[Blog] Kolis philosophische Betrachtungen

In diesem Bereich schildern Mitglieder ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Gedanken als Absolute Beginner.
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Kolinatan
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[Blog] Kolis philosophische Betrachtungen

Beitrag von Kolinatan »

Jeden Tag eine Überraschung. Ich werde ein neues Experiment starten und versuchen Euch etwas mehr zu vermitteln, was meine Gedanken und Überlegungen sind und aus welcher Haltung oder Überlegung ich mich für die eine oder andere Option entscheide. Gerne könnt Ihr mir Rückmeldungen oder Fragen per PN schicken, welche ich dann entweder per PN beantworte oder als Impuls für einen weiteren Blogbeitrag nutze. Mal sehen wie groß das Interesse bei Euch und mir ist, einander besser kennen zu lernen, zuzuhören und einander verstehen zu wollen.

Auch mir brennt die Art des Umgangs im Forums immer wieder ein Loch ins Herz. Ich spreche hierbei vor allem davon, wenn sich Mitglieder angreifen und abwerten. Ja, dies ist ein primäres Problem bei den politischen Themen im Gefahrenbereich, allerdings nicht nur dort. An anderen Stellen ist es seltener. Nachdem ich gestern die Beiträge im Corona-Thema gelesen hatte, welche - aus meiner Sicht - das Potenzial für eine weitere Eskalation enthielten, habe ich heute überrascht und erfreut festgestellt, dass es - für den Moment - gelungen ist diesen Pfad wieder zu verlassen und auf einen konstruktiven Pfad zurückzukehren.

Für meinen ersten Beitrag in diesem Blog möchte ich mich dem Thema der Menschenfeindlichkeit widmen und einige Konsequenzen aufzeigen, welche für mich mit meinen Überlegungen der letzten Tage und verschieden Diskussionen verbunden sind.

Definition Menschenfeindlichkeit
Der Begriff ist selbst schon übermächtig, daher erst einmal Schritt für Schritt. Wenn ich einem Menschen feindlich gesinnt bin, unabhängig davon wie ich diese Feindlichkeit zeige oder in Worte fasse, erfülle ich dieses Kriterium. Wir alle pflegen Feindschaften auf die eine oder andere Weise. Somit ist Menschenfeindlichkeit etwas, was durchaus häufig vorkommt, zumindest wenn ich andere Menschen wirklich als meine Feinde einordne. Für mich stellt sich die Frage, ob Mitglieder im Forum wirklich andere Mitglieder als ihre Feinde ansehen und ob sie diese dann auch nicht mehr als Menschen ansehen, sondern als etwas was zerstört oder wenigstens verbannt werden müsse?

Auch jenseits einer expliziten Feindschaft, kann ich einem Menschen bereits auf eine Weise begegnen, ohne mir klar zu machen, dass ich mich im Bereich von Menschenfeindlichkeit bewege. Für mich hat Menschenfeindlichkeit viele Facetten. Eine Facette ist für mich, wenn ich einem Menschen sage: "So wie Du bist, bist Du nicht in Ordnung."

Natürlich kann ich immer sagen, dass etwas was Du tust oder sagst mich aus bestimmten Gründen stört. Dabei greife ich nicht Dich als Menschen an, sondern kritisiere Dein Verhalten und gebe mir Mühe zu erklären, was mich stört ohne zu behaupten, dass mit Dir etwas nicht stimmen würde. Weil mein Bedürfnis nach Verbindung oder Wertschätzung durch eine Äußerung oder Handlung eines Menschen nicht erfüllt wird, kann ich dies genau so schildern und vielleicht sogar erklären, warum dies so ist. Ohne zu behaupten, dass Du nicht in Ordnung seist.

Wenn ich festlege, dass mein Gegenüber "falsch" sei und mich nicht nur etwas an seiner Handlung stört sondern ggf. sogar verlange, dass der andere sich zu ändern habe oder anders sein solle, dann sage ich damit aus, dass ich seine Existenz in Frage stelle. Schließlich sage ich damit: Du darfst so wie Du bist nicht weiterexistieren. Natürlich weiß ich auch, wie schwer es ist, einen Menschen so anzunehmen wie er ist. Wenn er gerade laut ist, während ich ein Bedürfnis nach Ruhe habe. Wenn er mich verurteilt wenn ich mir wünsche verstanden zu werden. Es ist dann schwer zwischen dem Menschen und seinen Handlungen zu differenzieren.

