Unablässiges Denken

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Neroberg

Unablässiges Denken

Beitrag von Neroberg »

Hallo,

ich möchte mich gerne zum Thema "Unablässiges Denken" mitteilen und mal hören, wie es anderen so geht.

Es ist so, dass ich unablässig (nach)denke. Nachts fängt es oft an, dass ich um 1 oder 3Uhr wach werde, dann schlafe ich wieder ein und werde endgültig zwischen 6 und 7Uhr wach. Bei allen Fällen geht es sofort los, dass ich im Bett an meine Kindheit und Jugend denke, an die Probleme, an das unharmonische Klima, an Einsamkeit, an Dinge, die schief gelaufen sind und schief laufen könnten. Das zieht einen natürlich richtig runter und ich verharre fast bewegungslos dabei. Wenn ich mich dann aus dem Bett gequält habe, gehe ich in die Küche oder ins Bett. Schon wenige Minuten dort, geht es mir besser, wenn ich mit den Händen Alltagsdinge mache (ich muss grad schmunzeln, man könnte dies auch anders verstehen) und das Denken wird weniger. Ich kann dann meine Gedanken auf andere Dinge, positivere oder neutrale Sachen steuern und mir geht es besser.
Tagsüber denke ich eher neutrale Dinge, d.h. ich denke über tausend Sachen nach, aber eben neutral, sie ziehen mich somit nicht runter, pushen mich aber auch nicht unbedingt.

Ich kann mich noch gut an einen Augenblick erinnern, wo ich nichts gedacht habe, ist schon lange her, ich habe mich in dem Augenblick frei gefühlt. Damals sass eine Frau neben mir, irgendwie kam sie in diesem Augenblick darauf mir zu sagen "ich merke sofort, wenn du nachdenkst".
Ich dachte sofort, was redet die da und gerade das stimmt ja so gar nicht.
Merkwürdig, dass ich wohl so aussah, als ob ich nachdenken würde, wenn ich dies doch die ganze Zeit tue, außer in dem Augenblick nicht.

Ich glaube, wenn ich weniger denken könnte, besonders nachts und morgens, würde es mir wesentlich besser gehen und ich könnte mich entspannter auf Leute zubewegen.

Was meint ihr dazu?
Geht es noch jemanden so?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Pascal

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Pascal »

Ich bin auch ein sehr nachdenklicher und grübelnder Mensch. Es gibt leider keinen einzigen Tag, an dem ich nicht über mein AB-Sein nachdenke. Zwar wache ich deswegen nicht mitten in der Nacht auf, aber vor dem Einschlafen ist das Nachdenken bei mir auch am stärksten. Selbst wenn ich mich mit anderen Dingen/Tätigkeiten beschäftige, denke ich darüber nach. Ich kann es leider nicht abstellen. Muss noch den "Aus-Schalter" finden.
IHaveForgivenJesus

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von IHaveForgivenJesus »

Wenn ich allein bin, geht es eigentlich. Sicherlich gibt es immer mal wieder Anstöße, die mich dazu bringen, innerlich längere philosophische Betrachtungen über den Zustand der Welt im Allgemeinen und mir im Besonderen anzustellen, was durchaus mal einiges an Schlafzeit kosten kann.
Schwierig ist es aber eher während der Interaktion mit anderen Menschen. Ich analysiere irgendwie ständig mein Verhalten bzw. meine Aussagen auf Missverständnispotential, nur leider selten erfolgreich. Nachgeschobene Erklärungen stoßen oft auf Unverständnis, weil der andere das Problem gar nicht gesehen hat, dafür werden Sachen missverstanden, die ich als völlig eindeutig empfunden habe. Und so grüble ich dauernd vor mich hin und werde immer unsicherer. Am liebsten würde ich mir ein Schild um den Hals hängen mit der Aufschrift: "Ich bin eigentlich ein vernünftiger, netter Kerl, und wenn etwas, das ich tue oder sage, dem zu widersprechen scheint, bitte fragt erst nach, ehe ihr euch eine abschließende Meinung bildet." Aber ich will gar nicht wissen, wie das missverstanden werden würde. :D
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Birdfood
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Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Birdfood »

Neroberg hat geschrieben:Es ist so, dass ich unablässig (nach)denke.
Das kenne ich sehr gut. Von morgens bis abends denke ich und habe auch schwierigkeiten das mal abzustellen. Allerdings belastet mich das nicht besonders, weil ich das seit frühester Kindheit so mache. Nur wenn die Gedanken sehr negativ sind oder mich am arbeiten hindern oder am einschlafen stören sie mich.
"ich merke sofort, wenn du nachdenkst".
Ich dachte sofort, was redet die da und gerade das stimmt ja so gar nicht.
Merkwürdig, dass ich wohl so aussah, als ob ich nachdenken würde, wenn ich dies doch die ganze Zeit tue, außer in dem Augenblick nicht.
Sowas habe ich auch schon zwei- oder dreimal erlebt. Ist schon komisch.
I can´t find on google but it´s delicious
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vinzenz67
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Re: Unablässiges Denken

