Nonkonformist hat geschrieben: ↑26 Jun 2020 07:49
Bei mir hat sich so ziemlich verinnerlicht:
Bauchmenschen schlecht.
Wann ich noch jung war war ich genau so kolerisch wie meinen Vater.
Ich habe gelernt es zu kontrollieren.
Ich habe meinen reptilienhirrn quasi auf null gestellt.
Ich habe meine Mutter gebeten mich zu erschießen wann ich jemals so wie mein Vater wird.
Und mich alle mühe gegeben mich ihm charakterlich so fern zu bleiben wie es nur geht.
Seitdem heißt es das ich 'zu nett' bin.
(Enige meiner OdBs haben das als hauptgrund gegeben warum das mit mir nichts wird.)
Bei mir war es meine Mutter, die extrem auf Reptilienhirn geschaltet war.
Man war ständig in einem Bombengebiet, sie konnte nicht zwei rationale Gedanken hintereinander
fassen, aber funkte die ganze Zeit und wollte die ganze Aufmerksamkeit.
Und wenn man mal nicht parierte, gab es verbale und körperliche Verletzungen. Oder wenn man
ihre Zwänge nicht erahnte und ausübte, dann knallte es auch.
Nur auf mich fokussiert sein, ging gar nicht und sie neidete es auch extrem, wenn man selber
ruhig und zufrieden war. Und wenn ich draußen war, um meine Ruhe zu haben, kam ich vielleicht
mit Dreck auf der Hose zurück und es gab das nächste Theater.
Ich wollte auch nie sein, wie meine Mutter.
Ich war sehr aggressionsgehemmt und oft auch einfach "kein zusammenhängendes Ich",
was überhaupt irgendwas will und Kontur hat.
Aber jetzt so mit dem Alter 40 plus, wo ich wieder mehr Draht zu mir bekommen habe,
und auch Aggressionen wieder stärker spüre, habe ich allzu oft Angst, dass ich so werde
wie sie und immer noch soviel von ihr in mir drin steckt.
Ich hätte Angst gehabt, Kindern das weiterzugeben , und selbst Haustiere möchte
ich nicht. (hab nur ab und an Kontakt zu den Tieren draußen).
Sehe aber auch Menschen, die sich gut sortiert bekommen haben, und irgendwann
diesen Weg gehen mit Mann und Kindern und es bewusst anders machen können
als ihre Eltern.
Ich selber fühle mich dazu zu "ich schwach". Ich nehme mir Dinge vor
und strebe auf gute Ziele zu und alle zwei Tage werde ich von innerem Stress
heimgesucht und versinke tief in ein ganz zerstörtes Gefühl, ich könnte da für nichts
garantieren, auf einer guten Spur zu bleiben.
schmog hat geschrieben: ↑26 Jun 2020 11:16
Versingled hat geschrieben: ↑26 Jun 2020 11:14
Wenn ein Mensch geboren wird ... dann ist er wie ein leeres Blatt Papier. Die Ersten, die auf dieses Blatt schreiben sind die Eltern. Und je nach dem, was sie zu Anfang auf dieses Blatt schreiben entwickelt sich der Mensch in die eine oder andere Richtung.
Meine toxische Mutter (die in ihrem Umfeld wirklich Alles und Jeden vergiftet hat) hat lange Zeit als Einzige auf mein Blatt geschrieben und ich brauchte bis nach meinem 50. um das zu begreifen. Bis dahin war ich ein verbitterter und wütender Mensch. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe.
Wie hast du das hinter dich gebracht?
Ja, das hab ich mich auch gefragt.
Gut, wenn man den Einfluss erkennen kann, und vor allem einen Weg findet, sich davon
frei zu machen.
Ich bekomme die äußere Distanzierung hin, aber an dieser inneren Prägung hab ich immer
noch zu knabbern und mehr als mir lieb ist, wirkt das immer wieder.
Wahrscheinlich muss man die Drachen in sich irgendwie bekämpfen. Oder in die forensische
Altenabteilung stecken, weil sie ausgedient haben, oder auf den Mond schießen.
Es ist schwer auch zu sehen, sie ist ein sehr kranker Mensch. Nicht alle kranken Menschen
tyrannisieren ihr Umfeld und richten solche verheerenden Schäden an.
Achso, Frage ist, wie gehen andere damit um. Eine "Schulfreundin" meinte, als ich mal
andeutete, mir ginge es nicht gut in der Familie "Man soll aber nicht schlecht über die Familie
reden" und "wir blasen alle mal Trübsal, aber geben keine Konzerte damit".
Ich denke, sie hat das ganze Ausmaß null interessiert, sie hatte ihre beschauliche Welt und sie
hatte später ihre Bilderbuchfamilie nach ihren Wunschvorstellungen.
Bei Kollegen habe ich Angst, dass ich als das unsympathische asoziale Monster gelte
und selber schuld bin und als egoistisch gelte, weil ich keinen Kontakt mit der Familie
mag. Aber ich denke, da sind oberflächliche Aussagen völlig ausreichend, ganz dünn
drüber, und dann die anderen was zurückfragen; da rechnet ja keiner mit einem
Drama und kann wohl auch nicht damit umgehen.
Ich denke, tiefer einsteigen würde ich nur noch bei Leuten, die man näher kennt, wo man
Vertrauen gefasst hat und wo es mehr ist als oberflächlich.
Für Menschen, die sowas eher nicht erlebt haben, ist das kaum verständlich.
Meine wenigen Bekanntschaften haben alle eher einen sehr schwierigen Hintergrund
und sind aber "gut ausgerichtet" und nicht selber total arschig geworden.