Aufschrei - Sexismus

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Roscoe Arbuckle

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Roscoe Arbuckle »

Da wir zuletzt ja doch wieder verstärkt zu dem konkreten Fall mit Brüderle und Frau Himmelreich zurückgekommen sind, bedauere ich etwas dass man nicht mal analysiert was da überhaupt passiert ist und wie es dazu (und damit möglicherweise auch zu ähnlichen Vorkommnissen) kommen konnte.

Schauen wir uns den Herrn Brüderle an. Er ist nun zwar vordergründig vor allem ein schmutziger alter Mann, aber er war (und ist es teilweise immer noch) in seinem sozialen Umfeld so was wie eine Alphapersönlichkeit. Er stellt immer noch (und jetzt gerade wieder) in seiner Partei jemanden dar und er stammt aus einer Zeit als Frauen nur schmückendes Beiwerk und Herrenwitze gesellschaftsfähig waren. Anzügliche Bemerkungen gegenüber Frauen wurden ihm und seinesgleichen nicht nur nachgesehen sondern sicher oft auch als Kompliment aufgefasst. So manche Büromaus die später ihren Chef heiratete, hat ihre Karriere damit begonnen, sich von den geschmacklosen Bemerkungen ihres Vorgesetzten geschmeichelt zu fühlen. Wenn man sich heute Filme aus den 60ern und 70ern ansieht und die Bilder die darin von Vorgesetzten und beispielsweise Sekretärinnen transportiert werden, dann erscheint das nachvollziehbar.

Und als ob das noch nicht genug wäre, hat jemand wie Brüderle eine Reihe prominenter Politikerkollegen vor Augen, die sich in seinem Alter noch eines ihrer jungen Politgroupies angeln, welche sich gar nicht so selten aus Journalistinnenkreisen rekrutieren. Demnach ist es gar nicht so abwegig, dass sich einer wie er bezüglich seiner Attraktivität für junge Frauen massiv überschätzt und auch ein völlig unzeitgemäßes Gefühl konserviert, was an sexuellen Anspielungen gerade noch als angemessen, lustig, originell oder Kompliment durchgeht und wo Geschmacklosigkeit oder gar Belästigung anfängt.

Das soll ihn nicht entschuldigen, aber er ist diesbezüglich scheinbar wie ein verzogenes Kind welches man nicht rechtzeitig in die Schranken gewiesen hat. Nun wird das wohl noch verstärkt durch eine gehörige Portion beginnenden Altersstarsinns und der Neigung vieler alter Männer die abnehmende sexuelle Aktivität durch ein Reden darüber zu ersetzen.

Wenden wir uns nun der Frau Himmelreich zu. Auch wenn die Anspruchs-ABs dazu neigen sie madig zu machen, ist sie doch eine recht attraktive junge Frau, der es vermutlich nicht fremd ist mit geschmackvollen und geschmacklosen Komplimenten sowie erwünschten und unerwünschten Annäherungsversuchen konfrontiert zu werden.

Ein Problem wird für sie nicht die unbeholfene Zudringlichkeit des lüsternen Opis gewesen sein, sondern die Frage ob sie ihn so zurechtweisen darf wie es nötig und angebracht wäre. Und das liegt daran dass sie als Journalistin darauf angewiesen ist dass auch unangenehme Politiker mit ihr reden und ihr Chef es vermutlich übel nähme, wenn sie in Politikerkreisen zur Persona non grata würde.

Das Problem ist daher nur vordergründig ein sexistisches. Es ist im Grunde eher eine Variation der Frage was ich mir bieten lassen muss, von Leuten von denen ich abhängig bin. Ich habe z.B. täglich mit einer Reihe von Kunden zu tun denen es an jeder Form rudimentärster Umgangsformen mangelt. Da sie aber viel Geld bei meinem Arbeitgeber lassen, wird der eher auf mich verzichten als auf diese Kunden. Also muss ich deren Frechheit schlucken oder mir einen anderen Job suchen.