Beitrag von vinzenz67 »

Es ist diese außergewöhnliche Situation, in der ABs Leben das man täglich oder sehr oft daran denken muss, und wenn es still ist, spürt man die Einsamkeit und Sehnsucht, am intensivsten und dann beginnt man zu analysieren, weshalb und warum, aber eigentlich wünscht, man sich nur eines Tages ein anders Leben zu führen. Aber wie man solche Gedanken abschalten könnte, weiß ich auch nicht, vielleicht wird es besser, wenn man es irgendwann akzeptiert oder aufgibt keine Ahnung. :sadman:
Liebe ist nicht das was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben. Katharine Hepburn
Tirak

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Tirak »

Dieses unablässige Denken kenn ich leider auch zu gut und ich bin froh, wenn ich mal wieder einen Tag geschafft habe und schlafen darf. Sehr langer Schlaf oder ein Zeitraffer wäre gut für mich, aber leider gibt es sowas nicht...
DialM4Me

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von DialM4Me »

Das Denken lässt sich wohl nicht ausschalten....
Für die meisten Menschen normal, aber eine Folter für die Unglücklichen.
Unfaire Welt.
Die Kunst heißt Ablenkung....
cloud

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von cloud »

Auch ich zähle mich zu dem Kreis der ständingen Nachdenker, und das beeinflusst das Wohlbefinden erheblich, leider meistens negativ, abstellen kan man das nicht, nur wie schon erwähnt durch Beschäftigung wird man abgelenkt.
SturerEsel

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von SturerEsel »

Ich denke ebenfalls über alles mögliche nach und das meist auch zu den merkwürdigsten Zeitpunkten. Hab auch eine sehr lebhafte Fantasie. Find ich auch persönlich nicht schlimm. So bin ich nun mal gestrikt. :) Wüsste auch erstmal nicht was daran so schlimm sein sollte.
Simonetta

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Simonetta »

Mir geht es sehr ähnlich. Sobald ich morgens erwache kommen mir mehr oder weniger traumatische Erinnerungen hoch, meist aus der Kindheit und Jugend. Wenn ich dann aufgestanden bin und mich ablenke, wird es langsam immer weniger.
Es ist oft ein richtiger Kampf. Ich habe das auch in der Therapie angesprochen, vor allem warum es immer gerade morgens nach dem Erwachen auftritt, und man sagte mir, dass es wohl durch die Träume der Nacht verursacht würde, auch wenn ich mich an diese nicht erinnern kann.
An sich bin ich sehr nachdenklich, aber das finde ich nicht schlimm, es ist eben ein Wesenszug von mir, nur diese Gedanken morgens früh sind für mich ein Problem.
Aber es ist interessant, dass es dir genauso geht.
S4E

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von S4E »

Ich habe das Problem, dass ich ständig an mein OdB denken muss. Wie kann ich meine Gefühle ausdrücken? Wie würde sie reagieren? Was wäre, wenn? Immer wieder die gleichen, aufgezwungenen Gedanken bei jedem neuen OdB. Es nervt!!! Es gab Zeiten - leider viel zu kurz, da hatte ich kein OdB. Da hatte ich den Kopf frei für die wirklichen Probleme oder ganz "normale" Hobbies. Ich kenne zwei Kumpels, die Freundinnen haben. Mit denen kann man sich kein Stück über Gefühle und Beziehungsanbahnung unterhalten. Eher über Beamer, Smartphones, Filme und sonstige "normale" Dinge. Die denken definitiv sehr wenig über zwischenmenschliche Probleme nach. Ich beneide sie!
cajo81

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von cajo81 »

Ich grüble schon seit frühester Kindheit viel. Es wird auch immer schlimmer weil meine "Grübelstimme" immer intensiver und lauter wird. Deshalb fragen sich auch einige Äzrte ob ich nicht schizo bin.

Anderseits habe ich auch schon mal eine ADHS-Diagnose bekommen. Da ging dann mit den Medis für ein paar Minuten das auch Grübeln weg und ich war im Hier und Jetzt. Auch Kaffee wirkt auf meine Grübelei deutlich beruhigend oder auch wenn mich Dinge sehr interessieren dann grüble ich nicht.
Torsten

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Torsten »

Hallo Freunde,

ich hatte früher auch Probleme mit diesen Grübeleien.
Ich habe für mich damals mit der Zeit zwei Möglichkeiten gefunden um das Problem zu lösen.

