ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Absinth

ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Absinth »

Hallo zusammen,

ein wesentlicher Faktor, der zur Findung einer Beziehung beiträgt, oder aber zumindest sehr hilfreich ist, ist das Bestehen eines funktionierenden sozialen Umfeldes. Es hilft doch ungemein - wenngleich man auch keinen Partner hat - doch zumindest enge Freunde, gewöhnliche Freunde, Bekannte, Sportkollegen, Leute mit gleichem Hobby usw. zu haben; dadurch erhöhen sich einerseits die Chancen auf die Findung eines Partners, einfach weil man mit vielen Leuten in Kontakt kommt, auf private Parties eingeladen wird usw., andererseits wirkt man auf das andere Geschlecht auch attraktiver, wenn man sozial integriert ist und kein verschrobener Einzelgänger, der keine Freunde hat. Andererseits ist aber auch das Solodasein an sich schon erheblich einfacher zu ertragen, wenn man wenigstens sonst ein gesundes soziales Umfeld hat.

Nun ist aber so, dass in der modernen Berufswelt höchste Flexibilität gefordert ist; insbesondere wird von Politik und Arbeitgebern mit größter Selbstverständlichkeit erwartet, dass man bereit ist, für den Job den Wohnort zu wechseln - wenn nötig auch regelmäßig und oft. Insbesondere bei zeitlich befristeten Jobs ist nach Ablauf des Vertrages oft fast zwangsläufig ein Wohnortwechsel fällig.

Auch ich hänge seit Jahren in dieser Umzugsfalle: Durch meinen Job (im Hochschulbereich) mit ständigen befristeten Verträgen muss ich alle ein bis zwei Jahre in eine neue Stadt ziehen - und ich kann euch sagen: ES GEHT MIR AUF DEN SACK!!!

Was mit diesen Umzügen jeweils verbunden ist, muss ich euch nach obiger Einleitung wohl nicht sagen: Man kennt in der neuen Stadt keine Sau, muss sich mühseligst neue Kontakte aufbauen (was ab einem gewissen Alter erheblich schwerer ist als noch zu Studentenzeiten), und hat man dann doch mal - nach vielen Mühen und Rückschlägen - zwei, drei Kontakte aufgebaut, dann steht schon wieder der nächste Umzug an und man steht wieder vor dem Null.

Geht oder ging das jemandem hier genauso? Ich spiele mit dem Gedanken, aus diesem bescheuerten Kreislauf auszubrechen - dummerweise geht das zwangsläufig nur mit auch größeren beruflichen Veränderungen oder beruflicher Neuorientierung. Ist von euch mal jemand bewusst aus diesem Kreislauf ausgebrochen, hat dafür eventuell einen größeren beruflichen Umbruch gewagt? Oder kommt ihr (die es betrifft) gut mit den ständigen Wechseln der Stadt klar? Was sind eure Erfahrungen und Ratschläge?

Ich träume einfach nur davon, mich in einer Stadt, die mir gefällt, niederzulassen und mir mal was BLEIBENDES aufzubauen - das ist mir gänzlich fremd!

Viele Grüße,
Absinth

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Hopeless85

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Hopeless85 »

Tja stimmt leider, heut muss man schauen das man immer den Beruf hinterherzieht. Gibt ja meist nur och Stellen für 1 Jahr.
Ein Teil meiner Kontakte ist jetzt schon in halb Deutschland verstreut...
jweihgold

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von jweihgold »

Hallo Absinth,
Absinth hat geschrieben:..Ich träume einfach nur davon, mich in einer Stadt, die mir gefällt, niederzulassen und mir mal was BLEIBENDES aufzubauen - das ist mir gänzlich fremd!
Mach es. Scheiß auf den Job, es findet sich immer was. Und wegen der Kohle, du siehst ja selbst, das dir die Kohle ein intaktes Umfeld (Beziehung,Freunde, Bekannte, Kollegen) nicht ersetzen kann - warum der Kohle hinterherhecheln wie bescheuert, wenn man dann doch nichts sparen kann und sich deine Existenz darauf bezieht den schnöden Mammon anzubeten ?

Du bist in allererster Linie mal Dir selbst verantwortlich, und du hast ja gemerkt das was nicht stimmt (Was viele nicht merken !), also ändere das und lass dich nicht von einem Leben fremdbestimmen das nicht deines ist.
Stephan1977

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Stephan1977 »

Hallo Absinth,

grundsätzlich gebe ich dir recht, das sehe ich vom Grundsatz auch so.

