Soll ich oder soll ich nicht ... mich hier noch mal einmischen, da das Thema anscheinend auf mindestens eine verhärtete und lernresistente Front trifft ...
Da ich in den letzten Tagen einigen interessanten Gedanken aus verschiedenen Richtungen begegnet bin, tu ich's noch mal.
Da wäre erst mal die
quasi-Zusammenfassung von Hintergründen, die jeder, wirklich jeder zur Kenntnis nehmen und nach Bedarf prüfen sollte, der WA und Ähnliches verwendet. Der scheinbare individuelle "Nutzen" ist ein Nebeneffekt - jeder sollte wissen, dass er 95% des Eisbergs ausblendet, wenn die direkt sichtbaren 5% als Begründung reichen sollen.
Hier gibt es mehr zum Autor - falls man sich vergewissern will (was ich sehr empfehle), dass es nicht nur ein weiterer Bedenkenträger und Aluhutträger ist.
Zum anderen treibt mich die Frage um, warum soviele scheinbar verständige Menschen so - aus meiner Sicht - lernresistent bzgl. einer Flut widersprechender Fakten bzw. skepsisfrei sind - wenn es letztlich doch nur um eine modische, aber anscheinend lieb gewordene Gewohnheit des Informationsaustausches geht.
Die Natur des Gegenstands ist dabei sicher wesentlich.
Ein Teil der Natur des Gegenstands ist die Gestaltung konkret erlebter sozialer Zusammenhänge.
Das ist so wirkkräftig, dass die Gestaltung abstrakter sozialer Zusammenhänge - obwohl der deutlich größere Teil der Natur des Gegenstands, masssenhaft untergeht. Dazu trägt natürlich bei, dass die Hersteller und Vermarkter diesen Part vor ihren Anwendern nicht geheim, aber doch verschleiert halten. Bei mir lost sowas automatisch grundlagende Skepsis aus. Bei vielen anscheinend nicht?
Warum ist das so?
Natürlich wil ich auch Vorteile eines funtionierenden sozialen Miteinanders genießen.
Aber: 1. Nicht um den Preis, dass die abstrakten, von mir gewünschten, Regeln des sozialen Miteinanders dadurch unterlaufen und ausgehebelt werden. Big Data und die Akteure dieses Marktes betreiben aber genau das. Ich will denen nicht helfen - wo immer ich es vermeiden kann.
2. Ich reagiere per se allergisch, wenn mir jemand unter falscher Flagge was unterjubeln will. Dann ist bei mir Schluss mit initialer Offenheit "für Neues".
3. Ich verspüre null Bedarf an dieser Art von Medium. Ich hatte diesen Bedarf nicht, als die Mittel dazu erfunden wurden. (Ein Handy z. B. ist ab und zu praktisch. Ab und zu. Mein erster Reflex war und ist immer, das Ding auszuschalten. Weil ich es regelhaft NICHT brauche - Menschen, die ich direkt ansprechen kann, sind wichtiger - , und dann soll es auch nicht stören). Es leuchtet mir nicht ein, warum die Mittel, nur weil sie jetzt entstehen, bei mir nun unvermeidbaren Bedarf auslösen sollen. Weil "alle das machen"? Das ist nun wirklich das schlechteste Argument - siehe 1. Weil "man auch sonst nicht mehr sozial dabei ist, wenn man da nicht mitmacht"? Wenn das stimmt, sind die unter 1. benannten abstrakten Regeln bereits außer Kraft gesetzt. Und da hab ich was gegen und befördere das nicht.
Ich will nicht (wieder), dass Menschen wegen irgendeiner äußerlichen Eigenschaft aus gesellschaftlichen Gruppen ausgeschlossen werden. "Der hat kein Smartphone, der hat kein WA, der trägt braune Schuhe, jener hat dunkle Haut, dieser hat schmutzige Hosen an - dann sieh zu wo du bleibst" ... jedes Ding, jede Technik, jede Regel, die diese Art Diskriminierung fördert und/oder trägt, ist nicht meine.