Frau Himmelreich hat seinerzeit offenbar eine Entscheidung getroffen und ist dabei geblieben, bis der Vorfall in ihrer Redaktion in irgendeinem Zusammenhang zur Sprache kam. Dort ist man dann zum Ergebnis gekommen dass die Sache mehr Chancen als Risiken bietet, wenn man sie ganz weit oben als gesellschaftliches Problem aufhängt und den Abschuss des betroffenen Politikers nur als unbeabsichtigten Kollateralschaden ausgibt.

Und genau hier finde ich, dass der Stern und Frau Himmelreich dem Anliegen der Sexismusbekämpfung einen Bärendienst erwiesen haben. Das Verhalten der Brüderles dieser Welt gehört zu Recht kritisiert und das Problem bewusst gemacht. In der geschehenen Form erscheint es aber wie die verlogene Instrumentalisierung dieses hehren Anliegens, um aus niederen Beweggründen einem Mann und seiner ohnehin kriselnden Partei massiven Schaden zuzufügen.
SciFiGirl

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von SciFiGirl »

FrankBN hat geschrieben:Ja klar, man sollte soviel Einfühlungsvermögenhaben. Aber manchmal, in einer bestimmten Situation hat man das halt nicht. Ist das wirklich so schlimm? Muss man da gleich die Sexismus-Keule raus holen? Wo doch im Grunde überhaupt nichts Ernstes passiert ist.
zwillingsschwester hat geschrieben:Ich muss jetzt mal ganz ernsthaft allen hier anwesenden Mädels die Frage stellen: Findet Ihr das wirklich so schlimm, was Herr Brüderle da gesagt hat oder habt Ihr einfach Spaß am diskutieren?
Wie ich bereits schrieb, gebe ich euch im Falle von Herrn Brüderle recht. Ich finde, es hat ein Geschmäckle, wenn jemand nach einem Jahr erst sich über eine andere Person beschwert. Das sollte wohl gleich geklärt werden. Daher finde ich auch nicht, dass Herr Brüderle sich entschuldigen sollte.

Ausgehend von der Brüderle Sache hat sich dann aber über die Aufschrei Aktion eine ganz andere Diskussion entwickelt, die es sehr wohl wert wäre geführt zu werden. Und hier geht es um den alltäglichen Sexismus und alltägliche tatsächliche Übergriffe. Da mal Betroffene anzuhören, das war eben Sache des "Aufschrei". Wie gesagt: die Verbindung zur Brüderle Sache finde ich :roll: aber insgesamt ist die Aktion gut.
zwillingsschwester hat geschrieben:Und zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass ich selber mit Sicherheit auch schon mal einem Mann gegenüber irgendwie blöd gewesen bin
O.k, die Frage ist doch jetzt, was du unter "blöd" verstehst ;)
zwillingsschwester hat geschrieben:Ich meine das was ich geschrieben habe ich keinster Weise böse und will auch niemanden damit angreifen, also bitte nicht falsch verstehen!
Kam auch nicht so an.
SciFiGirl

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von SciFiGirl »

Roscoe Arbuckle hat geschrieben: Und genau hier finde ich, dass der Stern und Frau Himmelreich dem Anliegen der Sexismusbekämpfung einen Bärendienst erwiesen haben.
Da gebe ich dir vollkommen Recht. (s. meinen vorangegangener Beitrag)
zwillingsschwester

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von zwillingsschwester »

SciFiGirl hat geschrieben:
zwillingsschwester hat geschrieben:
Und zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass ich selber mit Sicherheit auch schon mal einem Mann gegenüber irgendwie blöd gewesen bin
O.k, die Frage ist doch jetzt, was du unter "blöd" verstehst
Also zum Beispiel habe ich mal in ebenfalls angeheitertem Zustand auf einen freundlichen Annäherungsversuch eines Mannes sehr unhöflich reagiert. Wenn man es mit der Brüderle-Situation vergleicht in etwa: "Du füllst Deine Lederhose aber mal so gar nicht aus, gell?". Zwei oder drei umstehende Personen (Männer UND Frauen), die es wohl gehört haben, haben mich auch SEHR schockiert angesehen. Das ist mir auch jetzt noch peinlich. :sadwoman:

