Daher können Dynamiken auch sehr unterschiedlich sein.
Weil ich so empfindsam war, bin auch ich in der Schule gemobbt worden. Zudem war ich ein Hänfling und oft kränklich. Als Jugendlicher habe ich mich daher verschlossen. Zum Glück konnte ich mich später wieder öffnen und fand die richtigen Menschen. Außerdem würde mich heute schon wegen meinem Erscheinen und meiner Statur niemand mehr versuchen zu mobben. Der Eindruck wäre: Das wird nicht gut ausgehen - obwohl die Waffe meiner Wahl stets das Wort sein wird.
Einen Grund dir zur Seite zu stehen, eine Chance.
Das ist natürlich massiv. Und doch gibt es hier und da auch junge Menschen, die sich gegen Mobbing stellen. Aber das Glück kann natürlich nicht jede/r haben, so jemanden zu finden.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑17 Sep 2023 16:04 Zwölfjährige stellen sich nicht auf die Seite von Mobbingopfern. Schon gar nicht, wenn das Mobbing auch Gewalt umfaßt. Erst recht nicht, wenn der Ersteindruck, den der Gemobbte hinterläßt, der ist, daß Mobbing der einzige sinnvolle Weg ist, mit ihm umzugehen.
Wir reden hier ja nicht von zwei, drei Leuten von 24, die mich gemobbt haben – sondern von genügend, daß ich den Eindruck hatte, die komplette Klasse hätte sich gegen mich verschworen. Ich konnte zeitweise niemandem mehr trauen.
Allerdings können auch leicht falsche Eindrücke entstehen und evt kann man manche Dynamiken auch zum Kippen bringen. Wie auch immer, die Vergangenheit lässt sich natürlich nicht mehr ändern.
TheHoff hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 22:28Nimm mal an, du hast zwei Optionen:Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Man könnte sagen, in der Mittelstufe entwickelte ich ein „Selbstbewußtsein“ im Wortsinne: Ich wurde mir meiner selbst zunehmend bewußt. Und damit vor allem all derjenigen Attribute, die entweder gemeinhin oder zumindest in meinem sozialen Umfeld eher weniger positiv bewertet werden, um es vorsichtig auszudrücken.
1) Du bekommst die Erkenntnis, dass du damals falsch lagst, musst es allen sagen, aber erfährst eine massive Veränderung zum positiven in deinem Leben.
2) Du bekommst die Erkenntnis, dass du damals falsch lagst, kannst aber allen sagen, das du recht hattest und niemals wird dich jemand widerlegen können. An deinem Leben ändert sich nichts.
Welche Option wählst du? Sei ehrlich!
Danke für den Link, ich liebe diese Seite! Ich darf mich nur nicht zu tief wieder reinlesen, es kostet immer sehr viel ZeitLe Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑17 Sep 2023 16:04 Die dritte Option: Ich lag nicht falsch. Jedenfalls nicht bezüglich meiner Eigenschaften.
Heutzutage wäre ich allenfalls bereit, es zu akzeptieren, wenn mich jemand so toleriert hätte, wie ich war. Gemocht – gut, die Leute mögen manchmal die seltsamsten Dinge.
Ja, ich verstehe es. Unter anderen Umständen, an anderen Orten wärst du sicher toleriert worden. Es lag prinzipiell nicht an dir! Es werden noch ganz andere Menschen toleriert und gemocht. Dein Umgang mit der Situation war vielleicht nicht optimal, aber darüber kann man nur mutmaßen und zudem kann man es einem Kind auch nicht vorwerfen.
Doch, mußte ich durchaus.TheHoff hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 22:28Musstest du nicht, konntest du nicht und solltest du nicht. Nie!Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19Zwingend mußte ich ja auch dem Vergleich mit meinen Klassenkameraden standhalten.
Dennoch darf man sich nicht mit anderen vergleichen. Es ist erst ein Wettkampf, wenn man es selbst dazu macht. Denk an das Ende der Zurück in die Zukunft-Trilogie, als sich Marty einfach selbst aus dem Spiel nimmt und daher auch der Unfall nicht passiert.TheHoff hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 22:28Rein im Sozialen haben meine anderen Klassenkameraden sehr viel besser zueinander gepaßt als ich zu irgendeinem oder irgendeiner von ihnen.
Warum hätten sie sich mit mir abgeben können, wenn es reihenweise nettere, sympathischere, weniger abstoßende und sehr viel kompatiblere Leute um sie herum gab?
Es gibt immer Menschen, die zu einem passen. Das ändert natürlich nichts daran, dass du diese damals nicht gefunden hast. Bzw. die dich.
Verstehe. ich sage dir, dass es eine total irrationale Angst ist. Denn auch, wenn du hier mit vielen Leuten nicht besonders nett umspringst, glaube ich nicht, dass jemand vorhat, dich zu doxxen. Aber ich habe gerade auch miterlebt, dass meine Befürchtungen wahr geworden sind und eine geschätzte Person sich wieder in die Vertrautheit ihrer toxischen Beziehung mit ihrer Freundin/Kollegin begeben hat. Nur, damit ihr nicht schlimmeres geschieht, nimmt sie Abwertung, psychische Misshandlung und häusliche Gewalt wieder in Kauf. Näheres kann ich auch nicht mehr sagen, dieses Schlimmere liegt aber tatsächlich im Bereich des Möglichen, wenn auch sehr unwahrscheinlich.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Oft. Aber nicht immer. Und bei mir schon mal erst recht nicht. Denn ich habe von dem, was die Leute in meinem Umfeld gehört haben, ziemlich genau das diameterale Gegenteil gehört, quasi die Antithese dazu.
