Tania hat geschrieben: ↑07 Jan 2018 16:04
Es gibt noch Millionen von Menschen, die ohne Whatsapp oder SMS auskommen. Von "so übermächtig, dass man nicht mehr ohne auskommt", kann also nicht die Rede sein.
Naja, aber wie weit sind wir davon entfernt? Auch in diesem Thread sind Äußerungen gefallen, wo man den Eindruck haben könnte, man ist (bald) aus ganzen sozialen Gruppen, wie Seminargruppen, Freundeskreis, AB-Treffen-willige, wenn man bei sich kein WhatsApp installiert hat.
Tania hat geschrieben: ↑07 Jan 2018 16:04
Das Problem liegt eher darin: kann man noch mit der Gruppe von Menschen, mit der man in Kontakt treten möchte, interagieren, ohne das Medium zu nutzen, auf dem diese Gruppe bevorzugt erreichbar ist?
Du hast zwei Sätze davor noch das Beispiel gebracht, dass Millionen von Menschen ohne SMS und WhatsApp auskamen. Das möchte ich ergänzen mit, auch früher haben sich Gruppen auf Termine, Treffen und weiteres einigen können, selbst ohne Internet. Meine Nichte (Anfang 20) meinte auch mal in Familienrunde, wie habt ihr auch früher getroffen, als es noch keine Handys gab. Um mal Dieter Nuhr zu zitieren, wir hatten Uhren.
Man muss also nicht das Ende jeglicher Gruppenveranstaltungen befürchten, wenn nicht jeder dieselbe App bei sich installiert hat. Kurzum, noch vor wenigen Jahren konnte ich Gruppentreffen mit 30 Leuten organisieren und hab dabei jede interessierte Person erreicht, und ich wüsste nicht, warum das in Zukunft nicht mehr möglich sein soll. Was es braucht ist Toleranz und Organisationsarbeit.
Tania hat geschrieben: ↑07 Jan 2018 16:04Diese Frage ist nicht ganz neu. Als ich z.B. knapp 19 war, bin ich auf eine Gruppe netter Menschen getroffen, die in einem anderen Stadtteil gewohnt hat und sich allwöchentlich in diesem Stadtteil in einem bestimmten Club getroffen hat. An demselben Abend, an dem sonst in meinem Viertel in meinen Club gegangen bin. Ich hätte jetzt meine Gewohnheiten beibehalten und Samstags in meinen Club gehen können, und dann Montag bei Jens, Dienstag bei Martina, Mittwochs bei Ralf, Donnerstag bei Grit und Freitag bei Andreas vorbeischauen können. Und in der nächsten Woche dann beim Rest der Gruppe. Sofern die denn alle überhaupt Zeit und Lust gehabt hätten.
Oder ich hätte darauf dringen können, dass die Leute zu mir kommen. Aber warum hätten sie das tun sollen? Immerhin war ich eine ihnen völlig unbekannte Person - und es gab genügend andere völlig unbekannte Personen, mit denen sie interagieren könnten, ohne ihren Club zu verlassen.
Später haben wir uns dann natürlich auch mal bei mir getroffen. Aber um erstmal in die Gruppe reinzukommen, bin ich erstmal in ihren Club gegangen. War schlichtweg die einfachste und sicherste Möglichkeit, das zu erreichen, was ich will.
Es ist schon klar, als einzelne Person kann man nicht den Plan einer ganzen Gruppe diktieren und man muss da auch mal gewisse Kompromisse eingehen. Im Einzelfall. Was anderes ist es, wenn es sich um kleinere Gruppen handelt oder gar Einzelpersonen. Da erlebe ich es schon, dass Einzelpersonen mir gegenüber die Erwartung haben, dass ich WhatsApp habe und auch nutze. Und auch bei mehreren Personen versucht man auch der Einzelperson entgegenzukommen. Ich will hier kein allgemeingültiges Regelwerk aufstellen, wie man sich dann zu einigen hat, aber man soll bitte nicht so tun, wie bei unserem lieben Pocolino, dass individuelle Wünsche jede Gruppenaktivität zunichte macht. Die Gruppe lebt von Individuen. Ohne Leute, die individuell sich die Arbeit machen, Dinge zu organisieren, gebe es auch keine AB-Treffen. Punkt.
Tania hat geschrieben: ↑07 Jan 2018 16:04Genauso ist es heute mit Whatsapp & Co. Wenn man mit einem Whatsapp-Junkie in Kontakt treten oder bleiben will, gibt es natürlich auch andere Möglichkeiten als Whatsapp. Aber man muss den Anderen irgendwie motivieren, diese zu nutzen - genau wie dieser einen motivieren muss, Whatsapp zu nutzen. Ist keine Seite motiviert genug, diesen Schritt zu gehen, verläuft der Kontakt halt im Sande.
Bisher war es immer so, bei Menschen, die mir wichtig waren und denen ich wichtig war, hat sich immer eine Lösung gefunden, miteinander zu kommunizieren. Da würde ich keine große Befürchtungen haben, dass das mal anders sein wird.
Tania hat geschrieben: ↑07 Jan 2018 16:04Dann kommt es auf die konkrete Konstellation an. Wenn man ein Gruppenmitglied ist, ohne dessen Mitarbeit nix läuft, gucken alle regelmäßig in die Mail. Wenn nicht, könnte es passieren, dass die meisten Absprachen per Whatsapp laufen und irgendwann dem "Außenseiter" per Mail gesagt wird, was er zu machen hat und bis wann er seinen Beitrag per Mail schicken muss.
Nur mal so am Rande, bietet WA keine Funktionalität an, Nachrichtenprotokolle zu sichern und weiterzusenden? Das sollte doch technisch das Mindeste sein, was es können muss und dann kann man diese getroffenen Absprachen auch per Mail weitersenden.
Tania hat geschrieben: ↑07 Jan 2018 16:04Oder man hat Glück und erwischt eine soziale Gruppe, die bereit ist, sich an denjenigen anzupassen, der nicht willens oder fähig ist, sich an die Mehrheit anzupassen.
Eine Gruppe, der Wünsche, Bedürfnisse und Sorgen der Einzelnen gleichgültig sind, würde ich nie als sozial bezeichnen.