Zum einen kann ich niemandem helfen. Das Thema ist zu komplex, und es gibt auch unterschiedliche Denkschulen. Ich könnte lediglich empfehlen, sich selbst damit kritisch zu beschäftigen, um nicht naiv da irgendwo reinzutappsen und am Ende frustriert zu sein, daß es nicht die gewünschten Erfolge zeitigt.ABsynthist hat geschrieben: ↑26 Jun 2020 22:502. Die psychische Gesundheit des Betroffenen
Etliche Übergewichtige hadern mit ihrem Gewicht, fühlen sich hässlich, schämen sich etc., entwickeln evtl. Esstörungen und andere psychische Erkrankungen auf dieser Grundlage.
3. Wahrnehmung durch Andere und damit verbundene Lebenschancen
Hier braucht man sich nichts vormachen. Unabhängig wie gesund du dich selber fühlst und ob du mit deinem Körper zufrieden bist: der "Marktwert" auf dem "Markt" für Liebe und Sex ist bei einem stark übergewichtigen Menschen einfach geringer, egal ob Mann oder Frau. Das heißt natürlich nicht, dass dicke Menschen nicht auch einen tollen Partner finden können, aber die Anzahl der Beziehungsoptionen ist einfach geringer [...]
Ich persönlich halte hier, auch aus leidvoller eigener Erfahrung, den Punkt 2 (psychische Gesundheit) für den mit Abstand Wichtigsten. Wenn man nämlich sich selber so fertig macht, dass man psychisch krank wird, verliert man irgendwann insgesamt die Lust zu leben oder die Fähigkeit, Freude zu empfinden, selbst wenn man vielleicht physisch (noch) total gesund ist. Hier setzt ja die Body-Positivity-Bewegung an und versucht, Menschen das Gefühl zu geben: ihr müsst euch nicht schämen, ihr seid genau so wie ihr seid schön und ok.
Das ist ein sehr menschenfreundlicher, empathischer Ansatz, den ich aber dennoch kritisiere. Denn egal, wie schön und gut du dich selber fühlst: die physischen Gesundheitsprobleme und auch die negativere Wahrnehmung durch andere wirst du nicht los. Die sind immer da. Es ist glaube ich nicht klug, einer Person mit nem BMI von 40+ zu sagen: du bist schön, so wie du bist und musst nichts ändern. Ein empathischer Ansatz (z.B. eines Freundes/Freundin) wäre da zu sagen: Hey, ich möchte auch in 30 Jahren noch mit dir zusammensitzen und über alte Zeiten lachen. Aber wenn du so weitermachst erlebst du das vielleicht nicht mehr. Ich möchte dich nicht verlieren oder dich leiden sehen. Wie kann ich dir helfen?
Zum anderen werde ich den Teufel tun, jemanden mit einer Todesdrohung unter Druck zu setzen Zudem, eher rechne ich mir keine weiteren 30 Jahre mehr aus
Gerade bei den massiven psychischen Problemen, die Du in (2-3) anreißt, denke ich, kann "fat acceptance" etwas erreichen. Das Ausmaß negativer (Selbst-) Bilder in diesem Falle ist schon erschreckend. Es gibt durchaus Extremisten, die frech behaupten, man solle übergewichtige Personen diskriminieren, damit die "motiviert" sind, etwas zu ändern
Wenn man das alles mal versucht, im Kontext zu sehen, denke ich eher an etwas wie Intersektionalität. Neben einem insgesamt recht schwer in den Griff zu bekommenden Feld möglicher "AB-Ursachen" könnte Übergewicht eine weitere Intersektionslinie darstellen.
Einfacher darzustellen versucht: Übergewicht bedingt nicht AB, das ist offensichtlich, und darauf wurde immer wieder hingewiesen. Wenn aber bereits andere Probleme bestehen, dann macht es ein zusätzliches nur noch schwerer.
Ja genau, letzteres, da hätten wir ja schon ganz wesentliche Faktoren für eine psycho→somatische Wirkung.ABsynthist hat geschrieben: ↑26 Jun 2020 22:50P.S.: Ich hatte vor etwa 8 Jahren mal eine gute Phase in meinem Leben, wo ich es geschafft habe, bis auf einen BMI von etwa 27,5 runter zu kommen. Ich hatte damals das Gefühl, dass mich Frauen anders, d.h. positiver, länger, zugewandter angeschaut haben als davor und danach, als ich starkes Übergewicht hatte. Kann natürlich auch durch mein höheres Selbstbewusstsein oder andere Umstände bedingt gewesen sein.
Ich glaube nicht so recht, daß sich eine somato→psychische Wirkrichtung erreichen läßt, wenn das unter so gezwungenen Umständen wie oben geschildert stattfinden muß :/
Nun ja, ich behalte mir desweiteren vor, auch normal- bis untergewichtige Menschen aus meinem Beuteschema auszuschließen. Egal, ob die sich selbst attraktiv finden. Ich muß es denen aber nicht auf die Nase binden. Es sei denn, sie legen es darauf an, von mir gekorbt zu werdenABsynthist hat geschrieben: ↑27 Jun 2020 00:40Etliche Vertreter der Body-Positivity-Bewegung sagen halt genau das: "Jeder Körper ist schön". Ganz klar ein Selbstbetrug. Es ist halt ein Faktum, dass etliche Leute stark übergewichtige Menschen nicht schön finden. Da kann man sich das noch so lange einreden, man sei schön. Dafür, wie du von anderen wahrgenommen wirst spielt ausschließlich deren Wertung eine Rolle. Ob du dich selber schön findest ist dabei völlig irrelevant.