Moin, tut mir leid, irgendwie hatte ich diesen Beitrag bisher übersehen und deshalb nichts dazu gesagt.
patrick1506 hat geschrieben: ↑18 Jun 2020 18:38
Schattennacht hat geschrieben: ↑18 Jun 2020 00:10
Die aufgestauten Gefühle müssen raus, im sicheren, therapeutischen Rahmen. Wobei es bei dem "wie" darauf ankommt, was für eine Therapie Du genau machst (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch, etc.) und wie Deine Therapeutin arbeitet (auch mit was für Methoden aus anderen Gebieten) und ob das ausreicht oder da ein größerer Rahmen (bspw. stationärer Aufenthalt) angeraten ist.
Ich mache eine Tiefenpsychologische Therapie. Bisher waren das bei mir immer so aufs und abs. Zwischendurch sah es mal so aus, als hätte ich nen nachhaltigen Durchbruch geschaft und wir wollten die Therapie sogar schon auslaufen lassen. Das war dann leider nichts und nun befürchte ich, dass das gar nicht möchlich ist. Ich habe inzwischen das Gefühl, das alle um mich herum, einschließlich meiner Therapeutin, mir Mut zusprechen, in der Hoffnung dass die Illusion mir quasi als Möhre (ich bin dann der Esel) dient. Wenn ich mich mit meinem Umfeld unterhalte und von meinen Zielen erzähle, habe ich nicht das Gefühl dass die ernsthaft an mich glauben bzw. das die einfach sehen, dass ich niemals mit einer normalen Frau zusammen sein kann.
Was bringt Dich auf diese Idee? Also insb. daß es für andere offensichtlich sein, soll, daß Deine Ziele unerreichbar sind. Sie sagen Dir wie ich rauslese doch eher das Gegenteil, aber Du glaubst ihnen nicht. Du klingst als würdest Du an einem Motivationsworkshop (diese Schakaaa-Dinger) teilnehmen, aber nur um statt "Schakaaa" buh zu rufen.
Letztendlich ist es egal an was die glauben und wie üebrzeugend Du bist, die Frage ist: glaubst Du an Dich?
Wenn ich lese, daß Du die "Aufbauphrasen" Deiner Therapeutin als solche erkennst, bzw. "durchschaust", dann erinnerst Du mich an mich selber, wie ich darauf beharre realistisch zu sein, alle meinen ich wäre pessimistisch und mir gegenüber sitzt einer der mir positives Denken beibringen will. Klaro glaube ich dem kein Wort, einfach weil ich sehe: der/die versucht mich zu manipulieren. (gerne mit dem Unterton: der/die befasst sich gar nicht wirklich mit mir und dem was ich sage, sondern spielt das Standardprogramm ab). Deshalb ist die Frage dann doch auch: warum willst Du nicht an Dich glauben?
Ich vermute Du kannst es zum Einen nicht, weil Du in Deinem Elternhaus nie in Deinen Fähigkeiten gestärkt und unterstütz wurdest (im Gegenteil) und weil auch solche ungesunden Muster/Strukturen letzendlich Sicherheit geben, unbewußt daran fest hälst. (und auch sowas wie dem Gegenüber voll vertrauen grade in einer Therapie, spielt da eine Rolle, ohne dieses Vertrauen kannst Du nicht die Kontrolle abgeben und Dich auf die Manipulation ("Esel renn hinter der Möhre her") einlassen. Das würde ich auch nicht wollen, einfach so meinem Gegenüber die Möhre in die Hand drücken und sagen: mach mal, daß es mir besser geht.) Blöde ist halt, daß Du Dir damit selbst im Wege stehst und das ganze System, diese ungesunden Strukturen, die in Deinem Elternhaus geprägt wurden am Laufen hälst. Du blockierst Dich selber.
(Zum Anderen hast Du bewußt oder unbewußt Angst vor dem, was Du hervorholen müsstest und "willst" es so gesehen gar nicht; salopp gesagt: der jetzige Zustand ist weniger schlimm, als der frühere, mit dem Du Dich auseinander sezten müsstest. Vollstes Verständnis meinerseits dafür. Hilfreich ist sowas nur wenn man sich damit abfindet, auf der Stelle zu treten. Kann man machen, aucht trotz Therapie, muß man aber nicht. Kostet dann halt "Selbstüberwindung", wenn's an's Eingemachte geht.)
