Gilbert hat geschrieben:Pattick hat geschrieben: Ich verstehe es nicht wirklich, wenn eine Frau (oder ein Mann) sagt, sie finden Kinder nicht süß und liebenswert. Das finde ich ist natürlich.
Man findet Kinder einfach süß und liebenswert.
Nein, das stimmt einfach nicht. Selbst in diesem Forum gab es darüber schon öfters Umfragen und eine große Anzahl Nutzer können mit Kindern gar nichts anfangen.
Ich finde eher deine Sichtweise etwas zu naiv.
Na ja also es gibt da so ne wissenschaftliche Erkenntnis, dass die Natur Kindern (egal ob Menschenkindern oder Tierkindern) ein süßes und liebenswertes Äußeres mitgegeben hat - das Kindchenschema. Kinder findet man deswegen in aller Regel süß und beschützenswert. Gut jetzt ist der Mensch verstandbegabt und diese natürliche Reaktion kann da außer Kraft sein. Aber ich schrieb ja "man findet", was eine Verallgemeinerung mit nicht ganz absolutem Anspruch ist. Sozusagen "es gibt Ausnahmen von der Regel" und in unserer sich dem natürlichen Lebensraum und Lebensgang immer weiter entfernenden / entfremdenden Gesellschaft mag das im Besonderen gelten.
Naiv finde ich das nicht. Ich denke, dass viele ABs mit Kindern nichts anfangen können, kann durchaus eine Folge der AB-Frustration sein. Denn Kinder erinnern sie immer wieder daran, dass ihnen etwas fehlt. Das geht mir auch so. Ganz ehrlich - ich bin teilweise ziemlich traurig, wenn ich auf Geburtstagen bin und da mein ganzer Bekanntschaftskreis anwesend ist mit samt Kindern und dann 20 Erwachene und 40 Kinder da rumstürzen und ich sitz da alleine als einziger. Dass ich jetzt einen sehr kinderreichen Bekanntenkreis habe (zwei ist da das Minimum, Rekord ist glaube ich noch sieben tendenz steigend), ist wohl so und für mich auch nicht erklärbar, da ich aus stättischer Umgebung komme, meine Bekannten alle samt eher aus der oberen Mittelschicht kommen (im Gegensatz zu mir). Irgendwie atypisch aber gut. Trotzdem - ich finde diese Kinder alle süß. Jeden Tag hab ich 300 Kinder um mich. Die sind alle süß. Es gibt auch freche aber süß sind sie schon und ich würde jedes von ihnen mit meinem Leben beschützen. Ich weiß nicht ob ich das so uneingeschränkt für einen beliebigen Erwachsenen unterschreiben würde denn ich glaube, dass mein Selbsterhaltungstrieb da eher obsiegen würde als bei einem süßen, beschützenswerten Kind. Das ist meiner Ansicht nach eine natürliche Reaktion.
Ob Kinder in den eigenen Lebensentwurf (sofern vorhanden) passen und dass man sich darüber Gedanken macht und die Entscheidung für oder gegen Kinder wohl abgewogen trifft, ist eine sehr hoch zu wertende Tugend. Denn Kinder in die Welt zu setzen reicht bei weitem nicht. Wer Kinder bekommt, verändert sein Leben für immer, nachhaltig, allumfassund. Und heute, wo allerlei berufliche Verpflichtungen und private (Konsum)wünsche regieren, will das wohlüberlegt sein. Ich finde es gut, dass man sich im Zweifelsfalle lieber gegen Kinder entscheidet, denn in der Tat gibt es genug Erdenbürger. Andererseits steht zu hoffen, dass auch wieder eine Kultur einsetzt, in der "Kinder haben" wieder schick und anstrebenswert ist und vor Konsum und Spaß geht. Aber das wäre heute schon machbar, wenn man es will. Kinder haben ist nicht so unglaublich teuer wie allgemein dargestellt. Kinder geben auch viel. Ich für meinen Teil würde jederzeit mit wenig Geld aber vielen Kindern leben wollen. Alleinerziehend würde ich nur eines wollen aber wenn ich eine Partnerin hätte und daheim bleiben könnte, würde ich auch 10+ nehmen. Da das wohl nicht ist, mache ich es zu meinem Beruf und nehme gleich 30 bis 40
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Ich finde das sollte jeder für sich selbst gut abwägen. Schlimm ist es für Menschen, die gerne Kinder hätten und keine haben, weil sie alleine geblieben sind. Adoption ist nicht (was meiner Ansicht nach eine riesen Schweinerei ist, wenn man bedenkt wie viele wirklich arme Kinder es auf der Welt gibt, die ganz alleine sind, oft sterben, sich teilweise verkaufen müssen um zu überleben...). Das macht einen kinderlieben Menschen sehr traurig. Mich hat das phasenweise dermaßen depressiv gemacht. Da ist es dann in der Tat nicht förderlich, wenn man noch drauf geschubst wird.
Aber mir ging es immer um die Kinder, weniger um die Partnerin. Partnerschaft ist für mich Wärme, Zuneigung, füreinander einstehen. Es ist nicht an Vermehrung oder auch an ein Geschlecht gekoppelt. Ich könnte mir auch vorstellen, mit einem Mann eine Partnerschaft einzugehen. Das miteinander schlafen hat damit zunächst nichts zu tun, auch die Kinder nicht. Mein Partner(in) könnte gerne Kinder mitbringen, die von wem auch immer stammen. Das wäre mir gleich. Für mich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Auch eine Wohngemeinschaft, in der man sich einfach um die "fremden" Kinder kümmert und mit ihnen lebt, fände ich sehr erfüllend. Deswegen erfüllt mich auch die berufliche Arbeit mit Kindern ähnlich, was für mich ein großes Glück ist.
Das ist meiner Ansicht nach das wesentliche Problem: Eine Gesellschaft, die absolut nicht mehr der traditionellen entspricht aber ein festhalten am traditionellen Familienbild. Das ist total widersprüchlich und kann nur zu leid führen.