Mein Weg, um etwas gegen Menschenfeindlichkeit zu tun, besteht darin, dass ich mich darum bemühe den Menschen immer wieder als Menschen zu sehen und mich mit seinem Menschsein zu verbinden. Egal wie sehr ich seine Meinungen oder Verhaltensweisen ablehne. Mit meiner Menschlichkeit im Kontakt zu bleiben, ermöglicht es mir, mit ihm in Kontakt zu bleiben und hinter all den erlernten Strategien den Menschen zu sehen. Einen Menschen, der genauso wie ich, Bedürfnisse hat und versucht auf seine Weise beizutragen. Mir hilft die Annahme, dass in jeder Handlung eines Menschen eine gute Absicht liegt, auch wenn ich sie gerade nicht erkennen kann oder verstehe.

Ich hatte mich vor einigen Tagen damit beschäftigt, wie wichtig eine ehrliche und empathische Feedbackkultur ist. Eine Kultur, in welcher Mitglieder darauf vertrauen können, dass sie nicht abgewertet werden, wenn sie Feedback geben. Unser Forum lebt von Feedback und es ist ein Problem, wenn Mitglieder nicht darauf vertrauen können, dass Abwertungen unterbunden werden. Darunter leidet das Diskussionsklima, weil es Mitglieder davon abhält, sich offen zu zeigen. Niemand möchte gern abgewertet werden und als dumm oder schlimmeres bezeichnet werden. Daher werde ich in Zukunft mehr an den Stellen aktiv werden, wo aus meiner Sicht solche Abwertungen erfolgen, inkl. dem Gefahrenbereich. Zunächst aus zwei Überlegungen heraus: a) Bewusstsein für dieses Verhalten schaffen, damit wir gemeinsam miteinander anders umgehen und b) zu einer Deeskalation beitragen, indem eine abwertende Äußerung als unerwünschte Umgangsform angesprochen wurde, kann der Adressat möglichst darauf verzichten, selbst mit einer abwertenden Äußerung zu reagieren.

Ich freue mich, wenn wir gemeinsam darauf hinwirken, dass im Forum weder Mitglieder noch Menschen außerhalb des Forum abgewertet werden und andere Mitglieder meinem Beispiel folgen werden. Danke.

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Re: [Blog] Kolis philosophische Betrachtungen

Beitrag von Kolinatan »

Ich bin erstaunt darüber, wie viel Gesprächsbedarf es darüber zu geben scheint festzustellen, was ein Incel sei und wie seine Ideologie im Detail aufgebaut sein könnte. Ich frage mich vor allen: Was für Bedürfnisse liegen hinter diesem Gesprächsbedarf und spielen Ängste dabei eine Rolle?

Für mich ist das Thema Incel eher uninteressant. Solche Konstrukte bringen mir wenig, da ich nicht mit solchen Schubladen arbeite. Interessanter wird es, wenn es gilt herauszubekommen, was die Eigenschaften sind, welche eine Person mit dem Etikett verknüpft. Weil diese Bewertungen sagen mir mehr über den Menschen und seine Werte und Bedürfnisse, als sie über den Menschen aussagen, welcher mit dem Etikett versehen wurde.

Zunächst meine ich bei dem Gesprächsbedarf ein Bedürfnis nach Sicherheit zu erkennen. Ich kann mir vorstellen, dass ein (m)AB möchte, dass er nicht mit einem Incel verwechselt oder gar gleichgesetzt wird. Schließlich hat er schon genug mit Vorurteilen zu kämpfen, aufgrund seiner Beziehungslosigkeit. Da wären weitere negative Zuschreibungen kontraproduktiv, weil ihn diese noch weiter von einer erhofften Beziehung wegtreiben würden. Insbesondere wenn die begehrte Gesprächspartnerin davon ausginge, es mit einem Exemplar Mann zu tun zu haben, welches eine frauenfeindliche Haltung verinnerlicht hätte und bereit ist ihr und anderen Menschen Gewalt anzutun, um seine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen ohne auf ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Zuvor wurde darüber diskutiert, wie wichtig es sei sich von der Incel-Ideologie zu distanzieren, ohne zu erklären, wovon sich damit distanziert wird. Nun wird um die Deutungshoheit gestritten, was ein Incel und dessen Ideologie sei. Warum der Begriff Incel in einer bestimmten Weise zu verstehen sei und andere Interpretationen unzulässig wären. Ein weiterer Faden entspinnt sich um die Frage, welche Äußerungen im Forum sind mögliche Propaganda für die Verbreitung entsprechender Ideologie oder einer damit verbundenen Verschwörungstheorie. Letztlich geht es bei jeder Ideologie und/oder Verschwörungstheorie unter anderem um das Bedürfnis nach Orientierung.

