Lange Leitung

[nurso]

Gestern Abend ist mir auf dem Weg nach Hause so ein Gedanke in den Kopf gekommen:
am Ende meines Zivildienstes hat mir diese Krankenschwester ein Briefchen zugesteckt, darin hat sie mir gestanden, dass sie sich in mich verliebt hat. Nun, es war mein letzter Arbeitstag an dieser Stelle, ich war danach ein paar Wochen weg.
Nunja, gestern also kam mir der Gedanke, sie wollte wohl, dass wir nicht den Kontakt verlieren, dass ich mich wieder bei ihr melde...
Ich war immerhin noch 2 1/2 Jahre in derselben Stadt.

Das Ganze ist jetzt 23 Jahre her.

Kann es tatsächlich sein, dass ich erst gestern realisiert habe, was mir da für eine Chance durch die Lappen ging?

Ich frage mich nun die ganze Zeit, wie wohl mein Leben verlaufen wäre, wenn ich mich einfach nochmal bei ihr gemeldet hätte.

Warum habe ich es denn damals nicht getan? Ich habe keine Ahnung. Wir haben uns immer gut verstanden, haben viel zusammen unternommen (nie alleine, immer in der Gruppe), sie war sogar recht süß.
Ich kann mir heute überhaupt keinen Reim darauf machen, was damals wohl in meinem Kopf schief lief.

Aber wenn von "Signal senden" bis zu "Empfangen" immer 23 Jahre vergehen, brauche ich mich wohl über meine Einsamkeit nicht zu wundern...

Gruß nurso

[selina]

Und ich dachte, ich wäre schwer von Begriff.

Was hast du denn damals gedacht warum sie dir den Brief zusteckte?
Ich mein mit dem Liebesgeständniss hat sie sich damals schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.
Hast du darauf überhaupt irgendwie reagiert?

[reborn09]

Ich neige auch manchmal dazu mir über verpasste Chancen zuviele Gedanken zu machen. Das zieht einen aber nur runter, am besten überhaupt nicht mehr daran denken.

[nurso]

Hast du darauf überhaupt irgendwie reagiert?

Nein.
Ich war weg. Zumindest für ein paar Wochen tatsächlich weg. Und es kam mir wohl nie in den Sinn, dass das ernst gemeint sein könnte.
Und wie soll ich auf etwas reagieren, von dem ich nichts verstehe?
Für mich war nach meiner Rückkehr wohl klar, dass dieses Kapitel (Zivildienst) vorbei war, und damit sind auch alle Kontakte von damals gestorben.

Es kommt mir so vor, als ob ich taub wäre, und über Akustik reden sollte...
Ich habe wohl keinerlei Sensorium für weibliche Signale.

Es gab mal ein ähnliches Erlebnis: eine ehemalige Mitschülerin meinte da wären ein paar Mädels gewesen, die sich zu Schulzeiten für mich interessiert hätten. Aber als sie erwähnte um wen es sich handelte hat sich herausgestellt, dass ich nicht nur nichts davon mitbekommen hatte, sondern dass ich auch keinerlei Erinnerung an diese Personen hatte. Für mich haben diese Signale also irgendwie nie stattgefunden.
Es ist nicht so, dass ich das irgendwie mitbekommen und bewußt entschieden hätte: nein, diese nicht! ... Ich habe es einfach nicht bemerkt.

Heute frage ich mich, ob solche Prozesse jetzt auch noch ablaufen.
Aber heute gibt es vielleicht ja auch optische Gründe, warum Frauen nicht mehr an mir interessiert sind. Ein paar Kilo zuviel. Entsprechendes Alter, ...

Gruß nurso

[Vahram]

Krass; du musst dir echt vorwerfen lassen die Chance nicht ergriffen zu haben. Ich mein, deutlicher kann eine Ladung nicht sein. So viel Ignoranz ist schon bitter

[nurso]

Das faszinierende dabei ist, dass mir dieser Gedanke gestern tatsächlich zum ersten Mal kam.
Wahrscheinlich habe ich schon unzählige Male an diese Frau zurückgedacht. Aber dass es dieses unbeachtete Signal gab, ist mir gestern erstmalig in den Sinn gekommen.
Schon irgendwie frustrierend...

Seit gestern habe ich unzählige Male an diese Frau gedacht, habe alte Bilder herausgesucht um sie mir in Erinnerung zurückzurufen, und je mehr ich mich mit dieser Situation beschäftige, umso mehr ärgere ich mich über mich.

