Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Nur wenn man mal ganz nüchtern betrachtet ist es relativ merkwürdig, dass man sich im Jahr 2022 in einem hochentwickelten Land wie Deutschland bzw. Europa plötzlich damit beschäftigen muss, wie man ohne Energie auskommt.
Ganz nüchtern betrachtet ist es nicht so, wie du es schreibst. Wir müssen nicht "ohne Energie" auskommen. Nur vielleicht ein klein wenig weniger verbrauchen. Was im Grunde keine Kunst ist angesichts des ins Auge fallenden "Energieluxus", und nebenher seit Jahrzehnten Regierungsprogramm ist (wg. Klima). Wenn man dann noch dazu sieht, dass wir immer mehr Kram elektrisch betreiben, der gestern noch ohne ging, finde ich es ganz nüchtern betrachtet erstaunlich, dass Menschen staunen, dass sie sich mit Energieerzuegung und Kosten dafür befassen müssen und eventuell zu dem Schluss kommen: weniger ist auch eine Option.
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Es ist in meinen Augen schon ein Unterschied, ob man an so etwas gewohnt ist, oder wenn (nicht nur Sinnbildlich gesprochen) plötzlich das Licht ausgeht.
Das stimmt.
Nun geht aber hier nicht "plötzlich das Licht aus", sondern mit Vorwarnung und wenn, dann nur für verschwindend geringe Zeiten. So überraschend ist das nicht. Wer von euch kam noch nicht nach Hause, um festzustellen, dass es einen Aussetzer gab und elektrische Uhren, Computer, Drucker etc. wieder auf Spur gebracht werden mussten? Was neu ist: wir reden plötzlich sehr viel darüber, und mit dem Unterton des "ach wie schrecklich".
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
In Indien hängen die Menschen außen an Zügen, hier beschweren wir uns schon, wenn wir keinen Sitzplatz mehr bekommen.
Ich nicht. Wer nicht reserviert (wie ich), muss sehen, wo er bleibt. Tatsächlich kann ich die Male, wo es am Ende wirklich unbequem war, an einer Hand abzählen. Irgendwo findet sich fast immer ein Plätzchen. Und wenn man Mitreisende bittet, ihr Gepäck mal anständig zu verstauen ...
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Hoppala hat geschrieben: ↑17 Okt 2022 22:36Ich kann nur nochmals den aktuellen Stresstestbericht der Stromversorgung des Bundesministriums zur Lektüre empfehlen. Bevor hier ernsthaft (= mind. 24 Stunden in einer Region, z. B. ein Landkreis) der Strom ausgeht, muss einiges passieren, was über die bisher vorgettagenen Risiken deutlich hinausgehen muss.
Das erinnert mich an die alten Politiker-Aussagen: „Es hat niemand vor eine Mauer zu bauen“ oder „die Renten sind sicher“.
Es gibt einen Unterschied zwischen politischen Ankündigungsformeln, tatsächlichen Plänen und nachprüfbaren Fakten. Auf Letzteres stützt sich der Stromversorgungs-Stresstest. Mit Szenarien, auf die wir vermutlich lange warten können; und selbst in diesen Szenrarien gibt's genug Strom, mit eventuell kleinsten Aussetzern. Und jetzt wird überlegt, wie man genau diese kleinen Aussetzer auchnoch vermeidne kann, oder per Vorsorge abmildern. "Konkret zeigen die Ergebnisse der Berechnungen, dass in einigen Regionen des europäischen Strommarktes in einigen Szenarien die Nachfrage ohne zusätzliche Maßnahmen nicht vollständig gedeckt werden kann. Im sehr kritischen Szenario (++) und dem
Extremszenario (+++) treten solche Situationen für sehr kurze Zeiträume, das heißt
einige wenige Stunden im Jahr, auch in Deutschland auf."
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Presse ... ystem.html
Wovor wir nie gefeit sind, sind echte Katastrophen: Erdbeben, GAU, Asteroid, der Himmel stürzt ein ... Da haben wir uns aber bisher auch nie groiße Gedanken drum gemacht - zurecht, wei manches von anderen Menschen bedacht und überwacht wird (z. B. Stabillität von Gebäuden) und anderes sowieso nicht verhinderbar/vorbereitbar ist (außer AKW demontieren; aber das ist wieder ein Problem für sich)..
