Beziehungen früher und heute

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
DannyDark

Beziehungen früher und heute

Beitrag von DannyDark »

hamptidampti hat geschrieben:Solange bis man halt an eine Person gerät die einen dann so aktzeptiert wie man ist.
Das ist heutzutage sehr schwer...
Zuletzt geändert von DannyDark am 28 Mär 2013 14:20, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Offtopic von anderem Thread abgetrennt und in diesen eingefügt.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
grüner_apfel

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von grüner_apfel »

DannyDark hat geschrieben:
hamptidampti hat geschrieben:Solange bis man halt an eine Person gerät die einen dann so aktzeptiert wie man ist.
Das ist heutzutage sehr schwer...
Insbesondere wenn man nicht daran glaubt, dass es eine solche Person geben kann - dann dürfte das sogar unmöglich sein so jemanden zu finden - schließlich darf nicht sein was nicht sein kann ^^

Und zum Thema "heutzutage" - wann war es denn bitte anders? Früher war alles besser? Ich glaube nicht das es mir zu irgendeiner anderen Zeit anders ergangen wäre - warum auch?
Shinji

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Shinji »

grüner_apfel hat geschrieben:
DannyDark hat geschrieben:
hamptidampti hat geschrieben:Solange bis man halt an eine Person gerät die einen dann so aktzeptiert wie man ist.
Das ist heutzutage sehr schwer...
Insbesondere wenn man nicht daran glaubt, dass es eine solche Person geben kann - dann dürfte das sogar unmöglich sein so jemanden zu finden - schließlich darf nicht sein was nicht sein kann ^^

Und zum Thema "heutzutage" - wann war es denn bitte anders? Früher war alles besser? Ich glaube nicht das es mir zu irgendeiner anderen Zeit anders ergangen wäre - warum auch?
In früheren Jahrhunderten war die Partnersuche vor allem eine Sache der wirtschaftlichen Absicherung.
Gute Beispiele dafür findet man u.a. in den Romanen von Jane Austen oder sogar in Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga, in der recht interessanten Beziehung zwischen Lina und Alfred.

"Heutzutage" sind die meisten Menschen glücklicherweise relativ unabhängig.
Und es gibt (zumindest in Deutschland) auch soziale Sicherungssysteme.

Daher wurde spätestens seit der Pille und der sexuellen Revolution die Partnersuche fast ausschließlich eine Sache der Äußerlichkeiten.

Jemanden zu akzeptieren wie er ist und sich mit dem Partner irgendwie zu arrangieren, weil sonst vielleicht beide schlecht überleben könnten, ist "heutzutage" eben nicht mehr notwendig.
Darunter hat aber leider auch der Wille gelitten, gemeinsam auch schlechte Zeiten durchzustehen.

Beziehungen sind heute im Normalfall leider zu einer schnell wechselnden Wegwerfware geworden.
Das heisst nicht das es früher besser war.
Aber vielleicht sollten die Menschen aufhören, nach Schönwetter-Beziehungen zu suchen, um sich danach über die hohen Scheidungsraten zu wundern.
silentbob

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von silentbob »

grüner_apfel hat geschrieben:Und zum Thema "heutzutage" - wann war es denn bitte anders? Früher war alles besser? Ich glaube nicht das es mir zu irgendeiner anderen Zeit anders ergangen wäre - warum auch?
Zumindest in unserem Kulturkreis gibt es heutzutage (fast?) keine arrangierten Ehen mehr. Wäre ich 300 Jahre früher geboren und in einer vergleichbaren gesellschaftlichen Position wie heute, wäre ich mit ziemlicher Sicherheit schon seit 15 Jahren verheiratet. Ob auch glücklich, das sei mal dahingestellt, aber zumindest verheiratet.