Hat die Tiefenpsychologin irgendwelche Zusatzmethoden am Start oder redet ihr "nur"?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Reden zwar viel anstoßen kann, grade kognitive Prozesse. Aber diese alten Erfahrungen und Gefühle auch andere Ventile brauchen, etwas körperliches, zum "ausagieren". Bspw. 'nen Sandsack verkloppen (weil man einfach nur sauer und wütend auf die Täter ist, derer man nicht habhaft werden kann). Häufig wird auch mit Atemübungen gearbeitet, aber das ist dann mehr zur Beruhigung und um von heftigen Gefühlen runter zu kommen oder "Achtsamkeit". Bei dem was ich über Deine Biographie gelesen habe, wäre das etwas, was ich an Deiner Stelle nach dem Sandsackkloppen machen würde. Du hast keine Lust Deine Wut auf Dein Elternhaus runter zu schlucken oder weg zu atmen. Du willst Dich nicht beruhigen, Du willst Dich aufregen. Über erfahrenes Leid und über Unrecht. Und das hat seine Berechtigung.
Wenn Du von den alten Gefühlen entlastet bist, kannst Du Dich ja vielleicht auf's hinter der neuen Möhre herlaufen einlassen.
(nur so'ne Idee)
Schattennacht hat geschrieben: ↑18 Jun 2020 00:10
Letztendlich läuft es auf eine Bearbeitung von erfahrenem Unrecht, vermutlich auch Traumatisierungen hinaus, sodaß Du mit dem Erlebten im Reinen bist und Dich nicht mehr dafür hassen mußt. Sondern Dich trotzdem annehmen und lieben kannst. Man sagt, ohne das wird's schwer mit "echten Liebensbeziehungen".
Das habe ich in der Therapie und von Freunden auch schon gehört. Zum einen weiß ich nicht wie das gehen soll. Ich werde jeden Tag an dieses Unrecht erinnert und ich kann die Menschen die mir das angetan haben nicht mehr zur Rechenschaft ziehen. Zweiteres wäre für mich eigentlich extrem wichtig um damit abschließen zu können. Ich muss aber damit Leben, dass diese Menschen ein ganz normales und gutes Leben führen während ich das ausbaden darf. Somit hört das Unrecht ja auch nicht auf, sondern findet jeden Tag aufs neue statt. Und im schlimmsten Fall kommt früher oder später der Staat auf mich zu und verlangt dass ich für diese Menschen auch noch bezahle, dagegen werde ich natürlich klagen, aber da ist der Ausgang auch ungewiss. Wie soll ich damit abschließen, wenn diese Ungerechtigkeit nichteinmal aufhört und quasi immer noch andauert?
Indem Du Dich, wie Du heute bist davon löst?
Dazu mußt Du es können und wollen. Beim Können können Therapeuten helfen, beim Wollen nicht.
Was erinnert Dich tagtäglich daran? (Du mußt das nicht berichten, es geht mir nicht um Details) Sind es Erinnerungen, siehst Du diese Menschen regelmäßig oder hast Du körperliche Spuren davon getragen. Oder eine Kombination oder etwas was mir grade nicht einfällt. Wie dem auch sei, Erinnerungen kann man aufarbeiten (nicht nur das was in Deinem Kopf gespeichert ist, auch auf körperlicher Ebene passiert da einiges) bspw. Wohnorte kann man wechseln und bei Narben kann man mit Tatoos dem eine andere Bedeutung geben. Alles etwas, daß den Fokus von dem woher sie ursprünglich stammen und von den Gefühlen (Ohnmacht, Wut, Trauer, Schmerz, Scham) die mit ihnen verbunden sind auf einen anderen Aspekt lenkt. Den Fokus verändert. Etwas das Dich mit Stolz erfüllt und Du sagen kannst: das habe ich überlebt, ich bin Überlebender. Raus aus der Opfer-
Haltung. Hin zu: das habe ich für mich draus gemacht.
Zum anderen kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass das bei der Beziehungsanbahnung eine Rolle spielt. Falls doch wäre das natürlich die Erklärung und das ist es was mich hässlich macht und nicht das Gesicht. Das wäre dann allerdings auch eine Erklärung warum ich fast keine Männer sehe die aus meiner Sicht hässlicher sind als ich. Meine Therapeutin versucht es da ähnlich und wenn ich mich anstrenge, finde ich Beispiele dafür, dass Frauen nicht von meinem Äusseren abgeschreckt wurden, sondern von meiner Art oder sogar von mir, sprich ich hab sie abgewiesen oder um es mit den Worten meiner Therapeutin zu sagen "am ausgestreckten Arm verhungern lassen". Wie gesagt für mich ist das aber nur sehr schwer vorstellbar, da ich das im wörtlichen Sinn, einfach als real sehe. Bisher konnte ich da alternative Theorien leider nicht etablieren.
Doch tut es. Das was Du an "Themen", Gefühlen, Erfahrungen u.ä. aufgrund Deiner Biographie mit Dir herumträgst klebt Dir "wie Scheiße am Schuh".