Und ich wette, dass ich auch heute noch hier und da mal Dinge zu Männern sage, die diese vielleicht verletzen, auch wenn ich es gar nicht verletzend gemeint habe.
SciFiGirl hat geschrieben:
zwillingsschwester hat geschrieben:
Ich meine das was ich geschrieben habe ich keinster Weise böse und will auch niemanden damit angreifen, also bitte nicht falsch verstehen!
Kam auch nicht so an.
Dann isses gut! :umarmung2:
SciFiGirl

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von SciFiGirl »

zwillingsschwester hat geschrieben:Also zum Beispiel habe ich mal in ebenfalls angeheitertem Zustand auf einen freundlichen Annäherungsversuch eines Mannes sehr unhöflich reagiert. Wenn man es mit der Brüderle-Situation vergleicht in etwa: "Du füllst Deine Lederhose aber mal so gar nicht aus, gell?". Zwei oder drei umstehende Personen (Männer UND Frauen), die es wohl gehört haben, haben mich auch SEHR schockiert angesehen. Das ist mir auch jetzt noch peinlich. :sadwoman:
:schuechtern: Ist bestimmt nicht schön, im Gegenteil. Ich finde es halt immer schwierig, wenn man in Beleidigungen, Anmachen, etc. so "intim" wird. Da sollte man Körperteile raushalten. Finde ich selbst extrem verletzend.
baghira81

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von baghira81 »

SciFiGirl hat geschrieben:@Ducky:. danke für den Link, ein sehr klarer Text.

Was ich mich schon länger frage ist, warum Alkohol vor Gericht immer noch als strafmindernd gilt. Ich meine, es müsste doch jedem klar sein, was passiert, wenn man Alkohol trinkt. Nicht jeder reagiert auf Alkohol gleich, aber diejenigen, die Alkohol trinken, tun dies ja wiederholt und wenn man mal betrunken war / oder Drogen genommen hat, tut man das ja meist auch wieder. D.h., dass jeder eigentlich weiß, wie er selbst auf Alkohol reagiert. Wird man aggressiv, dann sollte man eigentlich doch die Reißleine ziehen - tut man dies nicht, nimmt man billigend in Kauf, was man unter Einfluss von solchen Drogen macht. Allgemein besteht ja jeder immer darauf ein mündiger Bürger zu sein. Warum wird dann dem einzelnen also quasi per Gesetz abgesprochen, dass Gewalt unter Alkohol- oder Drogeneinfluss unter die eigene Verantwortung fällt? Alkohol oder Drogen gelten eigentlich immer als strafmildernd - außer bei einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss.
Absolute zustimmung hierzu.
Klar wenn man Alkohol oder andere Drogen zu sich genommen hat hat das einfluss auf die Warnehmung und Entscheidungsfindung, jedoch das zu sich nehmen von Drogen und Alkohol passiert ja waehrend man im vollbesitz seiner geistigen Kraefte ist. Ergo man ist sich bewusst das risiko des kontrollverlustes einzugehen. Damit koennte man eigentlich an alle delikte mit alkohol das Wort Fahrlaessig voranstellen Ergo man laesst die Finger von Alkohol und co oder man hat selbst dafuer sorge zu tragen dass man im rausch keinen schaden verursacht. Wer das nicht hinbekommt muss auch die vollen konsequenzen tragen und meines erachtens sollte Alkohol und Drogen Straferhoehend wirken. Also zum beispiel wenn Alkohol im spiel war immer die fuer das dilekt moegliche hoechststrafe gilt, wohingegen ohne Alkohol eben das strafmass nach einzelfallabwegung weiter unten in der ermessensskala angesiedelt werden kann. Aber da hat die Alkoholindustrie sicher was gegen, und auch so viele andere die davon profitieren wenn Menschen mal nicht nuechtern sind;-)
FrankBN

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von FrankBN »

Akzeptiert SciFiGirl.