Ich habe so viele angenehme Erinnerungen an diese Zeit. Ich wünschte, ich könnte noch einmal dahin zurückkehren.

nurso

[Solitude]

Sorry, aber irgendwie deprimiert mich der Thread jetzt auch... hätte ichs nur nicht gelesen.
Naja immerhin hast du die Erinnerung wieder begehrt worden zu sein, ist ja auch etwas wert. Manchmal hat man so Aussetzer, da solltest du so lange Zeit später nicht mehr in Nostalgie schwelgen sonst zieht es dich nur nach unten mit diesen "hätte" und "wäre" -Gedanken, die dir nichts bringen.

[silentbob]

hast du den Brief denn damals nicht gelesen? wieviel deutlicher hätte sie denn noch werden können? das hat wirklich nichts damit zu tun, dass man mal ein paar Signale nicht erkennt. das passiert mir angeblich auch. oder dass man sich nicht sicher ist, ob es Signale sind. aber bei einem Brief? So begriffstützig wäre nicht mal ich. hättest du dir denn mit ihr was vorstellen können? dann ist's nämlich doppelt bitter.oder warst du einfach nur zu schüchtern/feige? auch das könnte mir durchaus passieren. sogar bei ganz offensichtlich sehr ernst gemeinten flirtversuchen. echt schade um diese Chance. um wieviel anders hätte dein Leben verlaufen können.

[Roscoe Arbuckle]

Gestern Abend ist mir auf dem Weg nach Hause so ein Gedanke in den Kopf gekommen:
am Ende meines Zivildienstes hat mir diese Krankenschwester ein Briefchen zugesteckt, darin hat sie mir gestanden, dass sie sich in mich verliebt hat. Nun, es war mein letzter Arbeitstag an dieser Stelle, ich war danach ein paar Wochen weg.
Nunja, gestern also kam mir der Gedanke, sie wollte wohl, dass wir nicht den Kontakt verlieren, dass ich mich wieder bei ihr melde...
Ich war immerhin noch 2 1/2 Jahre in derselben Stadt.

Das Ganze ist jetzt 23 Jahre her.

Kann es tatsächlich sein, dass ich erst gestern realisiert habe, was mir da für eine Chance durch die Lappen ging?

Ich frage mich nun die ganze Zeit, wie wohl mein Leben verlaufen wäre, wenn ich mich einfach nochmal bei ihr gemeldet hätte.

Warum habe ich es denn damals nicht getan? Ich habe keine Ahnung. Wir haben uns immer gut verstanden, haben viel zusammen unternommen (nie alleine, immer in der Gruppe), sie war sogar recht süß.
Ich kann mir heute überhaupt keinen Reim darauf machen, was damals wohl in meinem Kopf schief lief.

Aber wenn von "Signal senden" bis zu "Empfangen" immer 23 Jahre vergehen, brauche ich mich wohl über meine Einsamkeit nicht zu wundern...

Gruß nurso

Oh ja... die Sache mit den verpassten Chancen... wobei ich zu meinem Glück sagen darf, dass mir SO ein klarer Fall nicht begegnet ist. Es gab aber auch so genug, dem ich nachtrauern könnte.

Ich kann aber auch nicht behaupten dass ich schwer von Begriff war und es nicht bemerkt habe. Meine Reaktion bzw. Nichtreaktion beruhte wohl auf mehreren Gründen:

- Nichtglaubenkönnen (du verstehst doch bestimmt wieder was falsch und die will gar nix von dir)
- Hilflosigkeit (die scheint was von mir zu wollen. Was mach ich denn jetzt???)
- Angststarre (eigentlich müsste ich jetzt dies und das machen - aber ich trau mich nicht)
- emotionale Überforderung (wenn ich bei einer Frau die realistische Chance sah einen Fuß in die Tür zu bekommen, dann war das für mich so neu, ungewohnt, beängstigend und was weiß ich noch alles, dass ich mich definitiv weder verliebt noch euphorisch noch sonstwie glücklich fühlen konnte. Vielmehr verspürte ich Fluchttendenzen um mich in meine gewohnte, sichere, einsame Komfortzone zurückzuziehen)
- die Frauen um die es ging waren eigentlich nicht "mein Typ". Ich war mir früh bewusst nicht wählerisch sein zu dürfen, aber wenn ich bei einer eine Chance hatte und nicht auf Anhieb wild begeistert von ihr war, dann wurden die vorher genannten psychischen Abwehrmechanismen sehr schnell wirksam. Es hätte hemmungsloser Verliebtheit bedurft um mich über diverse Blockaden hinwegsetzen zu können. Die ist aber nicht eingetreten.

