Aikido

[Eliza Jane]

Praktiziert jemand von Euch Aikido? Ich habe damit anfangen und jetzt drei Abende hinter mir. Der Grund: Stärkung des Selbstbewusstseins, nicht mehr so leicht Opfer werden. Ich habe jedoch gelesen, dass es einige Jahre dauert, bis man Aikido einigermaßen beherrscht. Hat jemand von Euch Erfahrungen diesbezüglich?

[spirit]

Vor vielen Jahren hatte ich mich mal für Shin-Shin-Toitsu-Aikido nach Koichi Tohei interessiert.

[MrShy]

Hi ElizaJane

Ich denke das ist mit allen anderen Kampfsport- und Kampfkunstarten ähnlich. Du wirst es nicht schaffen diese innerhalb eines Jahres zu beherrschen. Es dauert halt seine Zeit dem Körper Reflexe anzutrainieren die für eine Verteidigung notwendig sind. Ich finde, es kommt hier mehr drauf an, ob du dich gut fühlst während des Trainings und auch danach, dann passt es.

MrShy

[Neuländler]

Hi ElizaJane,

ich hatte während meines Studiums Aikido gemacht und habe vor wieder anzufangen. Bis du Aikido zur Selbstverteidung verwenden kannst, können evtl. Dekaden vergehen, dafür eignen sich Crash-Kurse im Nussknacken besser. Je nach Stil-Richtung ist die Etikette etwas unterschiedlich, in meinem Fall hat im Training jeder mit jedem trainiert,, d.h. Dan-Träger mit Anfänger, zierliche Frau mit 120kg 2m-Mann, dass bringt dann vielleicht schon etwas Selbstvertrauen und auch Gruppengefühl.
Ich weis nicht, ob du das Rollen inzwischen schon lieben gelernt hast oder nicht, aber im Alltag wird dieses wahrscheinlich am meisten nützen und dich vor schlimmeren Auswirkungen bei einem Sturz bewahren. Richtung Selbstverteidung wirst du lernen dich aus einer Umklammerung zu befreien, bzw. dieser vorzubeuge, was für den Anfang wahrscheinlich am hilfreichsten ist.
Manche Stilrichtung ist etwas starr und nicht sehr dynamisch, aber Kreise und Spiralen sind eigentlich in jeder Technik enthalten und wenn etwas nicht "rund" läuft ist es meistens verkehrt.

[SciFiGirl]

@Neuländler: da du bereits Aikido gemacht hast, kannst du mir sagen, ob das ein sehr "brutaler" Sport ist? Ich überlege schon seit einiger Zeit mal etwas in die Richtung zu erlernen. Weniger zur Selbstverteidigung, als mehr für ein besseres Körpergefühl und eben aus sportlichen Gründen.

[Shinji]

@Neuländler: da du bereits Aikido gemacht hast, kannst du mir sagen, ob das ein sehr "brutaler" Sport ist? Ich überlege schon seit einiger Zeit mal etwas in die Richtung zu erlernen. Weniger zur Selbstverteidigung, als mehr für ein besseres Körpergefühl und eben aus sportlichen Gründen.

Bislang hatte ich selber zwar nur ein paar Übungsstunden vor über zehn Jahren...
...aber ich habe mich sehr intensiv mit Aikido befaßt und würde die Sportart nicht als "besonders brutal" bezeichnen. (Eigentlich als gar nicht brutal.)
Die Philosophie ist es ja gerade die Kraft(Schwung, Trägheit, etc.) des Gegners gegen ihn zu wenden.
Je mehr Kraft man selber dabei aufwendet, um so mehr macht man m.M.n. falsch.
In der Hinsicht finde ich Aikido dynamischer als bspw Karate.

Aber wenn du was "brutales" willst, dann würde ich Krav Maga sagen.

[SciFiGirl]

@Shinji: nein, ich will ja eben nichts Brutales. Das wäre komplett wider meine Natur. Ich kann ja nicht mal im Computerspiel Menschen verletzen, schlagen, etc.

Aber Aikido ist schon mit Würfen, oder?

[kräuterfrau]

Was meinst du mit Würfen? Mit Wurfwaffen? Neeeeeeeeein.

Aikido ist die Kunst des spiraligen Bewegens(gegenüber Parallelbewegungen). Und in keiner Kampfsportart kommt man so schnell an die Waffen. So weit ich weiß, kann man einen Stock benutzen.