Damit meine Bemerkung einen Zusammenhang bekommt, muss ich kurz was über mich sagen. Ich bin der klassisch introvertierte Typ der eigentlich kaum jemanden kennenlernt außer denen die einem Zangsläufig begegnen. (Studien-, Arbeitskollegen). Das wahren fast immer meine einzigsten sozialen Kontakte.

Jetzt bin ich in einer Firma gelandet, mit tollem kollegialem Verhältnis wo man mit eingen immer wieder auch nach Feierabend oder mal am Wochenende was unternimmt.
Die Bezahlung und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind eher bescheiden, die altägliche Arbeit ist soweit ok.

Für mich ist daher das dort gewonnenen Soziale Umfeld der entscheidente Faktor, dort zu bleiben, es gibt wichtigers als Beruf und Geld und solange es dort nicht zu extremen kommte, bevorzuge ich die soziale Komponente.
Als Ingenieur gibt es nicht an jeder Ecke Jobs, zumal viele Firmen heute gerne leute haben die die Stellenbeschreibung zu 95% erfüllen und die Einarbeitung quas entfällt. Da ist man leider schnell beim Umzug.

Berufliche neuorientierung hatte ich auch schon mal im Kopf, aber für mich erst mal wieder verworfen und ausgeschlossen, denke man sollte den Gedanke aber wagen und dann eben eine gut abgewägte Entscheidung Treffen.
Simonetta

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Simonetta »

Mir ist es lange Zeit so ergangen, und ich bin dann irgendwann aus diesem Kreislauf ausgebrochen, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe - für den Preis, eben keinen vollen Job mehr zu finden. Aber der Verzicht auf einen vollen Job ist für mich weit weniger schmerzhaft als der Verzicht auf ein soziales Umfeld.
In jungen Jahren (so bis etwa 30) bin ich oft der Arbeit wegen umgezogen, in verschiedene Städte, teilweise auch ins Ausland. Teilweise ist es mir nicht gelungen, einen echten sozialen Halt zu finden, so dass ich aus diesem Grund -trotz gutem Job - die Stadt wieder verlassen habe.
Irgendwann bin ich dann dort gelandet, wo ich sofort meinen sozialen Halt und mein Umfeld gefunden habe. Aber gerade hier hatte ich beruflich wenig Glück, und es ist eben keine Großstadt, wo die Chancen besser sind. Aber das nehme ich in Kauf. Ein sozialer Halt ist mir einfach viel wichtiger - ohne diesen würde mir das Arbeiten ohnehin sehr schwer fallen.

Ich glaube nicht, dass man auf Dauer immer wieder umziehen kann. Das hält doch niemand aus. Klar, eine Zeitlang ist es ganz schön, man kommt herum, sammelt Erfahrungen, aber irgendwann braucht man einfach ein Zuhause. Und es wird eben tatsächlich mit zunehmendem Alter immer schwerer, sich ein soziales Umfeld aufzubauen, da sollte man einfach irgendwann zur Ruhe kommen - es sei denn, man lebt wirklich nur für seinen Beruf, was es ja auch geben mag.
Eliza Jane

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Eliza Jane »

Ich wäre heute wahrscheinlich nicht so einsam, wenn ich nicht so oft umgezogen wäre. In meinem Fall war das allerdings beruflich nicht notwendig, sondern eine Flucht. Das Gefühl von Heimat kenne ich überhaupt nicht mehr. An meinem jetzigen Wohnort bin ich so fremd, als sei ich erst gestern hierher gezogen.
Luke

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Luke »

Hallo Absinth,
interessanter Beitrag. Ich habe das bislang eigentlich immer andersherum gesehen: Neues Umfeld, neues Glück. Vor ca. 7 Jahren wollte ich unbedingt weg aus meiner Heimat-Kleinstadt, raus in die Welt um neue Erfahrungen (und die Liebe) zu finden. Bin dann nach einem weiteren Umzug nun seit 5 Jahren "sesshaft" mit kleinem, aber stabilem sozialem Umfeld. Den Kontakt zu den Leuten von früher habe ich dabei nie aufgegeben. Leider hat es bisher - trotz Einladungen zu Privatfeiern etc. - nie für die Liebe gereicht.