Und Roscoe Arbuckle, ich würde mir ehrlich gesagt wünschen dass dieses schreckliche Politial-Correctness-Welle irgendwann wieder abflaut. Dass man auch wieder Herren-, Minderheiten- und sonstige Witze machen kann. Dass man auch sprachlich Dinge wieder beim Namen nennen darf. Dass beispielsweise Ausländer wieder Ausländer und nicht Menschen mit Migrationshintergrund sind. Ich befürchte nur, da hoffe ich vergebens..
Holla

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Holla »

SciFiGirl hat geschrieben:die Aufschrei Aktion wurde aber gerade deshalb geschaltet, um eine Sensibilisierung zu schaffen. Das Problem ist jedoch meist, dass dann sofort das Totschlagargument mit angeblichem Männerhass kommt. Während in vielen, vielen Threads hier im Forum es umgekehrt ja doch sehr häufig vorkommt, dass Männer sehr wohl verallgemeinernd sind. Da fehlt dann aber der gewaltige Aufschrei von Männern, die hier im Forum sofort aufsprangen und "Männerhass, Männerhass" schrien. Verallgeminerung ist wohl nur in die m --> w Richtung zulässig. Ich würde mir wünschen, dass sich die Männer dann auch mal an die eigene Nase fassen würden. Und hier noch ein Wort: wenn frau selbst schon recht häufig von Überfällen, verbalen Attacken und Sexismus in der Schule betroffen war, dann ist es doch auch klar, dass sie mal gereizter reagiert. Aber anstatt sich das anzuhören wird nur wieder drauf gedroschen. Problem ist doch eigentlich: es sind immer die gleichen Männer, die sich das Erzählte anhören. Diese Männer sind dann auch diejenigen, die sich die Gedanken machen. So ändert man aber keine Gesellschaft, da keine neuen "Nachdenklichen" hinzu kommen, weil dann ein Gros immer gleich total allergisch reagiert und die "Nachdenklichen", die sich schützend vor die Kläger stellen, werden dann gleich noch mit nieder gemacht.
Ich glaube, wir sind einer Meinung. Aber ich glaube auch, dass wir auch den Frauen, die sich vielleicht noch nicht trauen, sich zu wehren, mehr Mut machen sollen, ein "Nein" zu äußern, wenn ihnen etwas nicht passt und sie das Gefühl haben nicht mit Respekt behandelt zu werden. An 2 Fronten "kämpfen" sozusagen.
SciFiGirl

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von SciFiGirl »

FrankBN hat geschrieben:Und Roscoe Arbuckle, ich würde mir ehrlich gesagt wünschen dass dieses schreckliche Politial-Correctness-Welle irgendwann wieder abflaut. Dass man auch wieder Herren-, Minderheiten- und sonstige Witze machen kann. Dass man auch sprachlich Dinge wieder beim Namen nennen darf. Dass beispielsweise Ausländer wieder Ausländer und nicht Menschen mit Migrationshintergrund sind. Ich befürchte nur, da hoffe ich vergebens..
Befürchte ich auch. Hast du die Story mit der VW Werbung in USA mitbekommen? Das ist ein schönes Beispiel. Im Werbespot sprechen die Personen mit Jamaikanischem Akzent. Das heizt die Debatte über Rassismus an. Nur, dass VW den Spot vorher einem Testpublikum vorgespielt hat, in dem auch Jamaikaner saßen. Die selbst fanden sich dadurch gar nicht verunglimpft. Wieso sich aufregen, wenn die "Opfer" sich nicht mal selbst als solche sehen?

Was Herrenwitze anbelangt, so finde ich die meist gar nicht witzig (die wenigsten Witze finde ich witzig - bin da eher mit dem englischen Humor), aber da zuckt man mit den Schultern und geht drüber weg. Das gleiche gild für diese elendig aufbauschenden "In" Formen (Arzt/Ärztin). Mich hat die rein männliche Form nie gestört. Ist halt gewachsene Sprache.
SciFiGirl

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von SciFiGirl »

