"Gute Morgen du Autist"
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
"Gute Morgen du Autist"
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit: Ich sitze im ÖPNV (Bus oder Bahn, hier unwichtig), ein Arbeitskollege steigt ein und setzt sich gegenüber von mir hin, ohne dass ich das mitbekomme, weil ich a) grade am Handy rumgemacht hab und b) dieser Kollege normalerweise später zur Arbeit fährt und ich somit nicht mit ihm gerechnet hab. Jedenfalls, kurz nachdem er sich hingesetzt hat, sagt er in meine Richtung "Guten Morgen, du Autist". Das war sicher nicht böse gemeint, der Kollege ist ein netter Kerl, und da ich generell schüchtern bin und in dieser Situation wie gesagt nicht auf meine Umwelt geachtet habe, fand er die Bezeichnung Autist wohl irgendwie witzig und passend. Ich hab mir nichts anmerken lassen, aber irgendwie hat mich das schon getroffen. Ich frage mich, ob ich auf meine Umwelt generell eher introvertiert und autistisch wirke und deshalb der Erfolg bei Frauen sehr überschaubar ist.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Re: "Gute Morgen du Autist"
Ich hab das eher so als eine kleine Anekdote erzählt, nicht, weil ich eine Antwort auf meine Frage erwarte.Shisouka hat geschrieben:Wie sollen wir hier im Forum eine Antwort für diese Frage geben?
Re: "Gute Morgen du Autist"
Ich kenne genug Neurotypische, die, sobald sie auch nur mit einer Sache beschäftigt sind, so gut wie nix mehr von ihrer Umgebung mitbekommen. Und Introvertiertheit ist noch lange kein Zeichen für Autismus.
Daher nehme ich an, das war ein unüberlegter Scherz von deinem Arbeitskollegen.
Daher nehme ich an, das war ein unüberlegter Scherz von deinem Arbeitskollegen.
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Re: "Gute Morgen du Autist"
in der situation die du beschreibst wäre der kommentar bei jeder person möglich gewesen. ging ja nur um das abgetaucht sein in der handywelt, das hätte auf jeden zutreffen mögen.
aber ja, ich vermute, wenn man hier psyhologische auswerteungen der boardbesucher machen würde, dann wäre der intraversionswert der meisten leute hier signifikant höher als der der normalbevölkerung.
aber ja, ich vermute, wenn man hier psyhologische auswerteungen der boardbesucher machen würde, dann wäre der intraversionswert der meisten leute hier signifikant höher als der der normalbevölkerung.
„Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane.“
Re: "Gute Morgen du Autist"
Wan ich tief im gedanken bin kann es mir auch passieren das ich an bekannten
vorbei laufe ohne die zu erkennen. Dabei bin ich eher hochsensibel als autistisch.
Ich mache für mich weiter kein großes thema draus.
Den spruch solltest du auch meiner meinung nach nicht ernst nehmen.
vorbei laufe ohne die zu erkennen. Dabei bin ich eher hochsensibel als autistisch.
Ich mache für mich weiter kein großes thema draus.
Den spruch solltest du auch meiner meinung nach nicht ernst nehmen.
Re: "Gute Morgen du Autist"
Wenn man sich auf etwas konzentriert dann vergiss man ab und zu seine Umwelt. Das ist normal. Dein Kollege scheint ja ein richtiger Sonnenschein zu sein.
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Re: "Gute Morgen du Autist"
Die Bemerkung war und ist absolut daneben!
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: "Gute Morgen du Autist"
Ich bin auch oft sehr gedankenversunken, sodass ich kaum noch etwas von meiner Umwelt mitbekomme. Wenn dann darüber gescherzt wird, lach ich mit, anstatt mir Gedanken zu machen. Seh es als eine positive Gabe sich so fokussieren zu können das man alles andere ausblenden kann.
Re: "Gute Morgen du Autist"
In Autistenkreisen wird es immer haeufiger besprochen, dass "Autist" jetzt haeufiger in den Medien auftaucht.Tornido hat geschrieben:Jedenfalls, kurz nachdem er sich hingesetzt hat, sagt er in meine Richtung "Guten Morgen, du Autist". Das war sicher nicht böse gemeint, der Kollege ist ein netter Kerl, und da ich generell schüchtern bin und in dieser Situation wie gesagt nicht auf meine Umwelt geachtet habe, fand er die Bezeichnung Autist wohl irgendwie witzig und passend. Ich hab mir nichts anmerken lassen, aber irgendwie hat mich das schon getroffen. Ich frage mich, ob ich auf meine Umwelt generell eher introvertiert und autistisch wirke und deshalb der Erfolg bei Frauen sehr überschaubar ist.
Scheint im Zuge dessen zu passieren, dass ueber Autismus mehr bekannt wird, und auch ein paar Firmen und PR-Aktionen springen darauf an.