Aktuell denke ich ernsthaft darüber nach irgendwo NOCHMAL neu anzufangen. Der Job wäre dabei nur das Mittel zum Zweck. Mir ist bewusst, dass dies (wieder) eine Art Fluch wäre, aber nach 5 Jahren hier hat man natürlich auch den Ruf als Dauer-Single weg...

Ich will damit sagen, dass mir ein soziales Umfeld mein Leben lang in keiner Weise hilfreich für eine Beziehung war.
Steve_MUC

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Steve_MUC »

Mir geht es ähnlich - 3 Länder und 4 Arbeitgeber in den letzten 7 Jahren, beruflich gut vorwärtsgekommen aber unterwegs viel an Halt verloren. Andererseits sehe ich beim einen oder anderen alten Bekannten dass auch in der Heimat bleiben nicht davor schützt sozial abzustürzen wenn man sich selbst gehen lässt und die Augen vor seinen Problemen (Depressionen, Drogen, Alkohol) verschliesst. DAS ist noch viel schlimmer als AB sein...
Ich persönlich habe vor einem Jahr die Konsequenzen gezogen und einen gut bezahlten unbefristeten Job im Ausland der mir allerdings kaum noch Freizeit liess gekündigt. Jetzt bin ich recht erfolgreich selbstständig, bilde mich parallel dazu weiter und wohne in der Stadt in die es auch viele meiner früheren Studienkollegen und Freunde verschlagen hat. Parallel dazu ist jetzt endlich wieder Zeit für Sport, Musik und Ehrenamt. Und genau diese Sachen holen einen auch aus dem Loch der Einsamkeit raus wenn man mal wieder zuviele Pärchen um sich rum sieht.
Eine Ausnahme lasse ich mir allerdings offen: Für eine Beziehung würde ich noch mal umziehen. Allerdings nur in eine Stadt (Wien, Köln, Berlin) in der ich auch schon so Leute kenne.
mucki

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von mucki »

Tja, es ist wie bei vielen andere Themen hier: Man such krampfhaft nach Gründen, wieso man alleine ist. Diesmal ist es das Umziehen. Ich bin ein schüchterner Typ und hatte immer schon wenig Freunde, die meisten kenn ich vom Sport.

Ich bin bis jetzt auch 2x umgezogen in mir fremde Regionen innerhalb der Schweiz und komme jetzt gerade wieder zurück in die Region, wo ich aufgewachsen bin (Mutti hat schon Freude, dass ich wieder einziehe. Aber ich such mir ne eigene Bleibe.) Resultat vom Herumziehen: Eine Bekannschaft wird sich wohl erhalten (Arbeitskollege), ansonsten nichts. Schon gar keine Frauen.

Wieso auch? Mein Grundverhalten hat sich bei keinem Umzug geändert. Über den Sport hab ich auch niemanden kennengelernt. Fazit: Ich muss an mir arbeiten, das Umfeld hat keinen Einfluss.
calcetto
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Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von calcetto »

Stephan1977 hat geschrieben:Als Ingenieur gibt es nicht an jeder Ecke Jobs, ...
Hm, uns haben sie am Ende des Studiums erzählt, dass gerade in Süddeutschland deutlich mehr Ingenieure gesucht werden als hier in Norddeutschland, aber vielleicht ist das auch branchenabhängig.

Aber zurück zum Thema:
Genau das Gleiche wie der Threadersteller hat mir mal auch jemand hier aus dem Forum erzählt. Ich denke schon, dass da was dran ist. Es ist halt deutlich aufwändiger, einen Freundeskreis über die Distanz aufrecht zu erhalten.
Steve_MUC

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Steve_MUC »

mucki hat geschrieben:Tja, es ist wie bei vielen andere Themen hier: Man such krampfhaft nach Gründen, wieso man alleine ist. Diesmal ist es das Umziehen. Ich bin ein schüchterner Typ und hatte immer schon wenig Freunde, die meisten kenn ich vom Sport.

Ich bin bis jetzt auch 2x umgezogen in mir fremde Regionen innerhalb der Schweiz und komme jetzt gerade wieder zurück in die Region, wo ich aufgewachsen bin (Mutti hat schon Freude, dass ich wieder einziehe. Aber ich such mir ne eigene Bleibe.) Resultat vom Herumziehen: Eine Bekannschaft wird sich wohl erhalten (Arbeitskollege), ansonsten nichts. Schon gar keine Frauen.