Um aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe nicht zahllose Annäherungsversuche williger Damen abgeblockt. Solche Vorkommnisse gab es nur alle paar Jahre mal. Eben darum war ich ja stets aufs Neue hilflos wie ein Elfjähriger wenn es passierte.

[Mareike]

Ich möchte nicht destruktiv erscheinen, aber ich frage mich ja langsam, wie es Männer und Frauen überhaupt schaffen zusammen zu kommen, wenn selbst die EINDEUTIGSTEN Zeichen nicht verstanden werden...
Der Thread hat mich wieder daran erinnert, dass meine Zeichen wohl in der Regel derart subtil waren, dass nicht einmal ich sie von außen erkannt hätte, wenn ich ein Mann wäre.

Vielleicht war es also sogar zu subtil zu fragen, ob man mal einen Kaffee trinken gehen möchte???

Bei meiner letzten gedanklichen Inventur bin ich auf ziemlich viele verpasste Chancen gestoßen...ich glaube, die meisten Jungs habe ich in meiner Jugendzeit irgendwann abgeschreckt. Jetzt wäre das vielleicht auch anders.
Dafür, dass ich letztes Jahr nicht einmal im betrunkenen Zustand geschafft habe über meinen Schatten zu springen, könnte ich mich heute noch ohrfeigen. Allerdings war ich mir damals recht sicher, dass es ihm nur um einen ONS ging...was zwar überhaupt nicht zu den Umständen gepasst hätte, aber naja. Zu spät. Vergangen. Vorbei. Vergessen nur leider nicht.

Ich hoffe für dich, dass du nicht zu sehr anfängt nun über das damals passierte nachzugrübeln. Das führt zu nichts.
Naja, nur der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

[Timbon]

Habe auch so ne Ladung an vergeigten Chancen, wo mir nur des dran Denken ne Zeitlang körperliche Schmerzen bereitet hat. Für mich hab ich draus gelernt, dass ich mal gucke, wie ich mich verhalten habe, dass mal ne Frau an mir Interesse hab und wieso die Frauen, die ich toll find, sich nicht von mir begeistern lassen und wenn sich ne Gelegenheit gibt, sich einfach mal trauen, auch wenn sichs noch so unangenehm anfühlt (ca so, wie im Handy bei der Nummer vom Chef anrufen drücken, wenn man ihm n richtig schlimmen Bockmist gestehen muss).

Aber der Gedanke, dass ich ziemlich wahrscheinlich kein AB geworden wär, hätte ich mit 17 bei nem anderen mehrtägigen Forumstreffen gesagt "ich schlaf bei dir im Zimmer" anstatt "ich penn lieber auf der Couch", ist schon übel bitter. Und wie krass unglücklich verliebt ich da war. Aber nunja, da hilft echt am besten, nicht mehr dran denken, wenn man seine Lehren draus gezogen hat.

[Vahram]

Das unterscheidet Normalos von uns ABs (so als extreme Gegenüberstellung). sie nehmen die Chancen wahr und wir gucken verdutzt zu und/oder bemerken erst seeehrhhr viel später, dass da eine gute Chance war. Oder was viel wichtiger erscheint, ist man emotional überfordert (wie ich früher)

[m13ab]

Mareike:

Ich möchte nicht destruktiv erscheinen, aber ich frage mich ja langsam, wie es Männer und Frauen überhaupt schaffen zusammen zu kommen, wenn selbst die EINDEUTIGSTEN Zeichen nicht verstanden werden...

Das frage ich mich seit langem. Mir kommt das alles so unwahrscheinlich, so schwierig vor..

[Solitude]

Mareike:

Ich möchte nicht destruktiv erscheinen, aber ich frage mich ja langsam, wie es Männer und Frauen überhaupt schaffen zusammen zu kommen, wenn selbst die EINDEUTIGSTEN Zeichen nicht verstanden werden...

Das frage ich mich seit langem. Mir kommt das alles so unwahrscheinlich, so schwierig vor..

Diese ganze Beziehungssache ist ein Problem, das sich nicht mit denken lösen lässt. In diesem Sinn ist es zugleich sehr einfach als auch unendlich schwer zu lösen. Diese ganzen Zeichen von Interesse müssten von uns eigentlich instinktiv erkannt werden auch ohne es auf einem Zettel zu lesen...

[nurso]

...ich frage mich ja langsam, wie es Männer und Frauen überhaupt schaffen zusammen zu kommen, wenn selbst die EINDEUTIGSTEN Zeichen nicht verstanden werden.

Eine Erklärung für mein damaliges Verhalten kann ich nicht anbieten. Ich vermute allerdings, es war damals nicht anders als heute: jede wahrgenommene Annäherung beantworte ich mit Flucht.