Neu ist mir allerdings, dass das ohne beleidigenden Unterton gesagt wuerde.
Meine Bekannten, die ich da nicht besonders einfuehlsam finde, und die ich deshalb nicht zu meinen Freunden zaehle, die es aber dennoch wissen, bei denen merke ich, dass die da einen unterschwellig abschaetzenden Ton haben. Egal, ob sie den Begriff "Autismus" benennen oder umschreiben.
Diejenigen Leute, die da mehr Feingefuehl haben, und die daher auch engere Freunde werden, mit denen reden wir entweder allgemein ueber Autismus, oder um konkrete Aspekte - und dann brauchen wir auch kaum den Begriff "Autismus".
Das ist unter anderem deshalb sinnvoll, weil es "den Autisten" eh nicht gibt.
Schon ich bin als extrovertierter Autist dermassen ungewoehnlich, dass die Parallelen aufzuzeigen nur im Detail geht.
Die offensichtlichen, typischen und allgemeingueltigen Merkmale gibt es eben nicht.
Waere schoen, dann waeren entsprechende Diagnosen und Hilfen um Laengen einfacher.
Nur gilt das Klischee eben nicht universal.
CU, Kief
Re: "Gute Morgen du Autist"
Nun.. hätte das zu mir jemand gesagt, so hätte ich wohl geantwortet : " Guten Morgen, Dr.Möchtegern-Freud "...rasch und zielsicher kontern wirkt Wunder.
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Re: "Gute Morgen du Autist"
Ich würde mir da keinen Kopf machen - für mich klingt der Spruch eindeutig scherzhaft/neckend.
Mir gar nicht. Mein Mann sagt manchmal "du Autist" oder "du Einzelkind" zu mir, wenn die Situation passt und ich mich halt in die Richtung verhalte Weder ist das generell gegen Autisten noch generell gegen Einzelkinder noch gegen mich persönlich gemeint. Einfach eine lustig gemeinte Übetreibung eines eben gezeigten Verhaltens.Kief hat geschrieben:Neu ist mir allerdings, dass das ohne beleidigenden Unterton gesagt wuerde.
In a world where you can be anything, be kind.
Re: "Gute Morgen du Autist"
Ich glaube das einzige Bedenkliche an der Sache, ist die Tatsache dass Du eine flapsige Bemerkung so ernst nimmst.
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Re: "Gute Morgen du Autist"
+1Hareton Earnshaw hat geschrieben:Ich glaube das einzige Bedenkliche an der Sache, ist die Tatsache dass Du eine flapsige Bemerkung so ernst nimmst.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.
Wilhelm von Humboldt
Deutscher Staatsmann und Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin
1767 - 1835
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Re: "Gute Morgen du Autist"
+1Versingled hat geschrieben:Die Bemerkung war und ist absolut daneben!
Aber langes Grübeln bringt sicher auch nix.
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
Re: "Gute Morgen du Autist"
Geschmacklos und nicht tragbar.
Auch dann, wenn nichts Negatives gemeint ist, so wie wenn manche Leute etwas 'schwul' oder 'behindert' finden - das ist alles nicht Ordnung.
Was sollen solche Zuschreibungen denn beweirken? Sicher nicht, dass der/die Angesprochene sich besser fühlt.
Entweder stimmt die Zuschreibung nicht: Dann kann man sich fragen "Was soll das? Was trägt das zur Lösung bei?"
Oder sie stimmt: Dann könnte man daraus ein ernsthaftes Gespräch entwickeln, vorausgesetzt, dass derjenige der begonnen hat, auch informiert ist (gilt auch für die Bereiche 'schwul' und 'behindert' wenn sie neutral und korrekt benutzt werden.) Trotzdem kann dieser Ansatz zur Lösung völlig unpassend sein.
Beispiel: 1)Wenn ein Mann homosexuell und AB ist, dann ist klar warum er keine 'Lebenspartnerin' hat, aber wiso er insgesamt niemanden hat, wird daraus nicht klar.
2)Als Autist kann man durchaus erfahren in zwischenmenschlicher Kommunikation sein, normal reden - aber sich trotzdem von einer Person distanzieren die man mag, wenn sie an (subjektiv) 'zu lauten' Orten oder mit unangenehmen Menschen verkehrt. (Letzteres ist natürlich nicht auf Autisten beschränkt...)
3) Jemand der schwerhörig ist... ne das könnt ihr auch alleine.
Das größte Problem sehe ich in der Gedankenlosigkeit des Kollegen (die ich hier mal vermute. Ich kann mich auch irren). Denn selbst wenn als Antwort käme "Stimmt, woher weißt du das!?" - was wäre damit gewonnen? Würden dem Kollegen auf einmal lauter gute Ideen aus dem Hirn fließen?
(Aber ich will mich nicht an dem Thema festbeißen...)