Holla hat geschrieben: Ich glaube, wir sind einer Meinung. Aber ich glaube auch, dass wir auch den Frauen, die sich vielleicht noch nicht trauen, sich zu wehren, mehr Mut machen sollen, ein "Nein" zu äußern, wenn ihnen etwas nicht passt und sie das Gefühl haben nicht mit Respekt behandelt zu werden. An 2 Fronten "kämpfen" sozusagen.
Solange Opfern eine Mitschuld gegeben wird, macht es gerade nicht Mut sich zu wehren. Und die Geschlechtsgenossinnen, die aus purem Eigennutz dann noch falsche Behauptungen aufstellen, machen es den wirklich Betroffenen umso schwerer, weil ihnen keiner mehr Glauben schenkt. Das "Nein" musste ich übrigens nie lernen, das Problem war in haarigen Situationen eher, dass mein Gegenüber das "Nein" nicht wahr haben wollte und darüber hinweg ging.
Mobienne

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Mobienne »

FrankBN hat geschrieben:Ja klar, man sollte soviel Einfühlungsvermögenhaben. Aber manchmal, in einer bestimmten Situation hat man das halt nicht. Ist das wirklich so schlimm? Muss man da gleich die Sexismus-Keule raus holen? Wo doch im Grunde überhaupt nichts Ernstes passiert ist.
zwillingsschwester hat geschrieben:Ich muss jetzt mal ganz ernsthaft allen hier anwesenden Mädels die Frage stellen: Findet Ihr das wirklich so schlimm, was Herr Brüderle da gesagt hat oder habt Ihr einfach Spaß am diskutieren?

Ich bin erst letzten Samstag auf einer Karnevalssitzung von einem angeschickerten ältlichen Herren ein wenig angeshäkert worden (seine Aussagen gingen in eine ähnliche Richtung). Ich kann mich da echt nicht drüber aufregen. Im Gegenteil, bei genauerer Betrachtung hatte er Recht und davon abgesehen denke ich immer, ich verkürze meine Lebenserwartung und zwar völlig unnötig, wenn ich mich über so einen Quatsch aufrege.
Natürlich ist es eine Frage, wann man wo einen Aufstand macht oder nicht. Abgesehen davon, dass ich eh keine Komplimente bekomme, würde ich persönlich auch eher mit den Schultern zucken und mich der Situation irgendwie entziehen, wenn es mir unangenehm ist. Ich finde es jetzt dennoch nicht falsch, dass es mal angesprochen ist. Dieses unangenehme Gefühl des Belästigtwerdens scheint eben bei Vielen zum Alltag zu gehören und viele haben jetzt eben darüber berichtet und hinterfragen, ob das eigentlich so sein muß. Klar ist das immer eine Gratwanderung und es kann immer mal wieder zu Grenzüberschreitungen kommen, wei lman den Menschen da gegenüber eben noch nicht kennt. Das ist durchaus menschlich. Hier gilt es eben mit der Zeit ein Gefühl dafür zu entwickeln. (Ich rede ausdrücklich von Ansprechen/Flirten/Gespräch entwicklen, nicht von körperlichen, gewaltbesetzten Übergriffen/Begrabschen usw.)

Es kann eben für einen Menschen (in der Mehrzahl wohl dann doch Frauen) unangenehm werden, wenn ein anderer nicht abläßt oder die Situation gar nicht dafür gemacht ist usw. - je nach Lebenslage sind die Grenzen anders und man sollte ein Feingefühl entwickeln, wo man diese Grenzen eines anderen Menschen überschreitet. Karnevalsumfeld ist nun wieder auch ein ganz spezielles Umfeld und da sehen wohl viele vieles viel lockerer.

Für mich würde halt so eine Brüderle-Bemerkung gut ausdrücken, was dieser Mann vorrangig von mir wahrnimmt und wo wohl seine Gedankenwelt so verhaftet zu sein scheint. Nämlich nicht, dass er an mir als Mensch/Person interessiert ist und meine Gedankenwelt kennenlernen will und sich mit mir verbal/kommunikaitv austauschen will, sondern, dass er wohl nur körperliches Interesse hat und nur weibliche Körperlichkeiten wahrnimmt. Ich hätte dann wohl eher kein größeres Interesse, ihn weiter kennenzulernen. Es gibt Millionen Nicht-Körperlichkeiten-Ansprech-Sprüche, auf die ich eher anspringen würde. Im Parallel-Thread "Mögen Männer Frauen überhaupt" haben ja auch schon Einige geschrieben, was sie in erster Linie bis hin zu ausschließlich an Frauen interssiert... Scheint ja auch nicht so super-selten zu sein, auch, wenn ich hoffe, dass es nicht die Mehrheit ist - und ich persönlich bräuchte das so für eine Partnerschaft nicht.
Zuletzt geändert von Mobienne am 31 Jan 2013 14:10, insgesamt 4-mal geändert.
Lion