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Jedenfalls ist unser ganzes Leben hier in Deutschland sehr stromabhängig geworden. Elektrische Fensterheber, Türschlösser, Internetradio /-TV/-Telefonie, Alexa etc. nicht zu vergessen, die Küchengeräte, Garagentore, Rasenmähroboter
, Aufzüge, Bezahlung per App, Klimaanlagen, Elektrofahrzeuge, Postverteilsysteme, Lagerlogistik, Fertigungsstraßen etc. pp. Letztens hatte ein Küchenhersteller Insolvenz anmelden müssen, da durch einen Stromausfall seine Server Schrott waren und er – warum auch immer – keine Sicherung hatte. (Wir brauchen nicht über den Sinn oder eher Unsinn von so einem Leichtsinn reden. Fakt ist, die Firma hat alle elektronischen Daten verloren.)
Genau. Alles vorhersehbar und großteils Luxus. Habe nie verstanden, warum man sich komplexe, ausfallgefährdete Systeme anschafft, ohne die zuverlässige, bewährte "low-Tech-Lösung" wenigstens als Reserve weiter zu pflegen. Man kann sich ja eine Küchenmaschine hinstellen. Ein gutes Küchenmesser, Topf und Schüssel wird man doch aber dennoch in der Schublade behalten? Funktioniert nämlich auch, noch dazu praktisch ausfallsicher. "Oh je: die Küchenmaschine fällt aus und die Läden sind zu, ich werde verhungern!" ???
.Wir sind nicht "stromabhängig geworden". Wir haben uns selbst abhängig gemacht, ohne dass es zwingend nötig gewesen wäre, und ohne über die Langfristfolgen nachzudenken. Wie bei der Umweltverschmutzung. Mikroplastik, chemische Verbindungen - ach was, da kümmern wir uns erst drum, wenn es schon ein Problem ist.
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Deutschland hat eine Strom-Spitzenlast von 85 GW (GigaWatt) im Winter. (60 GW im Sommer, 2021 waren es Corona-Bedingt nur 40 GW.) 2021 wurden 4 GW Atomkraft abgeschaltet. (Ein abgeschaltetes Atomkraftwerk benötigt weiterhin Energie.) 2022 sollten nochmals 4 GW Atomkraft vom Netz gehen (hätte nie gedacht, dass ich mich mal darüber freue, dass sie noch etwas laufen dürfen). Zudem sollen 44 GW Kohlekraft abgeschaltet werden.
Siehe auch
www.smard.de ein Überblick der Bundesnetzagentur zu der gelieferten Energie.
Jedenfalls muss dieses Europäische Netz im Normalfall bei Frequenzkoridor von 49,8 und 50,2 liegen. Gesteuert wird das durch Abwurf oder Zuschaltung von Verbrauchern. Der Abwurf bedeutet, das Industrieunternehmen sehr kurzfristig ohne Strom dasitzen und immense Produktions- und Maschinenschäden erleiden können. (Natürlich immer noch besser, als wenn Menschen dabei draufgehen.)
https://www.bdew.de/online-magazin-zwei ... l-im-netz/
War das vor 10 – 20 Jahren vielleicht 1x im Monat oder Vierteljahr nötig, erfolgte dies
bereits vor dem Krieg in der Ukraine fast täglich.
Warum genau? Mehr Verbraucher? Spezifischere Netzbedingungen? Unzuverlässigere Technik? Kleinteiligere Technk? Anders gesagt: sid die vermehrten "Störfälle" tatäschlich vergleichbare Störfälle, oder Logik des Systems? Wenn ich morgen den Pkw-Verkehr verdoppele und die Autos nicht mehr zumTÜV schicke, wird die Unfallquote auch steigen. Wenn dann die Notärzte über die Last durch Verlezte und Tote klagen - müssen wir dann von einer Gesundheitskrise sprechen? "Die Leut sterben wie die Fliegen - deshalb ab sofort jeder nur mit Feuerwehrschutzanzug auf die Straße!"? Oder mal schauen, ob wir es an anderr Stelle verbockt haben? In Sachen "Energiestörung" weiß ich das nicht. Aber beispielsweise bei der Bahn. Viele Verspätungen und Störfälle gehebn auch auf Modernisierungen zurück, die den Bahnverkehr eigentlich verbessern sollten ...In der MEdizin nennt man das "Nebenwirkung" - unerwünscht, aber halt bei Verwendung des Medikaments auch unvermeidbar. Den eine trifft es, den andern nicht.