Auch dann, wenn nichts Negatives gemeint ist, so wie wenn manche Leute etwas 'schwul' oder 'behindert' finden - das ist alles nicht Ordnung.
Was sollen solche Zuschreibungen denn beweirken? Sicher nicht, dass der/die Angesprochene sich besser fühlt.
Entweder stimmt die Zuschreibung nicht: Dann kann man sich fragen "Was soll das? Was trägt das zur Lösung bei?"
Oder sie stimmt: Dann könnte man daraus ein ernsthaftes Gespräch entwickeln, vorausgesetzt, dass derjenige der begonnen hat, auch informiert ist (gilt auch für die Bereiche 'schwul' und 'behindert' wenn sie neutral und korrekt benutzt werden.) Trotzdem kann dieser Ansatz zur Lösung völlig unpassend sein.
Beispiel: 1)Wenn ein Mann homosexuell und AB ist, dann ist klar warum er keine 'Lebenspartnerin' hat, aber wiso er insgesamt niemanden hat, wird daraus nicht klar.
2)Als Autist kann man durchaus erfahren in zwischenmenschlicher Kommunikation sein, normal reden - aber sich trotzdem von einer Person distanzieren die man mag, wenn sie an (subjektiv) 'zu lauten' Orten oder mit unangenehmen Menschen verkehrt. (Letzteres ist natürlich nicht auf Autisten beschränkt...)
3) Jemand der schwerhörig ist... ne das könnt ihr auch alleine.
Das größte Problem sehe ich in der Gedankenlosigkeit des Kollegen (die ich hier mal vermute. Ich kann mich auch irren). Denn selbst wenn als Antwort käme "Stimmt, woher weißt du das!?" - was wäre damit gewonnen? Würden dem Kollegen auf einmal lauter gute Ideen aus dem Hirn fließen?
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Re: "Gute Morgen du Autist"
Hades hat geschrieben:Geschmacklos und nicht tragbar.
Auch dann, wenn nichts Negatives gemeint ist, so wie wenn manche Leute etwas 'schwul' oder 'behindert' finden - das ist alles nicht Ordnung.
Was sollen solche Zuschreibungen denn beweirken? Sicher nicht, dass der/die Angesprochene sich besser fühlt.
Entweder stimmt die Zuschreibung nicht: Dann kann man sich fragen "Was soll das? Was trägt das zur Lösung bei?"
Oder sie stimmt: Dann könnte man daraus ein ernsthaftes Gespräch entwickeln, vorausgesetzt, dass derjenige der begonnen hat, auch informiert ist (gilt auch für die Bereiche 'schwul' und 'behindert' wenn sie neutral und korrekt benutzt werden.) Trotzdem kann dieser Ansatz zur Lösung völlig unpassend sein.
Beispiel: 1)Wenn ein Mann homosexuell und AB ist, dann ist klar warum er keine 'Lebenspartnerin' hat, aber wiso er insgesamt niemanden hat, wird daraus nicht klar.
2)Als Autist kann man durchaus erfahren in zwischenmenschlicher Kommunikation sein, normal reden - aber sich trotzdem von einer Person distanzieren die man mag, wenn sie an (subjektiv) 'zu lauten' Orten oder mit unangenehmen Menschen verkehrt. (Letzteres ist natürlich nicht auf Autisten beschränkt...)
3) Jemand der schwerhörig ist... ne das könnt ihr auch alleine.
Das größte Problem sehe ich in der Gedankenlosigkeit des Kollegen (die ich hier mal vermute. Ich kann mich auch irren). Denn selbst wenn als Antwort käme "Stimmt, woher weißt du das!?" - was wäre damit gewonnen? Würden dem Kollegen auf einmal lauter gute Ideen aus dem Hirn fließen?
(Aber ich will mich nicht an dem Thema festbeißen...)
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Re: "Gute Morgen du Autist"
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht.Hareton Earnshaw hat geschrieben:Ich glaube das einzige Bedenkliche an der Sache, ist die Tatsache dass Du eine flapsige Bemerkung so ernst nimmst.
Re: "Gute Morgen du Autist"
Ich würde dir sogar raten, das positiv zu sehen. Wenn auch bestimmt nicht politisch korrekt, war diese Aussage doch sicherlich lustig und aufmunternd gemeint. Ein Zeichen dafür, dass der Kollege dich gerade nicht für einen ironieunfähigen Autisten hält, sondern dich im Gegenteil soweit schätzt und mag, dass er auf einer persönlichen Ebene mit dir rumflaxt. Um deine Sozialkompetenz musst du dir also keine Sorgen machen...
Re: "Gute Morgen du Autist"
Danke. Wenn Ihr sonst einen positiven Kontakt habt, so ist die Bemerkung nichts weiter als ein Frotzeln.Hareton Earnshaw hat geschrieben:Ich glaube das einzige Bedenkliche an der Sache, ist die Tatsache dass Du eine flapsige Bemerkung so ernst nimmst.