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Lion »

Aus einer PN an mich (der Schreiber möchte anonym bleiben)
Hallo Lion

Ich teile zwar nicht immer Deine Ansichten, aber ich finde Du wurdest hier imThread teilweise recht unfair angegriffen. Leider ist dieser "empörte" Diskussionsstil Einiger (natürlich vor allem Frauen) schnell unsachlich, persönlich, übergriffig und verletzend, z.B. indem sie gegen recht komplexe Argumente nur einzeilige, spitze Bemerkungen setzen ("schwachsinnig", ein Smilie etc) oder ganz offen versuchen, ihnen missliebige Diskussionsteilnehmer und -beiträge auf niederer Ebene lächerlich zu machen. Diese sehr feminine Kommunikationstaktik ist auch dank der Smilies hier für sie meist viel einfacher als im RL zu bewerkstelligen.

Lass Dich nicht entmutigen. Eine gute Verteidigung dagegen ist es, dies offen als unsachlich, höhnisch etc. anzusprechen. So werden auch Andere darauf aufmerksam, die sowas vlt. nicht auf den ersten Blick bemerken und die StörerInnen werden isoliert oder zumindest markiert. Womit schon eine ganze Menge erreicht ist.
Lion

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Lion »

zwillingsschwester hat geschrieben: Wenn wir mal Herrn Brüderles Situation betrachten, wie sollte er nach Eurer Meinung jetzt reagieren? Seien wir mal ehrlich, er kann doch nur verlieren. Egal was er sagt oder tut, es wird als Schuldeingeständnis ausgelegt.
Deshalb sagt er auch gar nichts, mit einer Ausnahme. Ich glaube gestern oder vorgestern hat er gesagt, dass er sich zum eigenen Fall nicht äußern wird, er aber die angestoßene Debatte zum Sexismus begrüßt ...

Ist zwar schizophren, aber nun denn ...

Übrigens war auch Frau Himmelreich im Saal und von anderen Journalisten darauf angesprochen, ob nicht die Gelegenheit nutzen will, sich zu entschuldigen, hat er ebenfalls geschwiegen.

So ganz schlau wird man aus dem Verhalten nicht. Wenn es so war, wie es bekannt ist, dann könnte er es auch einfach zugeben, was sowieso vom Volk angenommen wird. Dann könnte er sagen "Ja, da habe ich unkluge Sachen gesagt und es tut mir leid".

Vielleicht hält er auch einfach nur den Mund, weil er gerne noch etwas anderes dazu auführen möchte/müsste, aber dann würde er sich heillos in eine ewige Diskussion verstricken.
Lion

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Lion »

Roscoe Arbuckle hat geschrieben: Ein Problem wird für sie nicht die unbeholfene Zudringlichkeit des lüsternen Opis gewesen sein, sondern die Frage ob sie ihn so zurechtweisen darf wie es nötig und angebracht wäre. Und das liegt daran dass sie als Journalistin darauf angewiesen ist dass auch unangenehme Politiker mit ihr reden und ihr Chef es vermutlich übel nähme, wenn sie in Politikerkreisen zur Persona non grata würde.
Die Frage sehe ich retrograd als beanwortet an. Wenn sie es an die ganz große Glocke der Öffentlichkeit hängen kann/darf, dann hätte es ihr im besagten Moment auch möglich sein müssen, ihn schärfer zurechtweisen zu können.


Edit: Allerdings auch richtig: Sie stand da noch am Anfang der Langzeitbegleitung. Vielleicht wollte sie es sich auch nicht mit ihm verscherzen.