In diesen Zeiten war es egal wie man aussieht, ob man schüchtern ist, schwul oder grün-gelb kariert. Geheiratet wurde sehr oft strategisch bzw. zur wirtschaftlichen Absicherung. Da hatte das betroffene Ehepaar oft nur sehr wenig mitzureden, das machten sich die Eltern untereinander aus - sehr oft auch mit Hilfe einer dicken Geldbörse. Ob das erstrebenswert ist, darf sich jeder selbst überlegen.
Shinji

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Shinji »

silentbob hat geschrieben:
grüner_apfel hat geschrieben:Und zum Thema "heutzutage" - wann war es denn bitte anders? Früher war alles besser? Ich glaube nicht das es mir zu irgendeiner anderen Zeit anders ergangen wäre - warum auch?
Zumindest in unserem Kulturkreis gibt es heutzutage (fast?) keine arrangierten Ehen mehr. Wäre ich 300 Jahre früher geboren und in einer vergleichbaren gesellschaftlichen Position wie heute, wäre ich mit ziemlicher Sicherheit schon seit 15 Jahren verheiratet. Ob auch glücklich, das sei mal dahingestellt, aber zumindest verheiratet.

In diesen Zeiten war es egal wie man aussieht, ob man schüchtern ist, schwul oder grün-gelb kariert. Geheiratet wurde sehr oft strategisch bzw. zur wirtschaftlichen Absicherung. Da hatte das betroffene Ehepaar oft nur sehr wenig mitzureden, das machten sich die Eltern untereinander aus - sehr oft auch mit Hilfe einer dicken Geldbörse. Ob das erstrebenswert ist, darf sich jeder selbst überlegen.
Ganz meine Rede.
Allerdings gab es früher auch viele Fälle, in denen Leute aus wirtschaftlichen Gründen nicht heiraten konnten.
Wenn man nicht reich heiraten konnte oder einem als erstgeborenen die Erbschaft sicher war, gab es häufig nur noch die Alternative des Klosters oder für Frauen z.B. Gouvernante zu werden.
Schönes Beispiel: Fräulein Rottenmeier aus Heidi von Johanna Spyri.
Man könnte also sagen, das die AB-Problematik früher mal teilweise ein Wirtschaft-/Klassenproblem war.
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Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Birdfood »

Shinji hat geschrieben:
silentbob hat geschrieben:
grüner_apfel hat geschrieben:Und zum Thema "heutzutage" - wann war es denn bitte anders? Früher war alles besser? Ich glaube nicht das es mir zu irgendeiner anderen Zeit anders ergangen wäre - warum auch?
Zumindest in unserem Kulturkreis gibt es heutzutage (fast?) keine arrangierten Ehen mehr. Wäre ich 300 Jahre früher geboren und in einer vergleichbaren gesellschaftlichen Position wie heute, wäre ich mit ziemlicher Sicherheit schon seit 15 Jahren verheiratet. Ob auch glücklich, das sei mal dahingestellt, aber zumindest verheiratet.

In diesen Zeiten war es egal wie man aussieht, ob man schüchtern ist, schwul oder grün-gelb kariert. Geheiratet wurde sehr oft strategisch bzw. zur wirtschaftlichen Absicherung. Da hatte das betroffene Ehepaar oft nur sehr wenig mitzureden, das machten sich die Eltern untereinander aus - sehr oft auch mit Hilfe einer dicken Geldbörse. Ob das erstrebenswert ist, darf sich jeder selbst überlegen.
Ganz meine Rede.
Allerdings gab es früher auch viele Fälle, in denen Leute aus wirtschaftlichen Gründen nicht heiraten konnten.
Wenn man nicht reich heiraten konnte oder einem als erstgeborenen die Erbschaft sicher war, gab es häufig nur noch die Alternative des Klosters oder für Frauen z.B. Gouvernante zu werden.
Schönes Beispiel: Fräulein Rottenmeier aus Heidi von Johanna Spyri.
Man könnte also sagen, das die AB-Problematik früher mal teilweise ein Wirtschaft-/Klassenproblem war.
Damals gab es noch den Beruf Kammerjungfer. Galt aber auch nur für ABinen.
I can´t find on google but it´s delicious
Philomena

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Philomena »

Shinji hat geschrieben: Man könnte also sagen, das die AB-Problematik früher mal teilweise ein Wirtschaft-/Klassenproblem war.
Ja, aber dann konnte man wenigstens sagen, dass es daran lag und nicht an einem selbst, weil man irgendwie schief gewickelt ist.
DannyDark

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von DannyDark »

Shinji hat geschrieben:Daher wurde spätestens seit der Pille und der sexuellen Revolution die Partnersuche fast ausschließlich eine Sache der Äußerlichkeiten.
So ist es..., und bei so einer Gesellschaftlichen Entwicklung findet man
früher oder später jemanden der einen so akzeptiert wie man ist...oder?
Shinji

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Shinji »

DannyDark hat geschrieben:
Shinji hat geschrieben:Daher wurde spätestens seit der Pille und der sexuellen Revolution die Partnersuche fast ausschließlich eine Sache der Äußerlichkeiten.
So ist es..., und bei so einer Gesellschaftlichen Entwicklung findet man
früher oder später jemanden der einen so akzeptiert wie man ist...oder?
Ich weiß jetzt nicht genau, wie ich den Unterton deiner Aussage richtig verstehen soll.

