Politisches Interesse?

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Gedankenflut

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Gedankenflut »

Mir selbst fällt es schwer, mich einzuordnen.

Ich bin an sich politisch durchaus interessiert, derzeit aber fast nur noch staatstheoretisch. Mit der derzeitigen Politik befasse ich mich so gut wie mehr, weil es mich auf die Dauer nur niedergezogen hat. Jedes Mal, wenn ich eine Zeitung in der Hand hatte und den Politikteil in dieser las, hätte ich mir wieder die Hand an die Stirn schlagen können. Vor zwei Jahren noch habe ich politische Sachen sehr genau verfolgt, inzwischen gar nicht mehr.

Ich sehe mich auch von der derzeitigen Politik in keinster Weise vertreten, ziemlich viel, was beschlossen wird, widerspricht meinen Vorstellungen. Die letzten Wahlen liefen alle so, daß meine Stimme für den Müll war, ich hätte also gar nicht erst hingegen müssen. Leider muß ich inzwischen auch sagen, daß ich viele Nichtwähler verstehen kann ... ich habe langsam auch den Eindruck, viele Nichtwähler sind nicht die ungebildeten Idioten, als die man sie gerne sieht, sondern genau das Gegenteil ...
Anne Shirley

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Anne Shirley »

Politisch schon ein bisschen interessiert - finde es auch nicht ganz unwichtig, ein bisschen im Auge zu haben, was da so passiert...;)

(Warum fällt mir da eigentlich immer der Winnie mit seiner Rede vor dem britischen Unterhaus ein :gruebel: : "[No one pretends that democracy is perfect or all-wise. Indeed, it has been said that] democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time.")
Canarias

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Canarias »

Nasobem hat geschrieben:Dass LKWs auch aus dem Ausland kommen, ist relativ normal. Schliesslich wollen die Deutschen ja "Exportweltmeister" sein, irgendwie müssen die Waren ja zum Export abtransportiert werden. Ausserdem wollt ihr mit dem so verdienten Geld ja auch wieder Waren importieren. Meiner Meinung nach wäre es ja an der Zeit, die Verlagerung auf die Schiene tatsächlich zu fördern, anstatt nur davon zu sprechen. Wenn da nur nicht die Autolobby wäre, die dagegen ist. In der Schweiz haben wir das Glück, keine einheimischen Autoproduzenten zu haben, denen man auf die Füsse stehen könnte, da geht sowas einfacher. Dafür erweist sich die Einführung einer griffigen Gesetzgebung gegen Abzocke bei Medikamentenpreisen oder gegen Steuerhinterziehung als ausgesprochen schwierig. Die Pharmaindustrie und das Finanzwesen sind halt unsere wichtigsten Wirtschaftsbranchen.
Die derzeitige Regierung betreibt Verkehrspolitik nur unter dem Blickwinkel des Automobilverkehrs. Wir sind in Sachen fahrradfreundliche Stadt Europas Schlusslicht, die Städte und Gemeinden können sich ein anständiges öffentliches Nahverkehrsnetz kaum noch leisten, und in der Stadt, in der ich lebe, stinkt es permanent nach Benzin und Abgasen, sind alle Bushaltestellen und Radwege zugeparkt und nachts kann man kaum schlafen durch den Verkehrslärm. Diese Stadt ist ein einziger Alptraum, vollkommen unbewohnbar, doch niemand tut etwas dagegen. Nasobem hat das oben sehr gut zusammengefasst. Hier in Deutschland ist es ein Tabuthema. Aber die Autoindustrie blockiert die längst fällige Modernisierung unserer Wirtschaft und die Verbesserung der Lebensqualität in den Städten.
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Le Chiffre Zéro
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Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Mein politisches Interesse ist eher gering, schon deshalb, weil mir praktisch die gesamte deutsche Politlandschaft komplett gegen den Strich geht, allen voran die fünf Blockparteien.

Ich lasse mich auch nicht einordnen in das Rechts-Links-Schema, geschweige denn, daß ich dogmatisch linksgrün bin, weil die Political Correctness es so vorschreibt. (Es gibt auf OkCupid haufenweise Singlefrauen, die damit ein Problem haben, daß man nicht konsequent linksalternativ/linksgrün ist.)
Nobody hat geschrieben:Selbst die Bahn möchte nicht mehr Güter auf die Schiene haben. :)
Möchten sie schon, damit DB Schenker gegenüber den Investoren und Shareholders wachsende Gewinnzahlen ausweisen kann.