1. Wenn ich im Bett lag und das Grübeln losging habe ich mir angewöhnt mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Ich habe einfach auf das heben und senken meines Bauches und auf das Ein- und Ausströmen meines Atem geachtet. Das ist auch eine Art Ablenkung von dem was einem so im Kopf rumgeistert nur dabei kann man im Bett liegen bleiben. Es erfordert aber einiges an Übung bis diese Methode auch vernünftig klappt. Am Anfang kommt man immer wieder schnell in die Grübelei hinein und denkt nicht mehr ans Atmen. Um das schneller in den Griff zu bekommen habe ich mir ein Blatt Papier mit dem Text "Denk an deinen Atem" so neben mein Bett befestigt, dass ich wenn ich meine Augen geöffnet habe, diesen Text gelesen habe. Nach ein paar Tagen hat das mit der Ablenkung durch die Aufmerksamkeit auf den Atem schon besser geklappt. Ein weiterer Vorteil dieser Übung ist, dass man schneller einschläft und sich dadurch dann auch nicht mehr der Grübelei hingeben kann.

2. Ich habe mit Meditation angefangen. Hier gibt es verschiedene Methoden die auch im Internet beschrieben werden. Da muss man dann halt ausprobieren was am besten zu einem passt. Meditation erfordert allerdings auch tägliches üben und hilft auch erst nach mehreren Wochen.

Probiert es mal aus. Ich hoffe es hilft euch weiter.

Gruß

Torsten
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CheckMyBrain
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Re: Unablässiges Denken

Beitrag von CheckMyBrain »

Dieses ständige Gegrübel kenne ich nur zu gut. Ich kann z.B. abends nur schlecht abschalten; wenn ich mich ins Bett lege geht mir oft noch alles durch den Kopf was in den letzten Tagen, Wochen, sogar Jahren schlecht gelaufen ist, welche Fehler ich gemacht habe, etc. Schon merkwürdig, dass einem eher die negativen Sachen im Kopf rumspuken, die schönen Dinge verblassen schnell...
And I'm lost, behind
Words I'll never find
And I'm left behind
As seasons roll on by
Stefan73

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Stefan73 »

Nachts kommen die Gespenster, sagte meine Oma immer. Ich kenne das auch, dass ich wach liege und mich frage, was alles anders hätte verlaufen können, was ich anders machen könnte und wie es sich auswirken könnte. Dann ziehe ich meine Klamotten an und gehe nachts noch eine Runde durch die Straßen und höre dabei Musik. Danach ist das Bett richtig wohlig und ich kann auch schlafen.
Mareike

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Mareike »

S4E hat geschrieben:Ich habe das Problem, dass ich ständig an mein OdB denken muss. Wie kann ich meine Gefühle ausdrücken? Wie würde sie reagieren? Was wäre, wenn? Immer wieder die gleichen, aufgezwungenen Gedanken bei jedem neuen OdB. Es nervt!!! Es gab Zeiten - leider viel zu kurz, da hatte ich kein OdB. Da hatte ich den Kopf frei für die wirklichen Probleme oder ganz "normale" Hobbies.
Das ist bei mir genauso.
Ich habe schon ganze Nächte wach gelegen, weil ich die ganze Zeit alle möglichen Situationen nochmal analysiert habe und alle Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte durchgesponnen habe...spätestens am dritten Tag ohne Schlaf ist mir dann meist ziemlich schlecht.

Ich denke zudem auch ausgerechnet nachts vor dem Einschlafen häufig über den Tod und die Vergänglichkeit nach...das sind die absoluten Schlafkiller. Da kann ich meist direkt wieder aufstehen.
DannyDark

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von DannyDark »

Was mich immer wieder beschäftigt ist die "Torschlusspanik",
und das mir die Zeit davonläuft...
Solitude

Re: Unablässiges Denken

Beitrag von Solitude »

Hi,
bei mir ist es so mit dem unablässigen Denken. Wenn Wartezeiten und Pausen entstehen durch Strabafahrt oder an der Warteschlange plane ich Einkäufe, Essen, philosophiere oder optimiere in Gedanken meinen nächsten Arbeitsablauf. Unnütze Zeit so zu nutzen ist verlockend - das Problem dabei ist, dass man dabei die Umgebung vernachlässigt und geistig abwesend wirkt. Wenn man seine Aufmerksamkeit in die Umgebung lenkt, wird man von Anderen auch als Person stärker wahr genommen und häufiger angesprochen, was für schüchterne Menschen vielleicht auch unangenehm ist.
Das nächtliche Grübeln im Stil von "hättest du nur damals" und "was wäre gewesen, wenn" konnte ich mir zum Glück abgewöhnen außer es steht am nächsten Tag ein Vorstellungsgespräch oder ein einschneidendes Ereignis an, da geht dann wieder die Vorabplanung los.