Aber wenn ich es richtig verstehe, dann muss ich sagen, daß die Wahrscheinlichkeit, auf den Menschen zu treffen, der in der Lage ist einen so zu akzeptieren wie man ist, relativ gering ist.
Was ich persönlich schade finde.
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Swenja
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Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Swenja »

finde ich auch schade...

aber letztendlich kann man nur das erwarten, was man auch bereit ist zu geben...



lg
hamptidampti

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von hamptidampti »

grüner_apfel hat geschrieben:
DannyDark hat geschrieben:
hamptidampti hat geschrieben:Solange bis man halt an eine Person gerät die einen dann so aktzeptiert wie man ist.
Das ist heutzutage sehr schwer...
Insbesondere wenn man nicht daran glaubt, dass es eine solche Person geben kann - dann dürfte das sogar unmöglich sein so jemanden zu finden - schließlich darf nicht sein was nicht sein kann ^^

Und zum Thema "heutzutage" - wann war es denn bitte anders? Früher war alles besser? Ich glaube nicht das es mir zu irgendeiner anderen Zeit anders ergangen wäre - warum auch?
Ich denke schon es gibt Gründe die es heute schwieriger machen einen Partner zu finden. Dass ist ja nicht nur ein AB Problem. Es gibt genug Leute die schon längere Beziehungen hatten, aber inzwischen Lanzeitsingle sind und sich schwer tun jemand neues zu finden. Es werden immer mehr Ehen geschieden, es gibt immer mehr Singlehaushalte und Leute die Partner suchen.
Ich hab erst kürzlich einen Bericht gesehen, da ging es um den Stellenwert des Thema Sex und Beziehungen in der heutgen Gesellschaft. Das Thema wird inzwischen medial so hochgepuscht. Man muss ja Sex haben um dazuzugehören und wer keine feste Bindung und somit auch nicht regelmässig Sex hat der ist sowieso Aussenseiter und gilt nicht als erfolgreich. Eine wahre Reizüberflutung und dazu wird das Bild von einer eventuell erfolgreichen Partnersuche total verzehrt.
Wenn man die Werbung oder auch bestimmte Serien (z.B Sex and the City) sieht geht nur um Sex, gutes Aussehen und andere Äusserlichkeiten. Äusserlichkeiten werden immer wichtiger. Es ist immer wichtiger einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen und perfekt und erfolgreich zu sein. Diese innerlich und äusserlich perfekten Figuren die durch die Werbung oder solche Serien transportiert werden, lassen den o815 Otto normal Bürger glauben dass er gar keine Chance hat dem Singledasein zu entkommen weil er halt nicht nicht so schön und perfekt ist und ein total verzehrte und negatives Bild von sich selber hat.

Wenn du mich fragst, das ist garantiert ein Grund für unsere heutige Single Gesellschaft, wenn auch nicht der einzige und nur einer von ganz vielen.
zwillingsschwester

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von zwillingsschwester »

