozial ist, wer Arbeit schafft".


2000

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründete mit Unterstützung weiterer Wirtschaftsverbände und Unternehmen, die "Initiaive Neue Soziale Markwirtschaft". Diese hat die Aufgabe, die deutsche Öffentlichkeit von „marktwirtschaftlichen Reformen“ zu überzeugen.

Die neoliberale Initiative schreibt sich den Solgan "Sozial ist, was Arbeit schafft" auf die Fahne und verbreitet ihn erfolgreich.


2002

Zwei Jahre später wird der Solgan von der CSU im Wahlkampf benutzt.

Trotz öffentlicher Hinweise (z.B. der TAZ) auf die historische Verwendung änlicher Slogans verbreitet sich der Satz weiter:
Angela Merkel (CDU): "Sozial ist, was Arbeit schafft."
Guido Westerwelle (FDP): "Sozial ist das, was Arbeitsplätze schafft. "
Jürgen Rüttgers (CDU): "Sozial ist, was Arbeit schafft. "
Edmund Stoiber (CSU): "Sozial ist in erster Linie, was Arbeit schafft! "

2009

Der unsägliche Satz erhält Einzug in das Programm der FDP zur Europawahl: "Denn was Arbeit schafft, ist auch sozial."

http://www.politische.unklarheiten.de/P ... it-schafft
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

"Man will immer, was man nicht hat, und wenn man's hat, ist's langweilig" (Rainald Grebe, "Krümel")
unQuestionable_Con

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von unQuestionable_Con »

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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Darth Bane »

Der Mindestlohn ist, genau wie die angepeilte Mietpreisbremse und abschlagsfreie Rente mit 63, populistischer Mumpitz, der zwar beim Wahlvolk gut ankommt, volkswirtschaftlich aber weder Hand noch Fuß hat.
Genau zwei sollen es sein. Nicht mehr, nicht weniger. Einer, der die Macht verkörpert, und einer, der nach ihr giert.
dfg82

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von dfg82 »

Tarifverhandlungen bei Mc Donald's & Co

Die großen Fastfood-Ketten haben einen Weg gefunden, die Einführung des Mindestlohns auszuhebeln: Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie sämtliche Zuschläge werden einfach abgeschafft. Unterm Strich bliebe den Beschäftigten weniger als heute.

Neu schnüren bedeutet beim BdS, in dem unter anderem Mc Donald’s, Burger King, Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken, Nordsee und Starbucks organisiert sind: Der alte Manteltarifvertrag wurde gekündigt und Eckpunkte eines neuen vorgelegt: Demnach sollen Weihnachts- und Urlaubsgeld komplett entfallen, ebenso Zuschläge für Überstunden, Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsdienste sowie auch die Arbeitgeberanteile zu vermögenswirksamen Leistungen (VL). „Die haben einfach alles rausgestrichen, was Geld kostet“, sagt NGG-Vize Siebert.
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von NBUC »

Der Mindestlohn wird nicht ausgehebelt, das ist pure Irreführung.
Das die Neuordnung der Tariflandschaft auch Risiken beinhaltet, ist Teil des Pakets.

Wenn das alte Paket schlechter war, wird es nun auf Mindestlohn aufgestockt und zumindest muss keiner (mehr?) für einen für ihn unauskömmlichen Lohn arbeiten. Der freie Fall ist gestoppt.

Der Rest ist dann Arbeit der Tarifparteien. Wenn der Mindestlohn tatsächlich die Kosten über die lohnende Marke (inkl. umsetzbare Preiserhöhungen) treiben sollte, werden Filialen schließen und Leute ganz den Job verlieren.
Irgendwo bezweifle ich das aber - zumindest für die breite Masse.
Wenn es sich lohnt, wird sich das Angebot irgendwo treffen, wo die Arbeitgeber es für erträglich halten. Denn zuschließen wollen sie ja dann nicht unbedingt und ausweichen können sie in der Branche auch nicht.