Aber dann bitteschön nach ihren Spielregeln: Die Lieferkunden haben ihre Fracht per Lkw zum nächstgelegenen Gütertarifpunkt zu bringen. Das ist dann eins von nicht mal einem Dutzend Intermodalterminals deutschlandweit (alles kleiner als ein großer Umschlagbahnhof für Container, Wechselpritschen und ganze Sattelauflieger ist nicht wirtschaftlich genug, um die DB konkurrenzfähig zu halten), zu dem natürlich ausschließlich Züge der DB Zugang haben, die damit die Preise diktieren kann. Die Terminals schließen um 18.00 Uhr, weil dann die Züge auf die Nachtsprungreise geschickt werden. Zum Ziel gelangt die Fracht folglich auch nicht direkt im Güterwagen oder im Container auf einem Güterwagen, sondern es wird wieder an einem Intermodalterminal umgeladen (Container auf den Laster, Wechselpritsche auf den Laster oder ganzer Sattelauflieger an die bereitstehende Zugmaschine), und weiter geht's zum Zielort.

Die meisten Kunden schütteln darüber aber nur den Kopf. Da kann man auch gleich ganz mit dem Laster durchfahren, das ist einfacher und billiger und geht rund um die Uhr. Das wiederum kommt auch der DB zugute, die zu Määähdorns Zeiten ihr Gleisnetz auf genau das zurückgestutzt hat, was zu dem Zeitpunkt gerade unbedingt gebraucht wurde – zum einen, um Betriebs- und Wartungskosten bei DB Netz zu minimieren (Börsengang!), zum anderen, um die Streckenauslastung möglichst nah an 100% zu bringen, damit es keine freien Trassen mehr für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen gibt.

Es gab ja schon dokumentierte Fälle, wo DB Cargo/Railion/DB Schenker einem Güterkunden mit eigenem Gleisanschluß den Vertrag gekündigt hat, und noch in derselben Nacht ist DB Bahnbau (keine Abteilung, sondern ein separates Unternehmen unter dem Dach der DBAG Holding) angerückt und hat den Gleisanschluß rückgebaut, damit der Kunde nicht etwa statt dessen einem lokalen EVU zu mehr Kundschaft, mehr Umsatz und somit mehr Marktmacht verhilft.
Nobody hat geschrieben:In der Schweiz wird viel Transitverkehr auf die Schiene verlagert, da sich das dort anbietet. Das hat aber eher politische Gründe, als wirtschaftliche.
Die Schweiz ist aber auch nicht in der EU, ist somit nicht zur Liberalisierung und Öffnung des Bahnmarktes sowie zur Privatisierung gezwungen worden, und die SBB sind folglich bis heute eine staatliche Behörde und kein privatwirtschaftliches Unternehmen, das auf Rendite und die Börse aus ist. Da funktioniert also die Bahninfrastruktur noch, weil sie nicht kaputtgespart wird.

Außerdem hat die Schweiz traditionell ein hervorragend funktionierendes System von regional begrenzten Privatbahnen mit jeweils eigenem Netz. Sogar einer der beiden großen Alpenpässe wird von einer Regionalbahn betrieben (die BLS betreibt den Simplon). Und meines Wissens dürfen in der Schweiz schwere Sattelzüge nicht beliebig überall hinfahren, und Siebeneinhalbtonner sind für den Langstreckenverkehr unrentabel. Wenn also eh umgeladen werden muß für den letztlichen Lieferverkehr, warum dann vom 40-Tonner auf den Kleinlaster statt vom Güterwagen auf den Kleinlaster? Mal ganz davon abgesehen, daß die Eisenbahngesellschaften in der Schweiz immer noch den Einzelwagenverkehr unterstützen und jede Menge Gleisanschlüsse und Gütertarifpunkte in Betrieb halten.