hamptidampti hat geschrieben:Ich denke schon es gibt Gründe die es heute schwieriger machen einen Partner zu finden. Dass ist ja nicht nur ein AB Problem. Es gibt genug Leute die schon längere Beziehungen hatten, aber inzwischen Lanzeitsingle sind und sich schwer tun jemand neues zu finden. Es werden immer mehr Ehen geschieden, es gibt immer mehr Singlehaushalte und Leute die Partner suchen.
Ich hab erst kürzlich einen Bericht gesehen, da ging es um den Stellenwert des Thema Sex und Beziehungen in der heutgen Gesellschaft. Das Thema wird inzwischen medial so hochgepuscht. Man muss ja Sex haben um dazuzugehören und wer keine feste Bindung und somit auch nicht regelmässig Sex hat der ist sowieso Aussenseiter und gilt nicht als erfolgreich. Eine wahre Reizüberflutung und dazu wird das Bild von einer eventuell erfolgreichen Partnersuche total verzehrt.
Wenn man die Werbung oder auch bestimmte Serien (z.B Sex and the City) sieht geht nur um Sex, gutes Aussehen und andere Äusserlichkeiten. Äusserlichkeiten werden immer wichtiger. Es ist immer wichtiger einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen und perfekt und erfolgreich zu sein. Diese innerlich und äusserlich perfekten Figuren die durch die Werbung oder solche Serien transportiert werden, lassen den o815 Otto normal Bürger glauben dass er gar keine Chance hat dem Singledasein zu entkommen weil er halt nicht nicht so schön und perfekt ist und ein total verzehrte und negatives Bild von sich selber hat.
Ich weiß wirklich nicht so genau, warum hier immer wieder typisch amerikanische Quotenfang-Serien als Beispiel für das vermeintlich reelle Leben genannt werden. Denkst Du wirklich, ein Großteil der Amerikaner lebt so wie die Mädels in Sex and the city? In Wirklichkeit ist es doch so, dass sowohl dort als auch hier bei uns in Europa die allermeisten Menschen Otto-Normal-Verbraucher sind und Otto-Normal-Verbraucher-Leben führen in Otto-Normal-Verbraucher-Beziehungen. Und die meisten Menschen die ICH kenne legen immer noch Wert auf eine Beziehung zu einem Menschen, mit dem sie sich verbunden fühlen, dem sie vertrauen und mit dem sie einfach glücklich sind. Und wenn der dann eben einen sehr hohen Haaransatz und einen Bierbauch hat, dann ist das eben so. Und ich kann auch nicht beobachten, dass in meinem Umfeld Menschen Außenseiter sind , weil sie keinen Sex haben. Das interessiert mich doch einen Pieps, ob Peter oder Klara regelmäßig hummeln oder nicht, wenn wir uns gut verstehen sind wir eben befreundet. Wenn ich mich mit den erfolgreichen Hollywood-Mädels vergleichen würde, würde ich wahrscheinlich in fast allen Belangen gnadenlos durchfallen. Deswegen spare ich mir den Vergleich und lebe einfach mein Leben. Ich finde immer, dass man sich absolut selbst im Weg steht, wenn man sich ständig fragt, was andere von einem denken bzw. wenn man sich selbst einredet, den Ansprüchen anderer nicht zu genügen. Wofür ist das gut?

Und ich bin heilfroh, dass ich heute lebe und nicht vor 50 oder 100 Jahren. Aus der Erfahrung einer zum Schluss sehr unglücklichen Beziehung ist eine unglückliche Ehe, aus der man dann nicht mal ausbrechen kann, eine absolute Horrorvorstellung für mich!
mariquita

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von mariquita »

Ich denke ein großes Problem der heutigen Gesellschaft ist der Perfektionswahn. Alles muss optimiert werden.
Du brauchst nicht nur den perfekten Job, die perfekte Wohnung, das wahnsinnig perfekte Sozialleben. Alles und jeder muß zu jeder Zeit optimiert werden. Es werden Ansprüche an sich selber und andere generiert, die schwer zu erfüllen sind.
Philomena hat geschrieben: Ja, aber dann konnte man wenigstens sagen, dass es daran lag und nicht an einem selbst, weil man irgendwie schief gewickelt ist.


Und da sehe ich das Problem. In einer Gesellschaft die einem sugeriert, das man nur wollen muss um alles zu erreichen, den guten Job, das abwechslungsreiche Sozialleben, die Beziehung und es eben nicht so klappt, auf welchem Gebiet auch immer, kommen ganz schnell die Aussagen von aussen, aber auch von einem selbst: Ich bin schuld.
Bitte nicht falsch verstehen, natürlich ist jeder bis zu einem gewissen Grad selber verantwortlich sein Leben auf die Reihe zu kriegen.
Aber es gibt Situationen die sind halt massiv (auch) von aussen beeinflusst. Es gibt so viele gut ausgebildete Leute die wirklich Schwierigkeiten haben einen Job zu finden, und ich behaupte mal viele Ab's sind liebenswerte, nette, 'normale' Menschen und finden keine Beziehung. Aber in beiden Fällen hängt das gelingen eben auch von anderen Faktoren ab, die man vielleicht als Zufall und vielleicht sogar als Glück bezeichnen kann. Und Menschen denen dieses fehlt, zu verurteilen und mit dem Finger auf sie zu zeigen und zu sagen: es liegt an dir, mach doch was, du bist schuld, optimiere dich, das halte ich eben für problematisch.
Shinji