Haben die zunehmenden "Störfälle" bisher jemand gestört?
Du beschreibst es selbst: langjährig hausgemachtes Problem durch "mehr mehr mehr und nicht über Folgen und Grenzen nachdenken". Und im Grunde einfach zu beheben: nicht soviel energieintensiven Quatsch betreiben. (Die "Digitialisierung" ist übrigens einer der Energiefresser - teilweise sinnvoll, oftmals unüberlegter Unfug. Der Podcast Logbuch Netzpolitik ist wirklich ein Augenöffner; die beiden Podcaster sind alles anderes als IT-Feinde, im Gegenteil. Gerad deshalb schütteln sie über viele Digitalisierungsvorhaben den Kopf...)
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Wie Don Rosa schon schrieb, Telefonie ist inzwischen fast nur noch digital möglich und die wenigsten der jüngeren Generationen haben noch ein echtes Telefon zu Hause. Dass Du ein UKW-Radio mit Akku / Kurbel erwähnst ist jedoch topp. Das hilft um aktuelle Informationen zu erhalten.
Wie ich schon schrieb: Telefonie ist mitnichten "nur noch digital möglich". Dass die Leut sich kein "echtes" (danke für diese Charakterisierung!) Telefon zulegen, wäre ja gerade, wenn man vor Blackout Bange hat, rasch und zu relativ gereingen Kosten von ihnen zu ändern. Falls man wirklich vor Black-out Panik schiebt, wäre das garantiert ein sinnvoller erster Schritt (nach: Sicherungen bereitlegen, Erste-Hilfe-Kasten aktuell halten, Taschenlampe mit Batterien, Radio).
Das Kurbelradio war übrigens eher ein Scherz. Die Dinger sind Not-Not-Behelf. Batteriebetriebene UKW-Radios sind auch für ab 10€ erhältlich. Die können dann in der Küche oder im Bad auch nützlich sein, wenn kein Stromausfall ist ..
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Ich weiß nicht, wo Du wohnst, aber hier in der Großstadt werde ich schlecht beim Bäcker anschreiben können, da der mich gar nicht kennt.
Und Bargeldautomaten werden immer mehr abgebaut, zumal die dann ersten nicht mehr ohne Strom funktionieren und dann auch in der Mengenausgabe bei großem Ansturm gesperrt werden.
Sorry, ich kann es nicht glauben: Krisenszenario befürchten, und dann solche abseitigen Bedenken?
Bargeldautomat ist egal, wenn kein Strom. Also nicht drauf verlassen.
Was kaufst du im Krisenfall? Lebensmittel - wenn die Vorräte verbraucht sind. Das ist schon unwahrscheinlich hoch 2. Dann haben wir aber schon einen dramatischen Krisenfall. Der Bäcker hat dann übrigens schon lange zu, weil er Zutaten/Vorprodukte nicht kühlen und nicht backen kann ... Also sagen wir, du musst nach 2 Wochen nochmal für 2 Wochen einkaufen (bis dann stehen zwar schon die Feldküchen und Versorgugnsstellen, aber denken wir uns die mal weg, weil BW und THW anderweitig beschäftigt sind, sagen wir mit der Ausbildung ukrainischer Militärs, oder Grenzsicherung vor Flüchtlingen, die sich in ein dunkles und frierendes Deutschand schleichen wollen). Also ich komme mit 25€ pP/Woche locker aus. Sagen wir, wg Krise ist alles 3x so teuer. Du wirst dir als Krisenvorsorge sicher 2 100er pro Haushaltsmitglied ins Kopfkissen einnähen können? Und wenn du dem nicht traust: 2 1000er.
(Das beste Mittel gegen Bargeld-Automatenabbau ist übriogens, viel und häufig Bargeld zu verwenden.)
Mir ist übrigens eingefallen, dass mein Bargeld-Argument auch Unsinn ist. In diesem Extrem-Szenraio wird ohnehin erst mal keiner mehr nach Geld fragen, bar oder nicht (Und wenn doch, dann in Größenordungen, die Hermine Normalmensch eh nicht bezahlen könnte).