@Mareike: ich schätze Normalos sollten in der Lage sein, deine Zeichen zu deuten. Aber eine gewisse Eindeutigkeit kann sicher nicht schaden (nur für den Fall, dass du an einen Typen wie mich uä gerätst )

Gruß nurso

[selina]

Aber eine gewisse Eindeutigkeit kann sicher nicht schaden (nur für den Fall, dass du an einen Typen wie mich uä gerätst )

Nun wenn ich mir dein obiges Beispiel so anschaue, hilft manchmal nicht einmal Eindeutigkeit.

[Stephan1977]

- Nichtglaubenkönnen (du verstehst doch bestimmt wieder was falsch und die will gar nix von dir)
- Hilflosigkeit (die scheint was von mir zu wollen. Was mach ich denn jetzt???)
- Angststarre (eigentlich müsste ich jetzt dies und das machen - aber ich trau mich nicht)
- emotionale Überforderung (wenn ich bei einer Frau die realistische Chance sah einen Fuß in die Tür zu bekommen, dann

Kenne ich sehr gut und so habe ich auch die paar Gelegenheiten während der Studienzeit platzen lassen, bei denen sogar die Frauen auf mich zugegangen sind. Da wird mir der schwere erst Schnitt schon abgenommen und ich

Aber dauernd zurückschauen bringt nichts, die Zukunft ist vorne

[gordisch]

Oh ja... die Sache mit den verpassten Chancen... wobei ich zu meinem Glück sagen darf, dass mir SO ein klarer Fall nicht begegnet ist. Es gab aber auch so genug, dem ich nachtrauern könnte.

Ich kann aber auch nicht behaupten dass ich schwer von Begriff war und es nicht bemerkt habe. Meine Reaktion bzw. Nichtreaktion beruhte wohl auf mehreren Gründen:

- Nichtglaubenkönnen
- Hilflosigkeit
- Angststarre
- emotionale Überforderung

So eine ähnliche Sache hab ich auch mal vergeigt, aber bitte im direkten Kontakt. Dabei frage ich mich gerade, warum ich es im Nachgang nicht versucht hab geradezubiegen. Ist mir der Moment auch zeitweise entfallen, verdrängt?
Ich hab es bis dato nur als vertane Gelegenheit gesehen und noch nie darüber nachgedacht, dass die vergangene Dekade hätte anders laufen können. Aber der status quo erscheint mir dann trotzdem so zwangsläufig, dass es mehr als müßig ist darüber nachzudenken, ob die Sache tatsächlich einen anderen Weg hätte nehmen können.
Ergo: Anfangen. Weitermachen.

[silentbob]

Das unterscheidet Normalos von uns ABs (so als extreme Gegenüberstellung). sie nehmen die Chancen wahr und wir gucken verdutzt zu und/oder bemerken erst seeehrhhr viel später, dass da eine gute Chance war. Oder was viel wichtiger erscheint, ist man emotional überfordert (wie ich früher)

Und sie machen sich meist keine oder nur sehr wenig Gedanken in der Form:

- Nichtglaubenkönnen (du verstehst doch bestimmt wieder was falsch und die will gar nix von dir)
- Hilflosigkeit (die scheint was von mir zu wollen. Was mach ich denn jetzt???)
- Angststarre (eigentlich müsste ich jetzt dies und das machen - aber ich trau mich nicht)
- emotionale Überforderung (wenn ich bei einer Frau die realistische Chance sah einen Fuß in die Tür zu bekommen, dann war das für mich so neu, ungewohnt, beängstigend und was weiß ich noch alles, dass ich mich definitiv weder verliebt noch euphorisch noch sonstwie glücklich fühlen konnte. Vielmehr verspürte ich Fluchttendenzen um mich in meine gewohnte, sichere, einsame Komfortzone zurückzuziehen)

wie viele von uns es machen (mich eingeschlossen). Ich kann alle diese Punkte 1:1 unterschreiben. Ich habe das alles schon (mehrfach) am eigenen Leib miterlebt. Und es wird leider mit dem Alter nicht besser, ganz im Gegenteil. Wenn man sich an eher gleichaltrigen Frauen (+/- 5 Jahre) orientiert, wird's scheinbar immer schwieriger, diese Gedanken auszublenden, weil die ja normalerweise auch gewisse Erwartungen an einen 35jährigen Mann stellen.

[Joker]

Mir ging das auch schon zweimal so, dass mich ein Kumpel darauf hingewiesen hat, dass eine Frau an mir intersse signaliesiert hat und ich das nicht so gedeutet habe. Das waren immer so begegnungen wo ich die Person dann nie wieder gesehen habe.