Das Problem ist aber, dass sowohl die Gegenseite wie auch die "Arbeitnehmervertreter" gegen die Beschäftigten arbeiten. Denn wo das Angebot bei den Arbeitnehmern dann "erträglich" ist, bestimmen die Erwartungen der untersten genügend großen Gruppe, welche bereit ist den Job ab da zu machen. Und wer keinen deutschen Lebenstandard anstrebt oder nur zeitweilig deutsche Lebenshaltungskosten bedienen muss oder Nebengeschäfte hat, ist da deutlich schmerzfreier.
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unQuestionable_Con

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von unQuestionable_Con »

Wenn alle tariflichen Leistungen gestrichen werden und nur noch Mindestlohn gezahlt wird, welchen Sinn hat es dann in der Gewerkschaft zu bleiben? Wem hilft die Schwächung der Gewerkschaften wohl?
Rosta

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Rosta »

NBUC hat geschrieben:Denn wo das Angebot bei den Arbeitnehmern dann "erträglich" ist, bestimmen die Erwartungen der untersten genügend großen Gruppe, welche bereit ist den Job ab da zu machen.
Genau da setzt die Lüge um den Fachkräftemangel an...
unQuestionable_Con hat geschrieben:welchen Sinn hat es dann in der Gewerkschaft zu bleiben?
Als ob sich die Gewerkschaften heutzutage am Ende wirklich noch für die Arbeitnehmer einsetzen würden. :lach:
Waren es doch jene Leute, die die Agenda2010 zugelassen haben und dadurch ebenso für die heutigen kaputten Löhne (Vermögensverteilung) verantwortlich sind.

Aber hauptsache aus Doppelmoral und Eigennutz hinterher bei Unternehmen wie bei Amazon rummeckern (Verdi). Ausgerechnet die Firma, die ihre Angestellten in der betreffenden Branche überduchschnittlich bezahlt. Und das weiß ich aus 1.Hand.

Doppelmoral wohin man schaut. Ein einziges Ablenkungsmanöver ist das.
:sadman:

Bei der Umfrage habe ich übrigens nicht abgestimmt, da ich bisher mit 8,50€ brutto oder knapp darüber entlohnt wurde. Kann sich aber ändern da ich demnächst wahrscheinlich in die Leiharbeit reinrutsche. Mal sehen...
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von NBUC »

Rosta hat geschrieben: Genau da setzt die Lüge um den Fachkräftemangel an...
Genau

Und (zumindest die größeren) Gewerkschaften sind alles, nur nicht Arbeitnehmervertretungen. Das geschieht maximal als scheinbar lästiges Nebengeschäft nebenbei. Da frönt man lieber der allgemeinpolitischen Selbstverwirklichung auch gegen die Interessen der eigenen Mitglieder - wie damals die Asten.

Aufgabe der Gewerkschaften wäre es eine entsprechende Tarifregelung durchzusetzen. Und eigentlich wird ihre Situation durch den Mindestlohn einfacher, da die untere Schranke ja schon zementiert ist.
Dummerwiese waren die Gewerkschaften erheblich aktiver die Zahl der geringqualifizierten Konkurrenten zu erhöhen und immer neue Sozialleistungen zu fordern, bzw die Forderungen Dritter zu unterstützen, welche dann noch primär von den Arbeitnehmenr finanziert werden.
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Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Darth Bane »

Die Gewerkschaften sind doch sowieso die größten Heuchler unter der Sonne.
a) Wenn sich früher mal Politiker zum Thema Lohnpolitik nur geäußert haben, wurden sie mit dem Hinweis auf die Tarifautonomie sofort von den Gewerkschaftsfunktionären gerüffelt. Heute fordern sie wie beleidigte Kleinkinder mit dem Mindestlohn quasi den direkten Eingriff des Staates in die Lohnfindung.
b) Gewerkschaften sind ja zum Teil selber Arbeitgeber (Jobs in den Verwaltungen z.B.). Da verhalten sie sich selbst aber alles andere als vorbildhaft. Dort legen sie dann auch ein Verhalten an den Tag, wie sie es sonst bei anderen Betrieben kritisieren (Verhinderung von Betriebsräten).
Genau zwei sollen es sein. Nicht mehr, nicht weniger. Einer, der die Macht verkörpert, und einer, der nach ihr giert.
ogor