Wieso auch? Mein Grundverhalten hat sich bei keinem Umzug geändert. Über den Sport hab ich auch niemanden kennengelernt. Fazit: Ich muss an mir arbeiten, das Umfeld hat keinen Einfluss.
Jein...
Klar liegt es immer an einem selber wie man bei anderen Menschen "ankommt". Es gibt aber auch berufliche Situationen die es einem zusätzlich erschweren überhaupt ein Sozialleben zu unterhalten. Und da sollte man sich gerade als AB schon mal überlegen ob das die Kohle wirklich wert ist...
StrangeGirl

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von StrangeGirl »

@Absinth

Bruder! Ich fühle mit dir. :umarmung2:
Ich habe auch fast ein Jahrzehnt so gelebt ... prekären Viertelstellen in zeitlich befristeten Projekten hinterhergezogen, 3 mal ins Ausland, innerhalb Deutschlands habe ich aufgehört zu zählen. Als mein AA-Berater dann vor einigen Jahren meinte, von Akademikern könnte man mehr geographische Flexibilität, z.B. jobbedingten Umzug eher erwarten als von Nichtakademikern, bin ich in Tränen ausgebrochen. Als wären wir keine Menschen mit sozialen Bindungen, Gefühlen, Wünschen, Bedürfnissen nach Stabilität ... sondern nur irgendeine Marktvariable. Irgendwann hab ich dem Konzept "Tätigkeit im gelerntem Beruf" bewusst den Rücken gekehrt, mit allen Konsequenzen, zum Glück noch rechtzeitig, um anderswo Fuß fassen zu können. Seitdem habe ich auch endlich ein stabiles Sozialleben, schaue mich grade nach einem kleinen Häuschen um und überlege mich hier dauerhaft niederzulassen.
Also, trau dich! Fange sofort an, nebenbei Erfahrungen in da real world zu sammeln! Ehrenamtlich, Fortbildungen, Schnupperpraktika (nie mehr als 2 Wochen allerdings). Es gibt spannende Forschungs-und Projektstellen auch an Stiftungen, sozialen Institutionen, NGOs etc.
Drücke dir die Daumen, dass es klappt.
e-schredder

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von e-schredder »

Hallo Absinth,

ich bin auch Umzugsopfer, allerdings hauptsächlich während der Kindheit und früheren Schulzeit. Das war immer katastrophal, weil ich immer wieder meine neuen Feinde identifizieren lernen musste. Später erfolgten alle Umzüge (außer meinen Ostasienbesuchen) in der Region, so dass ich zumindest noch in lockerem Kontakt mit meinen Freunden bin.
Absinth hat geschrieben:ein wesentlicher Faktor, der zur Findung einer Beziehung beiträgt, oder aber zumindest sehr hilfreich ist, ist das Bestehen eines funktionierenden sozialen Umfeldes. ...
Volle Zustimmung. Ich denke, dass es gerade für ABs wichtig ist. Ich habe die meisten (potentiellen) Freundinnen über Bekannte und gemeinsame Aktivitäten kennengelernt. Normalos können wahrscheinlich leichter auch ohne bestehenden Bekanntenkreis durch Kneipenbesuche, Veranstaltungen, Disko, Singlebörsen usw. neue Bekanntschaften knüpfen.
Absinth hat geschrieben:Nun ist aber so, dass in der modernen Berufswelt höchste Flexibilität gefordert ist; insbesondere wird von Politik und Arbeitgebern mit größter Selbstverständlichkeit erwartet, dass man bereit ist, für den Job den Wohnort zu wechseln - wenn nötig auch regelmäßig und oft. Insbesondere bei zeitlich befristeten Jobs ist nach Ablauf des Vertrages oft fast zwangsläufig ein Wohnortwechsel fällig.
So isses. Das Hinterfotzige an diesen Forderungen ist, dass man nicht nur neue Jobs am besten durch vertrauenswürdige Bekannte bekommt, sondern als Privatperson auch Freunde bzw. Lebenspartner und als Geschäftsmann Kunden durch Mundpropaganda. Nicht zu vergessen Pflege von kranken Familienangehörigen, Kinderbetreuung uvw. Ich möchte dies als Gelegenheit nutzen, die Lebensformen, die Forderungen nach Mobilität unterstützen, als Saboteure an der Gesellschaft zu bezeichnen.
Absinth hat geschrieben:Auch ich hänge seit Jahren in dieser Umzugsfalle: Durch meinen Job (im Hochschulbereich) mit ständigen befristeten Verträgen muss ich alle ein bis zwei Jahre in eine neue Stadt ziehen - und ich kann euch sagen: ES GEHT MIR AUF DEN SACK!!! ...
Volles Verständnis. Es hilft, wenn man an einen Ort zieht, wo viele sind, die auch oft hinzugezogen und damit offen für neue Kontakte sind. Ich habe aber auch oft nette Leute getroffen, gerade mal zwei Wochen, bevor sie wegziehen würden. Also Sackgasse. Trotz allem benötigte ich in Asien sogar unter eher günstigen Umständen in Summe etwa ein Jahr, bis ich einen halbwegs stabilen Freundeskreis hatte. Das war in Vorinternetzeiten sehr hart.
Absinth hat geschrieben:Geht oder ging das jemandem hier genauso? Ich spiele mit dem Gedanken, aus diesem bescheuerten Kreislauf auszubrechen - dummerweise geht das zwangsläufig nur mit auch größeren beruflichen Veränderungen oder beruflicher Neuorientierung.
Der Trend zu Zeitarbeitsverträgen scheint in Unis viel früher eingesetzt zu haben als in der Wirtschaft. Ich finde es ziemlich krass, wie hier Wissenschaftler behandelt werden. Wie der letzte Dreck. Wenn ich sowas lese, bin ich froh, dass ich der Uni den Rücken zugekehrt habe. Auch wenn du weiterhin unter diesen Umständen in der Uni bleibst, hast du keine Garantie, dass du bis 68 jedes Jahr einen neuen Job findest. Ich kann dir daher nur empfehlen, einen Beruf mit stabilen Arbeitsbedingungen zu suchen.