Insofern ist WA kein Muss. Es DARF kein Muss sein. Ich toleriere es bei anderen notgedrungen als "kann man manchmal auch benutzen". So wie ich toleriere, dass anscheinend Menschen Spaß daran haben, mit aufgemotzten Sportrennwagen auf öffentlichen Verlehrswegen zu fahren. Besser wäre dennoch, sie würden es nicht tun.
Und ich nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass es viele Menschen gibt, denen die abstrakten Regeln des Zusammenlebens entweder nicht bekannt sind, oder sie nicht schätzen - sie jedenfalls nicht als Maßstab für ihr Handeln als Hintergrund mitlaufen lassen. Sondenr denen "ich habe meinen direkt erkennbaren Vorteil" als Beweggrund reicht. Und die infolgedessen jeden, der höhere Ansprüche hat, für obskur halten - aber da sind wir dann schon wieder bei der Sache mit der Diskriminierung.
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass das Thema hier nicht politisch diskutiert werden darf und soll und mich daher auf meine Beweggründe und Motivationen beschränkt. Aber es ist nunmal so: die sind letzten Endes ebenso politisch, wie die Handlungen derer, die meinen, Politik habe damit nichts zu tun.
Wer im übrigen ein kleines bisschen tiefer in Möglichkeiten und Risiken des Big Data Themas eintauchen will (und jeder solte, denn es verändert unsere Gesellschaft gerade massiv in ihren Grundlagen), kann z. B. hier anfangen:
Sie (Maschinen) helfen uns, aber nur in den Bereichen, wo wir bereits genügend Expertise und Wissen erlangt haben, und wo auch gar nicht mehr gefordert ist, bei Routinetätigkeiten.
Hervorhebung von mir.
Dem entspricht die Aussage von Reinhard:
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Jan 2018 21:08
Das hatten wir eigentlich schon vorher im Thread, dass man mit Whatsapp keine neuen Kontakte aufbaut, sondern vorhandene pflegen kann.
Und wenn das so ist - dann kann man das auch auf anderen Wegen tun, die weniger riskant für die Um- und Durchsetzung erwünschter abstrakter gesellschaftlicher Regeln sind.
zumsel hat geschrieben: ↑21 Jan 2018 07:46
Glaubt ihr, die ihr kein Whatsapp nutzt, gute andere Wege für euch gefunden zu haben, die ihr auch schon häufig genutzt habt, um neue Kontakte aufzubauen?
Selbstverständlich.
Wie bereits gesagt: ich habe nie einen Bedarf daran verspürt. Würde man nicht rundherum ständig mit WhatsApp hier und WhatsApp da bombardiert, könnte mir das Thema so egal sein wie die unterschiedlichen Geschmacksnuancen von Kugelfischen. Da nun aber plötzlich überall Kugelfisch serviert wird, oft sogar als einziges Speisenangebot - die paar Risiken stehen dem Genuss und den ungezählten gesundheitsfördernden Vitaminen und Mineralstoffen ja nicht im Wege - und ich mich immer erstaunteren Blicken aussetze, wenn ich mitteile davon nichts wissen oder gar essen zu wollen, muss ich mich wohl oder übel mit diesem Phänomen beschäftigen.
Anders wäre besser.
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑22 Jan 2018 09:44
Es geht hier nicht darum, dass da eine systematische „Bevormundung“ von Whatsapp-Nutzern gegenüber vehementen Nichtnutzern stattfindet.
Mir scheint du verwechselst systematisch mit vorsätzlich.
Vorsätzlich ist es nur, wenn es den WA-Nutzern bekannt und bewusst ist, dass ihr Verhalten diskriminerende Wirkungen hat.
Ob vorsätzlich oder nicht: die Systematk ist in WA eingebaut und kommt relevant zum Tragen, sobald eine gewisse Nutzerquantität gegeben ist.
Es hat ein bisschen(!) was von: "oh, der findet keine bezahlbare Wohnung? Soll sich doch ne Arbeit suchen."
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