Alle Kampfsportarten haben etwas mit Körperwahrnehmung zu tun. Mein Trainer hat immer gesagt wir müssen den Unterschied zwischen unbequem und schmerzhaft lernen. Es geht darum jedes mal ein kleines bisschen über die bisherigen Grenzen seines Körpers hinaus zu arbeiten. Es geht um Ausdauer. Man wiederholt die Bewegung bis man sie beherrscht. Es ist wichtig zu erwähnen, dass man für Kampfsportarten kein Talent benötigt. Nur den Willen nicht aufzugeben. Auch wenn etwas 50Mal nicht funktioniert, das weitere 50Mal zu wiederholen. Die meisten Kurse bieten bloß Übungen ohne Körperkontakt. Ich finde Aikido hat nicht nur als Kampfsportart benefits, sondern auch eigene Bewegungsabläufe zu überdenken.

[Shinji]

Aber Aikido ist schon mit Würfen, oder?

Wenn du mit Würfen Nage Waza, also Wurftechniken meinst, dann ja, die gibt es.
Aber statt wie bei Karate oder Judo kraft anzuwenden leitet man die Kraft des Gegners dazu um.
Es gibt auch keine Angriffstechniken.

Du kannst ja mal in den Wikipedia-Artikel zu Aikido herein sehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aikid%C5%8D
Damit hat man schon eine schöne Übersicht.

Auf Englisch gibt es auch die "AikiWeb" Seite:
http://www.aikiweb.com/

[SciFiGirl]

Ja, mit Würfen meinte ich z.B. Schulterwürfe wie im Judo.

[Felis_Silvestris]

@Neuländler: da du bereits Aikido gemacht hast, kannst du mir sagen, ob das ein sehr "brutaler" Sport ist? Ich überlege schon seit einiger Zeit mal etwas in die Richtung zu erlernen. Weniger zur Selbstverteidigung, als mehr für ein besseres Körpergefühl und eben aus sportlichen Gründen.

Aikido is IMO eher eine der sanfteren Kampfsportarten, wobei ich für diese Aussage etwas ausholen sollte. Aikido wurde AFAIK als Abwehr gegen gerüstete (Samurais) erfunden, legt daher sehr viel Wert darauf grosse Massen mit minimalem Kraftaufwand zu bewegen indem man ihren Schwung mitnimmt. Das ganze ist dabei tendenziell eher 'tänzerisch' (man weicht in großem Bogen 'rund aus). Ich weiss das behauptet auch Judo und Co, aber bei denen ist doch sehr viel mehr Kraft im Spiel. Was du daran vielleicht nicht mögen wirst, ist dass Aikido relativ schmerzhaft ist. Viele Techniken beruhen (auch) darauf kleine Gelenke (Finger, Handgelenke) kontrolliert zu verdrehen. Dazu gehört eine gewisse Schmerzakzeptanz und Vertrauen zu den Trainingspartnern. Muss man halt mögen. Sonst ist Aikido tendenziell eher eine Kampfkunst der gehobeneren Bildungschicht, man trifft grade dort öfter auf Akademiker. Sport ist es auf jeden Fall keiner und man mach in der Regel auch keine Bewerbe (was nicht heisst dass es nicht anstrengend ist). Fürs Körpergefühl ist es dagegen super.

[Felis_Silvestris]

Aber Aikido ist schon mit Würfen, oder?

Aikido kennt Würfe, aber sie unterscheiden sich von denen aus Judo. Der Judoka wirft den Gegner mit Kraft hoch über Hüfte und Schulter. Er reisst den Gegner eher in die Richtung.
Im Aikido stellst du dem Gegner eher ein Bein. Das heisst du blockierst die Position die er zum stabilen Stehen braucht und stupst ihn drüber. Die Würfe sind fließender aber bei weitem nicht so 'effektiv'.

[Felis_Silvestris]

Praktiziert jemand von Euch Aikido? Ich habe damit anfangen und jetzt drei Abende hinter mir. Der Grund: Stärkung des Selbstbewusstseins, nicht mehr so leicht Opfer werden. Ich habe jedoch gelesen, dass es einige Jahre dauert, bis man Aikido einigermaßen beherrscht. Hat jemand von Euch Erfahrungen diesbezüglich?

