Dead Milkman hat geschrieben:haber hat geschrieben:Dead Milkman hat geschrieben:Und deine klare Ansage war ja bisher: den Partner verändern zu wollen ist Gehirnwäsche, ...
Das wurde mir hier zwar in den Mund gelegt, aber ich selbst habe niemals von Gehirnwäsche geschrieben.
Stimmt, mein Fehler. Du hattest von "Umerziehungslager" geschrieben - kommt meiner Meinung nach exakt aufs selbe raus.
Im Laufe der Diskussion haben sich bei mir und anderen Fragen aufgeworfen, die du aber standhaft ignorierst.
haber hat geschrieben:Und es gibt Verhaltensweisen, die sind so tief bzw. sogar eine Charaktereigenschaft, die lassen sich nicht ändern, zumindest nicht "langfristig".
Bedenkliche Sichtweise, finde ich.
Nicht jede tiefgreifende Eigenschaft, die jemand hat, ist automatisch Teil ihrer/seiner "natürlichen" Persönlichkeit. Vieles kann auch im Lauf der Jahre von außen "antrainiert" worden sein, unsere Persönlichkeiten sind auch immer ein Produkt unserer Umwelt (und nicht zwangsläufig etwas "Naturgegebenes" und "Heiliges", das man nicht antasten darf). Ist der Choleriker aus deinem Beispiel schon immer cholerisch gewesen? Wen nein, glaubst du nicht, dass man so eine Änderung auch wieder rückgängig machen kann? Und selbst, wenn ja, glaubst du nicht, dass trotzdem eine Änderung wünschenswert wäre?
..."Änderung" natürlich nur und ausschließlich dann, wenn die/ der Betroffene das ganz genau so sieht.
Für dich scheint das ja nur in der Form möglich zu sein, dass man dem Betroffenen die Pistole auf die Brust setzt und sagt "ich will, dass du dich änderst!" Dass man das mal behutsam anspricht und sagt "hör mal, ich habe mit ... und ... ein Problem - mir geht es damit nicht gut - wie siehst du das?" - ist für dich wohl nicht vorstellbar?
...und nochmal, wir reden nicht von "liebenswerten Macken". Es geht hier nicht darum, dass einer immer die Zahnpastatube offen rumliegen lässt und man dieses Problem gemeinsam aus der Welt schafft. Es geht um Verhaltensweisen, von denen ich mal ganz stark annehme, dass auch die Betroffene extrem darunter leidet (meine Frage, ob du glaubst, dass die Freundin des TE "gern" traurig ist, hast du nicht beantwortet).
Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich aus beruflichen Gründen mich viel mit Personen mit "Verhaltensauffälligkeiten" auseinandersetzen muss und ich deshalb eine etwas "andere" Sichtweise verinnerlicht habe?
Ich will nochmal versuchen, möglichst verständlich zu verdeutlichen, worum es mir hier in diesem Thread geht. Ich habe das Gefühl, dass ich mich hier bislang zu undeutlich ausgedrückt habe und es deshalb zu Verständnisschwierigkeiten gekommen ist. Ich schreibe deshalb ganz bewusst zum Sachverhalt "vereinfacht" und - hoffentlich - auch allgemein verständlich.
Ganz klar gibt es Verhaltensweisen, die sich jemand im Laufe der Jahre angeeignet hat. Sogar sehr viele davon. Und je nach persönlichen Willen und Disziplin kann man sich viele auch wieder "abtrainieren". Klassisches Beispiel dafür ist zum Beispiel das Rauchen. Ich kenne einige, die jahrelang Kettenraucher waren und es geschafft haben, damit wieder aufzuhören. Einen kenne ich, der hat es anfangs "nur seiner Frau zuliebe" getan und hat nun schon mehrere Jahre keine Zigarette mehr im Mund gehabt. So was kann ganz gut klappen, wenn der Wille dazu da ist.
Und es gibt "Verhaltensweisen", die sitzen so tief, dass die Grenze zur persönlichen Charaktereigenschaft fließend ist oder auch gar nicht zu ziehen ist. Diese lassen sich vielleicht einige Zeit "kaschieren", aber die kann man nicht dauerhaft und tiefgreifend ändern. Die bleiben einem.