In Frankreich beispielsweise ist dagegen der Einzelwagenverkehr komplett abgeschafft worden. Es werden nur noch Ganzzüge gefahren. Ausgerechnet in Frankreich, wo die Lkw-Fahrer immer wieder streiken, müssen Frachtmengen, für die sich kein ganzer Containerzug oder Massengutzug von 600 Tonnen aufwärts lohnt, mit dem 40-Tonner durchs Land gefahren werden, weil die SNCF sich weigert, die Fracht mitzunehmen.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs
Tso

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Tso »

Stark interessiert. Allerdings eher an Sachfragen orientiert als an politischer Farbenlehre, daher auch unterschiedliches Wahlverhalten auf Bundes-/Landes-/Kommunalwahlebene. Parteimitgliedschaft hab ich nach näherem Kennenlernen des Parteifilzgeschehens auf Kommunalebene aber ad acta gelegt. :schwarzekatze:
Kostas Klopsis

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Kostas Klopsis »

Ja. Christlich-sozialistischer links-grüner Gutmensch :mrgreen:
Einfach nur ich
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Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Einfach nur ich »

Meinem persönlichen Eindruck nach sind viele Menschen sehr wohl politisch interessiert, allerdings wollen sie mit dem üblichen "Parteienzirkus" nichts zu tun haben.

Was haltet ihr eigentlich generell von Attac? In letzter Zeit ist das mediale Interesse ja recht überschaubar.
"Nachts, wenn alle anderen schlafen, dann dividiere ich heimlich durch null."
Nasobem

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Nasobem »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:Die Schweiz ist aber auch nicht in der EU, ist somit nicht zur Liberalisierung und Öffnung des Bahnmarktes sowie zur Privatisierung gezwungen worden, und die SBB sind folglich bis heute eine staatliche Behörde und kein privatwirtschaftliches Unternehmen, das auf Rendite und die Börse aus ist. Da funktioniert also die Bahninfrastruktur noch, weil sie nicht kaputtgespart wird.

Außerdem hat die Schweiz traditionell ein hervorragend funktionierendes System von regional begrenzten Privatbahnen mit jeweils eigenem Netz. Sogar einer der beiden großen Alpenpässe wird von einer Regionalbahn betrieben (die BLS betreibt den Simplon). Und meines Wissens dürfen in der Schweiz schwere Sattelzüge nicht beliebig überall hinfahren, und Siebeneinhalbtonner sind für den Langstreckenverkehr unrentabel. Wenn also eh umgeladen werden muß für den letztlichen Lieferverkehr, warum dann vom 40-Tonner auf den Kleinlaster statt vom Güterwagen auf den Kleinlaster? Mal ganz davon abgesehen, daß die Eisenbahngesellschaften in der Schweiz immer noch den Einzelwagenverkehr unterstützen und jede Menge Gleisanschlüsse und Gütertarifpunkte in Betrieb halten.
Die Schweiz ist über bilaterale Abkommen mit der EU im Prinzip rechtlich gesehen auf dem genau gleichen Stand wie Deutschland. Durch den Nichtausbau der alpenquerenden Autobahnstrecken findet eine Art Begrenzung statt. Im Moment wird über eine Ampelsteuerung sichergestellt, dass Lastwagen mit einem Abstand von 150m in den Gotthardtunnel fahren, was die Kapazität auf etwas über 3000 Lastwagen pro Tag beschränkt. Würde die Schweiz z.B. den Gotthardstrassentunnel auf zwei Spuren pro Richtung ausbauen, so müsste sie aufgrund der Abkommen mit der EU auch zulassen, dass das zusätzliche Volumen im Handumdrehen vom Transitverkehr verbraucht wird.
Fremder

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Fremder »

Einsamer Igel hat geschrieben: - Stark politisch interessiert, schaue viele politische Sendungen im TV und lese Zeitung, diskutiere auch gerne darüber und bin Parteimitglied

- Mittelmäßig politisch interessiert, schaue wenig bis keine politischen Sendungen, lese ab und zu den Politikteil der Zeitung, bin Wahlhelfer und gehe wählen, versuche andere dazu zu animieren, da demokratische Grundrechte wichtig sind

