Frag die Leute einfach mal, worauf sie bei der Nutzung von Computern, Smartphones, dem Internet usw. Wert legen.Mit müden Augen hat geschrieben:Viele weise Worte...Hoppala hat geschrieben:Verständlich. Aber leider auch gefährlich [...]Mannanna hat geschrieben: Ähm...
Ich antworte dann mal stellvertretend für den Großteil der Menschen...
Variante A: Ist mir doch egal wie das da funktioniert und was irgendwelche Leute da machen solange ich auf Facebook kann!!!
Variante B: Na und? Ich habe nichts zu verbergen.
Die allerallermeisten Leute wollen nur eins: die einfachstmögliche Bedienung. Alles, was über WhatsApp hinausgeht (einmal im App/Play Store tippen, und der Installer macht alles vollvollautomagisch inklusive Auslesen der eigenen Kontakte und Hinzufügen derselben im WhatsApp-Client als Kontakte und Weiterleiten von Klarnamen, Telefonnummern und allen Daten an Facebook, ob sie das wollen oder nicht), ist zu kompliziert.
Sicherheit? Jaaa, klar wollen sie die. Man hört ja immer von CIA und NSA und bösen russischen Hackern und so, und Fehsbuck schnorchelt ja auch Daten ab.
Dann zeigt man ihnen, was sie wirklich sicher macht. Laufwerksverschlüsselung. E-Mail-Verschlüsselung. Freies, dezentrales Instant Messaging statt solchem, das von einer Firma betrieben wird, bei der dann alles über deren Server läuft. Sinnvolle Browser-Addons, die alles aussperren, was auf einer Website nichts verloren hat. Oder auch nur, daß sie nicht jede Kleinigkeit aus ihrem Privatleben im Visagenbuch der Weltöffentlichkeit unterbreiten – noch dazu unter Klarnamen.
Und: Neeein, jetzt ist das alles auf einmal viel zu kompliziert. Da muß man sich selbst mehr einschränken, da muß man mehr nachdenken, da muß man noch mehr Handgriffe am Computer und/oder am Smartphone auswendig lernen, da muß man mehr Paßwörter auswendig lernen und eingeben und so. Gibt's das nicht auch alles als bunte Ein-Klick-null-Hirn-App? Nicht? Okay, dann habe ich eigentlich nichts zu verbergen, dann kann jeder mit meinen Daten machen, was er will, ist mir egal.
Wenn dann doch eine Ein-Klick-null-Hirn-App für Windows auf irgendeiner Heft-CD (Computer BILD, CHIP oder dergleichen) auftaucht, wird die – sofern die Installation nicht zu kompliziert ist, also nicht wesentlich über CD ins Laufwerk und ein Klick oder Doppelklick hinausgeht – installiert. Ungeprüft. Daß die vielleicht nur Schlangenöl ist und die angebliche Sicherheit nur vorgaukelt oder gar selbst Malware ist – egal, sie gibt das gute Gefühl der Sicherheit. Darüber nachzudenken, strengt bloß an – darüber zu recherchieren, strengt noch mehr an.
Es ist bei einigen Leuten schon sehr schwierig bis unmöglich, ihnen abzugewöhnen, auf alles zu klicken, was im Internet oder in ungefragt empfangenen E-Mails so schön bunt blinkt. Oder nicht das Suchfeld von Google als Ersatz für das Adreßfeld im Browser zu verwenden, weil man sich keine Webadressen merken kann. Es gibt Leute, die rufen Websites auf, indem sie als erstes oben im Browser "google" eingeben, also Google googlen (Google ist im Browser natürlich als Suchmaschine voreingestellt) und dann die Website googlen – jedes Mal, wenn sie diese Website aufrufen wollen. Das ist so schön viel bequemer, als sich die Adresse zu merken und einzutippen (oder zu lernen, wie man im Browser Lesezeichen setzt), daß es ihnen egal ist, daß Google damit bereitwillig ihren praktisch kompletten Browserverlauf schenken.
Freiheit? Nö. Wieso. Haben sie doch. Sie tragen keine Handschellen und sitzen nicht im Gefängnis, also haben sie alle Freiheit, die sie haben wollen und können. Glauben sie.
Dabei ginge Freiheit noch viel weiter. Man kann sich in Bereichen wie Computer, Smartphone und Internet zum Beispiel befreien von der Fuchtel gewinnorienterter Unternehmen und Konzerne.
Aber geschätzte mehr als 95% der Computer- und/oder Smartphone-Benutzer halten Freeware und Freie Software für dasselbe: Kann man kostenlos aus dem Internet herunterladen und benutzen. Den Unterschied – Freeware ist frei wie Freibier, also kostenlos, und Freie Software ist frei wie Freiheit und freie Rede – kennen sie nicht, den können sie nicht nachvollziehen, und der ist ihnen sowieso egal, weil es zu anstrengend ist, über so etwas nachzudenken.
Übrigens sind viele geschlossene Smartphone-Messenger mitnichten frei wie Freibier. Man bezahlt nicht in Euro, sondern in Klarnamen und Telefonnummern, die man dem Dienstanbieter vollautomatisch (ohne jegliche Chance auf Opt-out) überläßt, die der dann versilbert, indem er sie an irgendwelche Big-Data-Anbieter verkauft.
Außerdem sind sie so eingeschossen auf die Bedienung unfreier Produkte, daß sie mit freien Alternativen gar nicht mehr umgehen können, wenn die sich auch nur ein Jota anders bedienen. Da muß man ja wieder umdenken. Will sagen, denken. Will man nicht. Nein, da bleibt man lieber im goldenen Käfig, da ist es bequemer als draußen in der Freiheit. Glaubt man.
Schätze, so manch einer hier wird auch jetzt wieder kein Wort von dem verstehen, was ich geschrieben habe.