Mit einem Schuldigen, welchem die Verantwortung für die eigene Lebenssituation zugeschrieben werden kann, bekommt der Tag Struktur und der eigene Schmerz der unerfüllten Bedürfnisse wird scheinbar etwas leichter ertragbar. Gefährlich wird es, wenn die unterkomplexe Verschwörungstheorie zugleich Handlungsempfehlungen mitliefert, dass die eigenen Probleme gelöst werden könnten, wenn es gelänge die vermeintlich Schuldigen zu beseitigen oder möglichst selbst an ihre Position zu treten. Schließlich ist die Annahme, dass diese Personen die Fäden des eigenen Lebens in der Hand hielten. Hier scheint es mir dann, um das Bedürfnis der Selbstwirksamkeit zu gehen.

Leider sorgt ggf. eine Radikalisierung dafür, dass die Bereitschaft wächst, anderen Menschen Leid zuzufügen. Sicher ist es schwer mit Menschen verbunden zu bleiben, welche sich in diesen ideologischen Denkgebäuden verlieren und ihnen dabei zu helfen, sich aus diesen wieder zu befreien. Natürlich ist es auch für mich selbstverständlich keine Strategien zu akzeptieren, welche Gewalt gegen Menschen beinhalten. Was nicht bedeutet, dass ich den Menschen verurteilen muss, der sich von solchen Vorstellungen noch nicht lösen kann. Ich bin für jeden Menschen dankbar, der im Kontakt mit Menschen bleibt, welche sich in solche Ideologien verstrickt haben und sie dabei unterstützen dort wieder auszusteigen, sobald sie dazu bereit oder in der Lage sind. Ausgrenzung ist keine Lösung, schließlich haben wir alle - als die sozialen Wesen die wir sind - auch ein Bedürfnis nach Gemeinschaft.
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Re: [Blog] Kolis philosophische Betrachtungen

Beitrag von Kolinatan »

Das Problem mit dem Problem.

Ja, der AB-Treff ist ein Spezialforum für Menschen mit dem Problem unfreiwillig keine Beziehung zu haben. Ab da hören die Gemeinsamkeiten dann auch schnell wieder auf. Die Gründe, warum ein Mitglied nicht in eine Beziehung findet, sind so individuell wie wir Menschen es nur sein können.

Damit alle Menschen im AB-Treff über ihr individuelles Problem offen sprechen können, ist es aus meiner Sicht wichtig, den Menschen mit seinem Problem ernst zu nehmen. Selbst wenn ein geschildertes Problem für mich selbst kein Problem wäre, ändert es nichts daran, dass es offensichtlich für das Mitglied eines ist. Dabei hilft es weder mir noch ihm, wenn ich anfange zu erklären, warum ich sein Problem nicht als Problem ansehe.

Wenn ich mein Problem schildere und andere Menschen mir in einer Weise begegnen, welche meine Bedürfnisse nach verstanden werden und Würdigung meines Anliegens unerfüllt lassen, dann werde ich ggf. weniger bereit sein auf Andere einzugehen und ihnen zuzuhören. Wenn es mein Bedürfnis ist, zunächst einfach ein Zuhöry zu finden, welches mir mit Verständnis oder sogar mit Empathie begegnet, dann hilft es mir nicht, wenn mein Problem klein geredet wird.

Ich weiß, dass in unserer Gesellschaft das miteinander Vergleichen gut eingeübt ist. Selbst bei unseren Problemen haben wir einen Impuls, dass es uns darum geht dadurch unser Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erfüllen, indem wir unser Problem als das einzig "reale" Problem hochstilisieren und zugleich versuchen die Probleme von anderen Menschen kleinzureden. Weil Dein Problem ist doch nur "eingebildet", mach einfach XYZ und schon ist es passe. Mein Problem hingegen ist absolut unlösbar. Es dürfte klar sein, dass eine solche Haltung, mich nicht weiterbringt. Weder hilft es mir beim Austausch über mein Problem, noch werde ich auf diesem Weg eine für mich passende Lösung finden.

Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass es uns gemeinsam gelingt, uns gegenseitig Raum für unsere Probleme zu lassen und diese zu würdigen. Aus meiner Sicht könnte eine Würdigung z.B. so aussehen: "Ich kann nachvollziehen dass […] und verstehe daher, warum Du mit […] ein Problem hast und es Dir schwer fällt die Handlung […] umzusetzen. Was meinst Du, könnte Dir dabei helfen einen Schritt weiter zu gehen?"

Mein Problem wird nicht dadurch leichter, indem ich einem Mitglied abspreche, dass es ebenfalls ein Problem hat. Es mag vollkommen anders gelagert sein und vielleicht bin ich auch nicht in der Lage mich in seine Situation hineinzudenken. Um sein Problem ernst zu nehmen, ist dies auch gar nicht notwendig. Wenn ich nichts beitragen kann, dann einfach mal die Klappe halten oder Danke sagen, dafür dass sich jemand mit seinem Problem zeigt und Anteil nehmen.

Der erste Schritt, um ein Problem zu lösen, besteht nicht darin eine Lösung zu finden. Der erste Schritt besteht darin anzuerkennen, dass ich ein Problem habe. Der zweite besteht dann darin, dieses Problem zu verstehen und dabei kann es helfen sich mit Anderen über das Problem auszutauschen und es von verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Hierbei kann - aus meiner Sicht - das Forum eine gute Unterstützung sein. Dabei geht es weiterhin nicht darum, das Problem zu lösen. Es geht erst mal nur darum die richtigen Fragen zu finden, welche in die Richtung verweisen, wo nach möglichen Lösungen geschaut werden kann. Vielleicht geht es auch gar nicht darum sich auf den Weg zu einer Lösung zu machen. Manchmal lässt sich etwas nicht mit akzeptablem Aufwand lösen und es gilt stattdessen zunächst anzunehmen, zu akzeptieren und Wege zu finden mit dem was Ist zu lernen umzugehen.

Auch gilt es genau zu schauen, ob jemand Empathie für seine Situation möchte oder ob es darum geht Unterstützung zu erhalten, um die eigene Situation zu verändern. Der AB-Begriff kann individuell unterschiedlich verwendet werden. Für manche Mitglieder mag es so sein, dass sie ein AB zu sein, inzwischen als Teil ihrer Identität begreifen und sie sich nur schwer davon lösen können - so sie es denn überhaupt (noch) wollen oder sich dazu in der Lage sehen. Für mich persönlich war es damals, als ich den Begriff erstmals gehört habe, keine Beschreibung von dem was ich sei, sondern etwas, was meinen Zustand beschrieb, denn ich damit besser greifen konnte und so erhielt mein damaliges Problem einen Namen.

Für mich war es der Anfang eines Prozesses, der es mir ermöglicht hat in einem Zeitraum von insgesamt fünf Jahren meine Situation zu verändern. Ob ich mich dabei verändert habe? Bestimmt. Ob ich jetzt ein anderer Mensch bin? Eher nicht. Ich bin nur meinem eigenen Wesen näher gekommen. Ich sehe es rückblickend so, dass ich die Panzer und Masken, welche ich mir in den Jahren zuvor zugelegt habe, nun wieder abgelegt habe. Ich bin mir selbst näher gekommen.

Ich wünsche Euch geruhsame Festtage und einen angenehmen Jahreswechsel. Ich wünsche Euch, dass Ihr Euch so annehmen könnt wie Ihr seid. Es Euch dabei immer besser gelingt zu erkennen und zu spüren, wer Ihr seid und wer Ihr sein wollt und beides miteinander so zu verbinden, dass Ihr Glück und Zufriedenheit empfindet.
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Re: [Blog] Kolis philosophische Betrachtungen

Beitrag von Kolinatan »

Das Spiel das "Leben wunderbar machen"* spielen.

Ich habe bei meinem Onlinekurs eine schöne Definition zum Begriff Selbstwert bekommen. Im Kurs geht es immer wieder darum, die Haltung der konsequenten positiven Unterstellung - kurz KPU - einzuüben. Bei dieser Haltung gehe ich davon aus, dass Menschen mit dem was sie tun, immer versuchen zum eigenen und zum Leben von anderen Menschen beizutragen, um es schöner, erfüllter und wunderbarer zu machen. Das machen wir, indem wir unsere und die Bedürfnisse von anderen Menschen erfüllen.