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von ogor »

Der Friseurladen hier ums Eck hat Ende Februar zwei der fünf Mitarbeiterinnen gekündigt, weil der Inhaber sich den Mindestlohn für alle nicht leisten konnte. Drei freuen sich, zwei sind traurig. Auch das gehört zum Mindestlohn.
Kostas Klopsis

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Kostas Klopsis »

ogor hat geschrieben:Der Friseurladen hier ums Eck hat Ende Februar zwei der fünf Mitarbeiterinnen gekündigt, weil der Inhaber sich den Mindestlohn für alle nicht leisten konnte. Drei freuen sich, zwei sind traurig. Auch das gehört zum Mindestlohn.
Ist daran jetzt der Mindestlohn schuld oder vielleicht doch Unternehmer und Kunden, die einfach nicht von Dumpingpreisen abrücken wollen, die sich ohne Ausbeutung nun mal nicht tragen?
Einöde

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von Einöde »

Ich bekomme durch den Mindestlohn ein minimal höheres Gehalt. Ist aber immernoch zu wenig um kombiniert mit mangelhafter formaler Bildung als Mann auf dem Partnermarkt zu überzeugen, selbst wenn ich häufig deutlich über 40h die Woche arbeite. ;) Aber wahrscheinlich ist das auch gerecht, denn ohne was gelernt zu haben verdient man es nicht mehr Geld zu bekommen, als man zum Überleben braucht, ist mein Eindruck. Und warum sollte dummer, ungebildeter Abschaum wie ich auch die Möglichkeit bekommen sich mit guten Weibchen fortpflanzen zu dürfen? Das wäre ja dumm von den Frauen und brächte der Gesellschaft eher Schaden.
ogor

Re: Mindestlohnauswirkung

Beitrag von ogor »

Kostas Klopsis hat geschrieben:
ogor hat geschrieben:Der Friseurladen hier ums Eck hat Ende Februar zwei der fünf Mitarbeiterinnen gekündigt, weil der Inhaber sich den Mindestlohn für alle nicht leisten konnte. Drei freuen sich, zwei sind traurig. Auch das gehört zum Mindestlohn.
Ist daran jetzt der Mindestlohn schuld oder vielleicht doch Unternehmer und Kunden, die einfach nicht von Dumpingpreisen abrücken wollen, die sich ohne Ausbeutung nun mal nicht tragen?
Ich kenne den Inhaber des Friseurladen mittlerweile recht gut. Ich bin schon seit gefühlten 300 Jahren dort Stammkunde und habe mir sein Leid geduldig angehört. :D

Bis vor Kurzem haben die Angestellten mindestens 7 EUR die Stunde bekommen plus Trinkgeld. Nach Einführung des Mindestlohns muss er mindestens 8,50 EUR die Stunde bezahlen und zwar allen Angestellten. Da er nicht groß reich wird mit seinem Laden hat er deswegen seine Preise neu kalkuliert und entsprechend nach oben korrigiert. Er hat das auch in Form eines Aushangs und durch unzählige Erklärungen während der Arbeit seinen Kunden vermittelt und erläutert.

Die Folge war, dass seitdem ca. 30% weniger Kunden kamen. Die Einnahmen sind entsprechend gesunken und er konnte einfach nicht mehr alle fünf Angestellten behalten. Die wären sogar bereit gewesen, weiterhin für 7 EUR pro Stunde zu arbeiten, aber das ist nun mal nicht mehr erlaubt. Also wurde zwei gekündigt.

Es ist schwer, hier zu benennen, wer "Schuld" hat. Fakt ist, dass durch Einführung des Mindestlohn eine Preiskorrektur nach oben notwendig war und das nicht alle Kunden mitgemacht haben.

Ich hoffe, der Laden hält sich. Ich bin nämlich sehr zufrieden mit dem Service. :D