Wolfgang Wodarg hat wieder was beigetragen:
Covid-19 - ein Fall für Medical Detectives
Er versucht seine frühere und aufsehenerregende Behauptung, dass Covid-19 eine vergleichsweise harmlose Erkrankung sei, damit zu retten, dass er jetzt beobachtete hohe Todesraten erklärt mit der Behandlung von dafür ungeeigneter Patienten mit Hydroxychloroquin (eigentlich ein Anti-Malariamittel). Die medizinischen Ausführungen zu Nebenwirkungen kann ich nicht beurteilen, aber ich finde es es unglaubwürdig, dass das noch keiner mitbekommen haben soll, wenn ein verabreichtes Medikament die Lage nicht verbessert sondern verschlechtert, insbesondere dann wenn es erst ab einem gewissen Stadium verabreicht wird. Da braucht es dann einen deutschen Lungenarzt aus Ferndiagnose, der das dann feststellt? Stattdessen würde ich von Ärzten, die das Medikament tatsächlich gegen Malaria verwenden, dass die Grenzen kennen, und aus solchen Risikoregionen sollten dann wenig Tote gemeldet werden, wenn das der Ursachenzusammenhang wäre. Auch die Risikoverteilung auf ethnische Gruppen ist nicht sonderlich überraschend, weil ja schon länger bekannt ist, dass diverse Vorerkrankungen und sozio-ökonomische Faktoren ebenfalls stark mit-differieren, das ist jetzt kein Spezifikum von Hydroxychloroquin.
Da finde ich seine vorherige Ad-hoc-Erklärung: jaa, das liege an der Luftverschmutzung, noch ein Stück glaubwürdiger ...
Dann arbeitet er sich noch an Christian Drosten ab. OK, darf er. Und ich finde es als eine fundamental kritikwürdige Angelegenheit, wenn Forscher heute Drittmittel von der Industrie einwerben sollen; ebenso dass die Staaten die Finanzierung der WHO überwiegend den Privaten überlassen haben. Aber wenn das heute normal ist, dann ist es auch nichts Besonderes, wenn Drosten von der Bill and Melinda Gates Foundation gefördert wird. Das sagt dann doch nichts aus. Es bringt doch nichts, das Ross zu schlagen, wenn man den Reiter meint ...
Und dann meint er auch noch, das Virusnachweisverfahren runtermachen zu müssen. Auch da wiederum ist die Frage, woher er die Gewissheit nimmt, dass das noch niemanden sonst aufgefallen sein soll, wenn der Test wirklich so unspezifisch sein soll. Es gab ja sogar schon Medienberichte, dass irgendwo mal schlechte Testkits gekauft worden sein sollen und so. Kommt mir mehr so vor, als wollte er wirklich Drosten was anhängen, konkret dass dessen Test nichts taugt.
Aber eigentlich, angenommen er liegt damit richtig, dass seine Aussagen über die Genauigkeit des Tests zutreffen und er häufig auf harmlose Coronaviren anschlägt ... dann gilt im Prinzip dasselbe, was ich vorher auch schon knopper geantwortet hatte. Dann ist die Zahl der Infektionen, die tatsächlich am SARS-CoV-2 liegen geringer (als die rohen Ergebnisse angeben würden) und da die im Nenner stehen, ist dann die Letalität höher. In dem Fall hat sich Wodarg mit seiner Argumentation voll ins Knie geschossen und seine Verharmlosung von Covid-19 lässt sich nicht halten, weil dann vielleicht die niedrigen gemessenen Letalitäten von Verwässerung mit den harmlosen Viren stammen und wo SARS-CoV-2 mal so richtig geballt reinfetzt fällt das nicht mehr ins Gewicht und die Letalität steigt dann über (manchmal beobachtete) 10%, weil der halt so gefährlich ist. Dann wäre SARS-2 möglicherweise schlimmer als SARS-1.
Aber das wiederum glaube ich ebenfalls nicht.
(Ich nehme ihm eigentlich keine seiner Behauptungen ab, außer der, dass man Hydroxychloroquin eher nicht verwenden sollte.)