Der aktuelle Stern hat übrigens als Titelstory etwas über den allgemeinen Sexismus.
Ducky

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Ducky »

zwillingsschwester hat geschrieben:Ich muss jetzt mal ganz ernsthaft allen hier anwesenden Mädels die Frage stellen: Findet Ihr das wirklich so schlimm, was Herr Brüderle da gesagt hat oder habt Ihr einfach Spaß am diskutieren?
Die Aussage von Herrn Brüderle fand ich persönlich nicht schockierend. War vielleicht etwas unglücklich und zeugt nicht gerade von Respekt gegenüber der Dame in ihrer Eigenschaft als Journalistin, aber von sexueller Belästigung würde ich nicht sprechen. Hat besagte Dame allerdings meines Wissens auch nie behauptet - und mal abgesehen davon hat sie sich in der ganzen Angelegenheit auch nicht mit Ruhm bekleckert.

Aber es gibt offensichtlich das Bedürfnis, wenn nicht den Bedarf zu so einer Diskussion, also sollte man sie auch führen. Soweit ich weiß fordert noch niemand härtere Strafen für wasauchimmer, es geht nur um ein wenig Sensibilisierung.

Nebenbei bemerkt, ich gebe zu dass ich teilweise auch ziemlich gereizt auf bestimmte Aussagen reagiert habe, weil sie mich persönlich sehr wütend gemacht haben. Ich gebe mir immer Mühe sachlich zu bleiben, aber frau ist ja auch nur Mensch.

PS:

Hier im Threat wurde sinngemäß geäußert dass es doch nicht schlimm sei wenn ein Mann weiterbaggert, auch nachdem die Frau klargemacht hat dass sie nicht interessiert ist.
Ich weiß nicht ob es für jeden schlimm ist, aber es ist auch nicht okay. Wenn mich auf der Straße jemand anspricht und mir eine Versicherung verkaufen will und ich Nein sage, und er mir hinterherläuft und mit den Vorteilen seiner Versicherung in den Ohren liegt... Das ist vielleicht auch nicht schlimm, aber niemand würde das Verhalten dann hinterher noch verteidigen, oder?
pyrit

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von pyrit »

Lion hat geschrieben:
Wikipedia hat geschrieben: Ein Zusammenhang zwischen der Kleidung und dem Auftreten einer Person und ihrem relativen Risiko, vergewaltigt zu werden, konnte bisher statistisch nicht nachgewiesen werden.
"Patt" würde ich da mal sagen.
Schach spielen kannst Du nicht, oder? Du hast Dich nämlich grade selber matt gesetzt :daumen:
In Bezug auf die Kleidung wird hier genau das gesagt, was Du händeringend zu widerlegen versucht hast.
Die Kleidung ist ein objektiv messbarer Faktor und der scheidet demnach also wohl aus.

Zufällig hab ich hier noch ein sehr interessantes Magazin von der Süddeutschen Zeitung liegen (August 2012, falls's interessiert), in dem der forensische Psychiater und, laut Aussage der Süddeutschen "Deutschlands bekanntester Gerichtsgutachter" Norbert Nedopil zu Gewalttätern und in dem Zusammenhang auch dazu befragt wird, was Menschen zu potentiellen Opfern macht. Und hier spricht er genau jenes Opferverhalten, begründet in Angst an, das ich erwähnt habe.
In dem Interview sagt er aus, dass nicht jeder zum Opfer werden würde, sondern bevorzugt diejenigen, die es schon früher eimal geworden sind.
Als Begründung dafür wird die Angst dieser Leute und ihr daraus resultierendes Verhalten gegeben, die Signale der Unsicherheit, die sie aussenden würden.
Zur Veranschaulichung beschreibt er, dass für jemanden, der schon einmal von einem Hund gebissen wurde, eine höhere Wahrscheinlichkeit gelte, noch einmal gebissen zu werden "weil er Signale setzt, die der Hund erkennt".
Gleiches gälte für Opfer früherer Gewalttaten oder solche, die sich besonders davor fürchteten, da sie eben diese Signale aussenden würden, die Aggressoren anzeigten, dass sich da jemand nicht sicher fühlt und darum leichter angreifbar ist.

So viel also zur angeblichen Unsachlichkeit und zu den puren Vermutungen (die ich im Übrigen hauptsächlich bei Dir selber finde, wenn ich mir die Diskussion so anschaue^^).