Ich habe auch eine berufliche Neuorientierung hinter mir, mit Glück ohne Ortswechsel. Und der nächste Umzug in eine andere Stadt nur, wenn er wirklich eine Verbesserung bringt.
exlamento

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von exlamento »

Ich möchte erzählen, wie manch Umstand die Sichtweise krass ändern kann:

Als Sozialphobiker war für mich nichts schädlicher bei der Partnersuche, als ein nahes, soziales Umfeld. Warum? Zu viele Leute, die Dinge mitkriegen, und das tun oder auch nicht tun, wovor man sich irrational so fürchtet: Bewerten. Schlimmer noch: Besprechen. Möglichkeiten der Mitfreude, des Gönnens werden durch die Sozialphobie natürlich auch ausgeblendet, viel schwerer wiegt die Angst vor Begriffen wie "endlich", "auch mal" von Menschen, welche die eigene Erfolglosigkeit langfristig mitbekommen haben müssen.

Die Gelegenheiten, die ein Umfeld also schaffen könnte waren gar nicht nutzbar. Undenkbar auch, flirttechnisch vor anderen Bekannten was zu versuchen oder in die Richtung einer Frau, die andere kennen (Gesprächsconnection). Dagegen waren Versuche kaum/weniger ein Problem (also um diesen massiven Störfaktor Phobie bereinigt), wenn allein auf eigene Faust oder lediglich unter Augen frischer Bekannter/eigentlich Fremder gehandelt werden konnte.

Wie hab ich beim Ausgehen die Stunde(n) manchmal gemocht, wenn Bekannte im Nachtleben abgeknickt sind oder man sich verloren/abgeseilt hat. Endlich handlungsfähig! Ähnliches galt für die erste Zeit nach dem Umzug in eine andere Stadt.
Absinth

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Absinth »

Vielen Dank für die ganzen Antworten!

Das ermutigt mich, diesen für mich großen Schritt tatsächlich zu gehen und mir nicht mehr von unzähligen Umzügen das Leben kaputt machen zu lassen. Wie ich sehe, habe nicht nur ich diese Erfahrung gemacht - und euer Zuspruch tut gut!

Wenn man tatsächlich mal eine Beziehung hat, dann wird diese durch das dauernde Umziehen auch zwangsläufig bald zur Fernbeziehung - dieses Problem kommt noch hinzu. Auf diese Weise wurde auch meine erste Beziehung nach kürzester Zeit zur Fernbeziehung. Und gewiss war nicht nur die Entfernung für ihr Scheitern verantwortlich, aber ich bin mir ziemlich sicher, ich wäre mit der Frau noch zusammen, wenn ich nicht hätte umziehen müssen.