Die Definition zum Begriff Selbstwert lautet etwa so: Ich erreiche 100% Selbstwert, wenn ich in der Lage bin für alle meine Handlungen zu 100% die Haltung der KPU einzunehmen. Ich erkenne somit, wie ich mit meinen Handlungen zum Leben anderer Menschen beitragen wollte und um welche Bedürfnisse es mir dabei ging. Natürlich mag es mir nicht immer so gelingen, wie ich es mir zuvor überlegt habe. Trotzdem bleibe ich mir gegenüber in der Selbstwertschätzung. Ich kann überlegen, warum etwas nicht geklappt hat und durch welche Handlungen ich vielleicht noch mehr meiner und die Bedürfnisse von anderen Menschen erfüllen kann.

Für mich ist der Gedanke, möglichst viele Mitglieder im Forum dazu einzuladen, genau dieses Spiel zu spielen und zum Leben anderer Mitglieder beizutragen. Wie und auf welchen Wegen ich Euch mit dem Forum dabei unterstützen kann, dass weiß ich auch noch nicht. Ob Ihr Euch miteinander austauscht, Euch weiterhin erzählt, welche Lieder Ihr hört und welche Dokumentationen Ihr schaut oder mehr aus Eurem Alltag miteinander teilt und gegenseitig am Leben anderer Anteil nehmt. Wenn Ihr Ideen habt, stellt sie gerne im Unterforum Verbesserungsvorschläge ein und ich werde diese unterstützen, soweit es mir möglich ist. Ich freue mich auf Eure Rückmeldung. Werdet gerne selbst aktiv, um Eure Bedürfnisse und Bitten miteinander zu teilen und zu erfüllen.

Danke, dass Ihr im Forum seid und auf Eure Weise beitragt.

* - Die Aussage bezieht sich auf ein Zitat von Marshall B. Rosenberg: "Instead of playing the game 'Making Life Wonderful', we often play the game called 'Who's Right'. Do you know that game? It's a game where everybody loses."
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Re: [Blog] Kolis philosophische Betrachtungen

Beitrag von Kolinatan »

Kontrolldrama

Im heutigen Beitrag möchte ich mich dem Thema Konflikte widmen und dem Kampf um Macht bzw. Energie. Das Konzept der Kontrolldramen stammt aus dem Roman „Die Prophezeiungen von Celestine“ von James Redfield und basieren auf der 4. Erkenntnis „Der Kampf um Macht“.
Allzu oft schneiden Menschen sich von der großen Quelle dieser Energie ab und fühlen sich deshalb schwach und unsicher. Um Energie zu gewinnen, zwingen wir andere dazu, uns Aufmerksamkeit und somit Energie zukommen zu lassen. Gelingt es uns, andere auf diese Weise erfolgreich zu dominieren, fühlen wir uns stärker. Der Wettstreit um menschliche Energie ist die Ursache für alle zwischenmenschlichen Konflikte.
Quelle: wikipedia.de
Auch wenn die Kontrolldramen aus einem Roman stammen, sind sie beliebt als Erzählung, um zwischenmenschliche Verhaltensweisen zu veranschaulichen. Es werden in der Regel vier Rollen unterschieden, entsprechend ihrer Eigenschaften: kognitiv <-> emotional und dominant <-> rezessiv. Wir lernen diese Rollen intuitiv, in Reaktion auf die Kontrolldramen, welche unsere Eltern oder andere Bezugspersonen ausgebildet haben. Ich widme mich dem Thema auch in einem Video (11 Minuten) im Videokanal des AB-Treff. Im Folgenden die einzelnen Rollen mit kurzen Infos:

Rolle Einschüchterer (dominant, emotional; Partnerrolle: Armes Ich)
Ein Mensch in dieser Rolle versucht die Kontrolle zu erhalten, indem er andere Menschen abwertet und sie bedroht. Er gewinnt Energie indem er andere in Angst versetzt und dafür sorgt, dass sie sich seinem Willen fügen.

Rolle Vernehmungsbeamter (dominant, kognitiv; Partnerrolle: Unnahbarer)
In dieser Rolle versucht jemand mittels suggestiver Fragen den Geist, Willen und die Seele eines Menschen zu zersetzen und ihn so weit zu verunsichern, dass er die Kontrolle über ihn erlangt. Indem er stichelt, manipuliert und permanent versucht zu beweisen, dass er Recht habe und die andere Person im Unrecht sei, versucht er sich der Energie eines Menschen zu bemächtigen.