Andere spüren unbewußt, erst Recht wenn sie sich Dir auch körperlich nähern, was da in Dir brodelt, welche Energien/Ladungen, unbewußte Prozesse vorhanden sind. Das soll grundsätzlich so sein (habe auf die schnelle keine sinnvolle Quelle gefunden die ich verlinken könnte). Es ist umso stärker so, je heftiger die (frühen) Erfahrungen mit den Bezugspersonen und deren Beziehungen waren. Unbewußt schlürrst Du auch die Beziehungskonstrukte mit Dir rum, die Dir als Kind wiederfahren sind und die Dir vorgelebt wurden. Das prägt Dich und es ja, umgibt Dich, unsichtbar. (keine Ahnung ob man das selber mit therapeutischer Hilfe spüren kann, was andere wahrnehmen, vermutlich nicht; das kann Dir aber ein TherapeutIn spiegeln) Du weißt nicht das es da ist, andere sehen es nicht bewußt, aber sie spüren es. Das schreckt ab, außer sie haben selber passende (ungesunde) Muster. Das gibt dann nicht so angenehm verlaufende Beziehungen.
Wie genau kam es zu der Aussage Deiner Therapeutin, daß Du Deine Gegenüber am ausgestreckten Arm hast verhungern lassen? Spielt sie darauf an, daß Du emotional nicht offen warst, nicht Vertrauen konntest, Dich nicht einlassen konntest? Hat sie das näher beschrieben was sie meint?
(Vermutung: Du kannst Dir selber nicht die Gefühle von Liebe und Anerkennung geben, die Dein Gegenüber Dir geben möchte und auch von Dir erfahren möchte, weshalb sie nicht "andocken" kann. Es würde auf ein einseitiges Geben hinauslaufen. Rational betrachtet ein "Kuhhandel".)
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Schattennacht hat geschrieben: ↑18 Jun 2020 00:10
Nachdem was ich zu Anfang diese Themas von Dir gelesen habe, finde ich die Richtung in die es sich jetzt entwickelt viel gesünder. Denn mal ehrlich: eine OP brächte keinerlei Änderung bei den Dingen, die ursächlich für das eigentliche Problem sind.
Hmmm, leider ist das genau mein Teufelskreis. Ich komme mal mehr und mal weniger, von diesen Gedanken weg und nach einiger Zeit und einigen (negativen) Erlebnissen holt es mich dann wieder ein und ich fühle mich wieder hässlich.
Ja, finde ich logisch, kenne ich selber. Grund: Du bist noch nicht zur eigentlichen Ursache durchgekommen und hast die noch nicht bearbeitet. Das "Problem" an dem es sich zeigt ist ein Symptom. Die eigentliche Ursache ist ja ohnehin nicht, daß Du hässlich bist, sondern, daß Du Dich hässlich (und ungeliebt und benachteiligt und nicht gewertschätzt) fühlst. Weil Du damit aufgewachsen bist, daß man Dich so behandelt hat, es Dir gezeigt und gesagt hat. Solange Du versuchst die Wertschätzung und Deine empfunde Hässlichkeit im Hier und Jetzt zu suchen und daran arbeitest, was Du da (auch mit Hilfe findest), solange bleibt die eigentliche Ursache bestehen und holt Dich immer wieder ein. Spätestens wenn die nächsten Erlebnisse in die gleiche Kerbe schlagen und die tiefen Ursachen treffen. Das ist wie ein Kartenhaus auf Sand bauen. Anstrengend und man hat das Gefühl, durch Morast oder Treibsand laufen zu müssen und kaum vom Fleck zu kommen. Bildlich gesprochen muss man den Sumpf austrocknen, ihm den Nährboden entziehen. Ich sehe solche Aufarbeitungsprozesse mittlerweile als iterative Durchläufe an, das sind keine linearen Entwicklungen (bei mir jedenfalls nicht).
So, das wollte ich noch dazu schreiben.
Ach und der hier ist gut
:
nur in der Regel sind die sozialen Kreise der Menschen jenseits der 20er eigentlich in sich geschlossen.
Jaein. Aber ja, es wird mit jedem Lebensjahrzehnt weniger. Andererseits: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Irgendwann sind dann alle geschieden/getrennt und müssen sich neue Menschen suchen mit denen sie ihr Leben teilen.
Klar macht man da noch Bekanntschaften, aber engere Freundschaften knüpft man eher nicht mehr. Was die andere Seite angeht habe ich aber Aufgeräumt, ich habe alle toxischen Menschen aus meinem Leben gestrichen.
Sei gewiss: es rücken stetig welche nach, die da rein wollen.
Ich wollte noch was "Weises" zum Abschluß schreiben, okay. Gute Nacht.