- Geringes politisches Interesse, gehe manchmal wählen (und sei es "ungültig"), schnappe ab und zu was auf, was andere über Politik erzählen, würde von selbst aber keine Zeitung lesen, eher politikverdrossen

- Politik? Interessiert mich nicht.
In dieses Schema passe ich nicht.
Was im TV zum Thema Politik läuft, ist meines Erachtens zu 90 % Gehirnwäsche. Eine Parteimitgliedschaft kommt für mich nicht in Frage. Trotzdem interessiert mich Politik. Mehr als viele, mit denen ich darüber zu sprechen versuche.
Ich war einmal auf einer Demo, habe etliche Petitionen unterzeichnet und Unterschriftensammlungen unterstützt. Im Freundes- und Familienkreis sammle ich manchmal weitere Unterschriften. Außerdem bin ich einem Verein beigetreten, der die Welt verbessern möchte. ;)
Pierre Facile

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Pierre Facile »

Ich hatte schon zwei Parteiämter und war auch in der Kommunalpolitik engagiert. Aber das ist mir alles zu viel geworden und das hat mich aufs übelste deprimiert.

Heute lese ich täglich politisches, diskutiere aber nicht mehr mit um meine und der anderen Neven zu schonen...

Ih finde es einfach schlimm wie die Dinge so laufen... :wuetend:
Fremder

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Fremder »

Einfach nur ich hat geschrieben: Was haltet ihr eigentlich generell von Attac? In letzter Zeit ist das mediale Interesse ja recht überschaubar.
Die waren doch gerade letzten Monat in der Presse, als das Finanzamt Frankfurt ihnen den Status der Gemeinnützigkeit aberkannt hat. Spenden an attac werden nicht mehr als Sonderausgaben (Steuererklärung) anerkannt.
Unter diesen Umständen stellt sich die Frage, wann Attac Deutschland das Geld ausgeht.
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Buham
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Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Buham »

Pierre Facile hat geschrieben:Ich hatte schon zwei Parteiämter und war auch in der Kommunalpolitik engagiert. Aber das ist mir alles zu viel geworden und das hat mich aufs übelste deprimiert.
Willkommen im Club :roll:
Canarias

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Canarias »

Politik ist nicht für jeden geeignet. Bevor man sich die Nerven kaputt macht, lässt man es lieber bleiben. Ich fahre sehr gut mit meiner Entscheidung, mich 2010 aus der Parteipolitik zurückzuziehen. Man regt sich seltener auf. Man sollte seine kostbare Lebenszeit mit anderen Dingen verbringen: Schöngeistiges, Kennenlernen interessanter Menschen, Reisen...
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Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Buham »

Du sagst es. Ich werde mich weiter punktuell engagieren, vielleicht mal auf eine Demo o.ä., aber Parteien... sehr unwahrscheinlich :D

Es war ja durchaus reizvoll, immerhin habe ich sogar geschafft, eigens formulierte Passagen in ein Bundestagswahlprogramm zu bugsieren, aber am Ende ist das alles ein ewiger Krampf mit unzähligen Intrigen, Falschspielern und Machtversessenen.

Ergänzung: bereuen tu ich es übrigens nicht. Der Partei verdanke ich viele neue und wertvolle Erfahrungen und ich hab natürlich auch viel gelernt. Und nach so einer Innenansicht wächst auch das Verständnis für so manche Vorgänge in der "großen Politik" ;)
Canarias

Re: Politisches Interesse?

Beitrag von Canarias »

Buham hat geschrieben:
Es war ja durchaus reizvoll, immerhin habe ich sogar geschafft, eigens formulierte Passagen in ein Bundestagswahlprogramm zu bugsieren, aber am Ende ist das alles ein ewiger Krampf mit unzähligen Intrigen, Falschspielern und Machtversessenen.

Ergänzung: bereuen tu ich es übrigens nicht. Der Partei verdanke ich viele neue und wertvolle Erfahrungen und ich hab natürlich auch viel gelernt. Und nach so einer Innenansicht wächst auch das Verständnis für so manche Vorgänge in der "großen Politik" ;)
Erfahrungen bringen einen weiter, das stimmt. Aber wenn es einen nur noch bedrückt, dann muss es irgendwann auch mal gut sein. Insofern verstehen wir uns da sehr gut.