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Shinji »

zwillingsschwester hat geschrieben:
hamptidampti hat geschrieben:Ich denke schon es gibt Gründe die es heute schwieriger machen einen Partner zu finden. Dass ist ja nicht nur ein AB Problem. Es gibt genug Leute die schon längere Beziehungen hatten, aber inzwischen Lanzeitsingle sind und sich schwer tun jemand neues zu finden. Es werden immer mehr Ehen geschieden, es gibt immer mehr Singlehaushalte und Leute die Partner suchen.
Ich hab erst kürzlich einen Bericht gesehen, da ging es um den Stellenwert des Thema Sex und Beziehungen in der heutgen Gesellschaft. Das Thema wird inzwischen medial so hochgepuscht. Man muss ja Sex haben um dazuzugehören und wer keine feste Bindung und somit auch nicht regelmässig Sex hat der ist sowieso Aussenseiter und gilt nicht als erfolgreich. Eine wahre Reizüberflutung und dazu wird das Bild von einer eventuell erfolgreichen Partnersuche total verzehrt.
Wenn man die Werbung oder auch bestimmte Serien (z.B Sex and the City) sieht geht nur um Sex, gutes Aussehen und andere Äusserlichkeiten. Äusserlichkeiten werden immer wichtiger. Es ist immer wichtiger einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen und perfekt und erfolgreich zu sein. Diese innerlich und äusserlich perfekten Figuren die durch die Werbung oder solche Serien transportiert werden, lassen den o815 Otto normal Bürger glauben dass er gar keine Chance hat dem Singledasein zu entkommen weil er halt nicht nicht so schön und perfekt ist und ein total verzehrte und negatives Bild von sich selber hat.
Ich weiß wirklich nicht so genau, warum hier immer wieder typisch amerikanische Quotenfang-Serien als Beispiel für das vermeintlich reelle Leben genannt werden. Denkst Du wirklich, ein Großteil der Amerikaner lebt so wie die Mädels in Sex and the city? In Wirklichkeit ist es doch so, dass sowohl dort als auch hier bei uns in Europa die allermeisten Menschen Otto-Normal-Verbraucher sind und Otto-Normal-Verbraucher-Leben führen in Otto-Normal-Verbraucher-Beziehungen. Und die meisten Menschen die ICH kenne legen immer noch Wert auf eine Beziehung zu einem Menschen, mit dem sie sich verbunden fühlen, dem sie vertrauen und mit dem sie einfach glücklich sind. Und wenn der dann eben einen sehr hohen Haaransatz und einen Bierbauch hat, dann ist das eben so. Und ich kann auch nicht beobachten, dass in meinem Umfeld Menschen Außenseiter sind , weil sie keinen Sex haben. Das interessiert mich doch einen Pieps, ob Peter oder Klara regelmäßig hummeln oder nicht, wenn wir uns gut verstehen sind wir eben befreundet. Wenn ich mich mit den erfolgreichen Hollywood-Mädels vergleichen würde, würde ich wahrscheinlich in fast allen Belangen gnadenlos durchfallen. Deswegen spare ich mir den Vergleich und lebe einfach mein Leben. Ich finde immer, dass man sich absolut selbst im Weg steht, wenn man sich ständig fragt, was andere von einem denken bzw. wenn man sich selbst einredet, den Ansprüchen anderer nicht zu genügen. Wofür ist das gut?