Es steht Dir natürlich frei, Deine Meinung über die eines Psychiaters mit fast 40 Jahren Berufserfahrung zu setzen und die Süddeutsche nach seiner Adresse zu fragen, um ihm zu schreiben, dass er ein unsachlicher, vergrämter und problembelasteter Möchtegern-Experte wäre :hut:
Lion

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Lion »

pyrit hat geschrieben:
Lion hat geschrieben:
Wikipedia hat geschrieben: Ein Zusammenhang zwischen der Kleidung und dem Auftreten einer Person und ihrem relativen Risiko, vergewaltigt zu werden, konnte bisher statistisch nicht nachgewiesen werden.
"Patt" würde ich da mal sagen.
Schach spielen kannst Du nicht, oder? Du hast Dich nämlich grade selber matt gesetzt :daumen:
Gut, ich gebe mich in diesem Punkt geschlagen.

Selbst auf der Vergewaltigungsseite (Diskussion) von Wikipedia wird gefragt, woher denn diese Aussage stammt, da es dazu keine Statistiken gibt bzw. geben kann. Das sehe ich jetzt erst.
Holla

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Holla »

Scifigirl hat geschrieben: Solange Opfern eine Mitschuld gegeben wird, macht es gerade nicht Mut sich zu wehren. Und die Geschlechtsgenossinnen, die aus purem Eigennutz dann noch falsche Behauptungen aufstellen, machen es den wirklich Betroffenen umso schwerer, weil ihnen keiner mehr Glauben schenkt. Das "Nein" musste ich übrigens nie lernen, das Problem war in haarigen Situationen eher, dass mein Gegenüber das "Nein" nicht wahr haben wollte und darüber hinweg ging.
Ich meine damit verdammt noch mal nicht, dass die Opfer eine Mitschuld haben. Und ich meinte jetzt auch explizit die Menschen, die sich noch nicht trauen, ein "Nein" zu äußern, dass man denen auch mal beibringt, Mut macht und Rückendeckung gibt, das zu äußern.
(ich glaube, davon gibt es gar nicht so wenige, insbesondere, wenn es um sexistisches Verhalten geht, dass kein Übergriff/eine Vergewaltigung ect. ist, sie sich verletzt fühlen, es aber als "damit muss ich halt leben abtun"). Und auch nicht als Einzelmaßnahme gegen solches Verhalten, sondern als einer von mehreren gleichzeitigen durchzuführenden Strategien. Und es muss denen zugehört und geholfen werden, werden die ein "Nein, ich will das nicht." äußern. Und deren Grenzen akzeptiert werden.
Onionhead89

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Onionhead89 »

FrankBN hat geschrieben:Akzeptiert SciFiGirl.

Und Roscoe Arbuckle, ich würde mir ehrlich gesagt wünschen dass dieses schreckliche Politial-Correctness-Welle irgendwann wieder abflaut. Dass man auch wieder Herren-, Minderheiten- und sonstige Witze machen kann. Dass man auch sprachlich Dinge wieder beim Namen nennen darf. Dass beispielsweise Ausländer wieder Ausländer und nicht Menschen mit Migrationshintergrund sind. Ich befürchte nur, da hoffe ich vergebens..
Da kannste glaub ich lange drauf warten. Eher wird p.c. noch schlimmer. :roll:
Ich konnte als Kind viel unverblümter Reden - dann wurde ich älter und Schröder mit Rot-Grün kam an die Macht. Danach wars mit der heilen politisch unkorrekten Welt so langsam endgültig vorbei. :crybaby:
Neri
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Ich bin ...: vergeben.

Re: Aufschrei - Sexismus

Beitrag von Neri »

Onionhead89 hat geschrieben: und Schröder mit Rot-Grün kam an die Macht. Danach wars mit der heilen politisch unkorrekten Welt so langsam endgültig vorbei.
Ohne die wäre es auch nicht anders gekommen. :hut:
Angesichts der Vielzahl von Bedürftigen muss man sparsam sein mit seiner Verachtung.
(François-René de Chateaubriand)