cama hat geschrieben: ↑23 Mai 2020 15:04
Uh, noch einer meiner 'Lieblingssätze' im ganz und gar negativen Sinn. 'mein eigenes Glück vom Partner abhängig MACHEN'. Also aktiv etwas tun, was ich nicht steuern kann. Ich versuche es mal mit einem Beispiel: Seit ich denken kann, konnte ich schlecht einschlafen und bin nachts oft wachgelegen. Da gibt es natürlich Möglichkeiten, gegenzusteuern. Autogenes Training, Meditation, neue Matratze, den Schlafplatz gemütlicher einrichten, bessere Schlafhygiene...und vieles mehr. Ich hatte ziemlich lang Zeit, Sachen auszuprobieren, die helfen könnten. Hängengeblieben von all der Probiererei ist zum Beispiel Yoga ausüben, das Wissen darüber, wie ich meinen Schlafplatz am liebsten möchte und welche Teesorte mich am besten beruhigt. Wirklich durchschlagenden Erfolg hat das alles aber nicht gebracht, ich habe damit gelebt, daß ich nun mal schlecht schlafe. Akzeptanz und so.
Und dann hatte ich einen Partner, und seitdem schlafe ich manchmal ein, sobald mein Kopf das Kissen berührt. Was sagt mir das jetzt? Daß ich nur noch nicht die eine Einschlafmethode gefunden hatte, die es dann gewesen wäre? Wenn ich noch fünf oder zehn oder dreißig Jahre länger Single gewesen wäre, dann hätte ich sicher was gefunden, was hilft, vorausgesetzt natürlich, ich hätte auch wirklich gewollt?
Klar gehen Beziehungen auseinander, auch meine Beziehung kann enden. Was dann ist, weiß ich nicht. Zurechtkommen würde ich ganz sicher, bin ich früher ja auch. Ich kann gut alles praktische tun, was zu tun ist. Aber Glück ist was ganz anderes als zurechtkommen, finde ich.
Und nebenbei: Ich kenne eine Reihe von Frauen, die allein nicht oder nur schlecht klarkommen. Die selber keine Winterreifen aufs Auto gemacht kriegen, kein Regal an der Wand befestigen können, noch nie allein im Urlaub, im Kino oder im Restaurant waren...weil dafür erst Papi zuständig war und dann übergangslos der jeweilige Partner. Und trotzdem sind das Frauen, die nie Probleme hatten, Partner zu finden.
Du vergleichst da Äpfel mit Birnen. Den letzten Absatz, den du meintest, ist einfach eine Form von Unselbstständigkeit, die allerdings einen nicht unbedingt abhängig machen. Selbst wenn Papi nicht da ist und sie single sind, können sie jeden x-beliebigen für diese Aufgabe anfragen. Weißt du, was ich meine?
Ich meine aber vom Partner abhängig machen im emotionalen Sinne. Emotionale Abhängigkeit. Dass man sich sowieso mehr an den Menschen bindet ist klar und natürlich. Allerdings ist es wie mit vielen Dingen im Leben: Die Dosis macht das Gift.
Zu viel macht abhängig und bei Abhängigkeit vernachlässigt man sich selbst. Ein eigenes Leben hat man dennoch und auch eine gewisse Selbstständigkeit. Wenn der Partner quasi das Zentrum des eigenen Lebens wird, dann engt man auch das Leben des Partners ein und das kann auch wiederum belastend für eine Beziehung sein. Schlimmstenfalls - wenn der Partner toxisch ist - kann er/sie alles mit dir anstellen und du würdest ihn/sie trotzdem nicht verlassen. Eben wegen der emotionalen Abhängigkeit.
Das Ding ist, die emotionale Abhängigkeit entsteht oftmals bei diese Sorte Menschen - zumindest ist mir das oftmals so aufgefallen - die eben nicht diese Selbstliebe haben. Sie schauen sich in den Spiegel an und sehen nur negatives an sich. Sie würden sich selber nie ein Kompliment machen und auch nie das Selbstvertrauen haben, wirklich etwas großes im Leben zu erreichen. Deren Selbstwert ist meist im Keller. Und dann sehnen sie sich nach einen Menschen, der/die alles hat, was sie sich eventuell auch für sich wünschen würden, aber dem Glauben sind, sie erreichen es eh nie. Der Partner soll der stärkere Part sein, der einen immer aus den negativen Gedanken rauszieht und einem die Welt zum strahlen bringt.
Ich formuliere es extra übertrieben und auch etwas provokant, damit das unmissverständlich rüberkommt.
Das ist einfach nur toxisch und hat mit aufrichtiger Liebe auch nichts mehr zu tun.
Und das ist auch etwas, was ich niemanden wünsche. Vor allem niemanden, der/die vllt zuvor noch nie geliebt hat bzw. in einer Beziehung war. Gerade die ersten Erfahrungen sollten doch die Schönsten sein.
Sihena hat geschrieben: ↑23 Mai 2020 07:57
Da wird es für mich immer interessant. Wie lernt man denn Selbstliebe? Die Frage konnte mir bisher noch niemand beantworten. Es wäre sicher toll, wenn ich mich selber lieben würde, das loben ja immer alle in den höchsten Tönen. Wenn ich mich morgens im Spiegel sehen würde und denken würde: 'Ohhh, toll, was seh ich heute wieder gut aus, und sicher rocke ich heute auf der Arbeit das Haus.