Und ich bin heilfroh, dass ich heute lebe und nicht vor 50 oder 100 Jahren. Aus der Erfahrung einer zum Schluss sehr unglücklichen Beziehung ist eine unglückliche Ehe, aus der man dann nicht mal ausbrechen kann, eine absolute Horrorvorstellung für mich!
Ich glaube hamptidampti geht es nicht darum, diese typisch amerikanischen Quotenfang-Serien, etc. als real darzustellen, sondern darauf aufmerksam zu machen, daß dadurch ein Bild eines unrealistischen und auf Äußerlichkeiten angelegten Lebens gezeichnet wird, was den Leuten aber als real und wünschenswert suggeriert wird.
Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Medien hindurch und hat tatsächlich reale auswirkungen:
Viele Mädchen werden z.B. magersüchtig, weil sie sich an einem Schönheitsideal orientieren, daß von Models geprägt ist, deren Tagesration aus einem Salatblatt, einer Vitamin- und einer Abführtablette besteht und die einen BMI von 14 haben.
Dazu kommt noch, das die Fotos dieser Models, die sich schon ihre Gesundheit ruiniert haben, auch noch mit Photoshop nachbearbeitet werden, um ein absolut künstliches und nicht zu erreichendes Schönheitsideal zu kreieren, was aber wiederum von vielen als reales Vorbild verstanden wird.

Aber noch viel schlimmer als diese "Reich und Schön"-Serien, finde ich die "Arm und Hässlich"-Scripted Reality-Produktionen, oder Sendungen wo tatsächlich reale Menschen vorgeführt werden.
Denn dort wird ein noch schlimmeres Bild, einer vermeintlichen Realität gezeichnet, was darüber hinaus auch noch an das Reality-TV angelehnt ist und den Eindruck der Authentizität erwecken soll.
(Und jeder der bei "Bauer sucht Frau" schon mal "Och, die arme S.. von Bauer" gedacht hat mal die Hand heben!)

Im Ernst, wer würde hier auf Angebote eingehen, wo Personen für Produktionen wie diese, diese oder diese gesucht werden.
Wer sich die Homepages der dieser Film-Produktionsfirmen ansieht, wird festellen, daß diese Firmen fast das gesamte Scripted-Reality-Hartz-4-TV auf dem Gewissen haben, daß das Niveau der deutschen TV-Landschaft ins unterirdische hat sinken lassen.
(Ist es denn zu glauben, daß es mitte der 80er mittags auf Sat1 "das Mittagskonzert" gab?
Diesen Firmen geht es nicht um eine investigative Berichterstattung über das AB Phänomen oder um Hilfen für Betroffene, es geht ihnen nur um eine Fernseh-Freakshow.
Und in diesen Beispielen auf den Rücken von uns ABs!

Selbst wenn in manchen Freundeskreisen Leute die noch keinen oder selten Sex haben akzeptiert werden, scheint es trotzdem ein riesen Problem damit zu geben, den eigenen AB-Status bei Freunden oder der Partnersuche selbstbewusst zu erwähnen, eben aus der Angst heraus, daß nicht der Mensch, sondern der von den Medien gezeichnete Freak in einem gesehen wird.
mariquita hat geschrieben:Ich denke ein großes Problem der heutigen Gesellschaft ist der Perfektionswahn. Alles muss optimiert werden.
Du brauchst nicht nur den perfekten Job, die perfekte Wohnung, das wahnsinnig perfekte Sozialleben. Alles und jeder muß zu jeder Zeit optimiert werden. Es werden Ansprüche an sich selber und andere generiert, die schwer zu erfüllen sind.
Genau das ist das unrealistische Bild, was ich meine!

PS: Ich bin auch froh, nicht in früheren Jahrhunderten geboren worden zu sein.
(Obwohl... aber das ist zu persönlich...)
Das hat viele Gründe, von denen einige die streng getrennte Klassengesellschaft, wirtschaftliche Abhängigkeiten und Antibiotika sind.!
In einer unglücklichen oder sogar gewalttätigen Ehe festzusitzen, ist allerdings eine Horrorvorstellung.
Doch manchmal denke ich mir, wenn meine Eltern eine Ehe für mich arrangiert hätten, würde es mir heute besser gehen.
Denn sogar DAS kann funktionieren, wenn sich beide etwas anstrengen.
reborn09

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von reborn09 »

Also die Frauen in meinem Bekanntenkreis sind oftmals tatsächlich denen in diesen unlustigen Serien wie "2 Broke Girls" und "Apartment 23" nicht unähnlich, also sexuell sehr aufgeschlossen und eher auf schnellen Sex aus. ^^
NBUC
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Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: nur Austausch.
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Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von NBUC »

Ein Teil des Problems als HC-AB ist, dass man nicht einmal abschätzen kann, was denn nun real/normal/was auch immer sein könnte und was nicht. Einerseits weis man, dass die Medien meist schmuh machen, aber dann bekommt man selten einmal doch was von anderen Seiten mit und stellt fest ganz abwegig ist aber auch so manches Extrem nicht.
Natural Born UnCool

Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
hamptidampti

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von hamptidampti »

zwillingsschwester hat geschrieben:Ich weiß wirklich nicht so genau, warum hier immer wieder typisch amerikanische Quotenfang-Serien als Beispiel für das vermeintlich reelle Leben genannt werden. Denkst Du wirklich, ein Großteil der Amerikaner lebt so wie die Mädels in Sex and the city?
Nein genau das denke ich eben nicht!

zwillingsschwester hat geschrieben:In Wirklichkeit ist es doch so, dass sowohl dort als auch hier bei uns in Europa die allermeisten Menschen Otto-Normal-Verbraucher sind und Otto-Normal-Verbraucher-Leben führen in Otto-Normal-Verbraucher-Beziehungen.
Genau das denke ich auch!

Was ich lediglich zum Ausdruck bringen wollte ist dass es sicherlich Menschen gibt die auf dieses Bild was z.B Sex and the City, ähnliche Serien oder auch oftmals die Werbung transportiert, anspringen und meinen dass genau das realistisch sei. Und sie diesem Ideal und diesem Bild perfekt zu sein nicht entsprechen. Ich sage ja auch nicht dass das der Grund allen Übels ist, aber ich denke schon das bleibt gerade bei manchen Menschen mit geringem Selbstwertgefühl doch hängen.
Shinji hat geschrieben: Viele Mädchen werden z.B. magersüchtig, weil sie sich an einem Schönheitsideal orientieren, daß von Models geprägt ist, deren Tagesration aus einem Salatblatt, einer Vitamin- und einer Abführtablette besteht und die einen BMI von 14 haben.
Dazu kommt noch, das die Fotos dieser Models, die sich schon ihre Gesundheit ruiniert haben, auch noch mit Photoshop nachbearbeitet werden, um ein absolut künstliches und nicht zu erreichendes Schönheitsideal zu kreieren, was aber wiederum von vielen als reales Vorbild verstanden wird.
Sehr drastisch dargestellt aber ein gutes Beispiel!

zwillingsschwester hat geschrieben:Ich finde immer, dass man sich absolut selbst im Weg steht, wenn man sich ständig fragt, was andere von einem denken bzw. wenn man sich selbst einredet, den Ansprüchen anderer nicht zu genügen. Wofür ist das gut?
Da hast du vollkommen recht. Leider ist das aber das Problem was viele Menschen haben und wenn sie es könnten würden sie es bestimmt auch abstellen.
DannyDark

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von DannyDark »

hamptidampti hat geschrieben:Diese innerlich und äusserlich perfekten Figuren die durch die Werbung oder solche Serien transportiert werden, lassen den o815 Otto normal Bürger glauben dass er gar keine Chance hat dem Singledasein zu entkommen weil er halt nicht nicht so schön und perfekt ist und ein total verzehrte und negatives Bild von sich selber hat.
Ich als 08/15 Mann fange an zu überlegen
ob sich der ganze Aufwand beim Thema
Partnersuche heutzutage überhaupt noch
lohnt...
zwillingsschwester

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von zwillingsschwester »

Tja, insgesamt scheinen wir uns dann ja einig zu sein. Die Medien verkaufen NICHT die Realität denn mal ehrlich, wer will schon das im Fernsehen sehen, was er auch jeden Tag live erlebt. GÄHN! Also sehen wir Dinge, die außerhalb unseres Otto-Normal-Verbraucher-Lebens sind, vielfach alles andere als erstrebenswert und in den meisten Fällen unerreichbar.

Aber deswegen muss man sich doch noch lange nicht schämen, wenn man eben NICHT der hochbezahlte Schönheitschirurg ist, sondern vielleicht "nur" der kleine Pförtner. Wichtig ist doch, dass jeder mit dem was er hat, kann und tut zufrieden ist. Ich habe neulich mit einer Bekannten gesprochen, die einen sehr hochdotierten Job bei einer Bank hat. Sie verdient ohne Ende Kohle, dafür hat sie aber kaum Freizeit und arbeitet oft auch von zu Hause aus. Sie ist glücklich und zufrieden mit ihrem Job, ich weiß aber genau, dass ich damit total unglücklich wäre. Also brauche ich sie auch nicht zu beneiden, wir haben beide völlig unterschiedliche Prioritäten.