Hinzu kommt noch, dass die Stadt, in der ich augenblicklich wohne, auch noch ausgesprochen hässlich ist.

Für mich ist die große Herausforderung, den Sprung von der Uni ins "echte Leben" zu wagen: Nachdem ich bisher nur an der Uni angestellt war, habe ich keine Ahnung, wie "echte Arbeit" geht... Ich habe im Moment halt extrem viele Freiheiten (im Grunde interessiert`s keine Sau, ob ich überhaupt anwesend bin oder zu Hause bleibe...), allerdings komme ich mir gerade dadurch auch irgendwie entbehrlich vor. Ich habe schon ein bisschen Angst, dass ich durch sehr wenig Freizeit (bei neuer Arbeitsstelle) mich doch wieder nicht um meine sozialen Anliegen kümmern kann; aber da kommt es einfach darauf an, dass ich mich vorher gründlich informiere, um nicht nach dem Wechsel schlechter dazustehen, als zuvor.

Zumindest hat die Vorstellung, endlich mal an einen festen Ort bleiben zu können, etwas sehr Verlockendes an sich!

Viele Grüße,
Absinth
Hopeless85

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Hopeless85 »

Wenn man kein Job in der nähe findet, muss man trotzdem Umziehen.
Da hilft jetzt auch nicht zu sagen, mache ich nicht.
Oder willst du deinen sozialen Kreis behalten und Arbeitslos sein. Also ich nicht.
Das Leben ist kein Ponyhof wo die Jobs einem zufliegen.
Stephan1977

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Stephan1977 »

Hopeless85 hat geschrieben:Wenn man kein Job in der nähe findet, muss man trotzdem Umziehen.
Da hilft jetzt auch nicht zu sagen, mache ich nicht.
Oder willst du deinen sozialen Kreis behalten und Arbeitslos sein. Also ich nicht.
Das Leben ist kein Ponyhof wo die Jobs einem zufliegen.
Das Leben ist aber eben meistst auch nicht schwarz oder weiss, sonder inrgend etwas dazwischen.
Deshalb kommt man um einen Kompromiss meist nicht herum, aber es sollte eben kein fauler Kompromiss sein.
Man muss eben abwegen und entscheiden was für einen eben auch k.o Kriterien sind. Machmal gibt es vielleicht auch eine Übergangslösung.
Es sind aber nicht nur die Jobs die uns nicht zufliegen, Freunde und Lebenspartner eben auch nicht.
Absinth

Re: ABtum/Singletum durch dauerndes Umziehen

Beitrag von Absinth »

Hopeless85 hat geschrieben:Wenn man kein Job in der nähe findet, muss man trotzdem Umziehen.
Da hilft jetzt auch nicht zu sagen, mache ich nicht.
Oder willst du deinen sozialen Kreis behalten und Arbeitslos sein. Also ich nicht.
Das Leben ist kein Ponyhof wo die Jobs einem zufliegen.
Offensichtlich hast du nicht im geringsten begriffen, worum es in meinem Beitrag geht. Es geht keineswegs darum, dass ich nicht bereit wäre, für einen Job umzuziehen, sondern es geht darum, dass ich nicht länger bereit bin, für den Job andauernd umzuziehen. Nur ums mal noch klarer auszudrücken: Ich bin in den letzten Jahren geschlagene 10 (!) Mal umgezogen, und es reicht mir. Es war nicht jedes Mal eine neue Stadt, aber sehr oft. So oft, dass ich mich in keiner der letzten Städte auch nur im geringsten mehr heimisch fühlen konnte. Und Tatsache ist, dass im wissenschaftlichen Betrieb in keinster Weise auf die sozialen Bindungen Rücksicht genommen wird. Wer verheiratet ist und den Ehepartner "mitschleppt", der erlebt gewiss nicht so das Verlorenheitsgefühl, wie ein Single in der gleichen Situation (wenngleich das natürlich auch für Beziehungen zur Belastungsprobe werden kann).

Und ist ja nicht so, dass mir die Umzugskosten erstattet würden... Nein, da hat man die ganzen Kosten, darf auch noch einem nichtsnutzigen Makler für`s Nichtstun das Geld in den A*sch schieben, und ist dann erst mal zwei Monate beschäftigt um die Umzugskosten wieder zu reinzukriegen, nur um wenige Monate später bereits wieder dem Ende der aktuellen Stelle entgegensehen zu können.