Rolle Armes Ich (rezessiv, emotional)
Bei dieser Rolle gelingt die Übernahme der Kontrolle, wenn es gelingt andere Menschen dazu bringt die Person zu bedauern oder zu bemitleiden. Auch wenn ein Mensch in dieser Rolle immer wieder schildert, wie schlimm es ihm geht und unter welchen Umständen und Problemen er leidet, geht es ihm nicht darum seine Situation zu verändern, sondern die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zu ziehen.

Rolle Unnahbarer (rezessiv, kognitiv)
Als Partnerrolle zum Vernehmungsbeamten versucht eine Person mit dieser Rolle die Kontrolle über die Situation zu erhalten, indem sie keine Antworten gibt. Sie entzieht sich der Kritik und den Angriffen des Vernehmungsbeamten und bleibt auf Abstand, indem sie möglichst keine Informationen preis gibt oder nur so viel, um das Interesse des Vernehmungsbeamten aufrecht zu erhalten.

Rolle Ablenker (rezessiv, kognitiv; Variante des Unnahbaren)
Eine alternative Rolle zum Unnahbaren ist die Rolle des Ablenkers. Während der Unnahbare eher mit Schweigen auf die Fragen des Vernehmungsbeamten reagiert, ist der Ablenker deutlich kommunikativer und weicht den Fragen inhaltlich aus, indem er versucht das Gespräch in einer andere Richtung zu lenken. Gelingt es ihm auf diese Weise die Gesprächsführung zu übernehmen, kann er sich der Energie des Vernehmungsbeamten bemächtigen.

Bei der Beschäftigung mit diesen Rollen geht es darum die eigen Verhaltensweisen nachzuvollziehen. Es geht nicht darum jemanden für seine Rolle zu verurteilen oder anderen die Schuld zu geben, dass wir diese Rollen erlernt haben. Wir und alle anderen Menschen handeln immer in der ihnen bestmöglichen Weise. Während wir in jungen Jahren davon abhängig waren, die Aufmerksamkeit unsere Eltern oder anderer Bezugspersonen zu bekommen, um zu überleben, sind wie es als erwachsene Menschen nicht mehr. Waren wir damals von ihrer Fürsorge existenziell abhängig, so können wir heute für uns selbst sorgen. Also ist es auch an uns zu entscheiden, ob wir unsere damaligen Überlebensstrategien aufgeben und durch bessere ersetzen, welche uns dabei helfen mit Menschen in Kontakt zu kommen und Beziehungen einzugehen.

Mir hat es auf meinem Heilungsweg geholfen diese zwischenmenschliche Dynamik und mein eigenes Muster zu verstehen. Ich habe gelernt zu erkennen, wann ich in meine Rolle – meine primäre Rolle ist diejenige des Unnahbaren – gegangen bin. Schließlich ist es mir gelungen bereits während einer Situation wieder aus der Rolle auszusteigen. Noch länger hat es gedauert, bis ich das Muster soweit bearbeitet hatte, dass ich nicht mehr automatisch in diese Rolle falle, sondern entscheiden kann ob ich im Kontakt bleibe möchte und kann oder nicht. Ob die Auswirkungen eines solchen Musters jemals vollständig verschwinden, kann ich nicht sagen. Es bleibt herausfordernd mit mir selbst ehrlich zu sein und zu prüfen, ob ich aus dem Kontakt gehe, um für mich zu sorgen oder weil mein Kontrolldrama aktiv ist. Manchmal ist die Antwort darauf schwierig, insbesondere falls der innere Kritiker noch nicht befriedet ist und einen solchen Moment nutzt, um unser Selbstbewusstsein zu untergraben. Indem er unsere Erfolge, unsere Muster zu verändern, kleinredet.

Ich wünsche Euch, dass Ihr erkennen könnt, durch welche Muster und Verhaltensweisen Ihr Kontakt vermeidet und Wege findet Euer Verhalten so zu verändern, dass Euer Wunsch nach Verbindung und Beziehung mit anderen Menschen besser erfüllt wird. Viel Erfolg.

Falls Ihr Fragen habt schreibt mir gerne per PN. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und Euer Interesse.