Was willst du denn damit erreichen? Aikido gehört sicherlich zu den eher langsam zu lernenden Kampfsportarten.

[SciFiGirl]

Praktiziert jemand von Euch Aikido? Ich habe damit anfangen und jetzt drei Abende hinter mir. Der Grund: Stärkung des Selbstbewusstseins, nicht mehr so leicht Opfer werden. Ich habe jedoch gelesen, dass es einige Jahre dauert, bis man Aikido einigermaßen beherrscht. Hat jemand von Euch Erfahrungen diesbezüglich?

Was willst du denn damit erreichen? Aikido gehört sicherlich zu den eher langsam zu lernenden Kampfsportarten.

Sportarten bewirken was bei der Körperhaltung. Und alleine das kann schon dazu führen, dass man weniger als Opfer rüber kommt.

[Neuländler]

Ich würde Aikido ehr als Kampfkunst denn als Kampfsport bezeichnen. Wenn man irgendwann mal soweit ist, dass man es beherrscht, dann kann es sehr effektiv sein. Für mich ist ehr der Weg das Ziel, seinen Körper besser kennen zu lernen, was durchaus auch das Selbstbewusstsein steigern kann.
Die Dehnungsübungen am Anfang und das Training sollten nach etwas Muskelkater auch wie bereits erwähnt etwas für die Körperhaltung tun, was in bestimmten Situationen vielleicht den Unterschied machen kann.
In Aikido gibt es inzwischen viele verschiedene Schulen und Verbände, die sich manchmal nur durch Kleinigkeiten von einander unterscheiden, in der Etikette aber manchmal auch grundlegend. Die einen legen viel Wert auf den Rang, bei anderen ist dieser nebensächlich usw.
Je nach Lehrer wird mehr oder weniger Wert auf Training mit Holzstock und Holzschwert gelegt. Viele Techniken stammen von Schwerttechniken ab, auch Würfe oder sind "entschärfte" Versionen von anderen Techniken.
In Aikido will man den Gegner davon überzeugen, dass der Angriff sinnlos ist. Dies passiert durch umlenken seiner Kraft, daher auch die meist spiralförmigen Bewegungen, aber auch durch Hebel und Schmerzen.
Auch ein Grund für mich mit Aikido anzufangen war, das es wesentlich sanfter als z.B. Karate ist, das schlimmst was mir passiert ist, war Muskelkater, Mattenbrand, d.h. Abschürfungen an den Füßen durch die raue Mattenoberfläche, an Stellen ohne Hornhaut aber auch Blaue Flecken bei der Suche nach Druckpunkten.
Aber genug der Philosophie, ich verlasse so langsam den Bereich in dem ich richtig Kompetenz habe, ich bin auch nur Anfänger.
So lange es Spaß macht, weiter machen, ob es das Richtige für einen ist, sollte man spätestens nach einigen Monaten merken, aber nicht zu früh aufgeben!

[Shinji]

Aikido wurde AFAIK als Abwehr gegen gerüstete (Samurais) erfunden,

Es stimmt, daß in Aikido sehr viele Bewegungsabläufe und Techniken aus dem Kenjutsu, der Schwertkunst und Vorläufer des heutigen Kendo, eingeflossen sind.
Viele Techniken im Aikido befassen sich daher auch mit der Entwaffnung von Schwertträgern, etc.
Der Begründer des Aikido, Morihei Ueshiba, war selber ein Experte in der Handhabung von Katana(Japanisches Langschwert), Naginata(Japanischer Speer) und Bo(Langer Holzstab; wurde ursprünglich von Bauern und Nicht-Samurai verwendet, da diesen das Tragen von Schwertern verboten war.).
Er wurde jedoch erst 1883 geboren.
Nach der erzwungenen Öffnung Japans durch Commodore Matthew Perry im Jahr 1854 und der darauffolgenden Meiji-Restauration im Jahre 1868 wurde es im Jahr 1876 den Samurai verboten, weiterhin Schwerter zu tragen und sie wurden obendrein noch aller Sonderrechte beraubt.
Dies führte schließlich im Jahr 1877 zu der Satsuma-Rebellion unter Saigou Takamori.
(Obwohl eigentlich Patrioten, werden diese gefallenen Samurai übrigens nicht im Yasukuni-Schrein geehrt.)
Die letzte noch aktive Samurai-Miliz im Dienste des Tokugawa-Shogunats war übrigens die um 1860 aktive Shinsengumi.