Näher kann ich es dir nicht erklären, ohne meinen damaligen und teilweise heute noch gültigen Musikgeschmack an einem Ort im Forum offenzulegen, an dem Google mitliest. Wenn ich das täte, hätte es das AB4 noch leichter, mich zu doxxen.
Du hast jedenfalls Angst davor, dass dich weitere Details zu deiner Person verletzlich machen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass je verletzlicher ich mich mache, desto weniger kann man mir anhaben ("Ich bin Iron Man").
Meiner Erfahrung nach, öffnen sich andere mitunter für die eigenen Interessen, wenn man sich für deren Interesse zeigt. Vielleicht haben da leider einige Menschen was verpasst, indem sie deinen Musikgeschmack nicht kennenlernten.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Ich wußte ja, was die anderen so an Musik hörten. Und das war meilenweit von dem entfernt, was ich hörte.
Ich hatte nur zwischen den beiden Ehrenrunden eine Schulkameradin, die zufällig denselben Lieblingsmusiker hatte wie ich. Aber selbst in der Klasse/in dem Jahrgang hörte man sonst auch nur weit davon entfernte Sachen.
Nein, ich finde, das ist sogar ein sehr wichtiger Punkt. Indem man es völlig ausschließt, sich für andere und ihre Interessen zu interessieren, schließt man sich letztlich auch selbst aus. Gemeinschaft funktioniert so und das bedeutet auch nicht, dass man seine Individualität aufgibt.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Die Frage ist kompletter Nonsens, denn niemals hätte ich irgendjemanden so etwas gefragt. Es hat mich ganz einfach nicht interessiert, auch weil die Wahrscheinlichkeit, daß dabei eine Gemeinsamkeit zu Tage gekommen wäre, verschwindend gering war. Nicht nur – es interessierte mich wirklich nicht –, aber auch.#
Natürlich weiß ich nicht, was da drauf stand.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Du weißt nicht, was auf der Liste meiner Eigenschaften stand. Nahezu alle der letztlich fast 190 negativen Eigenschaften waren alles andere als Geschmackssache. Die weniger als 20 positiven Eigenschaften hatten dagegen, wenn ich es recht in Erinnerung habe, alle eine „Kehrseite der Medaille“.
Aber ich sag mal so: Wenn das Schiff untergeht, nützt es auch keinem mehr was, Buch über die Anzahl der Löcher zu führen.
Dass man sich bewusst werden muss, welchen Anteil man selbst dazu beigetragen hat. Und zwar ohne sich selbst fertig zu machen oder zu übertreiben, es ganz rational betrachten. Das kann aber schwierig sein, je nach Selbstbild.
Was hätte es gebraucht, damit du dich anders verhältst?Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Ich wußte ganz genau, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt.
Für dich schien das so. Dennoch musst du zugeben, dass man anderen nicht in den Kopf schauen kann. Und dass andere eben anders wahrbnehmen, denken und fühlen, bzw. eben auch die Priorität mach den einzelnen Dimensionen anders liegt.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19Ja. Denn meine negativen Eigenschaften steckten ja nicht alle im Verborgenen. Viele davon waren offensichtlich. Einige von denen, die nicht unmittelbar offenkundig waren, erfuhren die anderen früher oder später indirekt auch.
Also ich glaube ja "ich mach ne Liste" ist schon für viele Menschen Grund genug, skeptisch zu werden.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Vielleicht auch, weil man schon nach einem dreisekündigen Blick auf die Liste feststellte, daß man lügen müßte, um die Punkte darauf zu widerlegen, sich das aber nicht traute?
Ich habe mich auch gegen Alkohol und Zigaretten gewehrt und ja, es war hart, dafür ausgeschlossen zu werden.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 Hätte ich eine hinreichende Untermenge dieser Aspekte abstellen wollten, dann hätte ich bereit sein müssen zu a) teils aufwendiger plastischer Chirurgie, b) dem bedenkenlosen Konsum von Suchtmitteln (zu meinen negativen Eigenschaften gehörte auch, daß ich absolut keinen Alkohol trank, und sogar, daß ich nicht rauchte) und c) der kompletten Aufgabe all dessen, was meine Persönlichkeit ausmachte (meine negativen Eigenschaften umfaßten beispielsweise auch meinen Musikgeschmack).
Ist mir nicht unbekannt. Bei meinen letzten Bundesjugendspielen habe ich dann doch noch die Siegerurkunde geschafft. Und bei der Prüfung Sport gewählt, weil Musik und BK sicher auf drei waren, ich mich aber bei Sport noch verbessern konnte. Das war eigentlich nicht mal gepokert, sondern tatsächlich die logischste Option.Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑10 Sep 2023 14:19 „Normal“ wäre auch, sportlich genug zu sein, daß man im Sportunterricht immer mindestens eine Zwei und bei den Bundesjugendspielen mindestens die 5000 Punkte für eine Siegerurkunde hatte. Ich hingegen kam nie auf einen höheren Wert als 112 Punkte und bekam von einem Amtsarzt (!) ein Attest zur Befreiung vom Schulsportunterricht, weil meine Sportnote jedes Jahr meine Versetzung gefährdete.
Lieber LCZ, ich würde mich sehr gerne mit dir über Musik unterhalten, viel lieber als über andere Dinge.