Das sind auch keine Verhaltensweisen, die jemand bewusst und willentlich steuern kann, sondern die sind "einfach da". Das kann auch beinhalten, dass jemand selbst mit diesen Verhaltensweise extrem unzufrieden ist, aber er/sie kann sie eben nun mal nicht abstellen. Ganz prinzipiell nicht. Das hat hier nichts mit dem bewussten Willen zu tun.
Es gibt einfach verschiedene Persönlichkeitstypen beim Menschen. Und das bedeutet - um beim Beispiel zu bleiben - dass ein Choleriker immer mehr oder weniger stark cholerische Verhaltensweisen zeigen wird. Das kann ihn selbst noch so stören und der Wille nach Änderung da sein, ein Choleriker wird niemals ein "in sich zutiefst ruhender" Mensch werden, der sich und seine Umwelt mit einer ausgeglichenen Ruhe wahrnimmt und in ihr lebt. Das geht prinzipiell nicht. Salopp formuliert, wird aus einem Choleriker niemals ein Buddha werden.
Und wenn man das mal akzeptiert hat, dann macht es eben in der Tat keinen Sinn, einen Wunsch nach einer Verhaltensänderung (so sie denn in die zweite Kategorie fällt) an den Partner heranzutragen. Vermutlich wird es ihn selbst stören und ein Wunsch nach Änderung da sein. Nur es geht nicht. Und dann kommt auch noch der Partner und sagt, dass es ihn stört/nervt/... Außer dass man den Partner damit (noch mehr) unter Druck setzt, erreicht man eben nichts.
In solchen Fällen ist es (für mich) tatsächlich so: Entweder ich komme damit klar oder ich gehe. In solchen Fällen bringt es niemanden was, dass zu "thematisieren". Es schadet eher.
Noch ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis:
Eine gute Bekannte von mir hat eine Eigenschaft, schon seit sie ein kleines Mädchen ist: Wenn sie wirklich sehr fröhlich und herzhaft lacht, dann klingt das (ich schreibe es mal deutlich aus) wie ein Grunzen eines Schweines. Das sehen und empfinden auch die anderen Bekannten so. So sehr ich diese Frau auch schätze, wenn sie lacht, stellen sich mir die Fußnägel hoch. Das ist kaum zum Aushalten.
Ihre bisher einzig (bekannte) Beziehung ging leider nach nicht mal einem Jahr auseinander. Der Mann hat sie damals auch auf ihr Lachen angesprochen. Sie war richtig schockiert und hat damals sogar eine Logopädin aufgesucht. Die hat ihr nach einigen Stunden geraten, die Behandlung abzubrechen. Das Lachen hat nichts mit ihrer Stimme zu tun. Da kann sie als Logopädin nichts ausrichten.
Ihr damaliger Freund hat sie darauf angesprochen. Als ich sie damals gesehen habe, war ihre sonst lebenslustige Art sehr getrübt. Sie hat sich quasi nicht mehr zu Lachen getraut, wenn andere Leute dabei waren. Das war nicht nur für sie schrecklich. Mittlerweile ist sie wieder fast die Alte und wenn es lustig zugeht, dann lacht sie auch wieder mit. Zum Glück!
Was ich damit sagen will: Sie kann ihre Art zu Lachen nicht ändern. Die ist so. Und entweder ein Partner kommt damit klar oder er kommt es nicht. Wünsche nach einer Änderung setzen die Frau nur unnötig unter Druck. Es ist eben nicht änderbar.
Und die geschilderten Verhaltensweisen der Freundin des TE ordne ich eben (aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen und Wissen) als "Charakterzug" ein. Und damit hätte sich für mich jedliches Gespräch in Hinsicht auf eine "Änderung" erledigt. Es kann sogar sein, dass die Freundin selbst damit unglücklich ist, keine Frage. Aber dann setzt sie ein "Änderungswunsch" ja sogar noch mehr unter Druck. Ich würde mir an der Stelle des TE eben überlegen, ob es mich so sehr stört, dass ich die Beziehung beende, bevor so richtig losgegangen ist oder ob ich damit leben kann. Ich zumindest handhabe es so und bin bislang ganz gut damit gefahren. Ich denke, man muss einfach akzeptieren, dass gewisse Verhaltensweisen zum einem Menschen "gehören". Entweder ich nehme sie in einer Beziehung mit oder ich lasse es.
Ich hoffe, ich konnte MEINE Sicht dazu bisschen verständlicher rüberbringen?