Ich kann nur jedem raten nicht ständig drüber nachzudenken, ob andere das gut finden was man macht. Ich hatte mal eine Kollegin (älteren Semesters), die furchtbar gerne häkelte. Sie wurde zunächst von allen belächelt, aber das hat ihr nichts ausgemacht. So nach und nach hat sich dann plötzlich immer mal wieder eine andere Kollegin von ihr das Häkeln beibringen lassen und es endete damit, dass sie sich regelmäßig alle 2 Wochen mit einigen Kolleginnen zum Häkelabend traf. Es muss ja keiner direkt Trendsetter werden, aber müsst Ihr Euch schämen für das, was Ihr tut? ;)
Shinji

Re: Schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit?

Beitrag von Shinji »

zwillingsschwester hat geschrieben:Tja, insgesamt scheinen wir uns dann ja einig zu sein. Die Medien verkaufen NICHT die Realität denn mal ehrlich, wer will schon das im Fernsehen sehen, was er auch jeden Tag live erlebt. GÄHN! Also sehen wir Dinge, die außerhalb unseres Otto-Normal-Verbraucher-Lebens sind, vielfach alles andere als erstrebenswert und in den meisten Fällen unerreichbar.
Stimmt, die Unterhaltungsmedien bieten uns eine absichtlich realitätsferne Parallelwelt an, die eigentlich zu Unterhaltung da ist und die kleinen Tendenzen zur Realitätsflucht in uns allen bedient.

Wobei ich allerdings sehr gerne (für manche zum gähnen langweilige) "slice of life"-Stories ansehe. Wo es um solche "Aktion geladenen Alltagsthriller" geht, wie z.B. eine Gruppe von Klassenkameradinnen, die mit allerlei seltsamen Methoden versuchen, eine von ihnen vom Schluckauf zu befreien, den sie bekommen hatte, nach dem sie dazu überredet wurde, etwas scharfes zu essen. (Denn Vorsicht! Wer einen ganzen Tag Schluckauf hat, muss sterben!)
Viele dieser Geschichten, auch wenn sie manchmal komödiantisch überspitzt sind, sind erfrischend normal und mal etwas anderes, wo keine Supermodels oder Explosionen drin vorkommen.

Gleichzeitig werden von den Medien aber auch Vorstellungen geprägt, die sich auch auf das reale Leben auswirken und dann z.B. Ansprüche bei der Partnersuche beeinflussen.
Was auch zu solchen Vorstellungen wie: "Jeder muss (wahnsinnig tollen) Sex haben, oder er/sie ist nicht normal" führt, was vielen hier ja zu schaffen macht.
Ist damit der Topic-Bezug wieder hergestellt?

Manche Menschen sind auch nicht in der Lage, diese überzogenen und realitätsfernen Vorstellungen als künstlich zu durchschauen, die von den Medien geprägt werden.
Und diese Menschen sind es, ...
zwillingsschwester hat geschrieben:Aber deswegen muss man sich doch noch lange nicht schämen, wenn man eben NICHT der hochbezahlte Schönheitschirurg ist, sondern vielleicht "nur" der kleine Pförtner.
... die zwar nicht die hochbezahlten Schönheitschirurgen sind, diesen aber ihr Gehalt finanzieren, weil sie etwas werden wollen, was sie nicht sind, anstatt sich auf die eigenen Fähigkeiten zu konzentrieren.
zwillingsschwester hat geschrieben: Ich kann nur jedem raten nicht ständig drüber nachzudenken, ob andere das gut finden was man macht. Ich hatte mal eine Kollegin (älteren Semesters), die furchtbar gerne häkelte. Sie wurde zunächst von allen belächelt, aber das hat ihr nichts ausgemacht. So nach und nach hat sich dann plötzlich immer mal wieder eine andere Kollegin von ihr das Häkeln beibringen lassen und es endete damit, dass sie sich regelmäßig alle 2 Wochen mit einigen Kolleginnen zum Häkelabend traf. Es muss ja keiner direkt Trendsetter werden, aber müsst Ihr Euch schämen für das, was Ihr tut? ;)
Lustig ist ja, das andere (Männer!) mit Häkelmützen Geld verdienen.
Und das durch eine Idee aus Japan...