Tirak hat geschrieben:Schilf hat geschrieben:Ich fand die Sendung sehr gut. Aufrgrund der Kürze muss man aber gut aufpassen, um die Zusammenhänge nicht zu verpassen.
Natürlich weisst du bewusst nichts von deinem Gegenüber nach dieser Zeit. Dein Unterbewusstsein reagiert aber auf bestimmte Schlüsselmuster (z.B Gesichtsymmetrie, Hautbild oder Geruch) und leitet damit bestimmte Eigenschaften ab. Das sind allerdings eher biologische Eigenschaften, die sich auf die Überlebensfähigkeit des möglichen Nachwuchses beziehen. Wie er mit der Studie mit den Babies angedeutet hat, wird diese Ebene der Einschätzung von Menschen wohl vererbt, man lernt es nicht.
Ich mein, er spricht davon, dass man angeblich danach "weiss", ob jemand eine Tendenz zur Ehrlichkeit und zur Dominanz hat. Zusätzlich wüsste man, welche Persönlichkeit dahinter steht und ob da eine Fremdgehtendenz vorhanden ist. Für mich klingt das alles nicht sehr biologisch und informationstechnisch wär das ja eine ganze Menge. Wie würde sich diese Informationsmenge konkret bemerkbar machen? Oder merkt man generell nie etwas davon? Wäre es dann normal, dass man selbst keine Antwort wüsste, wenn man konkret danach gefragt wird, wie man jemanden einschätzt?
Diese Informationsmenge macht sich in einem Gefühl bemerkbar. Ein Mensch hat ein Bewusstsein und ein Unterbewusstsein. Die sind nicht immer unbedingt einer Meinung. Zu jedem Zeitpunkt wird die Realität sowohl vom Bewusstsein als auch vom Unterbewusstsein bewertet (im wesentlichen ein Mustervergleich). Aber die Kontrolle über die Handlungen hat nur das Bewusstsein. Das Unterbewusstsein teilt nun seine Einschätzung dem Bewusstsein über ein Gefühl mit. Gefühle sind also die Kommunikation des Unterbewusstseins mit dem Bewusstsein. Falls das Unterbewusstsein nun der Meinung ist, dass eine Situation positiv oder vorteilhaft ist, dann hast du auch positive Gefühle (Freude, Entspannung, Erregung etc.). Ist eine Situation aber unvorteilhaft oder vielleicht sogar gefährlich, dann hast du negative Gefühle (Angst, Zorn, Ekel etc.). Die Meinung des Unterbewusstseins ist bisweilen recht penetrant und es verlangt viel Willenskraft sie niederzukämpfen falls man sich bewusst entscheidet, dass das Unterbewusstsein mit seiner Einschätzung falsch liegt. Man kann ihr natürlich auch bevorzugt folgen ("der Intuition folgen"). Das ist natürlich alles sehr modellhaft formuliert, vielleicht ein paar Beispiele wie das in der Realität aussieht:
- Jemand leidet unter Höhenangst (ein unterbewusstes Muster). Wenn er nun auf dem Dach eines hohen Gebäudes steht, welches aber durch eine Brüstung gesichert ist, hat er Höhenangst (Einschätzung des Unterwusstseins) obwohl er rational (Einschätzung des Bewusstseins) weiß, dass nichts passieren kann. Das Bewusstsein kann nun entscheiden, ob es dem Gefühl nachgibt und das Dach verlässt oder es niederkämpft und weiterhin die gute Aussicht geniesst.
- Eine Frau gibt einem Mann einen Korb. Dieser fragt nun nach, was der Grund dafür ist. Hat der Korb rationale (Einschätzung des Bewusstseins) Gründe, könnte sie ihm die nennen (z.B. Entfernung zu groß, Hobbies passen nicht, Allergie gegen die Haustiere des Mannes, der Mann hat bereits Kinder). Hat der Korb aber einen gefühlsmässigen Grund (Einschätzung des Unterbewusstseins) und die Frau ist einfach ihrer "Intuition" gefolgt, dann wirds mit einer Erklärung schwierig. Das Unterbewusstsein erklärt seine Entscheidungen nunmal nicht. Meist bekommt man dann sowas zu hören wie "Es hat nicht gefunkt", "Ich hab kein Kribbeln gespürt", "Ich hab mich nicht geborgen gefühlt" o.ä.
- Man kann nicht entscheiden in wen man sich verliebt. Das Unterbewusstsein trifft die Entscheidung. Und das nach Kriterien, die man nicht mal erahnen kann. Deshalb weicht der reale Partner auch oftmals stark von der idealisierten (rationalen) Vorstellung des Traumpartners ab. Vor allem wenn man das ObB nicht haben kann, reagiert das Unterbewusstsein äußerst ungehalten, Gefühlschaos eingeschlossen. Das Unterbewusstsein schert sich eben nicht um rationale Gründe warum man nun diesen Traumpartner (nach Einschätzung des Unterbewusstseins) nicht haben kann. Das Bewusstsein kann nun sehen wie es damit klarkommt. Oftmals geht das nur über die Zeit bis das Unterbewusstsein aufgibt und die Gefühle für das OdB nachlassen.
Tirak hat geschrieben:Schilf hat geschrieben:
Aber genau das ist der Trick! Oder glaubst du wirklich diese ganzen Unterschichtenprolls, Leopardenlooktussies oder Männer, die mit fettem Bierbauch, fleckigen Unterhemd und ner Dose Bier in der Hand vor dem Fernseher sitzen, haben eine realistische Selbstwahrnehmung? Die würden sich doch von der nächsten Brücke stürzen. Eine der großen Leistungen des menschlichen Gehirns ist es, die Realität verzerrt wahrnehmen zu können. Manchmal zum Vorteil Desjenigen und manchmal zum Nachteil. Hier in diesem Forum findet man z.B. sehr viele Leute, die die Realität zu ihrem Nachteil verzerren.
Ich erfasse gerad nicht so richtig, worin nun der grosse Vorteil liegt, sich ständig in der Selbstwahrnehmung zu überschätzen. Nur damit der Selbstwert steigt?
Glückliche Menschen haben mehr Erfolg im Leben und leben auch generell länger und gesünder. Ob man nun aufgrund einer Selbsttäuschung glücklich ist oder ob man einen guten Grund dafür hat, spielt hierfür keine Rolle.