Ich würde daher mal behaupten, daß es ausgeschlossen sein sollte, daß Aikido zur Abwehr von Samurai in Rüstung erfunden wurde, sondern daß nur die Techniken des Kenjutsu in Aikido einflossen.

Der US-Spielfilm "Last Samurai" basiert übrigens lose auf der Satsuma-Rebellion.
Und wen die Zeit interessiert, sollte sich mal die Filme "Samurai der Dämmerung" und "Das verborgene Schwert" ansehen.

[Eliza Jane]

@Shinji: nein, ich will ja eben nichts Brutales. Das wäre komplett wider meine Natur. Ich kann ja nicht mal im Computerspiel Menschen verletzen, schlagen, etc.

Aber Aikido ist schon mit Würfen, oder?

Du könntest niemanden verletzen, der dir etwas Böses will?????

[Eliza Jane]

@Neuländler: da du bereits Aikido gemacht hast, kannst du mir sagen, ob das ein sehr "brutaler" Sport ist? Ich überlege schon seit einiger Zeit mal etwas in die Richtung zu erlernen. Weniger zur Selbstverteidigung, als mehr für ein besseres Körpergefühl und eben aus sportlichen Gründen.

Aikido is IMO eher eine der sanfteren Kampfsportarten, wobei ich für diese Aussage etwas ausholen sollte. Aikido wurde AFAIK als Abwehr gegen gerüstete (Samurais) erfunden, legt daher sehr viel Wert darauf grosse Massen mit minimalem Kraftaufwand zu bewegen indem man ihren Schwung mitnimmt. Das ganze ist dabei tendenziell eher 'tänzerisch' (man weicht in großem Bogen 'rund aus). Ich weiss das behauptet auch Judo und Co, aber bei denen ist doch sehr viel mehr Kraft im Spiel. Was du daran vielleicht nicht mögen wirst, ist dass Aikido relativ schmerzhaft ist. Viele Techniken beruhen (auch) darauf kleine Gelenke (Finger, Handgelenke) kontrolliert zu verdrehen. Dazu gehört eine gewisse Schmerzakzeptanz und Vertrauen zu den Trainingspartnern. Muss man halt mögen. Sonst ist Aikido tendenziell eher eine Kampfkunst der gehobeneren Bildungschicht, man trifft grade dort öfter auf Akademiker. Sport ist es auf jeden Fall keiner und man mach in der Regel auch keine Bewerbe (was nicht heisst dass es nicht anstrengend ist). Fürs Körpergefühl ist es dagegen super.

Mir fällt es schwer, Aikido ernst zu nehmen. Aber ich war bisher auch nur dreimal da. Es wirkt so betulich auf mich.

[Neuländler]

Zu Beginn ist Aikido ehr eine Yoga-Stunde. Viel Dehnübungen und Rollen, Rollen und Rollen und einfache Techniken. Du kannst deinen Lehrer ja gerne nach einer Vorführung fragen. Je nach Lehrer kann Aikdio weicher oder härter sein. Ki-Aikido ist meiner Meinung nach z.B. sehr weich und man fällt teilweise fast freiwillig. Aber man sollte sich davon nicht täuschen lassen, wenn man wirklich mit Kraft angreift fällt man irdendwann einmal einfach in eine Leere und dann Bumm... auch Matten können hart sein.
Stöber einfach mal auf Youtube wie Aikido nach einigen Dekaden Training aussehen kann.
Hier der Link zu O Sensei, dem Begründer
http://www.youtube.com/watch?v=35F63nayxNc
und einem seiner Schüler
http://www.youtube.com/watch?v=OhNDRZNfbk8

[Einsamer Igel]

Sportarten bewirken was bei der Körperhaltung. Und alleine das kann schon dazu führen, dass man weniger als Opfer rüber kommt.

Dann empfiehlt sich für den Anfang ein Selbstsicherheitstraining. Dann hast du schon mal etwas Ausstrahlung und Kenntnisse, wie sich verhalten in brenzligen Situationen. Wenn du das drauf hast, kannst du immer noch anfangen, einen Kampfsport zu erlernen, was Jahre braucht.