' Stattdessen sehe ich halt diese dicke olle Trulla und denke: 'Na ja. Wasch ich die Tante halt. Ne andere hab ich ja nicht.'
Logischerweise hatte ich auch jahrelang Zeit, an meiner mangelnden Selbstliebe rumzuverbessern...das hat noch weniger geklappt, als das Beispiel mit dem schlecht schlafen oben. Was wäre denn dein Tipp für mich, wie fange ich an, mich selbst zu lieben?
...wahrscheinlich hab ich das schon irgendwann mal versucht.
Neue Erfahrungen, da bin ich wieder bei dir: immer, gerne, langweilig wird es nie.
Ich kann es dir beantworten, wie ich es für mich erfahren habe. Nur weiß ich nicht, ob es dir was bringen wird bzw. ob du für dich was damit anfangen kannst. Vielleicht klingt es für dich einleuchtend. Vielleicht hältst du es auch für Schwachsinn.
Aber ich versuch's mal zu erläutern:
Wenn ich mich morgens in den Spiegel anschaue, fixiere ich mich nicht mehr auf das Negative, sondern nur auf die positiven Dinge, die ich an mir mag. Jeder Mensch achtet nur auf die ganzen kleinen 'Makel', die anderen aber gar nicht auffallen. Gerade wir Frauen sind da ja Top darin, uns runter zu machen. Dabei fallen den Männern solche Kleinigkeiten gar nicht erst auf. Wenn du hier und da eine Falte hast, einen Dehnungsstreifen oder sonst was der Art, wird der Mann das gar nicht erst bemerken.
Natürlich, es ist auch nicht uuuunbedingt wichtig, wie andere einen finden. Eigentlich sollte es einem egal sein. Nur leider findet man sich aber nur deshalb unattraktiv, weil negative Aussagen vom Umfeld zuvor gekommen sind, die negativ/beleidigend waren oder weil Medien utopische Vorbilder vorgezeigt werden, die nicht der Natürlichkeit entsprechen. Ob man will oder nicht, das Umfeld beeinflusst einen dennoch und sich komplett davon zu befreien ist schwierig. Aber das muss man eigentlich auch nicht.
Wichtiger ist eher, dass man einfach nur positives an sich ranlässt und negative Bemerkungen einfach rausfiltert und nicht ernst nimmt. Jemand, der dich bewusst aufs Äußere beleidigt (das Aussehen ist ja das, worauf viele sich gerne stürzen), der versucht dich zu kränken. Das kommt meist von Menschen, die auch mit sich selber ein Problem haben. Wenn sie andere verletzen, versuchen sie, sich von denen abzuheben und sich dadurch besser zu fühlen. Dass es denen selber nichts bringt, merken sie allerdings selber nicht. Wenn man sich das bewusst macht, dann sind die negativen Bemerkungen gar nicht mehr so treffend. Meist fing ich an, einfach darüber zu lachen.
Und wichtig ist auch, dass man mehr in den Fokus rückt: "Was mag ich an mir?" Und wenn ich etwas an mir nicht mag: "Wie kann man es denn positiv verändern?"
Zum Einen ist es die innere Einstellung zu sich selber. Manche Dinge kann man einfach nicht ändern. Und da ist es wichtig, sich selber die Möglichkeit zu geben, sich zu akzeptieren und zu sagen 'ich bin gut so, wie ich bin'. Manche Dinge wiederum kann man ändern.
Mir ist aufgefallen, dass mir nicht nur der große Gewichtsverlust half, mich wohler in meiner Haut zu fühlen. Ich fing auch an, mit Kleidung, Frisur etc. zu experimentieren und fand einen Stil für mich, in dem ich mich feminin, elegant, weiblich und vor allem wohl drin fühle. Für eine Frau, die zuvor grau in grau und in oversize Klamotten im Schlabberlook rumgelaufen ist, ist das wirklich eine massive Veränderung. Und dabei musste ich bei dem Thema Klamotten nicht mal viel machen.
Die innere Einstellung ist aber etwas, woran man lange arbeiten muss. Auch ich habe manchmal so wenige Tage, wo ich richtig demotiviert und down bin. Und auch da habe ich mich immer wieder selber in den Allerwertesten getreten und mich gedanklich selbst motiviert. Vor allem hilft es mir auch, dann etwas zu machen, wo ich meinen Dampf rauslassen kann (z.B. Sport) und dann fühle ich mich wieder viel besser. Und ich sag dir schon mal, ich arbeite seit über 2 Jahren an meiner inneren Einstellung und ich bin immer noch nicht ganz dort, wo ich sein will. Aber die Selbstliebe und die Selbstachtung, die ist bei mir immer richtig gewachsen.
Also anstatt zu sagen "Ich bin eine dicke, olle Trulla" sag doch lieber etwas liebevolles zu dir. Gehe mit dir liebevoll um und betrachte dich und deinen Körper aus einer positiven Sichtweise.
Sag zu dir doch lieber Dinge wie "Ich bin eine wunderschöne Frau mit Kurven."
Und ich bin mir auch sicher, dass auch du etwas hast, was du an dir selber magst.
Mache dir die schönen Dinge immer selber deutlich und verbanne all die negativen, hässlichen Worte aus deinem Kopf und aus deinem Leben.
Je mehr du das dann auch so beibehältst, desto mehr empfindest du es auch so.