Ich denke nicht, dass in so einer extended Krise wirklich noch ein geregelter Geschäftsbetrieb im versorgenden Einzelhandel stattfindet. Bis dahin sind die Läden eh geplündert, oder die Waren werden verteilt, oder staatlich requiriert und dann verteilt. Nein, Bezahlen mit Finanzmitteln - bar oder sonstwie - wird kein wesentliches Problem.sein. Solange es ein Problem zu sein scheint, ist das befürchtete Krisenszenario noch nicht da.
Schön wäre, weenn die per Corona- und Energiekrise reich gewordenen Handelsketten ihre Krisengewinne dann in staatsbürgerlicher Verantwortung in Hilfsleistungen umwandeln - aber eher geht vorher die Welt in einer Supernova unter.
Sorry, wenn ich etwas ironisch klinge. Ihr malt Szenarien, die extremste Krisensituationen beinhalten. Panik! Vorsorge! Wenn ich versuche, das etwas realistisch zurechtzurücken, kommt als Argument: "Aber der Bäcker schreibt dann nicht mehr an!". Das hat eine gewisse komische Fallhöhe. Das ist nicht konsistent gedacht. Panik halt.
Der Anlass hat genau dieses Gwicht: "Und was, wenn der Bäcker nicht anschreibt?".Ja, dann geht das Leben weiter wie gewohnt. Panik -.> Ablage P.
Siehe Real-Beispiel Südafrika. Unschön, aber geht irgendwie. Die Stromausfälle, die dort täglich sind, sind bei uns im extremsten Fall übers ganze Jahr zu erwarten. Panikmodus: off.
Möwe75 hat geschrieben: ↑18 Okt 2022 22:03
Naja, die Schweiz und Österreich bereiten ihre Bürger auf mögliche Szenarien vor.
Deutschland doch auch. Kälter duschen, kürzer duschen, Amtsräume 1 Grad kühler, Pullover und Socken empfohen statt 24 Grad Dauertropen im Wohnzimmer, und: ja Leute: es kann ab und an mal für kurze Minuten oder Stunden der Strom ausfallen, oder der ein oder andere Betrieb wg fehlender Gasreserven zeitweise den Beitreb runterfahren. Das ist aber nichts, was es bisher nicht auch schon gegeben hat. Sagst du selbst.Kann(!) sein, es wird vielleicht ein bisschen öfter passieren. Grund zur Panik: nö.
Und den Erste-HIlfe-Kasten und ne Batterietaschenlampe sollte man sowieso immer da haben. Warmen Pullover und Socken auch.
Als Student hatte ich zeitweise Kohleöfen und Warmwasser per Gasflasche. Da war denn winters schon mal arg kalt in der Bude, wenn mir die Öfen ausgingen. Schlecht isoliertes einzelstehendes Häuschen ohne Keller ... bei Frost.
Oder wenn die Gasflasche ihren letzten Puff machte, wenn ich unter der Dusche stand (Heizung im Bad? Hahaha!) Und dann hat das paar Tage gedauert, bis der Lieferant eine neue Gasflasche anschleppte. Alles nicht schlimm. Achja: Festnetztelefon! Immerhin mit Tasten.
Wer im extended Krisenszenario wirklich gekniffen wäre, sind alle, die aus medizinischen Gründen auf Ver- und Entsorgungsinfrastrukltur angewiesen sind. Menschen, die ihre Rollstuhlbatterie laden müssen oder den Fahrstuhl brauchen, zum Beispiel.
Nun ist ja unser Gesundheitswesen dann Privatisierung hoch effizient, die Privatbetreiber machen schöne Gewinne, und ganz bestimmt wird das im Krisenfall zur großzügigen Hilfeleistung verwendet. (Der 1. und 3. Teil des Satzes ist leider ein Scherz)
An die im Krisenfall wirklich bedrohten Menschen zu denken und ihr Leben etwas weniger von Geräten abhängig zu machen, wäre auch ohne bzw. vor einer entsprechenden Krise sinnvoll. Und sei es als Back-up - etwas zusätzliche Sicherheit. Wie kann das gehen? Durch mitmenschliche Hilfe und Unterstützung. Oh weia! Nix digital, KI, App, HighSpeedInternet?
Sich umeinander mehr kümmern. Das würde ich Krisenvorsorge nennen. Damit kann man sogar schon ganz ohne Krise anfangen.
Ist so unmodern wie ein Festnetztelefon. Funktioniert aber zuverlässig. Bzw. würde, wenn man's hätte/täte.
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